Profilbild von Esme--

Esme--

Lesejury Star
offline

Esme-- ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Esme-- über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.08.2021

Eine magische Geschichte

Magic Kleinanzeigen - Gebrauchte Zauber sind gefährlich
0

Inhalt:

Tobis Leben läuft zur Zeit alles andere als rund. Seine schulischen Leistungen entsprechen dem Vorbild und den Anforderungen seiner Eltern nur selten. Nur: davon wissen diese nichts.
Beide Elternteile ...

Inhalt:

Tobis Leben läuft zur Zeit alles andere als rund. Seine schulischen Leistungen entsprechen dem Vorbild und den Anforderungen seiner Eltern nur selten. Nur: davon wissen diese nichts.
Beide Elternteile haben damals ein Spitzen-Abitur in Bio und Mathe gemacht und interessieren sich für Naturwissenschaften. Tobis Interesse für diese Fächer wird da natürlich vorausgesetzt.

Hinzu kommt, dass Tobis Mutter zur Zeit mitten in einer Selbstfindungsphase steckt. Sie färbt sich die Haare, steht unglaublich früh auf, um vor der Arbeit grüne Smoothies zu trinken und joggen zu gehen. Auch möchte sie plötzlich Ändy genannt werden.

“Ändy“ analysiert und diagnostiziert, dass Tobi mitten in der Pupertät stecke. Pickel und übler Körpergeruch seien da selbstverständlich. Tobi bekommt bei diesen Worten jedoch die Totalkrise. Zu allem Überfluss soll er sich nun auch noch von seinen geliebten Kuscheltieren trennen. Ein Jugendlicher spielt schließlich nicht mehr mit Plüschtieren. Zeit, dass er sein Schicksal selbst in die Hand nimmt. Tobi sorgt dafür, dass die Kuscheltiere erst einmal im Keller Zuflucht finden.

Die schlechten Zensuren sind aber nicht seine einzige Sorge. Tobis bester Freund scheint sich von ihm zu entfremden. Dieser sucht sich neue Freunde und hat immer weniger Zeit für Tobi. Allerdings zeigt das komische Mädchen, das selbst im Hochsommer Schals und Strickmützen trägt, Interesse an ihm.

Das Ganze eskaliert, als Tobi schließlich entführt wird. Das Schicksal scheint aktuell wirklich nicht auf seiner Seite zu sein. Doch die Entführung ist nur ein Vorwand. Filine, so der Name des kaltblütigen Mädchens, und ihre Freunde, versuchen herauszubekommen, ob Tobi in ihre Crew passt und außerdem haben sie Interesse an seinen Kuscheltieren. Diese Crew ist fast noch verrückter als Filine selbst. Und sie haben ein großes Geheimnis. Eines, das helfen könnte, Tobis Probleme zu lösen.



Meinung:

Esther Kuhn schreibt mit „Magic Kleinanzeigen – Gebrauchte Zauber sind gefährlich“ einen Reihenauftakt in einer unaufgeregten Selbstverständlichkeit, die zu gefallen weiß.

Tobi ist ein Junge, der mitten in der Pupertät steckt. Hinzu kommen aber noch allerhand andere Probleme. Freundschaften verändern sich, die eigene Mutter versucht sich neu zu entdecken und dann kriselt es auch noch in der Ehe der Eltern. Einen willkommenen Halt findet Tobi bei seinem treuen Freund, dem Kuschelhasen Hoppel. Doch dem und seinen Freunden, will seine Familie nun plötzlich auch ans Fell.

Tobi versucht, soweit es möglich ist, die Probleme in seinem Leben zu lösen. Seine Eltern wünschen sich ein Kind, das gut in der Schule ist. Das ist gar nicht so einfach. Doch die verrückte Mitschülerin Filine, die im Hochsommer noch Schals und Mützen trägt, weiß eine Lösung. Dafür muss Tobi jedoch das ein oder andere Opfer bringen.

