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Bineira

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 06.03.2022

Wunderschöne Sprache

Der letzte Sommer in der Stadt
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Das Cover in Schwarz-gelb zeigt einen jungen Mann im Anzug und mit Sonnenbrille, der betont cool auf einer Balkonbrüstung sitzt und raucht. In Hintergrund erkennt man im Dunst die Dächer Roms.

Die ...

Das Cover in Schwarz-gelb zeigt einen jungen Mann im Anzug und mit Sonnenbrille, der betont cool auf einer Balkonbrüstung sitzt und raucht. In Hintergrund erkennt man im Dunst die Dächer Roms.

Die Geschichte spielt Anfang der siebziger Jahre, die Originalausgabe von "Der letzte Sommer in der Stadt" erschien 1973 und wird erst jetzt in mehr als zwanzig Sprachen übersetzt.

Der junge Leo kommt aus Mailand nach Rom , wo er das wahre Leben sucht. Schnell findet er eine Wohnung, Freunde und einen Job bei einer Sportzeitung. Doch das alles bedeutet ihm nichts. Genau wie die anderen jungen Männer in seiner Clique lässt er sich treiben, trinkt und feiert er über seine Verhältnisse. Dann lernt Leo die undurchschaubare Arianna kennen, in die er sich hoffnungslos verliebt.

Der Roman ist in einer wunderschönen, bildhaften Sprache geschrieben. Karin Krieger hat ihn hervorragend ins Deutsche übersetzt. Die sommerglühende Stadt wird vor dem inneren Auge des Lesers lebendig, und die Melancholie des Scheiterns ist spürbar.

Dennoch hat mich die Geschichte nicht so fesseln können, wie ich nach dem sehr starken Anfang angenommen hatte. Zuviel Selbstmitleid war mir hier im Spiel, zu wenig sympathisch waren mir die Protagonisten.

Veröffentlicht am 01.02.2022

Schöne schwere Kindheit

Strahlemann
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Der hellblaue Hintergrund auf dem Buchumschlag unterstreicht den sonnigen Titel "Strahlemann", der skeptische Blick des Autors auf dem Kinderfoto passt dagegen gut zum Untertitel "Das Leben ...

Der hellblaue Hintergrund auf dem Buchumschlag unterstreicht den sonnigen Titel "Strahlemann", der skeptische Blick des Autors auf dem Kinderfoto passt dagegen gut zum Untertitel "Das Leben nimmt mich ganz schön mit".

Dieser Widerspruch zieht sich auch durch das Buch, denn Fritz Schaefer hat früh beschlossen, dem Leben und seinen Mitmenschen immer ein lächelndes Gesicht zu zeigen, egal was ihm passiert. Damit wollte er seine alleinerziehende berufstätige Mutter entlasten, die mit der Betreuung der schwerbehinderten Schwester genug um die Ohren hatte. Um ihn sollte sie sich nicht auch noch sorgen müssen. Also machte er zu den bösen Streichen der Mitschüler, den Attacken des Mathelehrers, seinem in der Autotür eingeklemmten Daumen und auch zu seiner Jugendliebe, die ihn nur als guten Freund wollte, eine gute Miene. Dies brachte ihm vom Großvater den Spitznamen „Strahlemann“ ein.

Das Buch ist in einem flüssigen, leicht lesbaren Stil geschrieben. Es hat skurrile und humorvolle Momente, vor allem die sich ständig streitenden Großeltern sind ein netter running gag. Aber nach der Hälfte der Seiten war mein Bedarf an den zeitlich stark springenden Anekdoten gedeckt, und der Rest zog sich eher dahin. Die Thematik "Geschwisterkind eines schwerbehinderten Kindes", auf die im Klappentext extra hingewiesen wird, kommt leider viel zu kurz.

Veröffentlicht am 15.09.2021

Nicht mein Humor

Barbara stirbt nicht
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Die Geschichte von Herrn Schmidt, der, nachdem seine Frau Barbara überraschend zum Pflegefall wird, alle ihre Pflichten übernehmen muss, ist laut Klappentext „das urkomische Porträt einer Ehe, ...

Die Geschichte von Herrn Schmidt, der, nachdem seine Frau Barbara überraschend zum Pflegefall wird, alle ihre Pflichten übernehmen muss, ist laut Klappentext „das urkomische Porträt einer Ehe, deren jahrzehntelange Routinen mit einem Schlag außer Kraft gesetzt werden.“

Ich habe durchaus ein paar witzige Szenen in dem Buch gefunden, vor allem wenn Schäferhund Helmut seiner Rasse mal wieder Schande gemacht hat, weil er viel zu lieb ist.

