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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.08.2021

Jane geht auf Spurensuche

Lauf, Jane, lauf!
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Oft ist es ja so, dass man ein Buch von früher noch mal liest und es einfach nicht mehr so gut findet wie damals. Zum einen, weil man mittlerweile doch wesentlich mehr Leseerfahrung hat, zum anderen, weil ...

Oft ist es ja so, dass man ein Buch von früher noch mal liest und es einfach nicht mehr so gut findet wie damals. Zum einen, weil man mittlerweile doch wesentlich mehr Leseerfahrung hat, zum anderen, weil sich der Geschmack vielleicht geändert hat.

Bei „Lauf, Jane, lauf!“ ist mir das nicht passiert. Und obwohl ich noch ganz dunkel wusste, was Sache ist, hatte ich einen riesigen Spaß beim erneuten Lesen. Das fing schon mit dieser großartigen Ausgangssituation an, in der Jane sich plötzlich wiederfindet. Blut an den Klamotten, jede Menge Geld in den Taschen – und sie hat keine Ahnung, wer sie ist.

Und so geht man mit ihr mit auf Spurensuche. Das liest sich spannend, flüssig und unheimlich unterhaltsam. Etwa wenn Jane zum ersten Mal ihren Ehemann trifft. Oder wenn sie gemeinsam mit Freunden essen, an die sie sich nicht erinnert. Und zunehmend baut sich diese Erkenntnis auf, dass irgendetwas hier falsch läuft. Oder ist Jane einfach nur verrückt?

Joy Fielding hat einen einnehmenden Schreibstil und streut ab der Mitte des Buches immer mehr kleine Wendungen und Überraschungen mit ein. Und auch das Finale kann überzeugen, ist weder zu unglaubwürdig noch zu aufgesetzt. So sollen Thriller sein.

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Veröffentlicht am 07.08.2021

Überraschend und bitterböse

Darling Rose Gold
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Oh, was für eine fiese, bitterböse, schwarzhumorige Mutter-Tochter-Geschichte! In den letzten Monaten habe ich selten ein Buch gelesen, das mich so oft überrascht und zum Grinsen gebracht hat, dabei aber ...

Oh, was für eine fiese, bitterböse, schwarzhumorige Mutter-Tochter-Geschichte! In den letzten Monaten habe ich selten ein Buch gelesen, das mich so oft überrascht und zum Grinsen gebracht hat, dabei aber gleichzeitig so spannend und düster war.

Allein schon diese herrlich böse Thematik von „Darling Rose Gold“, der Schlagabtausch zwischen Mutter und Tochter, die düsteren Geheimnisse der beiden, das hebt sich wohltuend vom Thriller-Einheitsbrei ab. Und dazu dieses höhnische Cover, das in seiner Aufmachung eher Richtung Liebesroman oder Drama geht, ist perfekt dazu gewählt.

Mit Rose Gold und Patty lernen die Leser zwei eigenwillige Charaktere kennen. Beide erzählen das Geschehen aus ihrer jeweiligen Sicht in der Ich-Form. Stark, wie Wrobel jeder der beiden so unterschiedlichen und doch so ähnlichen Frauen eine eigene Stimme verleiht. Auf der einen Seite die bestimmende, selbstsichere Patty, die von der Gegenwart erzählt, auf der anderen Seite die unsichere, einsame Rose Gold, die die Vergangenheit schildert.

Aber nichts ist, wie es scheint. Überraschende Wendungen, bissige Dialoge und eine interessante Handlung machen „Darling Rose Gold“ zu einem tollen Pageturner. Und ich liebe diesen zynischen Humor, den Wrobel in ihrem Debüt zeigt.

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Veröffentlicht am 07.08.2021

Authentisch und gefühlvoll

Alle, alle lieben dich
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Stewart O’Nan legt einen Schwerpunkt auf die Charaktere und ihre Entwicklung. Schließlich geht es um ein sehr emotionales und tragisches Thema, daher dreht sich alles um die Figuren. Vor allem die Familienmitglieder ...

Stewart O’Nan legt einen Schwerpunkt auf die Charaktere und ihre Entwicklung. Schließlich geht es um ein sehr emotionales und tragisches Thema, daher dreht sich alles um die Figuren. Vor allem die Familienmitglieder und ihr Miteinander werden genau beleuchtet, nicht nur kurz nach Kims Verschwinden, sondern auch längere Zeit danach. Darüber hinaus wird die gesamte Kleinstadt porträtiert, die Menschen, die mit der Tragödie nicht direkt zu tun haben und trotzdem in irgendeiner Weise davon berührt werden.

Hier liegt auch die Stärke des Romans. Es geht weniger darum, Kims Verschwinden aufzulösen als vielmehr darum, was dieses Verschwinden mit den Menschen macht, die zurückbleiben, wie diese sich verändern, was sie durchstehen müssen. Denn die alltäglichen kleinen Probleme verschwinden nicht, werden aber dennoch ganz anders wahrgenommen als zuvor. Und auch wenn der deutsche Titel nach Kitsch schreit, wird das Thema gefühlvoll, aber nicht reißerisch verarbeitet.

Nachdem Kim verschwunden ist, setzt ihre Familie natürlich alles daran, sie zu finden. Aber hier darf man keine atemlose Spannung und kein Detektivspiel erwarten. Alles, was die Polizeiarbeit ergibt, erfährt man eher beiläufig über die anderen Familienmitglieder. Die Kapitel sind abwechselnd aus deren Blickwinkeln geschrieben.

