Absolute Loyalität statt Eignung?
In dem 16 Kapitel und 256 Seiten umfassenden Werk arbeitet sich Peter Pilz, Ex-Politiker und Herausgeber des Online-Magazins ZackZack, an Bundeskanzler Sebastian Kurz und seiner Politik ab und durchleuchtet ...
In dem 16 Kapitel und 256 Seiten umfassenden Werk arbeitet sich Peter Pilz, Ex-Politiker und Herausgeber des Online-Magazins ZackZack, an Bundeskanzler Sebastian Kurz und seiner Politik ab und durchleuchtet das sogenannte „System Kurz“.
Man muss Peter Pilz nicht mögen, um seiner gut nachvollziehbaren Schilderung des kurz'schen Krimis "Projekt Ballhausplatz" folgen zu können. Trotzdem kann jeder Mensch mit einem Mindestmaß an moralischen Werten diesem Buch und dem Autor beipflichten, wenn es darum geht Sebastian Kurz, als jene Person zu entlarven, welche sich in einer Reihe von Victor Orban und Wladimir Putin einordnen lässt.
Kurz wirkt auf viele Menschen wie ein Heilsbringer, denn (und das ist seine Stärke) er hört zu und hat eine feine Antenne für Stimmungen. Daher kommt es nicht von ungefähr, dass er ständig Umfragen in Auftrag gibt. Dabei schafft er es, den anderen Parteien das Wasser abzugraben, wenn er deren Ideen nur ein klein wenig verändert als die seinen ausgibt. Diese Stärke ist gleichzeitig seine Schwäche, denn eigene Ideen, hat er kaum anzubieten.
Sein wahrscheinlich größtes Talent ist, von seinen Schwächen abzulenken, indem er in die Rolle eines charismatischen Kompetenten schlüpft. Er vermittelt den Eindruck, in dieser oder jener Sache sattelfest zu sein. Einen Bundeskanzler darzustellen, vermag er wie kein Zweiter.
Interessant ist, dass auch seine nähere Umgebung sich hauptsächlich durch „unbedingte Loyalität“ (manchmal hat man den Eindruck von „Kadavergehorsam“) ihm gegenüber als durch Sachverstand und Wissen auszeichnet. Gut, ein Minister muss nicht unbedingt über jedes Detail seines Ressorts Bescheid wissen, dafür hat er seine Beamten. Aber, da wird ja auch kräftig umgefärbt.
Peter Pilz fasst in seinem Buch kurz und knackig zusammen, was seit Kurz' Machtübernahme passiert ist. Dafür wälzt er Tausende Seiten von Protokollen und Akten der diversen Untersuchungsausschüsse.
Wie gesagt, man muss Peter Pilz nicht mögen, aber diese Geschichte eines skrupellosen Aufsteigers, der an die Macht will und bereit ist, alles dafür zu tun, macht betroffen. Ob Geheimdienste, Polizei, Justiz, Medien, Parlament oder öffentliche Wirtschaft, sie alle sollen nach (s)einer Pfeife tanzen. Irgendwie erschreckend, oder?