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Veröffentlicht am 08.08.2021

Leseempfehlung! Ein sehr berührender und wundervoller Roman!

Ein ganzes Leben lang
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Leo und Emma führen eine glückliche Ehe, die durch die Geburt ihrer Tochter Ruby noch gekrönt wurde. Ein Wunder, nachdem Emma vor 4 Jahren die Diagnose Krebs bekommen hatte und um ihr Leben kämpfen musste. ...

Leo und Emma führen eine glückliche Ehe, die durch die Geburt ihrer Tochter Ruby noch gekrönt wurde. Ein Wunder, nachdem Emma vor 4 Jahren die Diagnose Krebs bekommen hatte und um ihr Leben kämpfen musste. Dieser Schicksalsschlag und ihr dreijähriger Sonnenschein haben die beiden noch enger an einander geschweißt. Doch jedes Mal, wenn eine Nachuntersuchung ansteht, schwebt die Angst mit, dass die Krankheit wieder zurückkehrt. Voller Anspannung warten sie gerade auf das neue Ergebnis. Für den Fall aller Fälle soll Leo als Verfasser von Nachrufen einen für seine Ehefrau schreiben, die vor Jahren als angesehene Fernsehreporterin und Meeresbiologin im Licht der Öffentlichkeit gestanden hat. Was für ein makaberes Anliegen von seinem Arbeitgeber, einer auflagenträchtigen Tageszeitung. Um Emma nicht zu beunruhigen macht sich Leo heimlich an das Zusammentragen von wichtigen Fakten und stößt dabei auf ein Geheimnis, dass das Fundament ihrer Ehe ins Schwanken bringen könnte. Mit und mit findet er heraus, dass ihre Beziehung auf Lügen aufgebaut wurde.

Schon lange nicht mehr hat mich ein Roman emotional so mitgenommen wie dieser. Die Geschichte von Emma und Leo, die mir vom ersten Moment an sympathisch waren, ging mir voll ans Herz und hat mich nicht mehr losgelassen. Hierzu hat der überaus feinfühlige und fesselnde Schreibstil von Rosie Walsh und die gut herausgearbeiteten und voller Empathie steckenden Charaktere beigetragen. Erzählt wird das Buch abwechselnd aus der Sichtweise der Hauptfiguren und ist in 3 Kapitel (Leo und Emma, Emily, Emma) unterteilt. Was für ein toller und dramaturgischer Aufbau hier in der Geschichte steckt! Die Liebe der beiden wird durch Misstrauen, Lügen, Stillschweigen und einem bedrückenden Geheimnis schwer auf die Probe gestellt. Ich habe mich ganz lange gefragt, warum handelt Emma nicht und sieht zu, wie Leo immer mehr aus ihrer Vergangenheit erfährt und für den Leser ans Tageslicht bringt. Man hat gespürt, wie verwundbar, ängstlich, wütend und emotional überfordert er dabei war. Das 2. Kapitel über Emily ging mir voll unter die Haut und ich habe so mit ihr mitgelitten. Alles hätte anders und besser ausgehen können, wenn Janice und Jeremy Rothschild nicht nur an ihr eigenes Glück gedacht hätten. Ich habe sehr großen Respekt vor Emily gehabt, da sie irgendwann wieder nach vorne guckt, aber ihr Leben lang von einer Sehnsucht angetrieben wird. Im letzten Kapitel war ich nur noch besorgt um Emma. Leo begibt sich auf die verzweifelte Suche nach ihr, nachdem sie plötzlich nicht mehr erreichbar ist. Überrascht wurde ich damit, wer hinter ihrem Verschwinden steckte, konnte aber die Motivation der Person nachvollziehen. Aufgrund des Buchtitels „Ein ganzes Leben lang“ habe ich nicht damit gerechnet, dass sich diese Aussage auf einen ganz anderen Menschen bezieht, wie ich vorher vermutet habe. Ich war so froh, dass sich zum Ende alles zum Guten gewendet und für mich einen erlösenden Verlauf genommen hat.

Für diesen Roman kann ich nur eine unbedingte Leseempfehlung aussprechen!

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Veröffentlicht am 07.08.2021

Superspannend! Für mich der bisher beste Band der Invita-Reihe!

Verrat in Colonia
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260 n. Christus
Auf ihrer Reise nach Colonia Agrippina wird der Tross des Statthalters von Gallia Belgica von Unbekannten überfallen und nur Dank dem schnellen Eingreifen des Centurio Mucius Longinus und ...

