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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 08.05.2017

Humorvoll und lehrreich – Gottgleich sein für Anfänger

Der (überhaupt gar nicht) allmächtige Todd
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Meine Meinung:

„Der (überhaupt gar nicht) allmächtige Todd“ (OT: „By the grace of Todd“) ist der Debutroman der US-amerikanischen Autorin Louise Galveston, für den sie sich gleich eine richtig humorvolle ...

Meine Meinung:

„Der (überhaupt gar nicht) allmächtige Todd“ (OT: „By the grace of Todd“) ist der Debutroman der US-amerikanischen Autorin Louise Galveston, für den sie sich gleich eine richtig humorvolle Grundidee ausgedacht hat: Im schmuddeligen Chaos unter dem Bett des eher schlampig veranlagten, 12jährigen Todd Jameson Podecker hat sich auf einer alten, dreckigen Sportsocke ein Wunder der Evolution ereignet: Dort lebt das Volk der winzig kleinen, menschlichen Toddlianer! Und dieses kleine Volk verehrt den „großen Todd“ als ihren Erschaffer und Gott…

Doch das ist nicht mal die einzige unvorhergesehene und dramatische Veränderung in Todds Leben: Bei einem Schulprojekt hat sich ausgerechnet der gefürchtete Schul-Rüpel Max Todd als neuen Arbeitspartner ausgesucht, wodurch Todd quasi über Nacht vom belächelten „Dragon Sensei“-Fan und Nerd zu den respektierten coolen Kids aufsteigt. Kein Wunder, dass Todd mit der neuen Situation vollkommen überfordert ist. Auf einmal soll er sich um eine ganze (zugegebener Maßen kleine) Zivilisation kümmern und den Freundschafts-Spagat zwischen seiner alten Clique und den vermeintlich „coolen“ Kids hinbekommen. Dabei hat er sich doch noch nicht mal um seinen Einsiedlerkrebs „Leonardo da Zwicki“ verantwortungsbewusst kümmern können, der darauf hin leider ins Einsiedlerkrebs-Nirvana eingegangen ist.

Bei dieser Geschichte ist jede Menge Spaß und Humor vorprogrammiert, sowohl durch die witzige Grundidee (so futtern die Toddlianer z.B. „Zehennagelbrötchen mit Hautschuppenaufstrich“ –mjamm!), die sich ergebenden, teilweise abstrusen Situationen (z.B. wenn die Toddlianer im DailySoap-Fieber sind oder vor dem Angriff des Riesen-Chamäleons flüchten müssen) als auch durch die locker-flockigen Sprüche („für diese Unordnung habe ich Jahre gebraucht. Glaubst Du, die kann ich an einem einzigen Nachmittag so einfach beseitigen?“ - S. 20). Das kleine Volk der Toddlianer muss man einfach mögen, deren Weltanschauung mehr als einmal auf die Probe gestellt wird und die sich in einigen gefährlichen Situationen behaupten müssen. Manchmal sind diese kleinen Gesellen richtig große Helden!

Aber diese Geschichte ist nicht „nur“ ein humorvoller und kurzweiliger Zeitvertreib, denn sie beschäftigt sich ganz nebenbei auch mit wichtigen und ernsten Themen wie Freundschaft (was ist wahre Freundschaft?), Mut und vor allem auch Verantwortung. So muss sich Todd nicht nur einmal der Entscheidung stellen, was ihm wichtiger ist: das Wohlergehen der kleinen Toddlianer oder sein eigenes Ansehen bei seinen neuen „Freunden“.

Mein einziger, kleiner Kritikpunkt ist, dass die Toddlianer in der ca. ersten Hälfte des Buches für meinen Geschmack etwas mehr Raum hätten einnehmen können. Dennoch bin ich schon jetzt auf die Fortsetzung (OT: „In Todd We Trust“) gespannt.

FAZIT:
Irre witzig und doch mit einer ordentlichen Portion Tiefgang: Ein Lesespaß für Klein und Groß!

Veröffentlicht am 02.05.2017

Ein spannender, aber hochkomplexer Krimi, der die volle Aufmerksamkeit seiner Leser fordert

Deichmord
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Zum Inhalt:
Eine Terrorwarnung versetzt alle Ermittlungsbeamten auf Rügen in höchste Alarmbereitschaft – doch statt einer konkreten Gefährdung stößt Romy Beccare in der beschaulichen Pension Magold gleich ...

