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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.04.2017

Ein Gefühl von Heimat

Heimaterde
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Lucas Vogelsang ist derzeit einer der erfolgreichsten Reporter, der bereits mit mehreren Preisen ausgestattet ist. Unter anderem bekam er den Hansel-Mieth-Preis für eine Reportage über seine Heimat, dem ...

Lucas Vogelsang ist derzeit einer der erfolgreichsten Reporter, der bereits mit mehreren Preisen ausgestattet ist. Unter anderem bekam er den Hansel-Mieth-Preis für eine Reportage über seine Heimat, dem Berliner Bezirk Wedding. Genau hier beginnen auch die spannenden Geschichten seiner Nachbarn, deren Wurzeln in der ganzen Welt verteilt sind.


Er setzt sich in den Gesprächen mit diesen Nachbarn mit der Frage der Heimat auseinander. Wo ist meine Heimat? Was macht dies zu meiner Heimat? Welche Gefühle löst die Heimat in mir aus? Die große Palette der Interviewten macht das Buch zu einem Erlebnis. So kommt mit Jimmy Hartwig auch jemand zu Wort, der als "Fremder" auch schon im Rampenlicht stand, dabei aber auch negative Erfahrungen machen musste. ("Zehn Schwule und ein Nigger, die Offenbacher Kigger") So kam er trotz der erbrachten sportlichen Voraussetzung nur so seltenen Einsätzen in der Nationalmannschaft, da zu der damaligen Zeit ein Farbiger im Team noch ein wenig befremdlich war.


Aber auch unbekannte, aber nicht minder interessante Personen kommen zu Wort, so wie die beiden Brüder Kai und Ericson. Sie wurden durch die neue Liebe ihrer Elternteile zu Brüdern, der eine weiß der andere farbig. Ironischerweise bedienen sie genau die Klischees des anderen, so wurde Ericson als farbiger ein prinzipientreuer und äußerst korrekter Steuerberater und Kai ein begnadeter und anerkannter Breakdancer.


Die Politik findet in den Personen des SPD Politikers Raed Salek  und des AfD-Politikers Waldemar Birkle  vielschichtige Berücksichtigung. Beide wissen als Migranten wovon sie sprechen und sind auf ihre Weise erfolgreich. Interessant auch die Sichtweise einiger bereits seit Jahren erfolgreich integrierten Menschen mit ausländischen Wurzeln, welche Angst vor den heutzutage leider weit verbreiteten Pauschalisierungen haben. Sie sehen mit großer Sorge auf die in großer Anzahl eintreffender Flüchtlinge, da sie befürchten durch das Fehlverhalten eines dieser Menschen unter Generalverdacht gestellt zu werden. In einem Land, was sie mittlerweile als ihre Heimat sehen.("Wir wissen nicht, wer all die Fremden sind, die jetzt hier sind. Da geht es uns wie den Deutschen.“ )


Heimaterde von Lucas Vogelsang ist ein Buch, welches sich lebensnah und völlig authentisch mit der großen Herausforderung, Tradition und Integration in Einklang zu bringen, auseinandersetzt. Der Leser erfährt von vielen tollen Beispielen , die der Autor in seiner bildreichen und sehr lebendigen Schreibweise greif- und erlebbar macht, das ein Leben miteinander eine absolute Bereicherung sein kann. Ein Buch, das den Leser gerne auch ein wenig nachdenklich zurücklassen wird und einen Beitrag zum friedlichen Austausch miteinander sein kann. Ich empfehle das Buch daher sehr gerne weiter und bewerte es mit fünf von fünf Sternen.

Veröffentlicht am 14.04.2017

Tiefe Wunden

Gefährlicher Lavendel (Ein-Leon-Ritter-Krimi 3)
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Seit Tagen beschäftigt sich die Öffentlichkeit mit dem Verschwinden des ortsbekannten Richters. Es entstehen Gerüchte über eine junge Liebschaft wegen der er seine Frau verlassen haben soll, aber all diese ...

Seit Tagen beschäftigt sich die Öffentlichkeit mit dem Verschwinden des ortsbekannten Richters. Es entstehen Gerüchte über eine junge Liebschaft wegen der er seine Frau verlassen haben soll, aber all diese Spekulationen lösen sich auf, als der Richter in einem Parkhaus aufgefunden wird. Er wird für tot erklärt und in die Gerichtsmedizin transportiert. Dort wird er zum neuen Fall von Dr Leon Ritter. Als dieser den Leichnam obduzieren möchte, stellt Leon Ritter fest, dass der vermeintlich Tote noch lebt. Die medizinischen Maßnahmen kommen aber zu spät für den Richter und er verstirbt. Er wurde jedoch während seines Verschwindens brutal gefoltert, wer ist zu solchen Taten fähig? Die Region wird stark verunsichert, als kurze Zeit später eine zweite Person tot aufgefunden wird, auch sie wurde Opfergrausamster Folterungen...