260 n. Christus
Auf ihrer Reise nach Colonia Agrippina wird der Tross des Statthalters von Gallia Belgica von Unbekannten überfallen und nur Dank dem schnellen Eingreifen des Centurio Mucius Longinus und seiner Einheit, kommen die Sklavin Invita und ihre Herrin Domina Marcella mit dem Schrecken davon. Doch auch ihr Aufenthalt in der Stadt steht unter keinem guten Stern. Eine angespannte und von Machtkämpfen beherrschte Atmosphäre nehmen sie wahr. Zu ihrem Entsetzen werden sie auch noch in den grausamen Mord von Aurelius Celer, dem städtischen Quaestor, mit hineingezogen. Marcellas Sklave Flavus steht unter Verdacht diesen begangen zu haben und sitzt in Ketten gelegt im Gefängnis. Für Invita bricht eine Welt zusammen. Sie versucht alles Menschenmögliche um
Beweise für die Unschuld ihres Gefährten zu finden. Doch je tiefer sie gräbt umso gefährlicher wird es für sie und die Familie ihres Herren.

Als Fan von Maria W. Peters historischer Krimi-Reihe um die Sklavin Invita habe ich schon Band 4 entgegengefiebert und wurde hier wieder komplett abgeholt. Durch den sehr bildhaften, fesselnden und leicht zu lesenden Schreibstil der Autorin fühlt man sich direkt in die Antike zurückversetzt und hat nur noch Kopfkino pur. Da die Geschichte in der Ich-Form von Invita erzählt wird, nimmt man ihre ganzen Emotionen noch intensiver wahr und leidet und fühlt mit ihr mit. Ihre Liebe zu Flavus und ihre Loyalität gegenüber der Familie ihres Herren treiben sie dazu, dass sie beharrlich und mit einem großen Risiko nach Beweismittel für deren Unschuld sucht. Sie und Marcella gehören mit zu meinen Lieblingsfiguren im Roman. Zwischen ihnen herrscht, trotzt dem Standesunterschied, ein sehr enges und freundschaftliches Verhältnis, dass geprägt wird durch gegenseitiges Vertrauen und ein gewisses Maß an persönlichen Freiheiten für Invita. Beide Charaktere geraten dieses Mal in gefährliche Situationen, finden sich in einem Gespinst von Machtkämpfen, Intrigen und Lügen wieder und lassen sich von einem Menschen täuschen, der sie für die eigenen Zwecke ausnutzt. Die Entwicklung des Geschehens wurde immer rätselhafter und mysteriöser und die Rettung glich einem richtigen Herzschlagfinale. Sehr gut gefallen hat mir auch die Abschlussszene auf dem Friedhof, die den Roman hervorragend abgerundet hat.

Wie in bisher allen Werken der Autorin strahlen die Charaktere eine Lebendigkeit und Authentizität aus. Invita habe ich für ihr kriminalistisches Gespür, ihre Intelligenz und ihre Wagemutigkeit geschätzt und Marcella für ihren Mut, ihr Feingefühl, ihre Hilfsbereitschaft und Rücksichtnahme bewundert. Eine sehr reizvolle Figur war für mich auch der Centurio Mucius, der Ausstrahlung, Durchsetzungskraft und menschliches Mitgefühl gezeigt hat. Polarisiert haben mich Salonius Caesar und sein Berater Silvanus, deren Antrieb ihre Geltungssucht und ihr Streben nach Macht und Reichtum waren.

Als Bonus habe ich noch die Hintergrundinformationen am Ende des Buches empfunden, die für mich noch den Eindruck vom Roman unterstrichen haben. Man spürt, dass die Autorin wieder viel Recherchearbeit geleistet hat um nah an der Historie zu sein. Für „Verrat in Colonia“ kann ich nur eine unbedingte Leseempfehlung aussprechen.

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Veröffentlicht am 29.07.2021

Absolute Leseempfehlung! Was für ein spannender 2. Band der Björk und Brand Thriller-Reihe!

Die Nacht – Wirst du morgen noch leben?
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Hanna Carlsen ist auf einem Selbstfindungstrip auf dem Moselsteig und gerät auf ihrer Wanderung in die Hände eines Unbekannten, der sie entführt und ihr Dasein zu einem Alptraum werden lässt. Als sie ...

