Der Rächer treibt sein Unwesen in London
Als ich die Ankündigung des Thrillers von Toni Kent las, erinnerte ich mich schlagartig an seinen Debütthriller »3-2-1 Im Kreis der Verschwörer«, den ich ebenfalls in meinem Blog besprochen habe. Nun war ...
Als ich die Ankündigung des Thrillers von Toni Kent las, erinnerte ich mich schlagartig an seinen Debütthriller »3-2-1 Im Kreis der Verschwörer«, den ich ebenfalls in meinem Blog besprochen habe. Nun war ich gespannt auf eine mögliche Fortsetzung.
»Der Rächer« ist aber keine Fortsetzung der Handlung, wohl aber eine im Leben der Figuren des ersten Romans. Protagonisten sind der Anwalt Michael Devlin, inzwischen zum Kronanwalt befördert, und seine – nun – Verlobte, die TV-Reporterin Sarah Truman.
In seinem Haus wird ein Lordoberrichter bestialisch getötet, zerstückelt und an der Wand gekreuzigt. Die Ermordung eines Mannes solchen Kalibers, der sich aufgrund seines Berufes nicht wenig Feinde gemacht hatte, setzt die Polizei gewaltig unter Druck. Eine der renomiertesten und besten Leiterinnen einer Mordkommission in London, Joelle Levi, wird mit dem Fall betraut. Sarah ist als Reporterin ebenfalls sofort am Ball. Nur der Kronanwalt hat noch in einem anderen Fall zu tun. Obwohl er das Opfer kennt, sein Freund ein enger Dreund des Opfers war, ist dessen Tod für ihn dienstlich nicht von Belang. Es ist nur Gerichtsklatsch und er hat damit nichts zu tun. Bis dann …
Da Toni Kent selbst als Anwalt in London arbeitet, sind ihm die juristischen Vorgänge, die er sehr haarklein genau in »Der Rächer« schildert, längst geläufig. Er schildert zunächst die Tätigkeiten und Abläufe der von mir oben genannten drei Figuren. Im Falle des ermordeten Richters sieht man den Ablauf der Ermittlung aus der Sicht des Polizeiapparat und aus der der Medien. Über den Kronanwalt baut sich dessen aktueller Prozess auf. Und eine weitere Handlung, die die Arbeit der Mordermittler stört, ist die Ermordung weiterer Leute, die nichts mit dem ersten Opfer zu tun haben.
Über einen langen Zeitraum läuft für die Leser alles parallel. Stets ist man darauf bedacht, nichts zu verpassen, was vielleicht Rückschlüsse auf einen anderen Strand zulässt.
Tony Kent versteht es meisterlich, die Figuren trotz aller Widersprüchlichkeit sympathisch erscheinen zu lassen. Dass das Geschehen ein blanker Nervenkitzel bleibt und auch die Beziehungen zu knistern beginnen, ist offenbar selbstverständlich.
Die vielen Details aus der britischen Justiz sind mir persönlich ein willkommener Gegenpol zu den vielen amerikanischen Gerichtsromanen, die ich gelesen habe. Ich habe selbst die kleinsten Details genossen. Die Dialoge im Gericht selbst vor den Geschworenen sind genau solche Leckerbissen wie ähnliche Dialoge bei dem Bestsellerautor Michael Connelly.
Natürlich gibt es zudem viel britisches Lokalkolorit. Durch meine Erfahrungen in England kamen mir viele kleine Begebenheiten im Tagesablauf sehr bekannt und authentisch vor.
»Der Rächer« von Tony Kent ist ein Thriller, den ich in jedem Fall sehr empfehlen kann.
© Detlef Knut, Düsseldorf 2021