Zum Inhalt:
Eine Terrorwarnung versetzt alle Ermittlungsbeamten auf Rügen in höchste Alarmbereitschaft – doch statt einer konkreten Gefährdung stößt Romy Beccare in der beschaulichen Pension Magold gleich auf mehrere rätselhafte Vermisstenfälle, die weit in die Vergangenheit führen und die nur die Spitze des Eisbergs sind…

Meine Meinung:

„Deichmord“ ist der mittlerweile sechste Band um die Rügener Kriminalkommissarin Ramona „Romy“ Beccare der deutschen Erfolgsautorin Katharina Peters. Meines Erachtens kann man diesen Krimi problemlos ohne die Kenntnisse der Vorgängerbände lesen, da der Fall in sich abgeschlossen ist und die Anknüpfungspunkte an die vorausgegangenen Fälle eher gering sind.

Der Start in die Geschichte ist mir sehr leicht gefallen, da die Anzahl der Charaktere (auch für „Romy Beccare“-Neulinge) noch überschaubar ist und sich der „Fall“ erst sukzessive aufbaut. Einen wohlüberlegten und soliden Aufbau benötigt diese Story auch auf jeden Fall, denn im weiteren Verlauf der Geschichte verzweigt sich die Geschichte immer mehr und die Komplexität der Handlung nimmt stetig zu. Es werden bis ins letzte Viertel hinein neue Charaktere eingeführt und die schon netzartigen Beziehungsgeflechte zwischen den einzelnen Figuren, die teilweise bis zu fast 30 Jahren in die Vergangenheit zurück reichen, machen es beim Lesen schon manchmal schwer, noch den Überblick über alles zu behalten. Hierdurch gelingt es Katharina Peters, eine sehr intelligente, aber eben auch sehr anspruchsvolle Story aufzubauen, die dem Leser volle Konzentration abverlangt. Seichte Unterhaltung zum Abschalten oder „für nebenbei“ ist dieser Krimi damit auf keinen Fall. Am liebsten hätte ich während des Lesens ein großes Whiteboard mit allen Personen und deren Beziehungen untereinander gefüllt – so ähnlich, wie man es in den amerikanischen Krimis häufig sieht. Doch wenn man sich auf diese Geschichte voll und ganz einlässt, wird man mit Sicherheit seinen Spaß damit haben. Es ist extrem spannend zu lesen, wie die Ermittler um Romy Beccare immer neue Indizien ans Tageslicht fördern, neue Theorien entwickeln und alte verwerfen.

Selbstverständlich gelingt es der Autorin, zum Ende hin alle wesentlichen Fragen zu beantworten und alle Handlungsstränge zusammenfließen zu lassen, wenn auch nicht in allen Fällen in typischer Art (mehr sei hier nicht verraten). Insgesamt hat mich das Ende vollends überzeugt und zufrieden das Buch zuklappen lassen.

Ein weiterer Pluspunkt dieses Krimis sind für mich die vielfältigen und teilweise sehr schön herausgearbeiteten Charaktere, insbesondere auf Seiten der Verdächtigen. Nicht nur bei der Story an sich, auch bei der Entwicklung, die einzelne Charaktere im Verlauf des Buches genommen haben, hat es für mich die eine oder andere Überraschung gegeben, was mir sehr gut gefallen hat.

Für Freunde von Eva Almstädts „Pia Korittki“-Reihe („Ostsee…“), Nina Ohlandts „John Benthien“-Reihe und Klaus-Peter Wolfs „Ann Kathrin Klaasen“-Reihe („Ostfriesen…“) genau die richtige Lektüre!


FAZIT:
Seltsame Verwicklungen, die Vergangenheit und Gegenwart verschmelzen lassen: Ein spannender, aber hochkomplexer Krimi.

Veröffentlicht am 16.04.2017

Weltherrschaft für Anfänger – in Theorie und Praxis

Der Theoretikerclub und die Weltherrschaft
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Meine Meinung:


In Anja Janottas ("Linkslesestärke" und "Linkslesemut") "Theoretikerclub" geht in die zweite Runde! Auch diesmal bringen die Theoretiker eine ganze Menge Themen mit, die Kids von heute ...

Meine Meinung:


In Anja Janottas ("Linkslesestärke" und "Linkslesemut") "Theoretikerclub" geht in die zweite Runde! Auch diesmal bringen die Theoretiker eine ganze Menge Themen mit, die Kids von heute Spaß machen, wie etwa Wasserbombenschlachten, Bloggen, Whatsappen und überhaupt ganz viel YouTube. Im Mittelpunkt des Ganzen steht eine Challenge zwischen den drei Cliquen: den theoretisch unschlagbaren, aber praktisch eher unpraktisch veranlagten Theoretikern Linus, Albert und Roman, der Mädchen-Power Gang mit Alba, Flora und Lynn sowie den coolen Sportlern Thomas, Moritz und Jonathan. Nur der arme Knut sitzt dabei als Schiri mal wieder zwischen allen Stühlen.

Eine Challenge zwischen diesen drei höchst unterschiedlichen Gruppen kann natürlich nur eines: vollkommen aus dem Ruder laufen! Denn irgendwie scheint auf einmal jeder sein eigenes Süppchen zu kochen und zu allem Übel entbrennt zwischen Albert und seiner Schwester Alba auch noch eine waschechte Geschwisterfehde, bei der sich die beiden gegenseitig immer weiter hochschaukeln und dabei durchaus gleich ein paar Grenzen überschreiten. Überhaupt werden in diesem Buch aufgrund von übersteigertem Eifer gleich ein paar Grenzen überschritten. Aus Eltern-Sicht gibt es da schon die ein oder andere unschöne Szene, in denen wir als Erwachsene schon eindeutig Mobbing erkennen. Aber so wild es die Kids auch übertreiben, hält Autorin Anja Janotta ihren Charakteren doch am Ende den Spiegel vor und zeigt durch Knuti, den Jüngsten und Vernünftigsten in der Runde, wo die Grenzen sind und was wahre Freundschaft bedeutet. Hierdurch merken auch die jungen Leser sicherlich ganz schnell, wo hier Grenzen überschritten werden und was nicht mehr sein darf! So macht es den Kids sicherlich einen Heidenspaß, diese Geschichte zu lesen, doch gleichzeitig werden sie auch für das Thema Mobbing sensibilisiert. Dies ist der Autorin meines Erachtens wirklich gut gelungen.

Wie schon im ersten Band war auch diesmal der kleine Knut unser absoluter Liebling, den man einfach nur gernhaben kann. Knuti muss erneut mit großem persönlichen Kraftaufwand wieder alles kitten, was die anderen so gewollt und ungewollt ins Rollen gebracht haben. So rutschen die anderen Charaktere in diesem Band dann auch fast alle (mit Ausnahme des inbrünstig Origamifiguren faltenden Roman) in der Sympathieskala deutlich ab, aber das gehört halt diesmal zur Story.

Ein Lesespaß mit Tiefgang für jüngere wie gleichfalls ältere Leser, locker und humorvoll geschrieben, mal als Fließtext, mal als Blog-Einträge oder auch als WhatsApp-Konversation. Auch Eltern haben hierbei sicherlich ihren Spaß, erkennt man manche Situation doch durchaus wider (z.B. bei dem sich im Kinderzimmer ansammelnden Kram wie Socken, Gadgets, Nasenspray, mit Kaugummi verklebte Taschentücher…) und an anderen Stellen ist man wieder froh, dass man die eigenen Kinder (noch?) nicht per Whatsapp nach unten zum Abendbrot bitten muss.

FAZIT:
Eine humorvolle und unterhaltsame Fortsetzung, die einen kritischen Blick auf das Thema Mobbing wirft und die Schwächen von Theorien in der Praxis aufzeigt.

Veröffentlicht am 15.04.2017

Ein mitreißender Pageturner mit seltsamen Charakteren

Der Knochensammler - Die Ernte
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Zum Inhalt:

Am hellichten Tag wird mitten in London die kleine Clara Foyle entführt. Während die Ermittler noch im Dunkeln tappen und über die Hintergründe rätseln, hat der Täter bereits sein nächstes ...

Zum Inhalt:

Am hellichten Tag wird mitten in London die kleine Clara Foyle entführt. Während die Ermittler noch im Dunkeln tappen und über die Hintergründe rätseln, hat der Täter bereits sein nächstes Opfer im Visier. Wir es DS Etta Fitzroy gelingen, diesen Fall erfolgreicher abzuschließen als den der kleinen Grace Rodriguez, die vor einem Jahr spurlos verschwand...?

Meine Meinung:

"Der Knochensammler" der britischen Autorin und Journalistin Fiona Cummins ist ein harter Thriller, der den Leser von den ersten Seiten an in seinen Bann zieht und einen ganz eigenen Sog entwickelt. Durch die sich schon sehr früh im Buch ereignende Entführung der kleinen Clara sowie den immer wieder einfließenden Handlungsstrag aus Perspektive des Knochensammlers, der den Leser an seinen krankhaften Plänen teilhaben lässt, baut dieser Thriller schon sehr früh einen starken Spannungsbogen auf. Letztendlich sorgt diese ungebrochene Spannung dafür, dass man als Leser ständig um das Schicksal der kleinen Opfer mitbangt und mitzittert, denn zu Lesen, was der Knochensammler mit den Kindern vorhat, ist alles andere als leichte Kost! Diese Sorge um die Kinder begleitet den Leser über das ganze Buch hinweg, bis zu den letzten Seiten. Entsprechend mag man diesen Pageturner eigentlich gar nicht mehr aus den Händen legen.

Eine Besonderheit dieses Buches sind die Charaktere: Ich habe bislang nur selten Bücher gelesen, bei denen ich (mit Ausnahme der Kinder) auf keinen einzigen Charakter gestoßen bin, der mir wirklich sympathisch ist, aber ganau das war hier der Fall. Selbst mit der Ermittlerin Etta Fitzroy konnte ich bis zum Schluss nicht wirklich warm werden, zumal sie im Fnale Verhaltensweisen an den Tag legt, die ich überhaupt nicht nachvollziehen konnte und die mich eher enttäuscht haben. Eine taffe Ermittlerin sieht anders aus.

Am faszinierendsten und extrem ambivalent habe ich den Charakter des Erdman Frith empfunden, der über den Verlauf der Story eine sehr erstaunliche und bemerkenswerte Charakterentwicklung durchlaufen hat. Letztendlich war dies die Figur, mit der ich mich zum Schluss noch am meisten anfreunden konnte.

Am Ende wurden leider nicht alle Fragen vollständig aufgelöst - ein durchaus legitimes Stilmittel, das ich persönlich aber nicht ganz so gerne mag.

FAZIT:
Ein harter, mitreißender Pageturner mit einer Ansammlung seltsamer Charaktere, zu denen ich keine Verbindung aufbauen konnte.

Veröffentlicht am 13.04.2017

Ein selbstkritischer Erziehungsratgeber mit vielen Tipps

Erziehen ohne auszurasten
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Zum Inhalt:

„Kinder werden zu dem, was man von ihnen glaubt.“ Lady Bird Johnson (S. 167)

Die Autorin Sheila McCraith hatte ein Problem: In ihrem Familienalltag, in dem sie sich oftmals allein um ihre ...

Zum Inhalt:

„Kinder werden zu dem, was man von ihnen glaubt.“ Lady Bird Johnson (S. 167)

Die Autorin Sheila McCraith hatte ein Problem: In ihrem Familienalltag, in dem sie sich oftmals allein um ihre vier Söhne (die gerade mal vier Jahre auseinander sind) kümmern musste, ist sie regelmäßig an die Grenzen ihrer Belastbarkeit gestoßen, was regelmäßig dazu geführt hat, dass sie ihre Kinder angeschrienen hat. Extrem laut und mehrmals täglich. Als sie dies eines Tages vollkommen desillusioniert realisiert hat, hat sie beschlossen, ihre Kinder nie wieder anzuschreien. Ihre Idee des „Orange Rhino“ war geboren, denn sie wollte sich vom normalen „Grey Rhino“ (von Natur aus sanftmütig – können aber auch aggressiv werden, wenn man sie reizt) zum „Orange Rhino“ entwickeln wollte (selbst dann ruhig und liebevoll bleiben, wenn sie gereizt oder geärgert werden).

Als Hilfsmittel hat die Autorin eine Challenge für ihre Leser entworfen, zunächst erstmal 30 Tage ohne Anschreien durchzuhalten. Selbstverständlich hat sie sie auch Gedanken gemacht, was denn überhaupt noch als „lauteres Sprechen“ und was schon als „Schreien“ gilt. Ich denke mal, dass dies den meisten Lesern selbst bewusst sein sollte. Dennoch kann man ruhig mal einen Blick auf ihr „Brüllometer“ mit den sieben Stufen werfen.

Die Kapitelüberschriften geben schon einen guten ersten Eindruck, was den Leser erwartet:
1. Die Geschichte vom Orange Rhino
2. Die Umgewöhnungszeit
3. Achtsam werden
4. Mit den Triggern umgehen
5. Die letzten Vorbereitungen
6. Ab jetzt: weniger schreien, mehr lieben
7. Ruhe bewahren, wenn alle durchdrehen
8. Suchen Sie Wärme, wenn Sie wütend sind
9. Halten Sie durch!
10. Nach Tag 30

Sehr gut gefallen hat mir dabei, dass die „Theorie“ für die einzelnen Tage recht übersichtlich gestaltet und mit einem Umfang von jeweils ca. 2 – 9 Seiten pro Tag schnell gelesen ist, selbst im stressigen Familienalltag. Der Aufbau der einzelnen Tageslektionen ist nach einem immer wiederkehrenden Schema aufgebaut: Meistens startet der Text mit einer Anekdote aus dem Leben der Autorin (Manches erkennt man durchaus wider), aus der dann die „Orange Rhino-Erkenntnis“ gezogen und Maßnahmen des Tages entwickelt werden. Dazu gibt es jeweils noch ein passendes Zitat und drei Tipps des Tages mit in den Kategorien cool, warm und heiß, z.B. gezielt Baby-Fotos an „Konfliktstellen“ aufzustellen, um sich die Zerbrechlichkeit von Kindern vor Augen zu rufen – oder auch einfach ein Lied zu singen statt zu schreien, um so den Frust loszuwerden.

Meine Meinung

Glücklicherweise sind wir weit entfernt davon, unsere Kinder ständig anzuschreien, auch wenn es selbstverständlich in Einzelfällen auch mal lauter werden kann. Für mich geht es hier aber nicht „nur“ um das Thema „Anschreien“, sondern viel mehr darum, mehr Gelassenheit und Geduld im Erziehungsalltag zu erreichen. Genau hierfür gibt einem die Autorin sehr viele Denkanstöße und gleich ein ganzes Arsenal an Tipps und Tricks mit auf den Weg. Im Folgenden exemplarisch einige Aussagen und Zitate aus dem Buch, die ich für sehr merkenswert halte:

• Hilfe annehmen und aktiv danach Fragen ist keine Schande / um Hilfe zu bitten ist kein Zeichen von Schwäche, sondern von Stärke! (S. 28)
• „In neun von zehn Fällen liegt es an mir, nicht am Verhalten meiner Söhne.“ (S. 58)
• Identifizieren und „kontrollieren sie die kontrollierbaren Trigger“ (S. 79) / Eine sehr schöne Kopiervorlage zur systematischen Identifikation der eigenen Trigger findet sich auf S. 213
• das LOVE Prinzip (listen / zuhören – observe / beobachten – verify / nachfragen – empathize / sich in die Lage des Anderen versetzen) (S. 124)
• Eine andere Perspektive einnehmen / Alles relativieren (S. 130), z.B.: Mein Kind hat sein Glas umgekippt, WENIGSTENS nicht die ganze Kanne

Selbstverständlich sind bei der Fülle der Tipps auch welche dabei, die auf mich eher befremdlich wirken, wie beispielsweise „Schreien Sie in eine Kloschüssel und spülen Sie dann den Schrei und den Ärger einfach weg.“ (S. 63) oder auch „bellen Sie wie ein Hund“ (S. 161). Aber es gibt wirklich genügend brauchbare und praktikable Tipps in diesem Buch, wobei oft auch mit dem Hilfsmittel der Visualisierung gearbeitet wird.
Mir hat es sehr gut gefallen, wie offen und ehrlich die Autorin mit dem Thema umgegangen ist. Bereitwillig schildert sie viele Situationen aus ihrem Leben, über die die meisten Menschen wohl peinlich berührtes Stillschweigen bewahren würden. Letztendlich ist es wichtig, dass man sich der Probleme bewusst wird und überhaupt etwas ändern möchte. Ich glaube, dass das zentrale Geheimnis darin liegt, sich dem Thema zu stellen und an 30 aufeinanderfolgenden Tagen damit zu beschäftigen. Das schärft die Aufmerksamkeit für das Thema und bringt viele eigenen Erfahrungen mit sich.

Wer sich im Buchhandel selbst einen schnellen Überblick verschaffen möchte, sollte ab S. 198 ff hineinschnuppern, denn hier gibt es „Das Wichtigste in Kürze“ : „Die 10 besten Wahrheiten“, „die 10 größten Vorteile“, „die 10 besten Alternativen zum Schreien“ sowie „die häufigsten Trigger und ihre Lösungsvorschläge“. Schneller kann man sich keinen Überblick über den Inhalt dieses Buches machen!

FAZIT:
Auf dem Weg zu mehr Gelassenheit in der Erziehung – ein empfehlenswerter Ratgeber mit vielen praktischen Tipps und Denkanstößen.