Hanna Carlsen ist auf einem Selbstfindungstrip auf dem Moselsteig und gerät auf ihrer Wanderung in die Hände eines Unbekannten, der sie entführt und ihr Dasein zu einem Alptraum werden lässt. Als sie aus ihrer Bewusstlosigkeit erwacht bemerkt sie, dass sie nackt und kahlgeschoren in einem engen Glasbehälter steht, der sich in einem abgedunkelten Raum befindet. Doch sie ist nicht alleine. Vier weiteren Menschen ergeht es genauso wie ihr. Was läuft hier ab? Das Warten ist unerträglich und der reinste Psychoterror. Zur gleichen Zeit sucht „Der Nachtmann“ die Aufmerksamkeit der Bevölkerung und weist daraufhin, dass er 5 Personen gefangen hält und sie nur eine Überlebenschance haben, wenn seine Forderungen erfüllt werden. Falls nicht, wird jeden Tag einer von ihnen sterben müssen. Mit ihren außergewöhnlichen Fähigkeiten soll sich Europol-Sonderermittlerin Inga Björk dem Fall annahmen und sie macht sich zusammen mit Christian Brand, dem Ex-Mitglied der Spezialeinheit Cobra, auf die Suche nach den Vermissten und dem Täter. Der erste Countdown läuft ab und in einem Online-Stream müssen sie mit ansehen, wie ein Mann auf grauenvolle Weise ums Leben kommt. Eile ist geboten, wenn sie die anderen noch retten wollen.

Wow, was für ein excellenter, temporeicher, fesselnder und gut durchdachter Thriller. Jan Beck hat mich mit „Die Nacht“ vollkommen abgeholt. Spannung von der ersten bis zur letzten Seite und das Kopfkino lief die ganze Zeit mit. Ich habe noch nie einen Thriller gelesen, der aus so vielen Erzählperspektiven (9 Personen) geschrieben wurde. Keine Sekunde hat man dabei den Überblick verloren, weil die sich abwechselnden Geschehnisse einen nicht mehr losgelassen haben. Das perfide Spiel des Nachtmanns hat einen geschockt, fassungslos gemacht, Gänsehaut erzeugt und einen rätseln lassen, was für ein Motiv dahintersteckt. Er hat seine Zuschauer manipuliert, zur Selbstjustiz gezwungen und sie unter einem immensen Druck gesetzt. Ich habe so darauf hin gefiebert, das Inga Björk und Christian Brand seine Mordmaschine, die nach dem Dominoprinzip läuft, stoppen können. Aus dem Blickwinkel von Hanna Carlsen erlebt man hautnah mit, wie die Zeit verrinnt und auf welche grausame Weise einer nach dem anderen ums Leben kommt. Irritiert hat mich der bedrückende Erzählpart des kleinen Benjamin und ich habe mich ganz lange gefragt, wie er in diese Geschichte hineinpasst. Stück für Stück fügen sich langsam alle Puzzleteile zu einem Ganzen zusammen. Total überrascht hat mich Jan Beck schließlich noch mit der Auflösung, wer hinter der ganzen Racheaktion steckt. Damit hätte ich nie im Leben gerechnet.

Inga Björk und Christian Brand haben hier tolle Teamarbeit geleistet und ihre Charaktere sind vielschichtig, faszinierend und sympathisch. Inga ist eine beeindruckende Frau und weiß, wie sie durch ihre äußere Erscheinung auf die Männerwelt wirkt. Sie hat eine unglaubliche Beobachtungs- und Auffassungsgabe und verfügt über einen ausgeprägten Jagdinstinkt. Dies schätzt auch Christian Brand an ihr. Durch seine Kompromisslosigkeit und sein wagemutiges Handeln ergänzen sich beide hervorragend. ….und ein bisschen Spannung liegt auch noch zwischen ihnen. Ob da irgendwann nochmal mehr geht?

Für diesen Thriller kann ich nur eine unbedingte Leseempfehlung aussprechen und hochverdiente 5 Stern vergeben!

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Veröffentlicht am 10.07.2021

Ein großes Lesehighlight!

Dora Maar und die zwei Gesichter der Liebe
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Buenos Aires 1925
Aus Sorge um ihre Tochter Henriette Theodora verlässt Julie Markowitch Buenos Aires und zieht mit ihr nach Paris, wo sie sich auf Kosten ihres Mannes ein angenehmeres Leben mit ihr gestalten ...