Deswegen ist der Ausdruck „hochliterarischer Thriller“, mit dem der Verlag für den Roman geworben hat, mehr als unglücklich (mal ganz abgesehen von dem rührseligen deutschen Titel). Es geht nicht darum, den Entführer zu schnappen, und es geht nicht darum, dem Leser am Ende eine überraschende Auflösung zu präsentieren. Das mag für viele Leser unbefriedigend sein, wenn sie sich einen Thriller erhoffen.

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Veröffentlicht am 07.08.2021

Klotzen, nicht kleckern

Der Vollstrecker (Ein Hunter-und-Garcia-Thriller 2)
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Nach „Der Kruzifix-Killer“ hat mich auch „Der Vollstrecker“ von Chris Carter schon nach wenigen Seiten voll in seinen Bann gezogen. Zum einen liegt das natürlich an der spannenden Handlung und den bestialischen ...

Nach „Der Kruzifix-Killer“ hat mich auch „Der Vollstrecker“ von Chris Carter schon nach wenigen Seiten voll in seinen Bann gezogen. Zum einen liegt das natürlich an der spannenden Handlung und den bestialischen Morden. Chris Carter kleckert nicht, er klotzt. Sowohl was die Brutalität der Morde angeht, die sich immer weiter zu steigern scheinen, als auch was die Ermittlungen angeht, die immer wieder die eine oder andere überraschende Wendung servieren. Hunter und Garcia sind ein sympathisches Duo, mit denen man eifrig mitfiebert.

Auch der Stil des Romans zwingt einen förmlich dazu, den klassischen Spruch „Nur noch ein Kapitel“ zu gebrauchen. Und das nicht nur einmal. Die Kapitel sind kurz, knackig und haben dermaßen oft einen Cliffhanger am Ende, dass die Finger schon automatisch weiterblättern. Das kann bei nicht so gut konstruierten Thrillern gern mal in die Hose gehen, aber bei Carter erfüllt es exakt seinen Zweck.

Die einzigen beiden Punkte, die mich persönlich ein bisschen gestört haben, war ein übersinnliches Element, das irgendwann aufgegriffen wird und auf das ich natürlich nicht näher eingehen kann, und dass es zum Finale hin für meinen Geschmack ein bisschen zu schnell geht. Aber wohlgemerkt, das ist Jammern auf hohem Niveau und trübt den Lesespaß in keiner Weise.

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Veröffentlicht am 07.08.2021

Ideal für Cineasten

Der Böse steht noch einmal auf ... und andere Klischees aus Hollywood-Filmen
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Eins meiner Lieblingsklischees: Der Böse ist hinter den Guten her, aber egal wie langsam der Böse unterwegs ist und egal wie schnell die Guten rennen, irgendwann werden sie eingeholt. Manchmal nerven diese ...

Eins meiner Lieblingsklischees: Der Böse ist hinter den Guten her, aber egal wie langsam der Böse unterwegs ist und egal wie schnell die Guten rennen, irgendwann werden sie eingeholt. Manchmal nerven diese Klischees beim Schauen unsäglich … aber manchmal ist es auch ziemlich witzig. Und Salis sammelt in diesem 112 Seiten umfassenden Buch so ziemlich alles an Klischees, die man sich nur vorstellen kann.

Die vorgestellten Filmklischees und Stereotype sind in mehrere kleine Kapitel eingeteilt, die unter Namen wie „Familie“, „Fremde Länder und Kulturen“, „Überlebenschancen“, „Gerichtsverhandlungen“ oder „Geld und Glücksspiel“ zugeordnet sind. Es wird also nicht nach Filmgenre, sondern nach Klischee-Art bzw. Filmsituation sortiert.

Salis bedient sich der kompletten Bandbreite an Genres und greift nicht nur aktuellere, sondern auch ältere Filme auf. Die vorgestellten Klischees sind meistens mit ein, zwei Sätzen abgehandelt, aber damit trifft der Autor immer den Nagel auf den Kopf.

Manchmal sind Fotos beigefügt, die die betreffende Szene zeigen, aber die meisten Klischees stehen tatsächlich für sich. So kann man selbst überlegen, ob man diese oder jene Situation so oder so ähnlich schon in einem Film gesehen hat.

Beispiel gefällig? „Schachbretter werden oft vor dem Ende des Spiels umgeschmissen“ oder „Am Morgen direkt nach dem Aufwachen sieht jeder blendend aus“ – sind euch diese Kleinigkeiten auch schon mal in Hollywoodfilmen aufgefallen? Mittlerweile fällt es einem ja eher auf, wenn ein solches Klischee NICHT bedient wird.

Es macht riesigen Spaß, sich durch all die Stereotype und Klischees zu lesen und sie den passenden Filmen zuzuordnen. Fast jedes Filmgenre wird aufs Korn genommen und fast jede mögliche Standardszene verulkt, so wie die L-förmige Bettdecke, die Männer seltsamerweise nur bis zum Bauch und Frauen bis zur Brust verdeckt.

Umso cooler fand ich es, dass zu dem jeweiligen Klischee nur selten der Film in Form der Fotos genannt wurde. Denn die Klischees entstehen ja nun mal dadurch, dass sie immer wieder auftauchen, und es macht wesentlich mehr Spaß, selbst zu überlegen, aus welchen Filmen man die jeweils beschriebene Situation kennen könnte.

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