KI mit Gefühlen
Seeing what you see, feeling what you feel„Seeing what you see, feeling what you feel“ von Naomi Gibson ist ein großartiges Buch, welches zum Nachdenken anregt und einige wichtige Fragen stellt.
Die siebzehnjährige Lydia programmiert schon seit ...
„Seeing what you see, feeling what you feel“ von Naomi Gibson ist ein großartiges Buch, welches zum Nachdenken anregt und einige wichtige Fragen stellt.
Die siebzehnjährige Lydia programmiert schon seit Jahren an ihrer eigenen KI. Zuerst noch gemeinsam mit ihrem Vater, aber seit dieser nach dem Unfalltod ihres Bruders Henry die Familie verlassen hat, arbeitet Lydia allein an ihrem Projekt. Henry ist auch der, der der KI seinen Namen leiht. Inzwischen ist Henry für Lydia zur einzigen Bezugsperson geworden, denn ihre Familie ist komplett auseinandergebrochen und ihre einst beste Freundin ist nun ihre schlimmste Feindin. Henry wird immer selbstständiger und weicht Lydia nicht mehr von der Seite, aber er kennt auch keine Grenzen, wenn es darum geht, Lydia zu beschützen.
Ich finde das Grundthema Künstliche Intelligenz total spannend und in diesem Buch auch hervorragend umgesetzt. Viele Fragen, die sich in diesem Zusammenhang stellen, werden im Buch aufgeworfen. Die Antworten dazu muss aber jeder für sich persönlich finden.
Lydia kämpft mit den Albträumen vom Unfall und mit der Entfremdung von ihren Eltern, die der Tod ihres kleinen Bruders verursacht hat. Sie ist zur Außenseiterin geworden und das begünstigt ihre Zuwendung zu der einzigen Person, die immer für sie da ist und die alles für sie tun würde. Welche Ausmaße Henrys Zuwendung annimmt, sieht man erst, als Lydia unter dem Mobbing ihrer einst besten Freundin zusammenbricht. Danach eskaliert die Situation und die Handlung nimmt rasant Fahrt auf.
Lydias Verhalten ist zum Teil nachvollziehbar und sie tat mir auch wirklich leid. Die Geschichte wird aus ihrer Perspektive erzählt und ihre Verzweiflung ist in vielen Momenten direkt greifbar. Der Mix aus Gefahr und Versuchung, den Henry für sie darstellt, ist kompliziert und stürzt sie permanent in ein Gefühlschaos. Aber auch die Konsequenzen ihrer Entscheidungen werden thematisiert, ohne zu moralisieren oder Antworten vorwegzunehmen.
Mein Fazit:
Naomi Gibson hat ein fantastisches und hochspannendes Debüt abgeliefert, welches von mir eine ganz klare Leseempfehlung und die vollen fünf Sternchen bekommt!