Aber ganz überwiegend war ich genervt von Herrn Schmidts unfreundlicher, rassistischer, engstirniger, tumber Art. Auch seine larmoyanten erwachsenen Kinder waren mir nicht sympathisch.

Barbara selbst blieb naturgemäß blass. Man erfährt zwar nach und nach von ihren vielfältigen Aktivitäten vor ihrer Krankheit, aber ein Charakterbild von ihr konnte ich mir trotzdem nicht machen.

Ich kenne andere Bücher von Alina Bronsky, in denen bei aller Scharfzüngigkeit der Humor gut erkennbar ist. In diesem Buch habe ich ihn nicht gefunden. Der Schreibstil ist einfach, und das Buch ist schnell ausgelesen. Das offene Ende der Geschichte fand ich seltsam, aber ich war nicht neugierig darauf, noch mehr von den Schmidts zu erfahren

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Veröffentlicht am 09.08.2021

Tolle Geschäftsidee - klassische Rezepte

Von Oma mit Liebe
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Kuchentratsch ist ein Startup-Unternehmen, das es Rentnerinnen ermöglicht, zusammen Kuchen zu backen, dabei Kontakte zu pflegen und etwas Geld zu verdienen. Die Kuchen werden ebenfalls von alten ...

Kuchentratsch ist ein Startup-Unternehmen, das es Rentnerinnen ermöglicht, zusammen Kuchen zu backen, dabei Kontakte zu pflegen und etwas Geld zu verdienen. Die Kuchen werden ebenfalls von alten Menschen in zahlreiche Münchner Cafés geliefert und deutschlandweit mit der Post verschickt. Von 4 Omas und Opas im Gründungsjahr 2019 ist das Unternehmen inzwischen auf über 40 Mitarbeiterinnen angewachsen.

In ihrem Backbuch "Von Oma mit Liebe" stellt die Firmengründerin Katharina Mayer die backenden Seniorinnen sowie 96 ihrer Kuchentratsch-Rezepte vor.

Das hochwertig ausgestattete Buch gliedert sich in:
Kleine Leckerbissen
Lieblingskuchen für jeden Tag
Torten für jeden Anlass
Trendig und aus aller Welt.

Es handelt sich größtenteils um Klasiker aus der Backstube wie Marmorkuchen, Käsekuchen und mit Früchten belegte Rühr- und Mürbeteige. Dafür habe ich schon gute Rezepte. Auch war mir vieles zu schokoladenhaltig, hat also meinen Geschmack nicht getroffen.

Aber die Geschäftsidee finde ich großartig, und ich wünsche ihr viele Nachahmer
innen.

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Veröffentlicht am 01.08.2021

Aus einer witzigen Idee wurde ein langweiliger Roman

Der Donnerstagsmordclub (Die Mordclub-Serie 1)
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Das Cover und der Klappentext lassen einen humorvollen Cosy Crime erwarten. Die Idee, vier sehr unterschiedliche Bewohnerinnen einer Seniorenresidenz zu Hobbydetektiven zu machen, finde ich originell. ...

Das Cover und der Klappentext lassen einen humorvollen Cosy Crime erwarten. Die Idee, vier sehr unterschiedliche Bewohnerinnen einer Seniorenresidenz zu Hobbydetektiven zu machen, finde ich originell.

Leider hat der Autor diese gute Grundlage nicht genutzt. Er hat keine lebendigen Protagonisten erschaffen, dafür sind sie zu schablonenhaft geraten. Ich konnte auch keine Sympathie für sie entwickeln.

Der Schreibstil ist einfach und die Erzähltechnik - abwechselnd kommen ein Erzähler und die Beteiligte Joyce mit ihren Tagebucheinträgen zu Wort - gewöhnungsbedürftig.

Die alltäglichen Befindlichkeiten der Protagonisten nehmen breiten Raum ein, die Morde, die es aufzuklären gilt, geraten dabei öfter in den Hintergrund. Auch die vielen Verdächtigen mit ihren teils hanebüchenen Motiven tragen nicht dazu bei, dass die Geschichte sich spannend liest.

Viele Leser
innen sind von dem Buch begeistert, ich bin es nicht.


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