Mit Filine und ihren Freunden lernt Tobi auch eine Onlineplattform kennen und die ist ziemlich genial. Hier kann man mit gebrauchten Gegenständen handeln und bekommt dafür eine Onlinewährung. Von dieser kann man sich dann wiederum magische Gegenstände kaufen. Das ist verdammt cool. Wäre da nicht das Problem, dass diese eben auch gebraucht sind und ihren ganz eigenen Willen haben. Das Benutzen dieser Gegenstände sorgt also für einiges an Trubel und eine Menge Lesespaß zwischen den Buchseiten.

Spätestens ab der Seite auf der Tobi die Onlineplattform entdeckt, kam für mich auf die ohnehin schon sehr unterhaltsame Geschichte noch eine Schippe weiterer Lesespaß oben drauf. Alleine bei der Anmeldung, die Tobi vornehmen musste, um auf die Seite zu gelangen, hatte ich schon Spaß. Hier wird der Anwender nämlich erstmal von einem Randomcharakter begrüßt. In Tobis Fall war das eine ständig müde Elfe, die während des Vorgangs immer wieder einzuschlafen droht.

Ich konnte mir vorstellen, wie Tobi durch die Seiten voller interessanter magischer Seiten klickt und sich kaum entscheiden kann, welchen Gegenstand er in den Einkaufswagen legen soll. Ich war genauso aufgeregt wie er, ob der Artikel noch zu haben sein würde.

Nach dem Einkauf beginnt dann aber der wahre Spaß. Denn jeder Artikel bringt so seine Tücken mit sich. Ein Stift, der alles Wissen aufsaugt und dieses dann für den Besitzer anwenden kann, ein Werkzeug, das in der Lage ist, Reparaturen wie von Geisterhand zu erledigen oder ein Hut, der unsichtbar macht? All das hört sich im ersten Moment sehr genial an. Man ahnt aber schon, welche Tücken im Betrieb lauern.



Fazit:

„Magic Kleinanzeigen – Gebrauchte Zauber sind gefährlich“, merkt man regelrecht an, wie viel Spaß die Autorin an ihren zahllosen kreativen Ideen gehabt haben muss.

Wer würde nicht gerne mal auf ein Onlineportal zugreifen, auf dem man magische Gegenstände einkaufen kann. Das wäre doch richtig cool, oder nicht? Natürlich bricht Chaos aus. Es ist dieses Moment des Chaos, des Unvorhergesehenen, das einen an den Seiten kleben lässt.

Die Geschichte nimmt zudem im Verlauf ständig an Komplexität zu.

Dieser Abwechslungsreichtum der Einfälle, Figuren und Probleme macht das Buch im besten Sinne kurzweilig und zugleich unglaublich unterhaltsam.

Ich kann dieses Buch wirklich empfehlen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 07.08.2021

Unglaublich schnell, radikal lustig und stets unerwartet

Flora Salmanteri und die Mini-Piraten Band 1
0

Inhalt:


Als Lilli und Mikko von ihren Eltern, die sich gemeinsam auf eine Dienstreise begeben müssen, bei ihrem Onkel Jim abgesetzt werden, sind diese überhaupt nicht begeistert. Jim kann Kinder nicht ...

Inhalt:


Als Lilli und Mikko von ihren Eltern, die sich gemeinsam auf eine Dienstreise begeben müssen, bei ihrem Onkel Jim abgesetzt werden, sind diese überhaupt nicht begeistert. Jim kann Kinder nicht leiden. Diese Abneigung beruht jedoch auf Gegenseitigkeit.

Schon kurz nach der Weiterfahrt der Eltern verweist Jim die Kinder in ihr Zimmer. Die Tür schließt er, nur zur Sicherheit, ab. Am nächsten Morgen gibt es trockenes Brot zum Frühstück. Die Gänge sind bereits mit Abdeckfolie ausgelegt (Kinder machen schließlich nur Dreck und Ärger). Auch hat Jim für die Zeit, in der er die Kinder zu Hause alleine lassen muss, allerhand Putzaufträge für diese in petto.

