Cover-Bild Der Tod ist mein Beruf
16,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Aufbau TB
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: allgemein und literarisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 293
  • Ersterscheinung: 29.08.2011
  • ISBN: 9783746627861
Robert Merle

Der Tod ist mein Beruf

Roman
Curt Noch (Übersetzer)

Von der Banalität des Bösen Inspiriert vom Tagebuch des Lagerkommandanten Rudolf Höß schrieb Merle diesen ersten Holocaust-Roman aus Tätersicht, der ihn weltberühmt machte. Die einzigartige Psychostudie eines Massenmörders aus Gründlichkeit und Gehorsam erschüttert selbst ein halbes Jahrhundert nach ihrem Erscheinen noch in ihrer schonungslosen, banalen Logik. „Wann endlich wird man den Mut haben, diesen Roman als unverzichtbare Ergänzung zu Hannah Arendts ›Bericht von der Banalität de Bösen‹ zu sehen?“ Le Monde "Dieser Roman ist genau das, was an Littell gerühmt wird: groß und kalt." Die Welt „Ein grausiges Buch, das man gelesen haben muss." Stuttgarter Zeitung

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.04.2018

Der Tod ist mein Beruf

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Ich habe die letzte Seite dieses Buches umgeblättert und brauchte eine Weile, um die Fassung wieder zu erlangen.

Dieses Buch, das ich bewusst gewählt und gelesen habe, ist ein „Buch der Geschichte“. ...

Ich habe die letzte Seite dieses Buches umgeblättert und brauchte eine Weile, um die Fassung wieder zu erlangen.

Dieses Buch, das ich bewusst gewählt und gelesen habe, ist ein „Buch der Geschichte“. Der Protagonist Rudolf Lang hat tatsächlich existiert. Er hieß in Wirklichkeit Rudolf Höß und war Lagerkommandant von Auschwitz. Der Autor selber schreibt im Nachwort:

„Es übersteigt jedes Vorstellungsvermögen, dass Menschen des 20. Jahrhunderts, die in einem zivilisierten Land Europas lebten, soviel Methode, Findigkeit und schöpferische Gaben eingesetzt haben sollen, um einen riesigen industriellen Komplex zu errichten mit dem Ziel, ihresgleichen MASSENWEISE zu ermorden.“

Ich gebe ihm recht. Wohl wissend, worauf ich mich mit der Wahl dieses Buches einlasse, wollte ich der Konfrontation mit diesem Thema nicht aus dem Weg gehen. Die Geschichte des Rudolf Lang, der einen teuflischen Plan zur massenhaften Ermordung von Juden ersann – und wir sprechen hier von 2,5 Millionen jüdischen Bürgern, die Lang ermordete, wie er selber im Verhör zugegeben hatte – jene Geschichte ist eiskalt und Lang handelt ohne die kleinste menschliche Regung.

Man muss Robert Merle zugutehalten, dass er sich um Sachlichkeit bemüht – trotz allem entsteht eine unglaubliche Fassungslosigkeit beim Lesen der vielen Details, der Brutalität, Gewissen- und Skrupellosigkeit von Lang und seinen Mordgesellen. Er erstickte jede menschliche Regung in seinem gesamten Umkreis sofort im Keim und es wird einem übel beim Lesen der Verleumdungen und Aussagen der SS-Mitglieder über Juden. Das gesamte Leben des Rudolf Lang ist ein „Handeln nach Befehl“. Kein Hinterfragen der Befehle. Niemals Emotionen. Nur das sture und völlig skrupellose Befolgen dieser Befehle. Als er seiner Frau Elsie gegenüber aussagt, er würde aufgrund eines Befehles seines direkten Vorgesetzten, des Reichsführers Himmler, „natürlich“ auch seinen eigenen kleinen Sohn Franz erschießen, stockte mir als Leser der Atem. Gewalttätigkeit, Rassismus und Fanatismus, Brutalität und Skrupellosigkeit, gepaart mit dem völligen Fehlen jeglicher menschlichen Regungen und selbstverständlich auch keinerlei Gewissensbisse oder Reue – der Stoff, aus dem Monster geschaffen sind. Möge Gott uns davor bewahren, dass sich die Geschichte in irgendeiner Form wiederholen könnte und Menschen zulassen, dass sie zu Marionetten und Befehlsempfängern werden, die foltern und morden.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Eine gelungene Mischung aus Fiktion und historischem Geschen, die schockiert und noch lange nachwirkt.

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Von der Banalität des Bösen Inspiriert vom Tagebuch des Lagerkommandanten Rudolf Höß schrieb Merle diesen ersten Holocaust-Roman aus Tätersicht, der ihn weltberühmt machte. Die einzigartige Psychostudie ...