"Gefährlicher Lavendel" ist bereits der dritte fall des deutschen Rechtsmediziners in der Provence. Ich kenne die ersten beiden Bände nicht, hatte aber als Quereinsteiger keine Probleme in die Geschichte zu finden. Der Hauptprotagonist Dr. Leon Ritter ist interessant charakterisiert und konnte bei mir schnell einige Sympathiepunkte sammeln. In der gut konstruierten Story wird die Spannung gut aufgebaut und durch immer wieder neue Erkenntnisse und Wendungen auf einem hohen Niveau gehalten. Mit seiner lebendigen und sehr flüssig zu lesenden Schreibweise hat mich Remy Eyssen an das Buch gefesselt. Sehr gut gefallen hat mir der ordentliche Schub an Lokalkolorit, der die sehr schöne Region Südfrankreichs greifbar machte. "Gefährlicher Lavendel" hat mir so gut gefallen, dass ich mich wohl mit den ersten beiden Teilen auseinandersetzen werde und mich schon auf kommende Fälle des sympathischen Rechtsmediziners freue.


Ein toller Kriminalroman aus einer wunderschönen Region. Beste Spannungsunterhaltung, welche ich gerne weiterempfehle und mit fünf von fünf Sternen bewerte.

Veröffentlicht am 11.04.2017

Ein tödliches Spiel

Die letzte Farbe des Todes
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Eine sehr rätselhafte Mordserie hält die Stadt Berlin in Atem. Personen, welche scheinbar keinen Bezug zueinander haben, werden ermordet aufgefunden. Ihre einzige Verbindung ist ein farblger Punkt im Nacken. ...

Eine sehr rätselhafte Mordserie hält die Stadt Berlin in Atem. Personen, welche scheinbar keinen Bezug zueinander haben, werden ermordet aufgefunden. Ihre einzige Verbindung ist ein farblger Punkt im Nacken. Die Morde erscheinen mühevoll inszeniert, helfen dem Ermittlerteam bei den Recherchen aber nicht weiter. Der Täter scheint den Kommissaren immer einen Schritt voraus zu sein. Das neue Team unter der Leitung von Jerusalem (Jay) Schmitt intensiviert die Ermittlungen und finden in der Vergangenheit der Opfer eine erste Spur. Kann Jay die Mordserie rechtzeitig stoppen?


Philipp Reinartz hat mit "Die letzte Farbe des Todes" ein aus meiner Sicht bemerkenswertes Krimidebut geschrieben. Das Buch unterscheidet sich vor allem in der Schreibweise von vielen anderen dieses Genres. Der Autor schreibt in einer sehr bildhaften und trotz der Kürze der Sätze ausschmückende Schreibweise. Das Lesen erfordert aufgrund der Andersartigkeit mehr Aufmerksamkeit, aber ich hatte mich schnell eingelesen, so dass der Schreibstil für mich bereichernd war. Der Hauptprotagonist Jay Schmitt ist interessant charakterisiert. Es handelt sich um einen Typen, der nicht immer sympathisch erscheint und durchaus Ecken und Kanten hat. Die Spannung wird nach und nach aufgebaut und durch die sehr clever konzipierte Geschichte immer weiter gesteigert, um dann in einem für mich überraschenden und fulminanten Finale zu enden. Der Kriminalroman spielt in der Landeshauptstadt und der Autor erzählt die Geschichte mit viel Lokalkolorit. "Die letzte Farbe des Todes" ist der erste Fall für Jerusalem (Jay) Schmitt, und nach seinem gelungenen Einstand bleibt es zu hoffen, dass noch einige Fälle folgen werden.


Insgesamt hat mich das Buch gefesselt und einige spannende Stunden beschert, so dass ich es sehr gerne weiterempfehle und mit fünf von fünf Sternen bewerte.

Veröffentlicht am 07.04.2017

Das Psychogramm einer Mörderin

Drei Meter unter Null
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Eigentlich war sie immer auf der Suche nach einem normalen Leben. Schon als Kind war es ihr unverständlich, warum die Welt keine Pipi Langstrumpf oder einen Tarzan bräuchte. Immer wieder eckt sie mit ihren ...

Eigentlich war sie immer auf der Suche nach einem normalen Leben. Schon als Kind war es ihr unverständlich, warum die Welt keine Pipi Langstrumpf oder einen Tarzan bräuchte. Immer wieder eckt sie mit ihren teilweise naiven aber auch träumerischen Vorstellungen an und wird so zu Außenseiterin. In ihrer eigenen Welt ist sie über sich selbst erschrocken, zu welchen gewalttätigen Reaktionen sie fähig ist. Ohne eine Erklärung für ihre Gedanken und Taten zu haben beschließt sie eines Tages, einem neuen Ziel zu folgen. Sie möchte eine Mörderin werden. Sie macht sich auf und hat ihr erstes Opfer schon im Visier...


