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Veröffentlicht am 25.08.2022

Repetitiv

Die Buchhändlerin von Paris
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"Die Buchhändlerin von Paris" wartet für geschichtsbegeisterte Leserinnen mit einem sehr spannenden Thema auf: Eine englischsprachige Buchhandlung im Paris der 20er Jahre, die die Anlaufstelle war für ...

"Die Buchhändlerin von Paris" wartet für geschichtsbegeisterte Leserinnen mit einem sehr spannenden Thema auf: Eine englischsprachige Buchhandlung im Paris der 20er Jahre, die die Anlaufstelle war für die Dichter und Denker, die aus dem prüden Amerika der Prohibition geflohen sind. Dazu noch eine Prise Veröffentlichungsgeschichte von Ulysses, auch heute noch ein umstrittenes Werk.
Herausgekommen ist jedoch ein Roman, der seine Prioritäten fragwürdig setzt und an manchen Stellen die Leser
innen durch immer wieder andere Informationen verwirrt.
Wird nun an einer französischen oder einer englischen Version von Ulysses gearbeitet? Ist dieser Verlag jetzt amerikanisch oder in Österreich heimisch? Nennt Joyce ihre Buchhandlung Stratford-upon-Odéon oder Stratford-on-Odéon? Das waren nur die Unstimmigkeiten, die mir aufgefallen sind.
Dazu kommt, dass Joyce als sehr unsympathischer und vor allem nicht empathischer Mensch dargestellt, was vielleicht der Wahrheit entspricht, aber es wirkt an manchen Stellen doch übertrieben.
Weiters ist die Sprachlichkeit der Übersetzung unstimmig. An der einen Stelle wird mit großen Wörtern um sich geworfen wie Sapphismus und larmoyant, nur um an einer anderen Stelle schwer und schwierig nicht richtig einzusetzen.
Trotzdem war das Buch interessant, die Leser*innen können einiges über die Zwischenkriegszeit in Paris und Amerika lernen und die Liebesgeschichte war gut in die restliche Handlung eingewoben ohne kitschig zu werden. Die Handlung jedoch war ab einem bestimmten Punkt in einer Dauerschleife gefangen, aus der sie bis zum Ende leider nicht mehr herauskam!

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Veröffentlicht am 06.04.2022

Ein nettes Portät Hollywoods

Die sieben Männer der Evelyn Hugo
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Mit "Die sieben Ehemänner der Evelyn Hugo" habe ich mich in ein für mich neues bzw. sehr selten gelesenes Genre vorgewagt und ich kann nicht sagen, dass das der Stein des Antoßes war, um wieder und wieder ...

Mit "Die sieben Ehemänner der Evelyn Hugo" habe ich mich in ein für mich neues bzw. sehr selten gelesenes Genre vorgewagt und ich kann nicht sagen, dass das der Stein des Antoßes war, um wieder und wieder zu diesem Genre zurückzukehren.
Taylor Jenkins Reed beschreibt das Leben einer Hollywood-Diva, die einer jungen Journalistin ein Exklusivinterview gibt. So wie das Buch gehyped wird, denkt man, da kommen die großen Geheimnisse ans Licht und man wird wieder und wieder von Wendungen und Ereignissen schockiert. Dem ist aber nicht so, wirklich etwas besonderes, stellt das Leben der Evelyn Hugo nicht dar. Dafür zeichnet ihre Lebensgeschichte ein wunderbares Porträt Hollywoods und vorallem der Rolle der Frau im Filmgeschäft. Das ist jedoch für mich das einzige lobenswerte.
Der Schreibstil ist nichts besonderes, durch die Perspektivenwechsel kommt man leicht durcheinander, wenn man mal mittendrin unterbrechen muss und wirklich fesseln, konnte mich das Buch zu keinem Zeitpunkt.

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Veröffentlicht am 17.03.2022

Kurz, selektiv und informativ!

Doppelporträt
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Ein Buch über Agatha Christie und Oskar Kokoschka? Klingt doch perfekt für eine kunstliebende Büchernärrin aus Wien, deren Herz halb in London lebt... Obwohl mich der Anfang nicht sehr überzeugt hat und ...