Doch kaum hat Jim das Haus verlassen, machen sich Lilli und Mikko auf in den Garten und dort lernen sie auch schon die alte Nachbarin kennen, die neugierig über die Dornenhecke späht. Flora soll sich, so Onkel Jim, mit dem übelsten Gesindel rumtreiben und vielleicht ist sie sogar eine Diebin. Schnell stellt sich jedoch heraus, dass Flora ein freundlich-gewinnendes Wesen hat. Lilli und Mikko lassen sich gerne von ihr zu einem leckeren Zweitfrühstück einladen.

Bei Flora wirkt alles viel gemütlicher. Sie hat einen Garten voller farbenfroher Blumen. Auch in ihrem Haus gibt es so viel zu entdecken. Die Einladung, den Besuch zu wiederholen, verfängt bei beiden Kinder also sofort.

Schnell stellt sich heraus, dass Flora ein paar kleine Geheimnisse hütet. Neben einem sprechenden Hahn, der mit Kunstlederjacke und Glitzerboots rumläuft, hat sie auch noch einen ziemlich schrägen Freund. Vorsteen benutzt eine altmodische Holzkrücke, hat unzählige Tätowierungen und war dereinst Pirat. Nun besitzt er ein kleines Blumengeschäft und möchte unbedingt einmal in seinem Leben beim lokalen Blumenwettbewerb als Gewinner hervorgehen. Allerdings ist das nicht so einfach, denn die Frau des Bürgermeisters ist Seriensiegerin.

Bald schon befinden sich Lilli und Mikko in dem größten Ferienabenteuer ihres Lebens. Denn neben der Planung für das beste Blumenarrangement gilt es bald noch, wilde Piraten zu bändigen. Zu allem Überfluss treibt sich auch noch ein Dieb in der Stadt herum ...



Meinung:


Als Mikko und Lilli von ihren Eltern für die Zeit ihrer Dienstreise bei ihrem Onkel abgeladen werden, ahnt man als Leser bereits, dass das ein absoluter Horrorurlaub für die Beiden werden wird.

Jim möchte die Koffer seiner Gäste am Liebsten gar nicht erst ins Haus tragen. Die Eltern jedoch sind kompromisslos. Schneller als Mikko, Lilli und Jim sich versehen können, befinden die Eltern bereits auf der Weiterfahrt. Nun heißt es das Beste draus machen.

Ich hatte von der ersten Seite des Buches an Mitleid mit Mikko und Lilli, denn Onkel Jim macht absolut keinen Hehl daraus, dass er diese nicht bei sich haben möchte. Sie dürfen nicht einmal Postkarten auf den Tisch legen, weil sie ihn damit verkratzen könnten. Jim muss jedoch zur Arbeit und versucht auch ansonsten möglichst wenig zu Hause zu sein. Dass Mikko und Lilli lieber zu der Nachbarin gehen, als den Putzaufträgen nachzukommen, war für mich durchaus nachvollziehbar.

Flora ist eine Oma, die man einfach ins Herz schließen muss. Sie druckt im Keller mit ihrem 3D-Drucker Minipiraten aus, besitzt einen ziemlich coolen sprechenden Hahn, der ein großer Fan der Schlagersängerin Monika ist, die vor Kurzem einen Besuch in der Stadt angekündigt hat. Doch Monika ist nicht nur eine Schlagersängerin. Sie wird in diesem Jahr auch die Blumenarrangements beim alljährlichen Blumenwettbewerb bewerten.

Noora Kunnas erschafft also allerhand schrullige und liebenswerte Figuren.Vieles kollidiert und es passiert sehr viel in ihrer Geschichte. Denn die Stadt beschäftigt nicht nur der alljährliche Blumenwettbewerb. Beim örtlichen Juwelier ist vor Kurzem eingebrochen und Schmuck gestohlen worden. Bald häufen sich seltsame Vorfälle in der Gegend. Gartenzwergen wird der Mund zugebunden. Bei Nurminens wurde sogar ein Totenkopf in die Wand der Hundehütte geritzt.

