Profilbild von Girdin

Girdin

Lesejury Star
offline

Girdin ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Girdin über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.09.2021

Sehr gut konstruierter Nordic-Noir Thriller

Eis. Kalt. Tot.
0

Anne Nordby ist das Pseudonym einer deutschen Autorin, die in Dänemark lebt. Das von ihr geschriebene Buch „Eis.Kalt.Tot.“ ist der Beginn einer Serie, die in Kopenhagen spielt. Genremäßig ist die Geschichte ...

Anne Nordby ist das Pseudonym einer deutschen Autorin, die in Dänemark lebt. Das von ihr geschriebene Buch „Eis.Kalt.Tot.“ ist der Beginn einer Serie, die in Kopenhagen spielt. Genremäßig ist die Geschichte als Nordic Noir Thriller einzuordnen. Anne Nordby nutzt die Möglichkeit in ihrer Erzählung auf kritische Themen aufmerksam zu machen. Der Titel erklärt sich davon, dass die Handlung in einem eiskalten Februar spielt und gleich zu Beginn treibt zwischen den Eisschollen im Hafenbecken ein kopfloser Toter.

Die Autorin baut direkt im ersten Kapitel Spannung auf, denn Bente, eine Frau mittleren Alters, die zu einer Geo-Konferenz reist, bemerkt sehr schnell, dass etwas mit dem Taxifahrer nicht stimmt, der sie zum Bahnhof fahren soll. Inwieweit Bente in die kommenden Ereignisse involviert ist, konnte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht absehen, aber dadurch wurde meine Neugier auf das weitere Geschehen geweckt.

Als nächstes lernte ich Jesper Baek kennen, der erst seit vier Wochen als Vizekriminalkommissar bei der Kopenhagener Mordkommission arbeitet. Bisher lebte und arbeitete er auf dem Land. Nicht nur seine Kollegen, sondern auch ich fragte mich, aus welchem Grund er seine Arbeitsstelle gewechselt hat. Seiner Kollegin Kirsten Vinther, die für die aktuellen Ermittlungen verantwortlich ist, fehlt noch die benötigte Vertrauensbasis zu ihm für eine enge Zusammenarbeit. Dadurch gibt es über die gesamte Erzählung hinweg eine gewisse hintergründige Anspannung zwischen den beiden, vor allem als sich herausstellt, dass kritische Informationen an die Presse gelangt sind. Während ich von Kirsten einen Eindruck als taffe und durchsetzungsfähige Frau erhielt, die gerne sarkastische Worte findet, empfand ich Jesper trotz seiner allgemeinen Unsicherheit als aufmerksamen Beobachter.

Mit der selbständigen Super-Recognizerin Marit Rauch Iversen, die von der Kriminalpolizei zu bestimmten Fällen hinzugezogen wird, hat Anne Nordby eine besonders interessante Person einbezogen. Jede ihrer Figuren ist eigenwillig, mit Ecken und Kanten. Auch durfte ich als Leserin am Privatleben ihrer Charaktere teilnehmen, das nochmals für weitere Konflikte der betreffenden Person im Berufsleben sorgte.

Der Thriller ist komplex gestaltet, denn bald schon bleibt es nicht nur bei einem Mord. Zu zahlreichen Problemen bietet die Autorin Lösungen, die nicht alle Leser gleich gut finden werden. Die Beschreibungen der aufgefundenen Leichen sind nichts für schwache Nerven. Die ungemütliche Atmosphäre mit Eis und Kälte zieht sich durch die gesamten Begebenheiten. Während noch die Ermittler nach einem Serientäter suchen, dessen Morde eng mit der grönländischen Sagenwelt zusammenzuhängen scheinen, flechtet Anne Nordby klimarelevante heikle Sachverhalte in ihren Thriller ein. Man spürt bei diesem Thema ihre Kompetenz, denn sie hat einige Semester Geologie und Paläontologie studiert. Die Darstellung der Kriminalfälle wirkt glaubhaft, obwohl ich von solch brutalen Morden in der Realität niemals hören möchte.

