Eine besondere Anziehungskraft, die auch größere Kritikpunkte überwindet
Ich muss gestehen, dass mich sehr lange keine Geschichte so zwiegespalten zurückgelassen hat wie Like Gravity von Julie Johnson. Einerseits haben die geschriebenen Wörter einen so großen Suchtfaktor bei ...
Ich muss gestehen, dass mich sehr lange keine Geschichte so zwiegespalten zurückgelassen hat wie Like Gravity von Julie Johnson. Einerseits haben die geschriebenen Wörter einen so großen Suchtfaktor bei mir ausgelöst, dass ich das Buch gar nicht aus der Hand legen wollte und am liebsten in einem Tag durchgesuchtet hätte. Zudem weist kaum ein Buch mehr markierte Zitate auf, was für den wunderschönen und berührenden Schreibstil spricht. Andererseits haben einige Aussagen und Handlungen von den Protagonisten des häufigeren dafür gesorgt, dass ich das Buch am liebsten gegen eine naheliegende Wand werfen wollte.
Ich hatte unglaublich hohe Erwartungen an dieses Buch, da mich die bisherigen Geschichten der Autorin immer überzeugen konnten. Aber in diesem Fall wäre es wahrscheinlich besser gewesen, wenn ich diese nicht gehabt hätte. Damit möchte ich keinesfalls sagen, dass Like Gravity und die darin erzählte Geschichte schlecht ist, aber für mich persönlich leider auch nicht außerordentlich gut. Mich konnte die Liebesgeschichte um Brooklyn und Finn nicht ganz so überzeugen, wie ich es mir gewünscht und erhofft hatte. Dennoch mochte ich das Buch auf eine bestimmte Art und Weise ♥
Bei Like Gravity handelt es sich um einen New Adult-Roman aus dem lyx-Verlag aus der Feder der amerikanischen Autorin Julie Johnson, welcher eine Geschichte über Trauer, Schmerz, Angst und tiefe Verletzungen, sowie aber auch über Freundschaft, Liebe, Hoffnung, Vergebung und Neuanfänge erzählt. Es geht darum, sich aus den Klauen der Vergangenheit zu befreien, sich selbst und das eigene Glück zu finden und endlich wirklich zu leben, anstatt nur zu atmen. Das Buch ist als Einzelband erschienen und die Geschichte um Brooklyn und Finn somit in sich abgeschlossen.
Das Cover ist wunderschön gestaltet – irgendwie schlicht, aber dennoch eindrucksvoll. Es fällt trotz seiner Schlichtheit sofort ins Auge und setzt sich positiv von anderen Covern ab. Es überzeugt mit vielen kleinen Details und die sanft geschwungene Schrift lädt zum Träumen ein. Für mich persönlich stellt Like Gravity ein optisches Highlight in meinem Bücherregal dar.
Ich wünschte ich könnte mit Worten so wunderbar umgehen, wie es Julie Johnson in Like Gravity tut, denn dann könnte ich all die Gefühle, die ich beim Lesen fühlen durfte, hier in Worte fassen und verbalisieren, wie unendlich gut mir der Erzählstil gefallen hat. Schon das Vorwort hat mein Herz emotional berührt, gefesselt und nicht mehr losgelassen. Ich war gefangen in der Geschichte, habe mit der jungen Brooklyn gelitten und gelitten und gelitten. Habe mit der Gegenwarts-Brooklyn gelitten und gelitten und gelitten. Wie erwartet konnte mich der einzigartige Schreibstil von sich überzeugen. Er lässt sich unglaublich flüssig und leicht lesen, überzeugt in allen Punkten: wortgewandt, authentisch und mitreißend sowie schmerzvoll und ergreifend. Und dann noch dieser brillante, leicht sarkastische Humor.
Der Schreibstil sorgt hinzukommend dafür, dass ich vom ersten Wort an eine besondere Bindung zur weiblichen Protagonistin Brooklyn gespürt habe. Für mich ist sie ein unglaublich greifbarer, authentischer und echter Charakter, dessen Gedanken und Gefühle ich zunächst zu jedem Zeitpunkt nachvollziehen, ja sogar nachempfinden konnte. Eine Person, die eine innere Stärke aufweist, die mich einfach tief beeindruckt hat. Im Verlauf der Geschichte nahm diese Bindung leider ab, häufig konnte ich Brooklyns Gedanken und Gefühle absolut nicht mehr nachvollziehen, war von ihrem unfassbar naiven Verhalten genervt.
Dennoch hat mich die Geschichte um Brooklyn und Finn in seinen ganz eigenen Bann gezogen. Die Gefühle, die die beiden füreinander entwickelt haben, waren für den Leser greifbar und die besondere Atmosphäre ihrer Beziehung in jedem geschriebenen Wort fühlbar. Dennoch gab es einige Momente und Szenen in der Beziehung in denen ich das Verhalten der Protagonisten weder nachvollziehbar noch akzeptabel fand. Aufgrund möglicher Spoiler möchte ich nicht expliziter darauf eingehen.
Die Geschichte hätte – besonders aufgrund der angedeuteten thrillerartigen Elemente – in meinen Augen noch so viel mehr Potential gehabt, welches leider durch absolute Offensichtlichkeit und ein überdramatisiertes, teilweise unschlüssiges und unrealistisches Ende nicht wirklich ausgenutzt wurde. Hinzukommend hätte ich persönlich es wesentlich passender gefunden, wenn der Lesende mit den Protagonisten zusammen die verschiedenen Geheimnisse gelüftet hätte und nicht schon relativ schnell von der Autorin so eindeutige Hinweise bekommen hätte, dass nur darauf gewartet wurde, dass die Protagonisten endlich auch die Puzzleteile zusammensetzen.
Abschließendes Fazit:
Mit Like Gravity hat Julie Johnson ein Buch geschrieben, dass mich mit unfassbar gemischten Gefühlen zurücklässt, so dass ich allgemein keine klare Leseempfehlung aussprechen kann und möchte. Es gab wirklich unendlich viele Aspekte, die ich geliebt habe und durch die dieses Buch ein Jahreshighlight hätte werden können, aber auf der anderen Seite gab es eben auch immens viele Momente, die dafür gesorgt haben, dass ich das Buch nicht mehr mögen wollte. Dennoch hat mir die Geschichte um Brooklyn und Finn auf ihre ganz eigene Art und Weise gefallen und mein Herz berührt.