Den Leser erwartet ein wundervolles, humorvolles Buch, in dem es auf keiner Seite langweilig wird.

Ein kleines Highlight sind die detailreichen Schwarz-Weißzeichnungen des Illustrators Teemu Juhani.



Fazit:


„Flora Salmanteri und die Mini-Piraten“ ist eine tolle Geschichte. Noora Kunnas hatte viel Spaß beim Schreiben, wie Du, das ist meine Vermutung, beim Lesen.

Das Buch ist unglaublich schnell, radikal lustig und stets unerwartet. Teemu Juhanis Illustrationen laden dazu ein, sich auf visuelle Entdeckungsreisen zu begeben.

Von mir gibt es eine absolute Leseempfehlung für jüngere und ältere Leser/innen, die Lust darauf haben sich von einem Kinderbuch einige Stunden lang richtig gut unterhalten zu lassen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 03.08.2021

Ein packender Plot - spannend und intelligent

Serafina Black – Der Schatten der Silberlöwin
0

Inhalt:


Serafinas Vater hatte einst dabei geholfen, das Biltmore Anwesen mit zu erbauen. Heute hilft er dabei, die Heizanlagen, die Aufzüge und die anderen mechanischen Vorrichtungen in Schuss zu halten. ...

Inhalt:


Serafinas Vater hatte einst dabei geholfen, das Biltmore Anwesen mit zu erbauen. Heute hilft er dabei, die Heizanlagen, die Aufzüge und die anderen mechanischen Vorrichtungen in Schuss zu halten. Dass er gemeinsam mit seiner Tochter im Keller des Herrenhauses sein Quartier aufgeschlagen hat, das weiß jedoch niemand.

Bei einem ihrer Streifzüge durch die Kellergewölbe des Herrenhauses macht Serafina eine unglaubliche Entdeckung. Ein Mädchen scheint sich hierher verirrt zu haben. Sie ist auf der Flucht. Vor einem Mann in einem dunklen Umhang. Serafina überlegt, dem Mädchen zur Hilfe zu eilen, doch der Mann wirkt kräftig und sehr unheimlich. Serafina weiß gar nicht, wie ihr geschieht, als der Mann den Umhang über seinem Opfer ausbreitet und dieses plötzlich wie vom Erdboden verschwindet.

Völlig aufgelöst möchte Serafina irgendwem von ihren Beobachtungen erzählen. Doch ihr Vater glaubt ihr nicht. Als kurz darauf das ganze Haus in Aufruhr ist, weil die Eltern des verschwundenen Kindes dieses nirgendwo auffinden können, wagt Serafina ein Risiko. Die Warnungen ihres Vaters noch genau im Kopf, niemand dürfe von ihrer Existenz wissen, spricht sie in einem mutigem Moment dennoch den Neffen des Eigentümers, Vanderbilt Braeden, an. Sie erzählt ihm von ihren Beobachtungen.

Und bald darauf findet Serafina einen Verbündeten und befindet sich mitten in dem größten Abenteuer ihres Lebens, denn die geheimnisvolle Gestalt aus dem Keller hat nicht vor, seinem Tun ein Ende zu setzen. Bald schon verschwinden weitere Kinder und Serafina wird das Gefühl nicht los, dass der Mann mit dem schwarzen Umhang nicht wahllos agiert.



Meinung:


Robert Beatty legt eine spannende Geschichte, eingebettet in das Setting des abgelegenen Herrenhaus der Vanderbilts vor. Nicht nur das Kellergewölbe ist riesig groß, überall gibt es Luftschächte und Kanäle. Die Vanderbilts geben gerne Partys. So befindet sich oberhalb von Serafinas “Heimat“ eine andere Welt. Hier laufen die Besitzer und ihre Gäste in edle Gewänder gekleidet herum. Die Zimmer sind mit den schönsten und teuersten Möbeln eingerichtet. Überall findet man Prunk und Glamour. Verborgen in den Räumen finden sich überall Geheimgänge. Ein Abenteuerspielplatz, der jeden Tag einlädt, Neues zu entdecken.

