Mit den Wellen
"Solange sich die Wellen brechen" der Schweizer Autorin Brina Hope spielt in Australien und lässt jedes Surferherz höher schlagen. Im Prolog lernen wir die unerschrockene Skye kennen, die sich jeder Welle ...
"Solange sich die Wellen brechen" der Schweizer Autorin Brina Hope spielt in Australien und lässt jedes Surferherz höher schlagen. Im Prolog lernen wir die unerschrockene Skye kennen, die sich jeder Welle stellt. Die junge Mutter nimmt jedoch die Gefahr zu wenig ernst....
Danach befinden wir uns rund 30 Jahre später in Melbourne. Justine ist Architektin und mit Logan verlobt. Die Beiden wollen zusammenziehen, jedoch ist sich Justine unsicher. Tief im Herzen möchte sie ihre gemütliche Wohnung nicht gegen eines dieser seelenlosen Appartments, die Logan zur Besichtigung ausgesucht hat, tauschen. Es kommt zum Streit. Kurze Zeit später wird Justine von ihrem Großprojekt in der Firma abgezogen. Es wird ihrem männlichen Kollegen übergeben, obwohl sie bisher dieses Projekt auf die Füße gestellt hat. Voller Zorn schwingt sie sich auf ihr Motorrad und erleidet einen Unfall. Im Krankenhaus hat sie Zeit über ihre weitere Zukunft nachzudenken. Sie nimmt sich eine Auszeit und fährt nach ihrer Genesung an die Westküste, um mehr über ihre Mutter zu erfahren, die starb, als Justine noch ein Baby war.
Auch ihr Vater Russel steckt in einer Krise. Ein Burn Out zwingt ihn ebenfalls sein Leben zu überdenken. Er kann mit seiner neugewonnen freien Zeit allerdings nichts anfangen und verfällt in eine Depression, bis er sich seiner früheren Liebe zum Surfbrett erinnert...
Wie der Prolog und Justine zusammenhängen wird sehr schnell klar. Die junge Architektin ist eine sympathische junge Frau, die erkennt, dass sie in ihrem Leben falsch abgebogen ist. Sie kriegt aber noch rechtzeitig die Kurve und beginnt sich mit ihrer Herkunft zu befassen. Zusäzlich versucht sie die Liebe ihrer Mutter für den Surfsport nachzuvollziehen und beginnt selbst zu surfen.
Brina Hope ist es gelungen die Faszination des Surfsports auch an mich Landratte zu vermitteln. Ich sah die traumhaften Strände, die Wellen und nahm die Gemeinschaft unter der Surfern wahr. Die Landschaftsbeschreibungen sind ebenfalls sehr bildhaft. Die Liebe zur australischen Küste spürt man in jeder Zeile.
Es gibt aber auch einige Kritikpunkte von meiner Seite. Gerne hätte ich noch mehr über Justines Vater oder Mutter gelesen. Der Strang um Russel blieb mir zu oberflächlich und verpuffte irgendwie im Nirgendwo. Das finde ich sehr schade!
Dann gibt es noch Chris, den Justine an der Westküste kennenlernt und der ihr das Surfen beibringt. Diesen Handlungsstrang fand ich irgendwie überflüssig, da er sich ebenfalls auflöst. Weil die Autorin auch zu Chris Großeltern nach Kanada zurückblendet und es einen winzigen Bezug zu Justine gibt, nahm ich an, dass Chris einen größere Rolle bekommt. Dem war jedoch nicht so. Deshalb fragte ich mich schlussendlich warum es diesen Handlungsstrang überhaupt gab. Das hätte man meiner Meinung auch anders lösen können.
Die aufkeimende Liebesgeschichte zwischen Justine und Luke gefiel mir anfangs ganz gut, wurde aber von der Autorin so abgewürgt, dass ich schlussendlich überhaupt kein Knistern mehr zwischen den Beiden spüren konnte. Auch hier hatte ich das Gefühl, dass noch etwas fehlt.
Der Schreibstil ist flüssig und gibt Einblicke in das Leben von Justine, aber auch der anderen Charaktere. Diese sind vielschichtig gezeichnet und wirken authentisch. Fast alle von ihnen kämpfen gegen ihre inneren Dämonen oder versuchen ihr Leben wieder auf die Reihe zu bekommen.
Die Sprünge zwischen den einzelnen Handlungssträngen empfand ich manchmal als zu schnell und unübesichtlich.
Fazit:
Trotz der Kritikpunkte hat mir der Roman gut gefallen und hat mir das Surfen etwas näher gebracht, auch wenn ich alles andere als eine Wasserratte bin. Die Landschaftsbeschreibungen sind gelungen und regen zum Träumen an. Es gibt noch Luft nach oben, aber ich bin trotzdem schon auf das nächste Buch der Autorin gespannt.