Profilbild von kati-katharinenhof

kati-katharinenhof

Lesejury Star
offline

kati-katharinenhof ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit kati-katharinenhof über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.08.2021

Seichte Strandkorblektüre

Der Sommer hat doch Meer zu bieten
0

Nur noch raus - das sind die einzigen Gedanken, die Julia noch klar fassen kann, als sie ihren Mann in flagranti mit seiner Assistentin erwischt. Aber wohin, das ist die große Frage. So verschlägt es Julia ...

Nur noch raus - das sind die einzigen Gedanken, die Julia noch klar fassen kann, als sie ihren Mann in flagranti mit seiner Assistentin erwischt. Aber wohin, das ist die große Frage. So verschlägt es Julia nach Fischland-Darß-Zingt und dort hält das Leben die ein oder andere Überraschung für sie bereit...


Schon gleich mit den ersten Seiten beginnt der unglückliche Start in den Roman, den das Autorenduo bedient sich leider unglaublich vieler Klischees, um hier das Ende einer Ehe einzuleiten - erfolgreicher Geschäftsmann nimmt es mit der ehelichen Treu nicht ganz so genau, verführt reihenweise seine hübschen Assistentinnen und dann platzt die betrogene Ehefrau auch noch in eine mehr als eindeutig Szene, die mit den Satz "Es ist nicht so wie es aussieht" gekrönt wird.

Was dann folgt ist eine Aneinanderreihung von Kalenderweisheiten und Sinnsprüchen, die Julia den Weg ins neue Leben zeigen. Der Start auf Fischland-Darß-Zingst bietet keinerlei Hürden, sondern alles klappt von Anfang an wie am Schnürchen. Da sind keine behördlichen Steine, die aus dem Weg geräumt werden müssen (Denkmalschutzbehörde, Gewerbe- & Gesundheitsamt) , die Bank spielt mit und der Steuerberater ist eine Seele von Mensch, der für Julia das Rund-um-sorglos-Paket in Sachen Trennung und der Regelung der nach-ehelichen Finanzfragen bereit hält.

Auch steht hier hilfreich ein Staatsekretär zur Seite, der Julias Start-up einen Großauftrag beschert - das alles ist nicht sehr realistisch und glaubwürdig. Wenn jede Firmenneugründung so tolle Starthilfe hätte, würden sich mehr Menschen in die Selbständigkeit wagen.

Es geht alles unglaublich reibungslos über die Bühne, keine großen Aufreger oder spannenden Momente. Alle haben sich lieb und es herrscht Friede-Freude-Eierkuchen. Es liest sich alles recht schnell von der Hand weg, ohne großartig Eindruck zu hinterlassen.

Die Beschreibungen des Leuchtturm und der Landschaft auf dem Darß können hier Pluspunkte sammeln, aber für eine Küstenromanze ist das einfach zu wenig.

Eine seichte Strandkorblektüre, die im Handumdrehen gelesen und genauso schnell wieder vergessen ist.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 06.08.2021

Melodramatische Familiengeschichte

Das Haus der wilden Rosen
0

Juliet ist die Nachfahrin eines bekannten Malers, der einst sein berühmtestes Werk verbannt hat. Niemand weiß, warum er zu diesem Wahnwitz verleitet wurde und so bleibt dies ein ungelöstes Rätsel. Mitten ...

Juliet ist die Nachfahrin eines bekannten Malers, der einst sein berühmtestes Werk verbannt hat. Niemand weiß, warum er zu diesem Wahnwitz verleitet wurde und so bleibt dies ein ungelöstes Rätsel. Mitten in der hässlichen Schlammschlacht um ihre Scheidung platzt die Nachricht, dass Juliet Nightingale House geerbt hat und dieses wundervolle Anwesen soll von nun an ihr Zuhause sein. Aber mit dem ersten Schritt in das Anwesen reist sie zurück in die Zeit, als das Geheimnis um das berühmte Gemälde entstanden ist und das wirbelt Juliets Leben einmal komplett durch...