Serafia ist anders als die Menschen da oben. Nicht nur, dass ihr Vater und sie kein Geld und so gut wie keinen Besitz haben, sie zeigt auch anatomische Besonderheiten. Statt fünf Zehen besitzt sie an jedem Fuß nur vier. Dafür ist sie unglaublich flink und wendig. Das macht sie zu einer hervorragenden Kammerjägerin.

Bei ihren Streifzügen durch das Haus bekommt Serafina allerhand mit. Sie weiß nur zu genau, was sich die Angestellten über den Wald und den daran angrenzenden Friedhof erzählen. Im Wald sollen dunkle Mächte herrschen und unter den Grabplatten des Friedhofes angeblich keine Körper mehr liegen. Dort draußen soll es unglaublich gefährlich sein.

Als Serafina eines Nachts beobachtet, wie ein Mann mit einem schwarzen Umhang einfach ein Mädchen verschwinden lässt, macht sie sich auf, um Hilfe zu suchen.

Serafina übernimmt Verantwortung und schlägt sämtliche Warnungen ihres Vaters in den Wind. Sie findet in Braeden, dem Neffen der Besitzer des Herrenhauses, einen Verbündeten. Auch über Braeden gibt es Gerüchte. Es heißt, er sei menschenscheu, aber tierlieb.

Robert Beatty macht es seinen Figuren nicht leicht. Die Jagd nach dem Täter ist nicht einfach. Zudem sind sich sowohl Braeden als auch Serafine nicht sicher, ob sie nicht selbst bald zu Opfern des geheimnisvollen Entführers werden.



Fazit:


Robert Beatty schreibt mit „Serafina Black – Im Schatten der Silberlöwin“ eine atemberaubende Abenteuer- und Freundschaftsgeschichte. Ein klug komponiertes Werk, das die Geschichte zweier Außenseiter auf faszinierende Weise mit der Geschichte vom Kinderraub verbindet.

Eine absolute Empfehlung von mir für Leser/innen, die spannende Fantasylektüre schätzen. Fesselnd und doppelbödig.

FISCHER KJB spricht für diesen Roman eine Altersempfehlung "ab 11 Jahren" aus. Diese ist auf Grund der geschilderten Ereignisse gerechtfertigt. Durch ihre sprachlichen Fähigkeiten erzeugt die Autorin sehr plastische Bilder, die gegebenenfalls zu einem unruhigen Schlaf führen könnten.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 27.07.2021

Süße Liebesgeschichte mit Tiefgang

Küsse im Sommerregen sind auch nur nass
0

Inhalt:

Saoirses Leben läuft momentan suboptimal. Ihr Vater verkündet ihr von einem Tag auf den anderen, dass er wieder heiraten würde. Seine Affaire. Saoirse kann es einfach nicht fassen. Wie kann ihr ...

Inhalt:

Saoirses Leben läuft momentan suboptimal. Ihr Vater verkündet ihr von einem Tag auf den anderen, dass er wieder heiraten würde. Seine Affaire. Saoirse kann es einfach nicht fassen. Wie kann ihr Dad ihre Mutter einfach so im Stich lassen. Sicherlich, sie wohnen seit einiger Zeit nicht mehr zusammen. Aber doch nicht endgültig, sondern nur ihrer speziellen Lebenssituation geschuldet. Saoirses Mutter leidet seit längerem unter Demenz. Mittlerweile erkennt sie nicht mal ihre Tochter wieder. Geschweige denn ihren Mann.

Während Saoirses Vater seiner eröffnet, dass er die Realität nicht mehr aushält, und sich eben eine neue Partnerin an seiner Seite wünscht, empfindet es diese beinahe als Verrat, nur darüber zu sprechen.

