Aktuell und fesselnd
Nachdem mich die letzten beiden Bücher ja nicht so wirklich begeistern konnten, geht es mit "Selfies" wieder bergauf.
Im Prolog blicken wir zurück ins Jahr 1995, wo die kleine Dorrit das Geheimzimmer ...
Nachdem mich die letzten beiden Bücher ja nicht so wirklich begeistern konnten, geht es mit "Selfies" wieder bergauf.
Im Prolog blicken wir zurück ins Jahr 1995, wo die kleine Dorrit das Geheimzimmer ihres Opas entdeckt. Dieser zeigt ihr ohne zu zögern grauenhafte Bilder von Hinrichtungen im Konzentrationslager, die er als SS-Soldate durchführte. Sein Nazi-Schrein ist voll mit Trophäen und Bildern.
Danach geht es in die Gegenwart ins Jahr 2016 und aus der kleinen Dorrit ist eine junge Frau geworden, die sich Denise nennt und vom Sozialgeld und ihren "Sugardaddies" lebt. Im Wartezimmer des Sozialamtes lernt sie zwei gleichgesinnte junge Frauen kennen: Michelle und Jazmine. Alle drei träumen vom großen Geld und wollen dabei keinen Finger rühren, außer hübsch auszusehen. Dabei sind ihnen alle Mittel recht....
Carl und Assad befürchten zur selben Zeit um das Bestehen des Dezernates Q. Rose scheint hier falsche Angaben über die Erfolgsquote der gelösten Fälle gemacht zu haben. Die Rüge, die sie deshalb von Carl erhält, löst eine nicht geahnte Reaktion aus, die sie in eine tiefe Depression stürzen. Rose versinkt mehr und mehr im Dunkel der Vergangenheit und landet wieder in der Psychatrie. So bearbeiten Carl und Assad alleine einen alten ungelösten Fall eines mittlerweile pensionierten Kollegen, bei dem eine junge Frau heimtückisch erschlagen wurde. Dieser Fall hat allerdings große Ähnlichkeit mit einem aktuellen Mord an einer älteren Dame, der Großmutter von Denise. Doch die Mordkommission hat bald weitere aktuelle Fälle zu klären: Ein Irrer versucht junge Frauen mit Absicht zu überfahren und das erste Opfer ist Michelle. So dringen Carl und Assad unerwünscht in die aktuellen Morduntersuchungen, was dem Polizeipräsident gar nicht gefällt. Und die Sorgen um Rose werden ebenfalls immer größer....
Die handelnden Personen sind diesmal richtig aus dem Leben gegriffen und entsprechen teilweise dem heutigen Zeitgeist. Es passierte mir wohl erst zum zweiten Mal bei einem Thriller, dass ich absolut kein Mitleid mit den Opfern hatte. Das gab mir etwas zu denken....
Ebenfalls wird im siebenten Fall endlich das Geheimnis um Rose gelüftet, die in eine lebensbedrohliche Situation gerät. Die skurille und gespaltene Persönlichkeit von Rose muss man zwar mögen, doch ist sie immer ein Garant für den richtigen Riecher bei aussichtslosen Fällen. Mit Hilfe von Gordon stöbern Carl und Assad auch in ihrer Vergangenheit und helfen Rose aus dem Sumpf ihrer Gedanken. Hier leiden eingefleischte Dezernat Q-Fans mit allen Figuren mit, denn mittlerweile sind mir Carl, Assad, Rose und nun auch Gordon schon sehr ans Herz gewachsen. Es freut mich, dass die Vergangenheit von Rose endlich aufgedeckt wird. Im nächsten Band sollen wir dann auch mehr über Assad erfahren.
Der Spannungsaufbau beginnt langsam. Zuerst ist man wegen der vielen Handlungsstränge etwas verwirrt, die auf dem Leser wirken, als würden sie nicht zusammenpassen. Doch nach und nach setzt sich Puzzleteilchen um Puzzleteilchen aus den aktuellen Morden mit dem alten Fall, den Carl und Assad bearbeiten, zusammen. Das dauert jedoch und führt zu einem hohen Spannungsbogen auf den letzten zweihundert Seiten, bei dem man das Buch nicht mehr aus der Hand legen möchte. Jussi Adler Olsen versteht es perfekt die verschiedenen Handlungsstränge so geschickt zu verweben, dass am Ende eine komplexe Geschichte, sowie ein logisches Ende ohne offene Fragen zurückbleibt und den Leser das Buch zufrieden zuklappen lässt.
Man kann den siebenten Band problemlos auch als Einzelgeschichte lesen, jedoch versteht man manche Zusammenhänge weniger, wenn die Vorgeschichten dazu nicht bekannt sind.
Fazit:
Der siebente Fall ist äußerst komplex und hält einige Überraschungen bereit. Jussi Adler-Olsen versteht es viele Handlungsstränge gekonnt zu einer spannenden Geschichte zu verknüpfen. Für Dezernat Q Fans ein absolutes MUSS, denn dieser Band der Reihe ist definitiv um vieles besser, als die beiden Vorgänger.