Historische Gemäuer, alte Rosensorten und ein Familiengeheimnis - normalerweise sind das Zutaten, die für garantierten Lesegenuss, seitenweise Spannung und Mitfiebern stehen. Aber mit "Das Haus der wilden Rosen" habe ich leider kein glückliches Händchen bewiesen und bin von d er Geschichte ziemlich enttäuscht.

Juliet ist komplett überfordert - mit sich, mit ihrer kaputten Ehe und vor allen Dingen mit ihren Kindern. Das spiegelt sich auch im Umgangston zwischen ihr und den Kids wieder, der mich manchmal entsetzt von den Seiten Abstand nehmen lässt. Auch vermisse ich hier eine liebevolle, einfühlsame Mutter, die sich um ihre Kinder sorgt, anstatt sich immer wieder wie ein Derwisch um sich selbst zu drehen und keinen Anfang und kein Ende zu finden.

Die Reise zurück in die Vergangenheit bietet an vielen Stellen ein wunderschönes Familienporträt und lässt den Leser die liebevolle Zuwendung zwischen dem Ehepaar Horner und ihren Kindern spüren. Das große Gewese um das Puppenhaus allerdings lässt allerdings schon früh erahnen, dass es im Verlauf der Handlung noch einmal einen ganz großen Auftritt bekommen wird...und so ist es dann auch. Der Überraschungseffekt verpufft, auch wenn er hier sehr theatralisch inszeniert wird.

Es herrscht ein ständiges Kommen und Gehen von unterschiedlichen Figuren im Roman, die wenig überzeugend sind und so entsteht eine gewisse Unruhe, die ich an und für sich nicht gebraucht hätte. Bis Kapitel 34 ist man mal mehr mal weniger drin in der Geschichte und fragt sich, ob es die kleinen und großen Katastrophen tatsächlich gebraucht hat, um so etwas wie Aufregung zu erzeugen. In meinen Augen wirken die vielen Schicksalsschläge wenig glaubwürdig und verleiten dazu, den einen oder anderen Part mit genervtem Augenrollen zu lesen.

Ist das Geheimnis dann gelüftet, folgt aber zugleich das nächste...warum muss hier die Autorin noch mal zu einem sehr konstruierten Rundumschlag greifen ? Dieser Gedankengang erschließt sich mir nicht wirklich...

Die Idee für den Roman finde ich gelungen, die Umsetzung kann aber leider keine Begeisterungstürme bei mir hervorrufen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 02.08.2021

Traumhaftes Setting, aber fade Geschichte

Die Gärten von Heligan - Spuren des Aufbruchs
1

Der erste Schritt in ein neues Leben führt Lexi nach Cornwall und dort wartet auch gleich ein neuer Job auf sie. In der zauberhaften Umgebung der „Lost Gardens of Heligan“ darf sie bei den Vorbereitungen ...

Der erste Schritt in ein neues Leben führt Lexi nach Cornwall und dort wartet auch gleich ein neuer Job auf sie. In der zauberhaften Umgebung der „Lost Gardens of Heligan“ darf sie bei den Vorbereitungen zur großen Jubiläumsfeier helfen. Die Arbeit in der Gartenanlage ist Balsam für Lexis geschundene Seele und tut ihr gut. Bei den Recherchen zur historischen Vorgeschichte der Gärten stößt Lexi auf eine rätselhafte Geschichte, die bis ins Jahr 1781 zurückreicht …



Wer einmal in den „Lost Gardens of Heligan“ gewesen ist, der hat unweigerlich sein Herz an sie verloren, wird immer mit ihnen verbunden sein und gerne an die wundervolle Zeit zurückdenken, die er/sie zwischen üppigen Rhododendren und Azaleen, tropischen Gewächsen und märchenhaften Skulpturen wie The Giant’s Head , Mud Maid und Grey Lady erlebt hat.

Der Garten ist wie geschaffen für fantastische Geschichten und romantische Momente. Und genau das habe ich mir von „Die Gärten von Heligan – Spuren des Aufbruchs„ erhofft. Das stimmungsvolle Cover schafft gleich eine passende Atmosphäre, um tief in die Geschichte einzutauchen und zu träumen, aber das Erwachen nach wenigen Seiten ist für mich sehr schmerzhaft.

