Toller Einstieg in die Graßhoff-Welt
Der dunkle SchwarmDie Zukunft, die Marie Graßhoff zeichnet, ist düster. Vor allem das SuB-Level der riesigen Städte, also die Bereiche ganz unten, sind gezeichnet von Armut, Abwesenheit von Sonnenlicht und Leid. Genau hier ...
Die Zukunft, die Marie Graßhoff zeichnet, ist düster. Vor allem das SuB-Level der riesigen Städte, also die Bereiche ganz unten, sind gezeichnet von Armut, Abwesenheit von Sonnenlicht und Leid. Genau hier wohnt Atlas. Ihr scheinbar langweiliges Leben sieht im Geheimen ganz anders aus: Sie handelt mit Erinnerungen, die sie sich aus den Gehirnimplantaten ihrer Mitmenschen besorgt. Denn sie kann etwas, was sonst niemand kann: Sie hackt sich in die Chips und kann damit alles auslesen, was sie möchte. Sie ist noch nie gescheitert, noch nie blieb ihr etwas verborgen. Doch dann steht Noah vor ihr und möchte das Rätsel um den Tod seiner Schwester, die bei der Auslöschung eines Hives gestorben ist, lösen.
Und damit steht Atlas vor einer Herausforderung unglaublichen Ausmaßes.
Ich liebe den Ausgangspunkt. Nach der ersten Leseprobe konnte ich es schon kaum noch abwarten, tief in die Hives und das Geheimnis der überraschenden Auslöschung – und damit der Ermordung hunderter und tausender Menschen – einzutauchen.
Doch auch wenn Atlas nie die Frage nach den Hive-Morden aus den Augen lässt, verschiebt sich der Fokus. Das Zwischenmenschliche und die dramatischen Zwischenfälle auf dem Weg zur Lösung des Rätsels rückt schnell in den Fokus.
Die Story blieb dabei rasant und interessant, doch der ganz große Spannungspeak kam nicht. Ich konnte das Buch problemlos zur Seite legen.
Atlas und Noah werden begleitet von dem Androiden Julien. Das Dreiergespann ist ein tolles Team und ich mochte sie alle gern. Jeder ist auf seine Art besonders und hat Ecken und Kanten. Vor allem Atlas ist dabei eine kriminelle Antiheldin, die die Sympathien schnell gewinnen kann. Der sanfte Noah und der kluge und ironische Julien bilden einen tollen Kontrast und sie alle ergänzen sich perfekt.
Ich konnte mich jedoch nie ganz mit ihnen verbinden. Ich blieb immer distanziert und konnte mich emotional auch nicht in sie hineinzuversetzen.
Man bewegt sich auf vielerlei Ebenen in Düsterheit. Emotional, storytechnisch und auch atmosphärisch. Selbst wenn von den Neon-Schildern der Stadt die Rede war, blieb der Film in meinem Kopf dunkel. Das fand ich stark und gut geschrieben. Insgesamt ist das Buch sehr bildhaft und leichtgängig. Es machte mir Spaß, den Gedanken der Autorin zu folgen.
Ich bin wirklich froh, dass ich die Chance hatte, „Der dunkle Schwarm“ als Rezensionsexemplar zu lesen. Es war (für mich) sicher ein toller Einstieg in die Bücher von Marie Graßhoff, ich ahne aber – beziehungsweise bei anderen Bloggern klingt es auch so -, dass da noch Luft nach oben ist.
Ich hätte mir noch mehr Nahbarkeit und Bindung an die Figuren gewünscht einen Tacken mehr Spannung. Ich habe das Buch wirklich gern gelesen und hatte eine gute Zeit, aber es ist kein absolutes Lesehighlight.