Buenos Aires 1925
Aus Sorge um ihre Tochter Henriette Theodora verlässt Julie Markowitch Buenos Aires und zieht mit ihr nach Paris, wo sie sich auf Kosten ihres Mannes ein angenehmeres Leben mit ihr gestalten möchte. Doch Dora hat andere Pläne, die ihrer Mutter nicht zusagen. Sie fängt ein Studium der Malerei und Fotografie an der Union centrale des Arts décoratifs an und wird von ihrem Vater Josip, der ihr Talent schon von Kindesbeinen an erkannt hat, unterstützt. Nach einem weiteren Abschluss an der Académie Julian treibt sie ihre Karriere voran, entdeckt das ausschweifende Pariser Nachtleben für sich, bewegt sich dabei in den Kreisen der Surrealisten Paul Éluard und Man Ray, legt sich ihren Künstlernamen Dora Maar zu und eröffnet ein Studio mit einem Kompagnon, als ihr Bekanntheitsgrad steigt. Die Liebe ihres Lebens jedoch lässt noch auf sich warten, da Dora sich eine Beziehung zu einem Mann wünscht, der mit ihr auf einer Augenhöhe steht. Dieses Attribut findet sie kurze Zeit später bei Picasso, dessen Aufmerksamkeit sie durch ihre leidenschaftliche und herausfordernde Art erzwingt und ihn sprachlos macht. Sie genießen ihre Verliebtheit und Dora wird seine Muse, die ihn bei der Erschaffung seiner größten Werke inspiriert und hingebungsvoll unterstützt, leider dabei aber ihre eigene künstlerische Entwicklung zurückstellt. Doch Picassos Egoismus und seine Erniedrigungen treiben sie langsam und stetig in den Abgrund und Dora kämpft sich aus einem tiefen Tal zurück ins Leben.

Was für eine Hommage an eine faszinierende Künstlerin! Bettina Storks hat hier ein außerordentlich sprach- und bildgewaltiges Werk erschaffen, mit dem sie mich unglaublich begeistert hat und das ich mit zu meinen größten Lesehighlights dieses Jahr zähle! Ein Roman, der mich von der ersten Seite an gefesselt hat und den ich nicht mehr aus der Hand legen konnte. Gefühlt ist die Autorin in die Rolle von Dora Maar geschlüpft und konnte dadurch sehr atmosphärisch und authentisch alle ihre Emotionen, Gedanken und Gefühle einzigartig zum Leser transportieren. Kopfkino habe ich bei der Beschreibung von Handlungsorten wie Paris und Ménerbes in Südfrankreich bekommen, aber genauso auch von Doras Studio oder Picassos Atelier. Von 1925 bis 1956 wird das Leben der Künstlerin aufgezeichnet, das Picasso auf eine ganz intensive Weise mitgeprägt hat. Ihre Liebe zueinander gleicht einem Tango, der leidenschaftliche, herausfordernde und zerstörerische Elemente hat und sehr gut die zwei Gesichter dieser Beziehung wieder spiegelt. Mit in ihre Lebensgeschichte eingebunden wurde dabei auch sehr gekonnt die politische Entwicklung in Frankreich, die deutsche Besatzung, der Krieg und die daraus entstehenden Auswirkungen, die aus Künstlersicht dargestellt wurden.

Ihren beiden feinfühlig dargestellten Hauptcharakteren hat Bettina Storks hier eine große Bühne gegeben. Dora habe ich für ihren Enthusiasmus, ihren Willen, ihr Selbstbewusstsein und ihre Schaffenskraft bewundert und es war traurig mitzuerleben, wie sie ihre geliebte Freiheit und Unabhängigkeit durch ihren dominanten Partner verliert, der sie in ein seelisches Tief abgleiten lässt. Ich habe so mit ihr mitgelitten, um sie gebangt und war froh und stolz auf sie, dass sie sich wieder dem Leben und ihrer Kunst öffnet. Picasso wurde als künstlerisches Genie ebenfalls sehr gut von der Autorin dargestellt. Seine schillernde Persönlichkeit hat einen einerseits fasziniert und andererseits durch sein egoistisches Verhalten abgestoßen. Er nimmt sich was er will und Frauen sind für ihn austauschbar. Nur seiner Kunst bleibt er treu.

Für mich war Dora Maar bisher nur ein Name, den ich mit einer Künstlerin verbunden habe. Doch durch diesen wundervollen Roman habe ich sie auch als einen faszinierenden Menschen kennenlernen dürfen. Wunderschön abgerundet hat diese Geschichte noch der Epilog, bei dem Claudette, eine Bekannte von Dora aus Ménerbes, 2019 durch ihre Ausstellung wandelt und dabei einem bewusst wird, was sie der Menschheit unwiederbringlich hinterlassen hat. Sehr gut gefallen hat mir auch noch Bettina Storks Nachwort zu Dora und die Aufklärung, was in dieser Geschichte Fiktion und Wirklichkeit ist. Für diesen Buchschatz kann ich nur eine unbedingte Leseempfehlung aussprechen!


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Veröffentlicht am 27.06.2021

Ein wundervoller und bewegender Lesegenuss!