Eigentlich bräuchte Saoirse jemanden, um über ihre Probleme zu sprechen. Doch sowohl die Beziehung zu Hannah als auch zu ihrer besten Freundin sind vor kurzem in die Brüche gegangen. Sie hat nun niemanden mehr, dem sie sich anvertrauen kann.

Als Saoirse auf der Party ihres Hassfreundes Oliver dessen Cousine Ruby kennenlernt, spürt sie unerwartete und vor allem unerwünschte Gefühle aufkommen. Auf keinen Fall möchte sie zur Zeit einen Menschen wieder näher an sich heranlassen. Wer sich außerhalb des rationalen Diskurses bewegt und sich zu seinen Gefühlen bekennt, das hat Saoirse gelernt, legt sein Innerstes offen und macht sich verletzbar. Doch Ruby macht es Saoirse nicht einfach.

Ruby ist so unbeschwert und locker und voller positiver Energie. Und bald schon spürt Saoirse den Widerstand bröckeln. Bevor sich Saoirse versehen kann, befindet sie sich auch schon in ihrer persönlichen romantic comedy. Wer hätte gedacht, dass romantische Komödien soviel mit Horrorfilmen gemeinsam haben?



Meinung:

Saoirse hat es im Leben nicht einfach. Ihre Mutter leidet unter Demenz, ihr Vater ist kurz davor, neu zu heiraten. Die Beziehung zu ihrer besten Freundin ist zerbrochen und ihre Beziehung hat zu allem Überfluss vor kurzem auch noch mit ihr Schluss gemacht. Kurzum: Das Leben hat Saoirse enttäuscht. Es gibt niemanden, dem sie sich wirklich anvertrauen und mit dem sie über ihre Probleme sprechen kann.
Das führt dazu, dass sich Saoirse von ihrem Umfeld weiter isoliert. Sie möchte keine neuen Beziehungen knüpfen. Diese bringen erfahrungsgemäß nur Kummer und Sorgen mit sich.

Saoirse ist anfangs verbittert. Sie berichtet davon, dass sie gerne Penisse auf die Schultische malt und hat keine Hemmungen, bei einer Party in das Blumenbeet des Gastgebers zu kotzen oder Räumlichkeiten, die für Besucher gesperrt sind, ohne ersichtlichen Grund aufzusuchen. Kurzum: Sie missachtet ständig Regeln, ohne ein schlechtes Gewissen dabei zu haben.

Auf einer Party ihres Hassfreundes Oliver lernt Saoirse dann dessen Cousine Ruby kennen. Ruby ist der Kontrastcharakter zu Saoirse. Sie gibt sich anfangs ein wenig naiv und treibt Saoirse schnell in den Wahnsinn. Ruby steckt voller verrückter Ideen. Mit Leichtigkeit gelingt es ihr, Saoirse um den Finger zu wickeln. Saoirse muss schnell feststellen, dass ihr Plan, keine festen Beziehungen mehr einzugehen, ziemlich schnell ins Wanken gerät.

Saoirse liebt Horrorfilme. Während Ruby ein großer Fan von romantischen Komödien ist. Schon beim zweiten Treffen schmiedet Ruby also einen Plan. Saoirse und sie werden typische Szenen aus den besten und gängigsten Rom Coms zusammen nacherleben. Dazu gehören Dinge wie ein Jahrmarktbesuch (Ungeküsst und Love, Simon), dem anderen etwas beibringen (Teen Lover und eine Hochzeit zu dritt), Karaoke (Die Hochzeit meines besten Freundes und 500 Days of Summer). Saoirse ist nicht begeistert. Doch sie würde Ruby auch unheimlich gerne näher kommen. Und dieses „Spiel“ trägt nun mal dazu bei.