„Eis.Kalt.Tot.“ von Anne Nordby ist ein sehr gut gelungener Nordic-Noir-Thriller, bei der die Autorin kreativ grausame Morde in Szene setzt und nebenher mythische Elemente und ein aktuelles Umweltthema gekonnt einbindet. Zahlreiche unerwartete Wendungen machen die Erzählung durchgehend spannend, daher empfehle ich das Buch gerne an Leser und Leserinnen des Genres weiter.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 17.08.2021

Ruhigeres Tempo und dennoch spannend vom Anfang bis zum Ende

Das Nest
0

Das Buch „Das Nest“ der Dänin Katrine Engberg ist der vierte Band der Reihe, in der das Team der Ermittler Jeppe Körner und Anette Werner von der Kopenhagener Polizei im Mittelpunkt steht. Es kann problemlos ...

Das Buch „Das Nest“ der Dänin Katrine Engberg ist der vierte Band der Reihe, in der das Team der Ermittler Jeppe Körner und Anette Werner von der Kopenhagener Polizei im Mittelpunkt steht. Es kann problemlos ohne Vorkenntnisse der ersten Teile gelesen werden. Entsprechend dem Titel thematisiert die Autorin die Beziehung von Eltern zu ihren Kindern und ihre Art und Weise ihnen nach eigener Vorstellung eine schöne Kindheit zu bereiten. Die abgebildeten Kapseln eines Medikaments auf dem Cover spielen nur eine untergeordnete Rolle bei den Ermittlungen, aber ihre planlose Anordnung verrät, dass die Aufklärung des aktuell vorliegenden Falls nicht einfach ist und die zusammengetragenen Erkenntnisse in eine Ordnung und einen Zusammenhang gebracht werden müssen.

Anette arbeitet nach ihrer Erziehungszeit wieder im Polizeidienst. Inzwischen spielt Körner mit dem Gedanken zu seiner Freundin und Kollegin Sara Saidani und ihren beiden Kindern zu ziehen. Das Team der beiden wird damit beauftragt, den 15 Jahre alten Oscar zu suchen. Vielleicht ist er nur von zu Hause verschwunden, aber seine Eltern, die in Kopenhagen zu den bekannteren Bewohnern gehören, haben einen kryptischen Brief vorgefunden. Einige Jahre vorher sind sie schon einmal bedroht worden und daher glauben sie an ein Verbrechen. Doch es trifft keine Lösegeldforderung oder sonst eine weitere Information ein. Zwei Tage später wird in der modernen Müllverbrennungsanlage von Kopenhagen eine Leiche gefunden, die eventuell Oscar sein könnte.

Die Zusammenarbeit von Anette und Jeppe funktioniert wieder reibungslos wie vor Anettes Erziehungszeit. Beide wissen um die Stärken und Schwächen des anderen. Es bedarf kaum einer Überlegung ob es angebracht ist, gemeinsam einen Einsatz zu fahren oder ob es besser ist, dass jeder ein loses Ende der Ergebnisse allein nachverfolgen sollte. Auch Esther de Laurenti, eine alte Freundin Jeppes, trägt wieder einen Teil zu den Ermittlungen bei. Bei allen diesen inzwischen liebgewonnenen Figuren konnte ich wieder an deren Privatleben teilhaben, welches einen größeren Anteil des Romans ausmacht. Jeder Protagonist hat seine ganz eigenen Sorgen, zu denen es nicht immer eine gefühlt positive Lösung gibt. Anette hat erfreulicherweise ihre gesundheitlichen Probleme in den Griff bekommen und überzeugt durch ihr agiles Handeln.

Der vorliegende Fall und die Ermittlungen verlaufen ruhiger als in den ersten drei Teilen der Serie, weswegen das Buch nicht als Thriller, sondern als Spannungsroman bezeichnet ist. Katrine Engberg setzt manche falsche Fährte und unerwartete Wendungen. Trotz der ungewöhnlichen Positionierung einer Leiche in der Müllverbrennungsanlage bleiben die Handlungen der einzelnen Personen jederzeit nachvollziehbar und realistisch. Aufgedeckte Details führen zu einer zunehmenden Verästelung der losen Fäden, was das Team der Polizeistation vor Rätsel stellt, welche Spuren mit dem Verschwinden Oscars zusammenhängen. Die Autorin brachte mich als Leserin zu ungewöhnlichen Orten in Kopenhagen und der Umgebung. Das Thema der zeitgemäßen Erziehung von Kindern bildet den Hintergrund der Erzählung, das feinfühlig und mit Respekt beschrieben wird. In diesem Zusammenhang scheut Katrine Engberg sich nicht auch krankhafte Neigungen mit einzubauen.

