Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.
Antoine de Saint-Exupéry
… vor allem für Caro, denn sie leidet an Prosopagnosie, Gesichtsblindheit! Für die Schriftstellerin, die hauptberuflich allein am Rechner sitzt, kein Problem – solange sie die Wohnung nicht verlassen muss. Doch dann trifft sie inmitten tausender unbekannter Gesichter auf Franzi, die ihr hilft, mit der Wahrnehmungsstörung umzugehen, und schnell zu ihrer besten Freundin wird.
Nach einem Streit flieht Caro zu ihren Eltern und eine albtraumhafte Suche beginnt. Wer ist die Frau, die sich als ihre beste Freundin ausgibt? Auf sich allein gestellt sucht Caro nach der Wahrheit und stößt auf die alles entscheidende Frage: Was will Franzi wirklich von ihr?
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Meine Meinung:
Der Klappentext versprach eine innovative Thrilleridee. Ich war so gespannt auf dieses Buch!
Leider wurde ich bitter enttäuscht. Zu einem Thriller wurde es erst auf den letzten ca. 50 Seiten. ...
Meine Meinung:
Der Klappentext versprach eine innovative Thrilleridee. Ich war so gespannt auf dieses Buch!
Leider wurde ich bitter enttäuscht. Zu einem Thriller wurde es erst auf den letzten ca. 50 Seiten. Vorher war es ein Beziehungsroman über eine unsichere, eindimensional denkende Frau, die außerhalb ihrer Beziehung kein eigenständiges Leben führt.
Die Auflösung habe ich leider ziemlich zeitig geahnt, weshalb es keine große Überraschung für mich war. Schade!
Das Buch ist in zwei Zeitebenen unterteilt. Das eine spielt in der Jetzt-Zeit, das andere spielt sieben Jahre zuvor, zu einem Zeitpunkt als Caro noch studierte. Caro, die Hauptprotagonistin, ist leidenschaftliche ...
Das Buch ist in zwei Zeitebenen unterteilt. Das eine spielt in der Jetzt-Zeit, das andere spielt sieben Jahre zuvor, zu einem Zeitpunkt als Caro noch studierte. Caro, die Hauptprotagonistin, ist leidenschaftliche Sportlerin und lernt zu Studienzeiten Till, einen DJ, der an Wochenenden regelmäßig auftritt, kennen. Zu Beginn ihrer Beziehung scheint alles perfekt. Sie wohnen nach recht kurzer Zeit zusammen, Caro ist vollauf mit ihrem Studium beschäftigt und erlernt dank Till gleichzeitig das Laufen. Ihr Partner gründet alsbald ein eigenes Unternehmen, zieht sich aber immer mehr zurück, bis herauskommt, dass er zweigleisig fährt.
Für Caro, die meint ihrer großen Liebe gegenüberzustehen, bricht eine Welt zusammen, und auch die Person, die als Affäre missbraucht wurde, wird aus der Bahn geworfen.
Sieben Jahre später bringt Caro ihren Debütthriller heraus, der in die Bestsellerlisten schießt, hat eine neue, harmonische Beziehung und ihr Leben wieder im Griff. Sie ist mittlerweile derart selbstbewusst und mit ihrem Leben in Harmonie, dass sie nach kurzem Zögern einem großen Fan, die auch schreibt, allerdings noch nichts veröffentlicht hat, Nachhilfe in Sachen Marketing und später öffentliche Auftritte gibt. Doch ist ihr Fan Franzi die, für die sie sich ausgibt, ist ihre Beziehung wirklich so harmonisch oder baut sich Caro eine Traumwelt auf?
Das große Hauptthema ist die Gesichtsblindheit in „Franzi“, Prosopagnosie, die Unfähigkeit Personen anhand ihrer Gesichter zu erkennen, worunter beispielsweise auch Brad Pitt und die Autorin mit ihren Geschwistern leidet. Auch wenn es ein wichtiges und bisher noch recht unbekanntes Phänomen ist, wird mir persönlich am Anfang zu viel auf dem Thema herumgeritten und inhaltlich passiert nicht viel, sodass die Spannung auf sich warten lässt. Ab etwa der Hälfte des Buches nimmt das Ganze dann Fahrt auf. Es passieren Ungereimtheiten, die Caro aber auf ihre Prosopagnosie schiebt, ein Unfall oder Selbstmord passiert auf einer ihrer Lesungen und sie erschlägt ihren Exfreund Till, dann wird sie in der Wohnung ihrer Eltern überfallen, ihr zweites Buch wird gestohlen und ihr Leben bedroht…
Der Unfall in ihrem Keller, indem sie ihren Ex umbringt, wirkt auf mich konstruiert. Dieser taucht nach über sieben Jahren unangemeldet bei ihr auf und durchwühlt ihre Sachen. Warum er auf einmal auftaucht, was er sucht und wie er Zugang zu dem
Kellerabteil bekommen hat, bleibt ungeklärt.
Im Abspann des Buches wird darauf hingewiesen, dass Till ein Narzisst sei und sie ein abschreckendes Beispiel an ihm aufzeigen wolle. Sowohl die anderen Teilnehmer der Leserunde, an der ich teilnehmen durfte, als auch ich, der in dieser Hinsicht leidliche Erfahrungswerte hat, haben Till nicht als solchen erkannt. Ja, er ist ein bindungsscheuer Trottel und emotional nicht ganz so reflektierend, wie man es sich wünscht, aber von einem Narzissten meiner Meinung nach weit ist er weit entfernt.
Was ich persönlich gut finde ist, dass man im letzten Drittel des Buches etwas auf die falsche Fährte geführt wird. Während Franzi von Anfang an etwas seltsam wirkt, wird später der Eindruck erweckt, dass Caro aufgrund von zu viel Fantasie manchmal nicht zwischen dieser und der Realität unterscheiden kann.
Fazit:
„Franzi“ ist ein Buch, das nicht gänzlich überzeugt und manche Schwachstellen aufweist, zugleich aber versucht, Einblicke in zwei wichtige Themen zu geben und auf Hilfeseiten hinweist. Wer sich thematisch für die Themen Narzissmus und Prosopagnosie interessiert, wird hier Einblicke finden.