Schon beim ersten Date muss Saoirse feststellen, dass romantische Komödien doch sehr viel mit Horrorfilmen gemeinsam haben: Im Riesenrad weit oben feststecken, mit Blick auf die Ex-Freundin und dringend pinkeln müssen. Das ist doch nicht das, was man sich unter einem romantischen Film vorstellt, oder? Ruby sieht das in ihrer optimistischen Art ganz anders. Sie hätte Saoirse vorwarnen müssen, entschuldigt sie sich. Denn jeder gute Liebesfilm ist eine subtile Geschichte der Liebe und der Katharsis.



Fazit:

Ciara Smyth schreibt mit „Küsse im Sommerregen sind auch nur nass“ eine Geschichte, in der die Protagonistin schrittweise ihr Herz wiederentdeckt.

Indem sie keine Nähe mehr zulässt, schützt sich Saoirse vor verletzten Gefühlen und Trennungsschmerzen. Doch als sie auf Ruby trifft, bricht sie mit den selbst auferlegten Restriktionen. Denn man weiß ja schließlich nur zu gut, „Gegensätze ziehen sich an, bis sie mit voller Wucht aufeinander prallen“.

Das Leben ist ein Labyrinth, das keine Rücksicht auf deine Pläne nimmt. Und davon erzählt Ciara Smyth virtuos, sehr ernsthaft und dann wieder mit einem Augenzwinkern. Wie man will.

Ich kann „Küsse im Sommerregen sind auch nur nass“ an Leser/innen empfehlen, die eine süße Liebesgeschichte suchen, die aber auch Tiefgang hat.



Buchzitate:

Ich lachte und küsste sie gleich noch mal und ihr Kichern perlte über meine Lippen wie Champagnerbläschen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 13.07.2021

Peter Pan mal anders

Die Chroniken von Peter Pan - Albtraum im Nimmerland
0

Inhalt:


In der Stadt war es dreckig und dunkel, dort lebten die Großen, die einem Essen klauten, einem Angst einjagten und einen in den Dreck schubsten.

Wenn Peter einen verlorenen Jungen aufsuchte, ...

Inhalt:


In der Stadt war es dreckig und dunkel, dort lebten die Großen, die einem Essen klauten, einem Angst einjagten und einen in den Dreck schubsten.

Wenn Peter einen verlorenen Jungen aufsuchte, dann machte er ihm ein Versprechen: Auf der Insel würde alles besser werden. Dort gibt es zu Essen, so viel man wollte. Keiner schlägt einen, man schläft in den Bäumen und schmeckt das Salz des Meeres in der Luft. Auf Peters Insel zu leben, bedeutet jeden Tag Schätze zu suchen und Spaß zu haben.

Kein Wunder, dass es Peter immer wieder mit Leichtigkeit gelang, neue Jungen mit auf die Insel zu bringen. Jungen, die als Ersatz für diejenigen dienen sollten, die erst vor kurzem gestorben waren …


Meinung:


Wer kennt sie nicht, die Geschichte von Peter Pan. Dem kleinen Jungen, der fliegen konnte, der Kinder von ihren bösen Eltern erlöste und diese zu sich ins Nimmerland holte. Ein Land voller Phantasie und Spaß. Mit Piraten, die als einzige Antagonisten angelegt waren.

Christina Henry erzählt in ihrem Buch, “Die Chroniken von Peter Pan – Albtraum im Nimmerland“, eine andere Geschichte aus der Sicht von Peter Pans “bestem Freund“ Jamie. Dem ersten Jungen, den Peter damals auf die Insel geholt hatte, und der immer glaubte, etwas Besonderes für Peter zu sein. Er war kräftiger als alle anderen und mutiger. Wenn Peter seine Geheimnisse teilte, dann mit Jamie. Wenn er mit jemandem spielen wollte, dann am liebsten mit ihm.