Von der Banalität des Bösen Inspiriert vom Tagebuch des Lagerkommandanten Rudolf Höß schrieb Merle diesen ersten Holocaust-Roman aus Tätersicht, der ihn weltberühmt machte. Die einzigartige Psychostudie eines Massenmörders aus Gründlichkeit und Gehorsam erschüttert selbst ein halbes Jahrhundert nach ihrem Erscheinen noch in ihrer schonungslosen, banalen Logik.

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Es wird empfohlen dieses Buch als Ergänzung zur Autobiographie "Kommandant in Auschwitz" zu lesen. Dieser Empfehlung kann ich nicht beipflichten.
Dieses vorliegende Buch ist nicht, wie viele fälschlicherweise denken, eine wahrheitsgetreue Biographie des Lagerkommandanten Rudolf Höß, sondern ein Roman.
Der Autor wurde nur vom Tagebuch dieses Lagerkommandanten inspiriert.
Er selbst schreibt:

"Der erste Teil meines Romans ist eine literarische Neuschöpfung des Lebens von Rudolf Höß...."

Es gibt natürlich viele Parallelen, aber auch genauso viel Fiktives (Kindheit, Wechsel in verschiedene KL, etc.)

Nichtsdestotrotz ist dieser Roman eine gelungene Mischung aus Fiktion und historischem Geschehen.
Es wird in einer verstörenden und beängstigenden Weise beschrieben wie so mancher Hitler-Anhänger und vor allem die ausführenden Organe tickten. Viele haben aus Pflichtgefühl zum Führer und aus Autoritätsgläubigkeit alles menschliche abgelegt, nur um die ihnen aufgetragenen Befehle korrekt und zur vollsten Zufriedenheit der Vorgesetzten (und des Führers) durchzuführen.
Der Autor beschönigt nichts! Vor allem die akribische Planung der Judenendlösung wird in grauenhafter Weise beschrieben und lässt einem auch nach Beendigung des Romans nicht mehr los.
Daher ist dieser Roman keineswegs eine leichte Kost und wirkt noch lange nach.

Fazit:
Wenn man einen authentischen Roman aus Tätersicht eines Lagerkommandanten eines KL lesen möchte und keinen schwachen Magen hat, dann ist dieser Roman äußerst lesenswert.
Wenn jemand eine wahrheitsgetreue Biographie von Rudolf Höß sucht, kann ich "Kommandant in Auschwitz: Autobiographische Aufzeichnungen des Rudolf Höß" von Martin Broszat empfehlen. Ebenso verstörend und schockierend.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Die Normalität des Bösen

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Dieses Buch ist Fiktion, doch gleichzeitig ist es ein historisches Dokument, denn Merle hat geradezu akribisch die tatsächlichen Berichte und Tagebücher eines Monsters aufgearbeit und in eine literarische ...

Dieses Buch ist Fiktion, doch gleichzeitig ist es ein historisches Dokument, denn Merle hat geradezu akribisch die tatsächlichen Berichte und Tagebücher eines Monsters aufgearbeit und in eine literarische Form gebracht. Es geht um den Lagerkommandanten Rudolf Höß, der hier Rudolf Lang genannt wird.

Wir lernen ihn 1913 kennen, als einen durchaus sympathischen Jungen, der unter der Fuchtel seines übermächtigen und vor allem drillenden Vaters steht. Dieser Vater verlangt Perfektion in allem, eine Leistung, derer niemand fähig ist. Minderwertigkeitskomplexe sind die logische Folge, ganz besonders, als der Vater von ihm verlangt, dass er Priester wird - der Sohn soll Priester werden, um für die Sünden des Vaters zu büßen. Rudolf ist von Anfang an fasziniert vom Militär, so sehr, dass er sich nach dem Tod des Vaters sogar freiwillig und noch sehr jung für den ersten Weltkrieg meldet.

Das Militär wird ihn auch nie wieder loslassen, vor allem, da sich immer wieder Männer finden, die ihm geben, was er von seinem Vater gewohnt ist: Härte, Unnachgiebigkeit, Disziplin und eine Aufgabe im Leben. Er gehorcht, und er gehorcht gern. Das Militär fordert und fördert ihn, und er ist einer der Ersten, die dem Nationalsozialismus folgen. So wird er irgendwann Leiter von Ausschwitz und er betreibt die Ermordung der Juden mit so viel Effizienz und deutscher Gründlichkeit, dass einem beim Lesen geradezu schlecht werden kann, nein, muss. Das Schlimme ist, dass Rudolf trotz allem nicht einmal unbedingt unsympathisch ist. Manchmal ist er so normal wie der Nachbar von nebenan, und diese Normalität lässt einen frösteln, vermittelt aber ein sehr gutes Bild davon, wie es sein konnte, dass sich so viele und vor allem so gewöhnliche, nicht psychopathische Menschen einer so unmenschlichen Diktatur anschlossen und sie zum Teil auch begeistert unterstützten.

Ein extrem wichtiges Buch, das eigentlich in Schulen gelesen werden sollte.