ein wunderschönes portrait von mallorca
Ein Winter auf MallorcaMallorca - romantische Täler, Klosterruinen, die berühmte Autorinnen zu lesenswerter Prosa animieren und inspirieren...So gefällt mir das schon besser g. Denn lange bevor Mallorca zum selbsternannten 17. ...
Mallorca - romantische Täler, Klosterruinen, die berühmte Autorinnen zu lesenswerter Prosa animieren und inspirieren...So gefällt mir das schon besser g. Denn lange bevor Mallorca zum selbsternannten 17. deutschen Bundesland wurde und der Verfasser dieser Zeilen vor zig Jahren zu Millionen von Urlaubern gehörte, die von der Schönheit der Insel kaum etwas mitbekommen haben, hat die französische Schriftstellerin George Sand 1838 mit ihrem Geliebten Frederic Chopin und ihren Kindern Maurice und Solange eine in weiten Teilen unangenehme Reise nach Mallorca unternommen. Die größtenteils leidvollen persönlichen Erinnerungen von George Sand daran sind der Nachwelt unter dem Titel "Ein Winter auf Mallorca" bekannt geworden und auch fast zweihundert Jahre später hat dieser Reisebericht bzw. einzelne Passagen daraus nichts von seiner "Aktualität" verloren, wie nachfolgendes Zitat eindrücklich unter Beweis stellt:
"So notwendig die Presse für die Gesamtheit unseres Denkens und Handelns ist, so abstoßend ist es, den Hader der Parteien im einzelnen zu verfolgen und zu beobachten, wie Wochen und Monate mit Beleidigungen und Drohungen vertan werden, ohne daß eine einzige Frage geklärt oder ein merklicher Fortschritt verzeichnet wäre. Und dieses Warten kommt uns um so länger vor, je eingehender man uns über alle Phasen der Debatte berichtet." (S. 65)
Mit spitzer Zunge schildert George Sand ihre Begegnungen mit der mallorquinischen, überwiegend ländlichen Bevölkerung, die ihr und ihrer Begleitung kritisch und teilweise überaus feindlich gegenüberstanden, weil weder George Sand noch Frederic Chopin noch ihre Kinder in das Weltbild der tiefgläubigen Einwohner Mallorcas passten.
Gleichzeitig aber schreibt sie mit einer solchen Intensität von phantastischen Sonnenunter- und -aufgängen, von unberührter Natur, von alten Klosterruinen, die sie zu nachdenklicher, aber wunderschöner Prosa inspirieren, lässt durch ausführlichen Bericht die Kartause von Valldemossa, in der sie nach einem kurzen Aufenthalt in Palma für den Rest ihres Aufenthaltes auf Mallorca gelebt hat, vor unserem inneren Auge entstehen und stellt sich mitunter auch augenzwinkernd selbstkritisch in Frage.
"...und ich frage mich jetzt, warum ich nicht mit zwanzig Zeilen ausdrücken konnte, was ich auf zwanzig Seiten gesagt habe." (S. 197)
Das alles und noch viel mehr - nein, hier folgt jetzt keine weitere Textzeile aus "König von Deutschland" von Rio Reiser g - machen dieses Buch, welches in meiner Ausgabe (dtv-klassik) mit zusätzlichen, phantastischen Lithographien von Joseph-Bonaventura Laurens und einem Abschnitt aus George Sand´s Biographie über die Reise nach Mallorca ergänzt wurde, zu einer lesens- und sehenswerten Lektüre, aus der ich bestimmt öfter einzelne Passagen, die mich besonders berührt haben, lesen werde.