vielschichtiger und komplexer Psychothriller
SCHWEIG!Zwei Schwestern, die unterschiedlicher nicht sein könnten.
Esther, die mit Mann, Kindern und kurz vor Weihnachten extrem gestresst ist, fährt am Tag vor Weihnachten zu Sue, die geschieden ist, in deren ...
Zwei Schwestern, die unterschiedlicher nicht sein könnten.
Esther, die mit Mann, Kindern und kurz vor Weihnachten extrem gestresst ist, fährt am Tag vor Weihnachten zu Sue, die geschieden ist, in deren Villa im Wald, da diese dort allein lebt und Esther sich um sie sorgt.
Sie bringt ein Geschenk und eine Flasche Wein mit, doch Sue will nichts lieber, als Esther sofort wieder loszuwerden.
Mit in die Stadt kann Esther Sue aber nicht nehmen, denn letztes Weihnachten ist etwas Schlimmes passiert. Doch Sue verheimlicht ihr bestimmt etwas, und als ein Schneesturm einsetzt, sprechen sich die Schwestern endlich Klartext mit ungeahnten Folgen...
Meine Meinung:
"Schweig!" ist ein außergewöhnlicher Thriller, von der ersten Seite an!
Abwechselnd aus Sicht der beiden Schwestern Esther und Sue erzählt, jeweils in ich-Form, kann man sich gut in die jeweilige Gefühls- und Gedankenwelt einfühlen.
Später kommt auch Esthers Mann Martin zu Wort, in erzählender Form. Diese Abwechslung macht den Kniff aus und packt einen total.
So erfährt man nach und nach über die komplett unterschiedlichen Leben der beiden Frauen, die kein gutes Verhältnis zueinander haben. Eigentlich gar keines.
Trotzdem fährt Esther auch dieses Jahr wieder am Tag vor Weihnachten in die einsame Villa ihrer Schwester mitten im Wald um nachzusehen, ob es ihr gut geht und ihr ein Geschenk zu überbringen. Doch auch dieses Treffen artet aus.
Ich finde das Verhältnis der beiden zueinander echt seltsam. Sie reden das ganze Jahr nicht, und wenn Esther zu Besuch kommt, wollen sie sich eigentlich nicht sehen. Warum sagt Sue nicht, dass sie den Besuch ihrer Schwester nicht haben will? Warum will Esther auf Biegen und Brechen bleiben?
Aufgrund der Erzählungen aus der jeweiligen Sicht erkennt man auch sehr schnell, dass beide aneinander vorbei reden. Und Dinge ganz anders empfinden. Tja, so entstehen Missverständnisse und Streitigkeiten.
Die Autorin hat es wunderbar geschafft, dass man beide Ansichten jeweils nachvollziehen kann. Man versteht sowohl Esther, die sich um die einsame und depressive Sue Sorgen macht; als auch Sue, die die Natur und das Alleinsein genießt und von Esther in Ruhe gelassen werden will.
Spannend fand ich, dass sich die Gefühle, die man anfangs den Schwestern gegenüber hat, nach und nach ins Gegenteilige drehen, je mehr man über die Schwestern erfährt.
Auch die Gründe für die jeweiligen Verhaltensmuster und das Verhältnis der Schwestern gegenüber kristallisieren sich nach und nach heraus. Und als dann auch noch Martin ins Spiel kommt, gibt es wieder neue Perspektiven, Inputs und Neues zu überdenken.
Die Geschichte fesselt von der ersten Seite an, und dass ich die knapp 350 Seiten an einem Tag druchgesuchtet hatte, sagt schon alles. Auf jeden Fall werde ich auch noch den anderen Thriller #Atme! der Autorin lesen.
Fazit:
Eine komplexe, toxische Schwesternbeziehung, die einen von Anfang an in seinen Bann zieht. Eindeutige Leseempfehlung!