Der Wind singt unser Lied
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Toni hat es jahrelang in die weite Welt hinausgezogen, da sie nach einem einschneidenden Ereignis über ihr Leben und das ihrer Familie nachdenken wollte. Doch ein Anruf ihres Vaters macht sie unruhig. ...

Toni hat es jahrelang in die weite Welt hinausgezogen, da sie nach einem einschneidenden Ereignis über ihr Leben und das ihrer Familie nachdenken wollte. Doch ein Anruf ihres Vaters macht sie unruhig. Noch nie hat er sie indirekt um Hilfe gebeten. Kurzerhand bricht sie ihre Zelte in Costa Rica ab und reist zurück in ihre alte Heimat nach St. Peter Ording, wo ihre Eltern den idyllisch gelegenen Ferienhof Familienglück unterhalten. Die Freude ist groß, als sie unangekündigt vor ihrer Haustür steht und von ihrem Vater und ihrer Schwester Caro empfangen wird. Auf den ersten Blick läuft alles in geordneten Bahnen, doch beim näheren Hinsehen fällt Toni auf, dass einiges im Argen liegt. Wo ist ihre Mutter, die immer unermüdlich alles in Schuss hält? Auf ihrer Nachfrage hin halten sich alle bedeckt und weichen ihr aus. Erst durch ihren langjährigen Freund Andy erfährt sie die Wahrheit, die alle vor eine ganz besondere Herausforderung stellt. Toni nimmt mit ihr Kontakt auf um sie zum Umdenken zu bewegen, rennt dabei aber gegen eine Mauer. Ihr bleibt nichts anderes übrig als selber mit anzupacken und bekommt dabei tatkräftige Unterstützung von Florian, der gerade zwischen zwei Jobs steckt und seinen Bruder Christian, Caros Ehemann, besucht. Er lässt ihr Herz höherschlagen, doch sie musst erst mit ihrer Vergangenheit abschließen, bevor sie neue Gefühle zulassen kann.

Romane von Meike Werkmeister zu lesen ist, als wenn man von ihren Geschichten umarmt wird und sie nicht mehr loslassen möchte. So erging es mir auch bei ihrem neuesten Werk „Der Wind singt unser Lied“. Ihr unglaublich warmherziger und fesselnder Schreibstil und ihre liebenswerten und authentischen Charaktere machen dies möglich. Hinzu kommen wunderschöne Landschaftseindrücke durch ihre bildlichen Beschreibungen, die bei mir Fernweh und Urlaubsfeeling ausgelöst haben. Man spürt die Naturverbundenheit der Autorin und ihre Empathie für Menschen und Tiere. Ihre Geschichte zeigt auf, dass durch Liebe, Glück, Schmerz und Schuldgefühle, die Leichtigkeit und der Ernst des Lebens immer nah beieinander liegen und wie wichtig es dabei ist über Gefühle und Sorgen zu sprechen und sie mit anderen teilen zu können. Alle diese Punkte treffen auf Toni und ihre Familie zu. Ihren Zusammenhalt, ihre Wertschätzung und die freudigen und tragischen Ereignisse mit ihnen miterleben zu können, war herzerwärmend, bewegend und berührend. Bei zwei sehr gefühlvollen Szenen, die sich vor dem Krankenhaus und in Caros Auto abspielten, sind mir sogar die Tränen gekommen. Tonis Vater hätte ich die ganze Zeit knuddeln können und Madse, der kleine Sohn ihrer Schwester Caro, hat mein Herz im Sturm erobert. Toni selber fand ich auch auf Anhieb sympathisch. Sie ist verantwortungsbewusst, hilfsbereit und leidet immer noch nach so vielen Jahren unter Schuldgefühlen. Die ganze Zeit habe ich gerätselt, was sie in ihrer alten Heimat verarbeiten muss und was zwischen ihr, ihrer Mutter und ihrer Schwester steht. Missverständnisse und Unausgesprochenes müssen hier verarbeitet werden und das erfolgte sehr emotionsvoll. Unheimlich reizvoll fand ich auch das Annähern von Florian und Toni. Ihre Dialoge waren so spritzig und voller Esprit, sodass ich oft beim Lesen lächeln musste. Als Nebencharakter hat mir auch noch Andy sehr gut gefallen, der mit Toni die Liebe zur Musik teilt und zu früheren Zeiten sogar mit ihr in einer Band zusammengespielt hat.

Passend zum Buch hat mir auch das Ende der Geschichte gefallen, dass wieder voller Emotionen steckte und bei dem alle Charaktere auf eine hoffnungsvolle und glückliche Zukunft blicken können.


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