Obwohl die Handlung des Romans „Das Nest“ im Vergleich zu den ersten drei Bänden der Serie rund um das Ermittlungsteam von Jeppe Körner und Anette Werner beschaulicher ist, baut Katrine Engberg Spannung auf, die bis zum Schluss anhält. Die Geschichte fällt durch Details zu den mit Sorgfalt gestalteten Figuren und bekannten und eher unbekannten Orten Kopenhagens auf. Gerne empfehle ich das Buch weiter.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 06.08.2021

Sehr gut konstruierter Thriller mit falschen Fährten und überraschenden Wendungen

Narbenherz
0

Der Thriller „Narbenherz“ der Dänin Anne Mette Hancock ist der zweite Teil einer in Kopenhagen spielenden Serie, in der das Team rund um Kommissar Erik Schäfer ermittelt. Über die Hilfe erhält von Heloise ...

Der Thriller „Narbenherz“ der Dänin Anne Mette Hancock ist der zweite Teil einer in Kopenhagen spielenden Serie, in der das Team rund um Kommissar Erik Schäfer ermittelt. Über die Hilfe erhält von Heloise Kaldan, einer Investigativjournalistin einer Tageszeitung, freut Erik sich zwar, steckt aber manches Mal in einer Zwickmühle wenn es darum geht, Informationen zu teilen. Heloise war bisher für Wirtschaftsthemen zuständig, doch durch Umstrukturierungen kann sie nun selbst über die Themen entscheiden, über die sie schreibt. Der Titel führt hin zu einer Geschichte über Posttraumatische Belastungsstörungen, die sie gerade recherchiert. Er bezieht sich darauf, dass viele Soldaten nach Kampfeinsätzen Narben im Herzen zurückbehalten.

Das erste Kapitel des Thrillers wirft Rätsel auf, denn Namen werden nicht genannt. Jemand beobachtet darin, dass ein Junge über das Geländer der Brücke des Wallgrabens, der das Kopenhagener Kastell umgibt, gehoben und fallengelassen wird. In einem weiteren Kapitel erfuhr ich, dass Erik Schäfer und sein Team zu einer Grundschule gerufen werden, an der ein Junge vermisst wird. Auch Heloise Kaldan trifft kurze Zeit später dort ein. Wie sich bald herausstellt, ist der vermisste Junge der Sohn ihres Arztes, den sie soeben aufgesucht hat. Für mich ergab sich natürlich die Frage, ob es hier einen Zusammenhang mit der anfänglichen Szene geben würde.

Es sind schwierige Ermittlungen für Erik Schäfer. Es gibt einige Indizien, doch die sich daraus ergebenden Erkenntnisse laufen in verschiedene Richtungen. Während die Informationen nur mühsam zusammengetragen werden können, läuft hintergründig das Gefühl mit, dass die Zeit abläuft, in der der Junge noch lebend aufgefunden werden kann. Neben PTBS bindet die Autorin auch das interessante Thema Parabolie in die Ermittlungen ein.

Wie im ersten Band der Reihe schafft Anne Mette Hancock es, mich von Beginn an zu fesseln und unterschwellig Spannung aufzubauen. Dem privaten Umfeld, vor allem dem von Heloise, räumt die Autorin ein weites Feld ein. Deutlich werden bei der Journalistin die Verletzungen aus der Vergangenheit, die zu ihrer jetzigen Haltung in Bezug auf ihr Zukunft beitragen. Sowohl Heloise wie auch Erik neigen zum Sarkasmus, der hilfreich sein kann, manche Situation zu verkraften. Erik scheut nicht davor zurück, klare, deutliche und ehrliche Worte zu finden. Das Zusammenspiel der beiden unterschiedlichen Figuren ist geprägt von gegenseitigem Respekt.