Ein Buch über Agatha Christie und Oskar Kokoschka? Klingt doch perfekt für eine kunstliebende Büchernärrin aus Wien, deren Herz halb in London lebt... Obwohl mich der Anfang nicht sehr überzeugt hat und ich von fehlenden Satzzeichen (in diesem Fall Anführungszeichen bei der direkten Rede) im Normalfall abgeschreckt werde, habe ich mich wegen der Kürze an dieses Buch gewagt.
Im Nachhinein kann ich sagen, ich bereue es nicht. An den Schreibstil gewöhnt man sich schnell und es ist immer klar, ob gerade jemand spricht und wer es ist. Gegen Ende kommt zwar noch etwas Verwirrung auf, denn plötzlich wird ohne besondere Formatierung der genaue Wortlaut eines Briefes wiedergegeben, aber aufmerksame Leser:innen schaffen auch das.
Wir lernen Christie und Kokoschka am Ende ihres Lebens kennen und nur durch deren Gespräche an sechs Tagen erfahren wir mehr über ihr Leben und ihren Charakter. Leider ist das natürlich nur ein Scheinwerferlicht, das auf einzelne Ausschnitte gestrahlt wird. Andere Augenblicke bleiben komplett im Dunkel oder werden nur kurz gestriffen. Dass bei Ausschnitten aus Kokoschka viele berühmte Namen fallen werden, war klar, jedoch kann ich nicht sagen, ob es Leser:innen, die diese Menschen nicht kennen, zu viel wäre und die Beschreibungen zu allgemein. Man erfährt gerade einmal über Loos genaueres, andere berühmte Persönlichkeiten werden kurz als Maler bezeichnet, mehr Informationen erhalten die Leser:innen jedoch nicht.
Wenn man schon etwas Vorwissen über die Künstlerelite Wiens des 19. Jahrhunderts hat, kein Problem mit fehlenden Anführungszeichen und an den Leben berühmter Persönlichkeiten interessiert ist, sollte dieses Buch auf jeden Fall lesen. Sonst ist es ein Buch, bei dem man nichts verpasst hat, aber man vergeudet an ihm auch keine Zeit, wenn man es liest.

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Veröffentlicht am 20.09.2021

Guter Anfang - Schwaches Ende

Die vier Winde
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Kristin Hannah wagt sich mit "Die vier Winde" an eine historische Phase, die noch nicht oft behandelt wurde - schon gar nicht aus dieser Sichtweise. Die große Depression in Amerika aus der Sicht einer ...

Kristin Hannah wagt sich mit "Die vier Winde" an eine historische Phase, die noch nicht oft behandelt wurde - schon gar nicht aus dieser Sichtweise. Die große Depression in Amerika aus der Sicht einer alleinstehenden Mutter aus der Arbeiterschicht, die in Kalifornien ein besseres Leben anfangen möchte.
Anfangs wirkt das Buch sehr verträumt, Elsa möchte die große Liebe finden, wie in all ihren Romanen - erinnert ein bisschen an Serien wie Dallas und Unsere kleine Farm, nur eben mit ein bisschen mehr Kitsch. Doch durch ihre Naivität und Abenteuerlust verliert Elsa ihren Platz in einer hoch angesehen Familie und muss fortan bei einer Bauernfamilie leben und hart arbeiten und allen Komplikationen zum Trotz weiterkämpfen. Ab hier wird der Roman spannender und auch emotional komplexer.
Sprachlich ist der Roman passend zur Zeit und zur Stellung der Protagonist:innen gewählt. Ein sanfter Ton lässt die Leser:innen rasch fortfahren, trotzdem geht der Ernst der Lage nicht verloren und der Roman bleibt informativ, ohne zu belehren.
Am Ende jedoch fehlen dem Roman ein paar Seiten, das Ende kommt zu rasch, zu plötzlich und die Leser:innen bleiben irgendwie unbefriedigt zurück - man hätte sich ein anderes Ende gewünscht.

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Veröffentlicht am 02.08.2021

Informativ und emotional

Dreieinhalb Stunden
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Dreieinhalb Stunden erzählt von einem einzigen Tag, von einer Mauer, einem Zug, aber gleichzeitig von ganzen Leben, von Schicksalen und von Entscheidungen, die nicht mehr rückgängig gemacht werden können.
Zwischen ...

Dreieinhalb Stunden erzählt von einem einzigen Tag, von einer Mauer, einem Zug, aber gleichzeitig von ganzen Leben, von Schicksalen und von Entscheidungen, die nicht mehr rückgängig gemacht werden können.
Zwischen der DDR und der BRD soll eine Mauer gebaut werden und nur mehr wenige Züge werden noch ein letztes Mal über die Grenze fahren dürfen. In so einem Zug sitzen unsere Protagonist:innen und müssen die Entscheidung ihres Lebens treffen. Im Westen bleiben, der nicht ihr zu Hause ist und ein neues Leben anfangen oder zurück in die Heimat kehren und nie wieder in den Westen können?
Der Roman schafft es dabei sehr gut die Beweggründe aller Protagonist:innen aufzufangen und sowohl für das Leben im Westen, als auch für den Osten positive und negative Seiten aufzuzeigen. Die Zerrissenheit ist sehr gut beschrieben und zeichnet ein historisch gut dargestelltes Bild, dass einmal nicht den Westen in den Himmel lobt und den Osten verteufelt. Die Leser:innen erfahren sehr viel vom Leben damals und lernen sich in die Zivilbevölkerung einzufühlen.
Historisch wertvoll, sprachlich eher mittelmäßig und teilweise zu überfüllt mit Perspektiven ist es ein gutes Buch, für Spannung und Nervenkitzel fehlt aber etwas.

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