Lexi läuft vor ihrer Vergangenheit davon und hat noch einiges aufzuarbeiten. Sie hat wohl gerade noch rechtzeitig die Reißleine gezogen und ist aus einer toxischen Beziehung ausgebrochen – nichts genaues weiß man aber nicht, denn außer ein paar immer wiederkehrenden Andeutungen erfährt der Leser leider bis zum Schluss nicht, durch welches Martyrium Lexi wirklich gegangen ist. Sie ist ziemlich verschlossen und öffnet sich nur ganz, ganz langsam. Nicht nur ihren Mitmenschen gegenüber, sondern leider auch für den Leser, was sie unnahbar, spröde und abweisend erscheinen lässt. Sie bleibt über die gesamte Dauer des Buches eine Fremde.

Die Zeitreise zurück zu den Anfängen der Gärten ist mit vielen historischen Details gespickt und sorgt so für eine sehr authentisch vermitteltes Bild der damaligen Zeit. Kleidungsstil, Sprache, Stellung der Frau in der Gesellschaft – all das wird hier sehr ausführlich beschrieben und dadurch ziehen sich manche Stellen unglaublich in die Länge, weil sie mit Nichtigkeiten unnötig aufgebauscht werden. Die Handlung selbst ist seicht, ohne großartige Überraschungen und folgt leider einem nur allzu gut bekannten Schema.

Die Figuren von einst haben für mich das gleiche Problem wie Lexi – sie können den Leser nicht wirklich von sich begeistern und erschaffen so eine Barriere, die man nur schwer überwinden kann, um zu ihnen Zugang zu finden. Selbst als Allie nach langer Zeit wieder auf eigenen Beinen steht und die ersten zaghaften Schritte wagt, überkommen mich nicht die Gefühle. Ich habe selten ein Buch gelesen, das mich emotional so wenig berührt, weil eben die Verbindung zu den Charakteren im Buch nicht stimmt.

Lediglich die bildhaften Beschreibungen der Gartenanlage weiß mich hier zu begeistern – ich sehe das Lost Valley mit seinen bezaubernden Teichen, Baumgreise,n verschlungene Wegen, romantische Wasserläufen und die üppige Vegetation direkt vor mir und träume mich nach Cornwall.

Leider schafft die Autorin es nicht, die mystisch-märchenhafte Atmosphäre der „Lost Gardens of Heligan“ in ihr Buch zu transportieren und den Leser mit ihrer Geschichte zu verzaubern - schade

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Story
Veröffentlicht am 20.07.2021

Kitsch vs Abklatsch Indiana Jones

Die Roseninsel
0

Liv hat genug von ihrem alten Leben in Berlin und verordnet sich eine Auszeit. Dass sie diese ausgerechnet auf der sagenumwobenen Roseninsel mitten im Starnberger See verbringen wird, scheint wie eine ...

Liv hat genug von ihrem alten Leben in Berlin und verordnet sich eine Auszeit. Dass sie diese ausgerechnet auf der sagenumwobenen Roseninsel mitten im Starnberger See verbringen wird, scheint wie eine Fügung des Schicksals zu sein, denn inmitten der idyllischen Landschaft und der geschichtsträchtigen Umgebung fühlt sie sich sofort pudelwohl. Auch Johannes, der für sie die Verbindung zur Welt außerhalb der Insel ist, wird immer mehr zur festen Größe in ihrem Leben. Da taucht ein altes Tagebuch auf, dass ein brisantes Geheimnis in sich trägt...


Mit ihrem Buch "Die Roseninsel" versucht Anna Reiter die Postkartenmotive rund um den Starnberger See, die wunderschöne Roseninsel inbegriffen, krampfhaft mit einer Mischung aus Abenteuerroman, Schmonzette und historischen Figuren zu verknüpfen. Dieser Mix ist ihr aber nur leidlich gelungen, denn es triefen tatsächlich aus allen Ecken und Enden der Kitsch und die Klischees und so wird dieses Buch leider zur großen Herausforderung, um tatsächlich bis zum letzten Buchstaben durchzuhalten.