Mit „Narbenherz“ ist Anne Mette Hancock erneut ein sehr gut konstruierter Thriller gelungen. Insgesamt ist dieser zweite Band der Serie rund um den Kopenhagener Ermittler Erik Schäfer und der Journalistin Heloise Kaldan etwas ruhiger gestaltet als „Leichenblume“, hält aber durch manche falsche Fährte und überraschende Wendungen die subtil aufgebaute Spannung bis zum Schluss. Das Ende lässt ein paar Fragen offen, so dass ich mich schon auf die Fortsetzung freue, von der es am Ende des Buchs eine Leseprobe gibt. Gerne empfehle ich das Buch an Thrillerfans weiter.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 04.08.2021

Spannende Ermittlung über einen Mann, der vom Himmel fällt

GEGENLICHT
0

Der Thriller „Gegenlicht“ von Bernhard Aichner ist der zweite Band einer Kriminalserie, in der die fiktive Figur des Pressefotografen David Bronski ermittelt. Die Kenntnis des ersten Teils ist nicht unbedingt ...

Der Thriller „Gegenlicht“ von Bernhard Aichner ist der zweite Band einer Kriminalserie, in der die fiktive Figur des Pressefotografen David Bronski ermittelt. Die Kenntnis des ersten Teils ist nicht unbedingt notwendig, um die vorliegende Handlung zu verstehen. Bronski, wie der Protagonist von allen kurz genannt wird, ist Mitte Vierzig und liiert, aufgewachsen in Tirol, wohnt in Berlin und hat eine erwachsene Tochter. Wie bereits beim ersten Teil ist der Titel ein Begriff aus der Fotografie, der in Bezug zum Inhalt steht.

Im Prolog kann ein Mann fortgeschrittenen Alters, der es sich mit seiner bezahlten Begleitung Nadia in seinem Garten gemütlich gemacht hat, im Gegenlicht nicht sofort erkennen, was ihm da vom Himmel her direkt vor die Füße fällt. Das Geschoss entpuppt sich als ein toter Mann, vermutlich ein afrikanischer Flüchtling, der eine wertvolle Fracht in seinen Taschen verbirgt und dem ungleichen Paar noch große Schwierigkeiten bereiten wird.

Svenja Spielmann ist Bronskis Freundin und inzwischen zur Leiterin der Polizeiredaktion ernannt worden. Gemeinsam mit Bronski soll sie eine Reportage über den Migranten schreiben. Bei Bronski lebt seine Tochter Judith, die ihr Medizinstudium abgebrochen hat und sich sehr für Journalismus und Fotografie interessiert. Die drei fahren gemeinsam zum Tatort. Als sich aus den ersten Erkenntnissen weitere Entwicklungen ergeben, lässt Judith sich nicht einfach durch Anweisungen ihres Vaters von der ersten Linie der Gefahrenzone fernhalten.

Bronski wird durch Svenja und Judith aus seiner Komfortzone geholt, in die er sich aus persönlichen Gründen jahrelang zurückgezogen hat. Er fühlt sich als Vater gefordert und gerne befriedigt er die Neugier seiner Tochter in Bezug auf die Fotografie mit seinem Fachwissen. Langsam beginnt sich Vertrauen zwischen den beiden aufzubauen, doch Judith nimmt nicht jeden Rat an. Sie ist selbstbewusst und handelt gerne nach ihrer eigenen Meinung, so wie sie es lange Zeit gewöhnt ist.

Auch im zweiten Band der Serien spielt Bronskis Schwester Anna, die ihr eigenes Sicherheitsunternehmen leitet, eine große Rolle. Der größte Angriffspunkt von Bronski ist seine Sorge um seine Liebsten, das wissen auch seine Gegenspieler und gehen dementsprechend gezielt vor.

Bernhard Aichner hat einen ganz eigenen Spachstil, der auf weitläufige Beschreibungen seiner Szenen verzichtet. Oft sind es nur Dialoge zwischen den Figuren, die er aufführt, was aber ausreicht um ein Bild von der Situation zu erhalten. Andere Kapitel schildert Bronski aus der Ich-Perspektive und legt dem Leser und der Leserin dadurch seine Gefühle offen. In wieder anderen Kapiteln erzählt der Autor mit einem Blick auf die jeweils relevanten Personen.