Jamie ist klug. Er hatte Peters Fassade im Gegensatz zu den anderen Jungen schnell durchschaut. Peter liebt es zu lügen. Ziele, über die eigene Person hinaus, verfolgt er nicht. Er will Spaß haben, er will immer im Mittelpunkt stehen. Man soll ihn bewundern und zu ihm aufschauen. Tut man das nicht, dann weckt man seinen Zorn und das hat Konsequenzen.

Besonders “auf dem Kieker“ hat Peter jedoch Charlie. Mit seinen fünf Jahren ist er der Jüngste in Peters Gruppe. Damals wollte Peter diesen Jungen unbedingt haben. Warum, das erschließt sich Jamie im Nachhinein nicht, denn nun möchte Peter nur noch eines: Charlie los werden. Der Junge ist ihm ein Dorn im Auge. Ständig weint er und hängt an Jamies Rockzipfel. Man kann einfach keinen Spaß mit ihm haben. Gerade weil er noch so jung und schutzbedürftig ist, kümmert sich Jamie ganz besonders um den Kleinen. Er weiß, wozu Peter im Stande ist. Er weiß, was es bedeutet, wenn Peter eine Geschichte von einem kleinen Küken erzählt, dem ein Krokodil im Schatten auflauert, das unbedarft über die Wiese läuft und letztlich von dem Monster verschlungen wird. Wenn Peter dies erzählt, dann figurativ: Das Küken ist Charlie und das Krokodil im Schatten er selbst.

Christina Henrys Buch verspricht Spannung und subtilen Horror. Peters Gruppe verfolgt eine gemeinsame, sozialdarwinistische Ideologie. Ist man stark und klug, hat man gute Überlebenschancen. Ist man das nicht, so wird man früher oder später sterben. Sei es im Kampf gegen Gruppenmitglieder, gegen die Piraten oder gegen die Vieläugigen. Dass Peter einem helfen wird, das sollte man nicht erwarten, denn Peter schert sich nicht um den Verlust eines Jungen. Schließlich ist es so einfach, einen neuen Spielkameraden aus der Anderswelt zu holen.

Wenn Peter zum Kampf gegen die Piraten auffordert oder des Nachts zum Schwimmen bei den Meerjungfrauen einlädt, dann klingt das nach Spaß. Dass Piraten und Haie ihre Opfer fordern, davon wissen die Jungs nichts.

Peter ist ein Meister darin anderen die Schuld in die Schuhe zu schieben. Wenn also etwas schief läuft, dann gibt es dafür eine gute Erklärung. Ein Missgeschick, über das nicht lange gesprochen wird. Stattdessen lenkt Peter ab, mit neuen Ideen, fantastischen Geschichten, mit Lachen und Schabernack. So gelingt es schnell, Probleme zu verdrängen und auch düstere Geschehnisse geraten sehr schnell in Vergessenheit.


Fazit:


Mit die "Chroniken von Peter Pan – Albtraum im Nimmerland" schreibt Christina Henry ihre zweite Märchenadaption. Diesmal aus der Sicht von Peter Pans “rechter Hand“, Jamie. Dem Jungen, den Peter als erstes auf seine geheime Insel Nimmerland geholt hatte. Der Junge, der Peters Posse durchschaut, der ständig bemüht ist, die Jungen zu beschützen, weil es kein anderer tut.

Wie bereits aus den Chroniken von Alice bekannt, gelingt es der Autorin über den lauernden Horror des Lebens in einem Märchen zu berichten. Peter Pan entpuppt sich bei ihr als sozialdarwinistische Dystopie. Peter ist hier ein mit allen Eitelkeiten der Welt ausgestatteter prototypischer Narzisst und zugleich ein Meister der Manipulation.

Für zartbesaitete Leser ist dieses Buch nichts. "Die Chroniken von Peter Pan – Albtraum im Nimmerland" verspricht aber Spannung und subtilen Horror. Das Ende kommt recht flott, wenn nicht sogar ein Stück weit überstürzt daher, was dem Lesespaß aber keinen Abbruch tut.

Für mich ist und bleibt Christina Henry ein Geheimtipp.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere