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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.05.2017

etwas zu grausam

Die Tribute von Panem 3. Flammender Zorn
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Auch der dritte Band ist so phantastisch geschrieben wie die beiden ersten. Abgründig, tief.
Neben all dem Kriegsgetümmel geht es wie nie zuvor um die aufreibende Selbstfindung der Hauptfigur. Wie denken ...

Auch der dritte Band ist so phantastisch geschrieben wie die beiden ersten. Abgründig, tief.
Neben all dem Kriegsgetümmel geht es wie nie zuvor um die aufreibende Selbstfindung der Hauptfigur. Wie denken andere über Katniss? Wie ist sie wirklich? Wieviel kann ein Mensch ertragen, ohne zu zerbrechen? Die Erzählung ist hier sehr glaubwürdig.

In diesem Band wird es militärisch, denn es ist Krieg. Zynisch und kritisch lässt die Autorin ihre Protagonistin die Kriegsvorbereitungen der Rebellen beobachten. Schonungslos werden Déja-vu-Momente eingeflochten - gerät das ganze Unternehmen so aus dem Ruder, dass die Guten sich den Bösen angleichen? In wie weit heiligen Hass, Rache und die Notwendigkeit, das Kapitol zu besiegen, die Mittel? Es ist so gut, dass der Roman es sich nicht einfach macht mit der Antwort.

Dann aber wird es irgendwann zu viel. Ich glaube, ich habe noch nie so etwas Grausames gelesen. Ja, es ist Krieg. Und ich bin nicht gewohnt, aufzugeben. Also lese ich weiter. Und bereue es am Ende nicht. Obwohl. So bald will ich so etwas nicht wieder lesen. Wie tief kann man als Leser von einem Packen bedrucktem Papier traumatisiert werden? Also gut. Lest die Geschichte zu Ende. Sie ist es wert. Aber sagt nicht, ich hätte Euch nicht gewarnt.

Veröffentlicht am 19.04.2017

voller humor

Grätenschlank
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Ute Haese hat nämlich mit Hanna Hemlokk eine Figur erschaffen, die wie eine Droge (Legal High g) auf den Leser wirkt: sie führt Dich in Welten, in denen Du vorher noch nie unterwegs warst und aus denen ...

Ute Haese hat nämlich mit Hanna Hemlokk eine Figur erschaffen, die wie eine Droge (Legal High g) auf den Leser wirkt: sie führt Dich in Welten, in denen Du vorher noch nie unterwegs warst und aus denen Du aber eigentlich auch nicht so schnell wieder raus willst. Beißende Komik (siehe Zitat oben) trifft Sozialkritik mit nützlichen Tipps für Schildkrötenpflege

Die Wesensarten der von Ute Haese geschaffenen Figuren reichen von cholerisch über schüchtern bis hin zu Unternehmer-Dandys, die Angst vor Papa haben und einmal im Jahr bei einem großen Festival unweit Hamburgs die sprichwörtliche Sau raus lassen. An dieser Stelle musste ich herzhaft lachen und mich an meine eigene, jahrelange Anwesenheit auf diesem Festival erinnern – mittlerweile verfolge ich die einzelnen Konzerte der dort aufspielenden Bands aber auch lieber auf dem heimischen Sofa ha ha ha.

Hier bekommt jeder sein Fett weg: seien es Midlife-Crisis gebeutelte Männer, die bei Hanna besoffen auf dem Sofa sitzen oder Fettkiller-Produkte verkaufende Blondinen, die trotz ihrer „Hach, ich bin ja so glücklich mit meiner Ehe“-Aussagen auf sog. Incentive-Feiern ihres Arbeitgebers sich von Callboys verführen lassen – keiner wird verschont. Egal ob jemand zu einer der beiden hier genannten Gruppen gehört oder nicht: wem bei derart überspitzten Texten das Lachen im Halse stecken bleibt und das Buch gefrustet zuschlägt, der…mh, jetzt fällt mir glatt nicht mehr ein, was ich schreiben wollte

Auch wenn im vorliegenden Fall schnell klar ist, wer hier der Mörder ist (nein, es ist nicht der Gärtner g) und man ihn sogar mit Namen kennt – die Auflösung, wie es zu dem Mord kommen konnte, serviert uns Ute Haese erst auf den letzten Seiten und ist so „hanebüchen“ und schräg, dass man nicht umhin kommt, sich ständig wie Tom bei „Tom und Jerry“ auf die Schenkel zu klopfen und brüllend zu lachen.

Veröffentlicht am 14.04.2017

faszinierend

1984
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George Orwell hat mit Winston Smith einen Protagonisten geschaffen, der von einem um Gedankenfreiheit (2+2=4) kämpfenden Mann mittels Gehirnwäsche und Folter zu einem psychischen Wrack gemacht wird, der ...

George Orwell hat mit Winston Smith einen Protagonisten geschaffen, der von einem um Gedankenfreiheit (2+2=4) kämpfenden Mann mittels Gehirnwäsche und Folter zu einem psychischen Wrack gemacht wird, der am Ende wirklich glaubt, dass 2+2=5 ist (weil die Partei es so will) und er den „Großen Bruder“ liebt.

Interessant dabei ist, WIE die Entwicklung von Winston vonstattengeht, wie er von scheinbar gleichdenkenden Menschen benutzt und verarscht wird und so im Sinne des „Großen Bruders“ zu einem gedankenlosen Roboter umerzogen wird, der keine (kritischen) Fragen stellt.

Bei der Schilderung der Folterszenen musste ich das ein oder andere Mal an Franz Kafkas „In der Strafkolonie“ denken – vielleicht ist es einer der Gründe, die mich immer wieder zu diesem Buch greifen lassen. (Bevor jetzt einer auf den Gedanken kommt: NEIN, ich stehe nicht auf Folter und dergleichen g).

Auch wenn wir das Jahr 1984 bereits 32 Jahre hinter uns gelassen haben und wir von der im Buch beschriebenen Realität überholt (oder doch eingeholt?) wurden: die von Orwell in den 1940er Jahren geschaffene Dystopie hat nichts von seiner Faszination verloren und wird mich auch weiterhin literarisch immer mal wieder begleiten.

Veröffentlicht am 14.04.2017

gute Einblicke

Die Unperfekten
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In 11 Kapiteln serviert uns Tom Rachman die Geschichte einer (fiktiven) Zeitung – von der Gründung in den 1950er Jahren in Rom bis zu ihrem unrühmlichen Ende im Jahr 2007. Das ist der rote Faden, der ...

In 11 Kapiteln serviert uns Tom Rachman die Geschichte einer (fiktiven) Zeitung – von der Gründung in den 1950er Jahren in Rom bis zu ihrem unrühmlichen Ende im Jahr 2007. Das ist der rote Faden, der sich Kapitel für Kapitel (jeweils die letzten Seiten) durch das Buch schlängelt – dargestellt in kursiver Schrift. Darin lernen wir den Gründer der Zeitung, die persönlichen Ups and Downs von einigen seiner Angehörigen (aber auch sein persönliches Schicksal) sowie den Ablauf HINTER der Zeitung kennen. Das alles verpackt in eine unprätentiöse Sprache, die einem recht schnell deutlich macht, dass Tom Rachman einiges an Insiderwissen und Erfahrung hat – was nicht weiter verwundert, da er vor seiner Tätigkeit als Vollzeitschriftsteller Redakteur verschiedener Zeitungen war.

Was für mich dieses Buch aber zu einem Highlight werden lässt, sind die Einblicke in die Leben verschiedener Redakteure und Angestellten der Zeitung oder einer jahrzehntelangen Leserin, die plötzlich mit alten Gewohnheiten bricht (nein, ich bin kein Voyeur g). Es sind Menschen wie Du und ich; Menschen die Dir im täglichen Leben begegnen und die alle die gleichen Probleme haben: mit Partnern, mit Kindern, mit sich selber – in jeder vorgestellten Figur findet man sich selber oder andere einem nahestehenden Personen wieder.
Jede einzelne Figur macht sich Gedanken über sich und ihr Leben – mal mehr, mal weniger philosophisch, aber auch mal selbstkritisch…Es sind laute und viele leise Töne, die angeschlagen werden, mal voller Hoffnung, dann aber auch tottraurig. Tom Rachman ist es meiner Meinung nach gelungen, in jeden von uns einen Blick zu werfen und diese Beobachtungen zu einem großartigen, tiefgehenden und MENSCHLICHEN Opus zu verarbeiten, dass mich von nun an stets und immer (nämlich in meinem Herzen) begleiten wird.

Veröffentlicht am 04.04.2017

für parisliebaber ideal

Die von Montparnasse
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Angesiedelt im Paris (und dort getreu dem Titel) im Künstlerviertel Montparnasse der 1920er Jahre vermittelt der Roman einen guten Überblick über die dort ansässigen Künstler und ihre doch zum Teil verschrobenen ...

Angesiedelt im Paris (und dort getreu dem Titel) im Künstlerviertel Montparnasse der 1920er Jahre vermittelt der Roman einen guten Überblick über die dort ansässigen Künstler und ihre doch zum Teil verschrobenen Eigenarten.

Autor Michel Georges-Michel gelingt es durch seine Zugehörigkeit zu der Szene einen authentischen Blick hinter die Kulissen zu geben, auch wenn die Figuren erfunden sind und nur in den beschriebenen Charakterzügen und Ereignissen auf Realität beruhen.

Gefallen hat mir besonders die Reise von Modrulleau (dem Bildhauer Modigliani nachempfunden) und Haricot-Rouge nach Rom, wo sie in einem rasanten Lauf durch die Sixtinische Kapelle und andere Sehenswürdigkeiten jagen, um sich schließlich in einem Park oberhalb Roms zu lieben. Achtung: bei dem Teil des Buches kann es zu einem irrwitzigen Kopfkino kommen - es sage hinterher keiner, ich hätte keine Warnung ausgesprochen g

Während Haricout-Rouge mir eigentlich während des ganzen Buches symphatisch ist, habe ich Modrulleau zwischendurch gehasst - so geht man einfach nicht mit Frauen um. Am Ende versöhnen wir uns aber wieder und man ist traurig, dass Modrulleau und Haricot-Rouge so tragisch enden (nein, man kann es nicht mit dem Ende von Romeo und Julia vergleichen g).

Insgesamt ein interessanter, offener Blick hinter die Kulissen eines Viertels einer meiner Lieblingsstädte (auch wenn ich bisher leider nicht die Gelegenheit hatte, selbige zu besuchen).

Klare Empfehlung für alle Kunst- und Paris-Liebhaber!!!