Die Autorin Marina Heib schildert in "Drei Meter unter Null" das Psychogramm einer Mörderin. Sehr eindrucksvoll wird die Entwicklung eines Menschen geschildert, der aufgrund seiner ihm selber unbekannten Vergangenheit, aufopferungsvoll für ein Ziel eintritt, nämlich Rache zu üben. Sie erzählt die Geschichte aus der Ich-Perspektive, welche Einblicke in die Gedankenwelt und die Entwicklung der Hauptprotagonistin ermöglicht. Die intensive und emotionale Schreibweise konnte mich an die Geschichte fesseln. Zu Beginn von "Drei Meter unter Null" fiel es mir schwer, einen Zugang zur Hauptperson zu finden, aber nach und nach erklärt der Einblick in die Vergangenheit die heftigen und außergewöhnlichen  Reaktionen und Taten. Die Spannung kommt aus meiner Sicht erst im Verlauf des Buches zum Tragen, wird dann aber schnell auf ein hohes Niveau geführt, um dann in einem überraschenden und spektakulären Finale zu enden.


Die Umsetzung dieser intensiven Geschichte in der Hörbuchfassung erfolgte in Person von Anna Thalbach. Die Hauptprotagonistin scheint der Sprecherin auf den Leib geschrieben zu sein. Die Intensität der Geschichte wird durch Anna Thalbach noch einmal deutlich gesteigert. Sie wirkt als psychisch irritierte Mörderin sehr authentisch und macht die Geschichte unglaublich real und greifbar. Die düstere und kalte Atmosphäre wird hervorragend transportiert und macht den Thriller zu einem schaurigen Erlebnis.


Lesern bzw. Hörern, die gerne ein paar schaurige und spannende Stunden verbringen möchten und dabei einen Einblick in die tiefen Abgründe der menschlichen Selle werfen möchten, sei "Drei Meter unter Null" wärmstens empfohlen. Ich bewerte das Buch und gerade auch die Umsetzung in der Hörbuchfassung mit fünf von fünf Sternen!!!

Veröffentlicht am 04.04.2017

Toller Einstieg in eine neue Thriller-Reihe

Blutfährte
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Tim Baumann steckt in großen Schwierigkeiten. Da ihm als Sanitätsfeldwebel der Tod eines Kameraden sonderbar erscheint, versucht er auf eigene Faust hinter die Todesumstände zu kommen. Bei der Recherche ...

Tim Baumann steckt in großen Schwierigkeiten. Da ihm als Sanitätsfeldwebel der Tod eines Kameraden sonderbar erscheint, versucht er auf eigene Faust hinter die Todesumstände zu kommen. Bei der Recherche der Krankenakten wird er überrascht und flieht mit einer Kopie der Dokumente. Diese scheinen brisant zu sein, da er massiv verfolgt wird und nur mit großer Mühe entkommen kann. Für ihn ist klar, dass er sich zunächst nicht wieder in seiner Einheit melden kann. Oberleutnant Mark Becker bekommt zwei Tage später den Auftrag nach Tim Baumann wegen unerlaubter Abwesenheit zu fahnden. Er ahnt noch nicht, in welche Gefahr er sich bei seinen Recherchen begibt...


Ich habe mit großer Begeisterung die dreiteilige Reihe um die Ermittlerin Anna Benz von der Autorin Silvia Stolzenburg gelesen. Ich war nun sehr gespannt auf die neue Serie um den ermittelnden Oberleutnant Mark Becker und wurde zu keiner Zeit enttäuscht. Wie in den anderen Büchern besticht die Autorin mit ihrem tempo-reichen und sehr flüssig zu lesenden Schreibstil. Die neuen Haupt-protagonisten Oberleutnant Mark Becker und Kommissarin Lisa Schäfer werden interessant charakterisiert und schnell können beide Sympathiepunkte sammeln. Der Prolog bringt den Spannungsbogen direkt auf ein hohes Niveau und wird durch plötzliche Wendungen und neuen Erkenntnissen in den  Ermittlungen stets aufrecht gehalten. Als Leser hatte ich immer wieder die Möglichkeit eigene Überlegungen anzustellen und wurde von der Autorin in die ein oder andere Sackgasse geführt. Das Finale ist rasant und überraschend, ohne zu konstruiert zu wirken. Die clever konzipierte Geschichte konnte mich auf voller Linie überzeugen und der ungewöhnliche Rahmen der Bundesweht gab dem Kriminalroman einen besonderen Rahmen.


So konnte mir "Blutfährte" ein paar spannende Stunden bescheren, was mich dazu anregt das Buch wärmstens zu empfehlen und mit fünf von fünf Sternen zu bewerten.