Es gibt gute Ansätze und manchmal auch wirklich schöne Szenen, aber diese werden sofort im Keim erstickt, wenn es darum geht, die Wunden von Liv zu heilen und wieder Fuß zu fassen.

Auch fehlt hier jegliche Art von Spannung, denn selbst das Finden des Tagebuchs ist schon in einer so vorhersehbaren Szene verpackt, sodass für den Rest der Handlung auch nicht mehr viel an aufregenden Momenten kommt. Selbst die Spurensuche in der Vergangenheit, die ein wenig an Indiana Jones erinnert und ein Hauch Abenteuer in die Handlung streuen soll, ist ohne Effekte.

Die Figuren - sowohl die historischen als auch die gegenwärtigen - wirken eher nach Schema F konzipiert und können mich nicht begeistern. Manche Dialoge sind so platt, dass man nur noch genervt mit den Augen rollt.

Einzig die Landschaftsbilder können hier überzeugen, denn diese werden von der Autorin sehr bildhaft und farbenfroh beschrieben und wecken die Lust auf eine Auszeit in Bayern. Ansonsten eher fad und kitschig.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 13.07.2021

Definiere Glück

Das Glück meiner Mutter
0

Schreiben kann so unglaublich anstrengend sein und Philipp hat das Gefühl, einfach raus zu müssen, alles hinter sich zu lassen und einfach nur dem satten Nichtstun zu frönen. Im Ferienhaus in Italien angekommen, ...

Schreiben kann so unglaublich anstrengend sein und Philipp hat das Gefühl, einfach raus zu müssen, alles hinter sich zu lassen und einfach nur dem satten Nichtstun zu frönen. Im Ferienhaus in Italien angekommen, lässt der Autor nicht nur die Seele baumeln, sondern er hat endlich einmal Zeit, sich den Fragen zu widmen, die ihn schon länger beschäftigen. eine außergewöhnliche, nächtliche Begegnung an seinem Pool sorgt dafür, dass sich Philipp öffnet, Dinge ausspricht, die er noch nie mit jemandem besprochen hat und so findet er den Schlüssel, um seine Vergangenheit auszuarbeiten. Noch ahnt er nicht, welche Rolle die Unbekannte dabei spielen wird...

Ich habe unglaublich lange gebraucht, um Zugang zu dieser Kurzgeschichte zu finden und am Ende fast das Gefühl, dass sie mir auf den letzten Seiten davongaloppiert ist.

Autor Philipp sucht den Sinn des Lebens und diese Sinnsuche nimmt unglaublich viel Raum ein - über die Hälfte des Buches rückt sich Philipp nämlich unglaublich in den Vordergrund und ich frage mich, wie der Buchtitel zustande gekommen ist, da sich die Handlung bis dahin nur sporadisch um seine Mutter dreht.

Auch die Unbekannte bekommt zunächst nicht viel Handlungsspielraum, wird aber dann ziemlich präsent. Eine schöne Frau, die ein Geheimnis mit sich trägt und dies auch geschickt für ihre Zwecke zu nutzen weiß.

Die Zusammenhänge zwischen Philipp, der Unbekannten und seiner Mutter werden auf den letzten Seiten erst gelüftet und genau das ist es, was mich hier so stört. Irgendwie schleichen sie alle wie die Katze um den Milchnapf, aber so richtig in die Puschen kommt keiner. Der Roman hat Züge einer tiefenpsychologischen Verhaltenstherapie, wenn es gilt, vergangene Situationen zu analysieren und aufzuarbeiten. Aber das Glück der Mutter, welches titelgebend ist, erfährt man erst in den letzten Seiten...und dann ist der Roman ganz abrupt zu Ende.

Ein paar landschaftlich schöne Bilder, ein bisschen Urlaubsfeeling, um in Stimmung zu kommen und angedeutete Geheimnisse sind leider nicht genug, um einen poetischen, melancholischen Roman über eine mütterliche Figur zu schreiben, die während der kompletten Handlung eher im Schatten der Erinnerung bleibt, anstatt der Erzählung als greifbarer Charakter ihren ganz persönliche Stempel aufzudrücken.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere