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Veröffentlicht am 13.08.2021

Zu konventionell geraten

Die Chroniken von Alice - Finsternis im Wunderland
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„Finsternis im Wunderland“ ist für mich wahnsinnig schwer zu bewerten, gerade weil ich das Original so liebe. Vor allem durch die erste Hälfte des Romans musste ich mich ziemlich quälen. Die Beschreibungen ...

„Finsternis im Wunderland“ ist für mich wahnsinnig schwer zu bewerten, gerade weil ich das Original so liebe. Vor allem durch die erste Hälfte des Romans musste ich mich ziemlich quälen. Die Beschreibungen sind sehr oberflächlich und die Geschichte stolpert ohne erkennbares Ziel vor sich hin. Das mag bei „Alice im Wunderland“ von Carroll vielleicht auch manchmal so erscheinen. Trotzdem ist das Original wesentlich origineller, kreativer, verrückter, bizarrer und stilistisch besser.

Es ist keine simple Nacherzählung der Geschichte, die Christina Henry präsentiert. Sie hat sich viel Mühe gegeben, zahlreiche Elemente der ursprünglichen Story in eine neue Handlung einzubetten. Da taucht die Grinsekatze als Unterweltboss auf, die Raupe ist ein Mädchenhändler – und Alice eine Verrückte im Irrenhaus.

Zwischendurch war ich richtig begeistert, wenn ich vor allem die versteckteren Hinweise auf „Alice im Wunderland“ entdeckt habe, die clever eingebaut sind. Andererseits war ich ziemlich enttäuscht von dem Gebotenen. Die Handlung hat mich nicht gefesselt und die Beschreibungen waren mir zu knapp. Und auch wenn einige sehr düstere Elemente zu finden sind, kratzt das Ganze nur an der Oberfläche. Etwas mehr „Show, don’t tell“ hätte hier Wunder gewirkt. Und das völlig unabhängig von „Alice im Wunderland“.

Was mir noch am besten gefallen hat, ist diese großartige Aufmachung: Penhaligon hat die gesamte Reihe in wunderschöne Hardcover gebunden, die ein Blickfang in jedem Bücherregal sind. Allein wegen dieser tollen Cover werde ich wohl doch noch in den einen oder anderen Band der „Dunklen Chroniken“ schauen.

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Veröffentlicht am 13.08.2021

Erste Hälfte beschaulich, zweite Hälfte vollgepackt

Harry Potter und der Gefangene von Askaban (Harry Potter 3)
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Krass, damit habe ich nicht gerechnet. Von den drei „Harry Potter“-Bänden, die ich bisher gelesen habe, war „Der Gefangene von Askaban“ tatsächlich der schwächste. Lag es an den zu hohen Erwartungen? Daran, ...

Krass, damit habe ich nicht gerechnet. Von den drei „Harry Potter“-Bänden, die ich bisher gelesen habe, war „Der Gefangene von Askaban“ tatsächlich der schwächste. Lag es an den zu hohen Erwartungen? Daran, dass es letzten Endes doch „nur“ ein Kinderbuch ist und mich unterfordert? Ich habe keine Ahnung.

Fakt ist, ich musste mich ein bisschen durch den Band quälen. Ich erfreue mich noch immer an den sich ständig kabbelnden Ron und Hermine, an dem herrlich fiesen Severus Snape und an dem herzlichen Hagrid. Und ich fand auch viele der magischen Elemente, die Rowling eingebaut hat, wieder schön und passend.

Man darf nicht vergessen, es sind immer noch Kinderbücher, da sollte man über den einen oder anderen Kritikpunkt großzügig hinwegsehen können. Trotzdem kam ich nicht richtig in die Handlung. Vielleicht nutzt sich das „Harry Potter“-Prinzip beim dritten Band kurz nacheinander auch ein bisschen ab. Und wie unlogisch sind diese Dementoren bitteschön?

Ich mag Harry selbst immer noch nicht und wie sich alles, aber auch wirklich alles nur um ihn dreht. Ja klar, die Reihe heißt „Harry Potter“, aber er steht so dermaßen im Mittelpunkt, dass all die liebenswerten Charaktere ringsum manchmal nur Staffage sind.

Und während die erste Hälfte des Buches noch relativ beschaulich ist, überschlagen sich die Ereignisse in der zweiten Hälfte, dass es mir schon etwas zu schnell ist. Gerade das große Finale war für mich persönlich auf einem sehr schmalen Grat zwischen genial und schwach. Genial wegen der Überraschungen und Wendungen – schwach, weil all das eben nicht besonders gut ausgearbeitet bzw. umgesetzt wurde.

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Veröffentlicht am 10.08.2021

Unerwarteter Genremix

Ich bin kein Serienkiller
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Vor der Lektüre hatte ich nicht gewusst, dass „Ich bin kein Serienkiller“ sowohl in der Jugend- als auch in der Erwachsenenliteratur einsortiert werden kann. Ich lese nur selten Jugendbücher, einfach weil ...

Vor der Lektüre hatte ich nicht gewusst, dass „Ich bin kein Serienkiller“ sowohl in der Jugend- als auch in der Erwachsenenliteratur einsortiert werden kann. Ich lese nur selten Jugendbücher, einfach weil mir da meistens die letzte Härte fehlt. Genau das hat mir auch bei Wells’ Debüt gefehlt.

Und mit „Thriller“ trifft es den Kern des Romans auch nicht hundertprozentig. Ohne zu viel verraten zu wollen, wird „Ich bin kein Serienkiller“ von einer Prise Fantasy durchzogen, die die Thematik und die Ereignisse natürlich in ein ganz anderes Licht rückt. An sich ist das ja nichts Schlimmes. Aber bei mir war die Erwartungshaltung durch Werbung und Klappentext beeinflusst, und was ich letztendlich bekam, war doch etwas anderes.

Die Idee des Romans ist eigentlich klasse: ein Junge, der sich selbst für einen potenziellen Serienmörder hält und sich deshalb bestimmte Regeln auferlegt, um seine Umwelt nicht zu gefährden. Das Ganze ist auch gut umgesetzt worden. Aber für einen Thriller kommt zu wenig Spannung auf und für einen Roman mit Fantasy-Elementen ist zu wenig Fantastisches zu finden.

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Veröffentlicht am 06.08.2021

Adamsbergs Welt in Bildern

Das Zeichen des Widders
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Wer die Romane um Fred Vargas’ Kommissar Adamsberg mag, kann sich freuen. Denn in „Das Zeichen des Widders“ gibt es ein Wiedersehen mit dem hochintelligenten, umsichtigen Polizisten.

Zunächst einmal die ...

Wer die Romane um Fred Vargas’ Kommissar Adamsberg mag, kann sich freuen. Denn in „Das Zeichen des Widders“ gibt es ein Wiedersehen mit dem hochintelligenten, umsichtigen Polizisten.

Zunächst einmal die Punkte, die mir nicht so gefallen haben: Es liegt in der Natur der Sache, dass ein Comic von dem Zusammenspiel von Bild und Text lebt. Entsprechend gibt es in einem Comic weniger Text und damit weniger Inhalt als bei einem Roman (es sei denn, man bläht das Ganze auf hunderte von Seiten auf).

Bei Fred Vargas’ Ausflug in die Comicwelt hat mir dennoch ein wenig die Detailfülle gefehlt, die es gerade bei einem Krimi ja auch braucht, um mitraten zu können. In „Das Zeichen des Widders“ ist sehr schnell klar, wer der Mörder ist, der Schwerpunkt liegt ganz klar auf den Zeichnungen. Für mich hätte es gerne etwas komplexer sein dürfen.

Auch das okkulte Thema des Widderkopfs, dessen Bedeutung in Bezug auf die Morde und auch die Auswahl der Opfer wurden für meinen Geschmack zu halbherzig ausgearbeitet.

Dafür können die Zeichnungen von Edmond Baudoin auf voller Linie überzeugen. Der Comic ist in Schwarz-Weiß gehalten, die Bilder sind düster und teilweise fast skizzenhaft und tragen viel zur Stimmung bei. Auch die Balance zwischen Illustrationen und Text hat gut gepasst. Nur die vorhin schon erwähnte Detailarmut setzt sich auch in den Bildern fort.

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Veröffentlicht am 06.08.2021

Emotional aufwühlend, sonst eher so làlà

Still Missing - Kein Entkommen
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Die großartige Thematik weckte direkt meine Neugier. Eine selbstbewusste, lebensfrohe junge Frau, die mitten im Leben steht. Und die aus dem Nichts entführt, irgendwo in der Wildnis festgehalten und von ...

Die großartige Thematik weckte direkt meine Neugier. Eine selbstbewusste, lebensfrohe junge Frau, die mitten im Leben steht. Und die aus dem Nichts entführt, irgendwo in der Wildnis festgehalten und von ihrem Kidnapper missbraucht wird. Das ist der Stoff, aus dem grandiose Psychothriller sind.

Leider konnte mich „Still Missing“ nicht so überzeugen. Die ersten 150 Seiten vergingen für mich noch wie im Flug. Ich fieberte mit der verzweifelten Annie mit, die ihrem Peiniger schutzlos ausgeliefert ist und sich in dieser neuen, erniedrigenden Situation zurechtfinden muss.

Es ist wohl nicht nur für Frauen ein Albtraum, mitten aus einer alltäglichen Situation gerissen und in eine grauenvolle Gefangenschaft gezwungen zu werden, aus der es keinen Ausweg gibt. Was Annie alles über sich ergehen lassen muss, ist harter Tobak und strapaziert die Nerven.

Auch die Perspektive der Erzählung ist interessant: Annie erzählt ihrer Therapeutin in Rückblenden von ihrem Martyrium, so dass man zwar von Anfang an weiß, dass die Protagonistin wieder freikommt. Aber erst Stück für Stück klärt sich auf, was passiert ist und wie sie es wieder in die Freiheit schaffte. Dieses Wissen holt natürlich auch ein bisschen Spannung und Tempo heraus.

Auch im weiteren Verlauf will keine rechte Spannung mehr aufkommen. Sobald Annie wieder in Freiheit ist, wirkt das weitere Geschehen konstruiert und unglaubwürdig. Und spätestens bei der Auflösung bezüglich der Entführung fühlte ich mich ein wenig auf den Arm genommen. Das ist bedauerlich, denn Stevens nimmt ihre Leser mit auf eine aufwühlende Reise, die spätestens zur Hälfte des Romans Unmut aufkommen lässt.

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