Durch die Anfangsszene und der mit ihr verbundenen Fragen im Thriller „Gegenlicht“ von Bernhard Aichner entsteht Spannung, die durch einige unerwartete Wendungen bis zum Ende anhält. Die Aufstellung der Figuren am Schluss lässt hoffen, dass sie bei weiteren Fällen wieder gemeinsam tätigen werden. Darauf freue ich mich und empfehle das Buch gerne an Thrillerfans weiter.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 01.08.2021

Eine rein fiktive Kriminalhandlung, die sich wie True Crime liest

The Nothing Man
0

Im Thriller „The Nothing Man“ von Catherine Ryan Howard begegnete ich auf den ersten Seiten dem Wachmann Jim Doyle bei einem seiner täglichen Rundgänge zur Sicherheitsüberwachung in einem Kaufhaus in einer ...

Im Thriller „The Nothing Man“ von Catherine Ryan Howard begegnete ich auf den ersten Seiten dem Wachmann Jim Doyle bei einem seiner täglichen Rundgänge zur Sicherheitsüberwachung in einem Kaufhaus in einer irischen Stadt. In der Abteilung für Zeitschriften und Bücher beobachtet er das Verhalten einer Frau, der ein Buch hinfällt. Als Jim den Titel des am Boden liegenden Buchs liest, geraten seine Gefühle in Aufruf, denn er fühlt sich davon unmittelbar angesprochen und ist entsetzt. Das Buch heißt „The Nothing Man“ und ihm ist diese Rolle vor etwa zwanzig Jahren eigen gewesen bis er sie aus einem Grund aufgegeben hat, die mir als Leserin noch nicht bekannt gegeben wurde.
Nach dieser ersten Szene, nach der ich unbedingt mehr über Jim Doyle als Nothing Man erfahren wollte, greift die Autorin zu einem besonderen Clou und bindet ein weiteres Buch, natürlich ebenfalls fiktiv, in ihre Erzählung ein. Noch einmal blätterte ich über ein Vorsatzblatt, den bibliographischen Angaben und einer Widmung hin zu der titelgebenden Geschichte, die die erdachte Eve Black geschrieben hat. Sie ist das letzte überlebende Opfer des Nothing Man. „Zwei Geschichten. Ein Mörder. Keine Gnade.“ lautet dementsprechend der Untertitel des Thrillers. Ab jetzt wechseln sich die beiden Erzählperspektiven ab, einerseits der Blick von Catherine Ryan Howard auf das aktuelle Geschehen, bei dem die Sicherheitskraft Jim Doyle im Vordergrund steht und andererseits die Schilderung der früheren Taten des Verbrechers Jim als Nothing Man von Eve.
Die Medien haben Jim damals den „Nothing Man“ genannt, weil er sehr sorgfältig seine Spuren verwischt hat und die Nationalpolizei der Republik Irlands keine Beweismittel beibringen konnte. Daher ist es nun umso spannender zu verfolgen, ob Eve es schafft, nach all diesen Jahren neue Erkenntnisse zu den bisherigen Ermittlungen beizutragen. Es ist bemerkenswert, wie Eve trotz ihrer tiefen seelischen Verletzung die Kraft aufbringt, alle Taten von Jim zu durchleuchten und sich damit auseinanderzusetzen. Als Leserin erhielt ich von Beginn an den Vorteil zu wissen, wer der Täter ist. Nun erfuhr ich davon, dass etwas in Jim erwacht, dass ihn dazu treibt, Eves Buch selbst zu lesen. Das Geschriebene macht ihn zum Gejagten, es verändert ihn und lenkt seine Aufmerksamkeit auf Eve. Die Autorin ließ mich an den Gefühlen der Protagonisten teilhaben und beschreibt glaubhaft deren Handlungen.
Catherine Ryan Howard überrascht in ihrem Thriller „The Nothing Man“ mit einer rein fiktiven Geschichte, die sich aber wie True Crime liest. Die von Beginn an aufgebaute Spannung bleibt aufgrund erzählter erfundener Fakten auf einem Niveau zeitweise ruhen, nur um dann bis zum Ende hin stets weiter aufgebaut zu werden. Die Beklemmung wächst konstant zur Spannung an mit der Auflösung der Frage, ob es gelingen wird, nach so vielen Jahren den „Nothing Man“ zu überführen. Sehr gerne vergebe ich eine Leseempfehlung an Thrillerfans.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere