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Veröffentlicht am 11.08.2021

Vom Überleben und Sterben im Eis

Das Lied der Arktis
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Der Schreibstil von Bérengère Cournut ist ungewöhnlich, es waren ein paar Seiten notwendig ehe ich mich daran gewöhnt hatte. Sie schreibt sehr schnörkellos und sachlich, ihr gelingt es aber dennoch Emotionen ...

Der Schreibstil von Bérengère Cournut ist ungewöhnlich, es waren ein paar Seiten notwendig ehe ich mich daran gewöhnt hatte. Sie schreibt sehr schnörkellos und sachlich, ihr gelingt es aber dennoch Emotionen zu transportieren. Der Roman liest sich fast wie ein Tagebuch, die Kapitel sind ganz unterschiedlich lang, mal bestehen sie auch nur aus ein paar Zeilen.

Die Geschichte ist hauptsächlich aus der Sicht von Uqsuralik erzählt, die Kapitel werden ergänzt durch Liedtexte und Verse. Die Nomadenfamilien führen sehr einfache Leben, alles was sie besitzen müssen sie sich von der Natur erkämpfen. Ihre Traditionen und Lebensweise sind uns fremd, die Mythen mit Naturgeistern und Riesen erscheinen märchenhaft. Obwohl ich mir ein solches Leben nicht vorstellen und mich daher auch nur selten in die Figuren hineinversetzen konnte, habe ich immer mit ihnen gelitten und gehofft. Absolut faszinierend fand ich auch die Naturgewalten des Eises. Am Ende des Buches gibt es einige schwarz-weiß Fotos die ein wenig helfen sich das beeindruckende Lebensumfeld vorzustellen.

Die Autorin erzählt die Geschichte sehr ruhig, ohne aufgebauten Spannungsbogen und Action. Es geht um nichts Geringeres als das Überleben, doch die Menschen sind es gewöhnt dafür täglich hart arbeiten zu müssen und der Tod ist einfach Teil dieses Lebens. Es geht darum ausreichend Tiere zu jagen, Wintervorräte anzulegen, im Frühjahr weiterzuziehen und dann Beginnt der Kreis von vorne. Alles erfolgt in enger Verbundenheit mit der Natur.

Fazit:
Bérengère Cournut gibt mit ihrem Buch einen faszinierenden Einblick in das Leben der Inuit. Ein Buchtipp für jeden der Lust hat eine fremde Kultur und deren Mystik kennenzulernen.

Veröffentlicht am 06.08.2021

Großartig

Space Girls
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Hauptdarstellerin in Maiken Nielsens Roman ist die fiktive Juni, die schon als Kind von Flugzeugen fasziniert war und davon träumt zum Mond zu fliegen. Im ersten Abschnitt des Buches erlebt der Leser die ...

Hauptdarstellerin in Maiken Nielsens Roman ist die fiktive Juni, die schon als Kind von Flugzeugen fasziniert war und davon träumt zum Mond zu fliegen. Im ersten Abschnitt des Buches erlebt der Leser die Flucht von Juni und ihrer Mutter vor den Nazis und wie ihr Weg sie in die USA führt. Dort beginnt Junis Leidenschaft fürs Fliegen. Auf ihrem Weg begegnen ihr dabei jede Menge historische Figuren: die Frauen der “Mercury 13”, Astronaut John Glenn oder der Raketenwissenschaftler Wernher von Braun. Die Mischung aus Fakten und Fiktion gelingt Nielsen großartig, die historischen Figuren sind sehr glaubwürdig in die Geschichte eingeflochten. Die Geschichte wird durch Passagen ergänzt die den Flug der Apollo 11 zum Mond beschreiben, Nielsen hat dafür die historischen Gesprächsaufzeichnungen verwendet. Diese Faktentreue und die Kombination der Erzählstränge fand ich großartig! An mancher Stelle hätte ich mir aber gewünscht am Kapitelbeginn zu erfahren in welchem Jahr wir uns gerade befinden.

Neben der Geschichte der “Mercury 13” steht im Roman auch die damalige Stellung der Frauen im Fokus. Weibliche Pilotinnen waren unüblich und entsprechend groß die Vorurteile ihnen gegenüber. Trotzdem ließen sie sich nicht unterkriegen und kämpften für ihren Traumberuf und um Anerkennung. Ein großes Lob kann ich auch für die Protagonisten aussprechen, die Autorin schafft es ihnen Leben einzuhauchen und sie greifbar zu machen.

Fazit
Ein großartiges Buch, das mehr Aufmerksamkeit verdient! Maiken Nielsen erzählt eine Geschichte über mutige Frauen bei der man auch viel über die Gesellschaft im Amerika der 50er und 60er Jahre erfährt.

Veröffentlicht am 22.07.2021

Ein kleiner Einblick in die Vergangenheit

Die Gespenster von Demmin
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Gleich vorneweg: man darf hier keinen historischen Roman erwarten, dafür bieten die 240 Seiten nicht ausreichend Platz. Es ist eine Coming-of-Age in der immer wieder auf die historischen Geschehnisse in ...

Gleich vorneweg: man darf hier keinen historischen Roman erwarten, dafür bieten die 240 Seiten nicht ausreichend Platz. Es ist eine Coming-of-Age in der immer wieder auf die historischen Geschehnisse in Demmin Bezug genommen wird.

Die Geschichte ist Großteils aus Sicht von Larry erzählt. Die Teenagerin ist gelangweilt von ihrer Heimatstadt und genervt von den wechselnden Lebensgefährten ihrer Mutter. Für ihren Traum Kriegsreporterin zu werden trainiert sie an ihre Grenzen zu gehen, hängt kopfüber vom Baum oder hält ihr Hände in eiskaltes Wasser. Zwischendrin jobbt sie auf dem Friedhof und schlägt sich mit ganz normalen Teenagerproblemen herum. Die 15-jährige fand ich gut getroffen, phantasievoll und munter schlägt sie sich durchs Leben, ihr leichter Hang zu schwarzem Humor lockert den Roman immer wieder auf.

Der zweite und deutlich kürzere Erzählstrang gehört Larrys betagter Nachbarin, Frau Dohlberg. Immer öfter will der Körper ihr nicht mehr gehorchen und nun steht der Umzug ins Altenheim an. Beim Aussortieren ihrer Besitztümer kommen immer wieder Erinnerungen hoch. Die junge Verwandtschaft kann nicht verstehen was diese Dinge für sie bedeuten und die alte Dame will von sich aus nicht darüber sprechen welche Ereignisse sie mit ganz alltäglichen Dingen wie einem Laken, dem Keller des Hauses oder einem Nadelkissen verbindet. Der Leser erfährt es durch ihre Erinnerungen dennoch nach und nach. Neben Frau Dohlberg hat die Autorin noch weitere Figuren die das Kriegsende und die Selbstmorde in Demmin miterlebt haben in die Geschichte eingeflochten. Auch sie tragen die Geschichten hinter ihren Narben und körperlichen Beeinträchtigungen in ihrem Inneren.

Trotz des schweren Themas liest sich die Geschichte sehr leicht, was vor allem daran liegt, dass der Großteil der Geschichte aus der unbeschwerten Sicht von Larry erzählt ist. Ich würde den Roman als Coming-of-Age Geschichte einordnen. Der historische Massensuizid schwebt dabei über der Stadt, mal ist er präsent, mal rückt er in den Hintergrund. Tiefe historische Exkurse unternimmt die Autorin dabei aber nicht, was ich für ein Jugendbuch absolut in Ordnung finde. Ein Nachwort mit ein paar Worten zu dem geschichtlichen Hintergrund auf dem der Roman basiert hätte ich mir dennoch gewünscht.

Fazit:
Obwohl sich das Buch mit sehr ernsten Themen beschäftigt erzählt Verena Kessler ihre Geschichte bewegend, aber nie schwermütig oder erdrückend. Sie schafft es viel zwischen den Zeilen auszudrücken und erzählt dabei eine Geschichte die nachhallt und noch lange in den Gedanken bleibt.

Veröffentlicht am 09.07.2021

Ein starker Auftakt, aber nichts für schwache Nerven

Der Blutkünstler (Tom-Bachmann-Serie 1)
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Von der Idee her erinnert mich das Buch ein wenig an die Thrillerreihe von Ethan Cross, mit dem Unterschied aber, dass Chris Meyers Protagonist auf der richtigen Seite des Gesetzes steht. Mir hat das Buch ...

Von der Idee her erinnert mich das Buch ein wenig an die Thrillerreihe von Ethan Cross, mit dem Unterschied aber, dass Chris Meyers Protagonist auf der richtigen Seite des Gesetzes steht. Mir hat das Buch richtig gut gefallen und ich bin schon sehr gespannt auf die Folgebände.

»Der Blutkünstler« ist aus verschiedenen Perspektiven erzählt, so dass man die Taten des Blutkünstlers „miterleben“ kann und zugleich einen Einblick in die Gedankenwelt des Ermittlers Tom Bachmann erhält. Durch seine Kindheitserlebnisse hat dieser schon sehr früh Erfahrungen mit Psychopathen gemacht und noch immer mit den Auswirkungen zu kämpfen. Durch geschickt in die Story eingeflochtene Rückblenden erfährt der Leser nach und nach mehr darüber.

Die Story selbst ist spannend und schnörkellos, das Erzähltempo hoch. Ein paar Zusammenhänge konnte ich mir schon recht früh zusammenreimen, dennoch sind bis zum Ende hin genug Fragen offen geblieben um das Interesse am Fortgang der Geschichte zu behalten. Das große Finale war mir dann aber etwas zu kurz geraten, ein wenig hatte ich das Gefühl, dass dem Autor hier die Seiten ausgegangen sind. Dennoch ist es ein sehr starkes Debüt und ein erster Band der definitiven Lust auf mehr macht.

Lesern mit eher schwachen Nerven muss man aber vom Buch abraten. Die Opfer des Serienmörders sind teils sehr detailliert beschrieben und dessen Ideen wirklich krank. An manchen Stellen habe ich die Details lieber überflogen und mir das Ganze nicht zu genau vorgestellt.

Fazit
Ein super Auftakt für eine Thriller-Reihe von der wir hoffentlich noch mehr hören! Ich freue mich jedenfalls schon auf das Wiedersehen mit den Charakteren.

Veröffentlicht am 04.06.2021

Fesselnd und atmosphärisch

Das Meer von Mississippi
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1927 ließen wochenlange Regenfälle den Mississippi anschwellen und brachten die Dämme an ihre Grenzen - bis sie den gewaltigen Wassermassen nicht mehr standhalten konnten und eine furchtbare Überschwemmung ...

1927 ließen wochenlange Regenfälle den Mississippi anschwellen und brachten die Dämme an ihre Grenzen - bis sie den gewaltigen Wassermassen nicht mehr standhalten konnten und eine furchtbare Überschwemmung folge. Es war eine der schlimmsten Naturkatastrophen der USA, zehntausende Quadratkilometer Land standen meterhoch unter Wasser, Hunderttausende Menschen mussten fliehen. "Das Meer von Mississippi" beginnt kurz vor dieser großen Flutkatastrophe.

Das Autorenduo fängt die Gefahr des stetig ansteigenden Mississippi sehr atmosphärisch ein. Man hört den andauernden Regen rauschen, hat den brodelnden Mississippi vor Augen und kann die ächzenden Dämme spüren. Vor diesem Hintergrund baut sich ein packender Kriminalroman auf, der zugleich einen spannenden Abschnitt der amerikanischen Geschichte erzählt.

Die Charaktere sind facettenreich gezeichnet, bis ins kleinste Detail ausgearbeitet und absolut glaubwürdig. Die Geschichte hat mich ab der ersten Seite nicht mehr losgelassen. Das Autorenduo nimmt sich auch Zeit die Vorgeschichten der Charaktere zu erzählen und so wechselt sich die Suche nach den Schwarzbrennern mit Erzählungen des Heranwachsens im Süden oder Erlebnissen während des Krieges ab. Trotz mancher Zufälle fand ich die Story sehr glaubwürdig aufgebaut. Absolut fasziniert hat mich die bildgewaltige Erzählung in der auch die kleinsten Details Platz finden und das ohne dass die Geschichte dadurch überladen wird. Auch das Schicksal der Tiere in dieser schlimmen Naturkatastrophe wird immer wieder beschrieben.

Fazit:
Das Buch bietet hervorragende Unterhaltung: Dramatik, Emotionen und starke Protagonisten. Absolut empfehlenswert!

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