Als MTV groß wurde, war ich noch zu klein, um das hip zu finden. Und trotzdem gab es diesen "Markus Kavka", diese coole Socke mit den zu Spikes gestylten Haaren und dem bayrisch angehauchten "Herrschaften!", ...
Als MTV groß wurde, war ich noch zu klein, um das hip zu finden. Und trotzdem gab es diesen "Markus Kavka", diese coole Socke mit den zu Spikes gestylten Haaren und dem bayrisch angehauchten "Herrschaften!", der erst die Neuigkeiten moderierte und später neben Nora Tschirner zum Aushängeschild des Senders wurde. Als Depeche Mode groß wurden, war ich ebenfalls zu klein, um das cool zu finden. Und trotzdem verirrten sich die traurigen Synthie-Klänge in mein fünf-jähriges Hirn und weckten die Melancholikerin in mir, bevor ich wusste, wie man das Wort buchstabiert. Eine Fähigkeit, die später nur mancher Lebenspartner und der Anblick zerstörter DDR-Bauten in Perfektion beherrschten.
Und wenn man Markus Kavka fragt, ob er ein Buch über seine Lieblingsband schreibt, dann stochert er nicht, wie andere Autoren der Reihe, planlos herum, als würde er das Sternchen in der Buchstabensuppe suchen, sondern er liefert. Er plaudert aus dem Nähkästchen, als hätte er nie etwas anders gemacht und als Leser fragt man sich, warum das Buch so wenige Seiten hat, obwohl man Kavka auch einen Roman abkaufen würde. Ernsthaft: Sehr gern habe ich dem 17-Jährigen Markus über die Schulter geschaut, während er seine ersten Gehversuche gemacht hat, sei es im Musik-Hören oder Musik-Machen.
Als Rahmenhandlung dienen Songs und später Interviews, die er mit der Band, in verschiedenen Kostellationen, geführt hat. Während man Kavka im Großteil des Buches durch seine Jugend folgt, erzählt er im letzten Viertel von den Interviews - seiner Nervosität, aber vor allem seinem Eindruck von den Bandmitgliedern. Er hat zu jedem einen Bezug - während einer eher kumpelhaft ist, ist der andere intellektuell fordernd und man spürt, dass da mehr als als Anhimmeln. Kavka gibt dem Leser das Gefühl, einen von ihnen zu sein und dass auch die Band ganz normal sei.
Nur mit der Chronologie hatte ich Probleme - manchmal wusste ich nicht, in welchem Jahr wir uns befinden - mir kam die Reihenfolge nicht ganz eindeutig vor.
**Fazit**
Ein "ganz Großer" des deutschen Jugendfernsehens erzählt mit Witz und Respekt von den "ganz Großen" des Synthie-Pop. Eine Stunde Spaß zum Mitnehmen, bitte.
Verglichen mit der Vampirgeschichte "Küssen verboten - beißen erlaubt" ist dieser Roman wesentlich besser. Das Buch ist gut in dem, was es tut und ich finde nur wenige Dinge, die ich kritisieren kann. ...
Verglichen mit der Vampirgeschichte "Küssen verboten - beißen erlaubt" ist dieser Roman wesentlich besser. Das Buch ist gut in dem, was es tut und ich finde nur wenige Dinge, die ich kritisieren kann. Der Reihe nach.
Worum geht es?
Die 33-jährige Autorin Nicolette wurde von ihrem Verlobten unglückilch verlassen und trifft auf den 19-jährigen Kosta. Ein schöner Neuanfang. Aber Nico lässt sich von ihren Freunden und sogar ihrer besten Freundin einreden, dass die Beziehung aufgrund des Alters keine Zukunft hat. Ein steiniger Weg in den Abgrund beginnt.
Spoiler: Es gibt ein Happy End.
Charaktere
Nico ist 33 und schreibt Krimis/Thriller. Ich nehme sie als einen introviertierten Menschen wahr, der unsicher ist und sich stark von anderen beeinflussen lässt. Sie genießt ihre sichere Zone. Ihre Stärke ist ihr Humor. Als sie jünger war, hat die Mutter die Familie verlassen, was sowohl Nico als auch ihren Vater getroffen hat. Nico spricht jedoch nur wenig darüber. Zu ihrem Vater, einem Firmenchef, der in der Rente schauspielert, hat sie ein gutes Verhältnis. Komisch finde ich, dass Nico anfangs selbstbewusst wirkt, dies aber verliert.
Kosta ist 19 und ist Mechantroniker (?). Er wirkt klug und positiv und weiß sich gegen andere durchzusetzen. Seine Mutter ist eine Drama-Queen, ähnlich wie Nico. Kosta hat ein gutes Verhältnis zu seinen Freunden. Mit seiner Zuversicht schafft er gut Einigkeit.
Tina ist Nicos beste Freundin und ihr Gegenstück. Sie hat einen Mann und möchte Haus und Kind. Außerdem kämpft sie für ihre Meinung, manchmal mit unfairen Mitteln.
Die Figuren leben intensiv in der Geschichte und passen gut zusammen. Daher fällt nicht auf, dass sie grob gezeichnet sind und nur wenig Tiefe haben. Sie entsprechen Typen, die man kennt: Nico ist die hilfsbedürftige Frau, die den Glauben an sich und die Liebe verloren hat, Kosta der Mann, der sie aufbaut und die Beziehung vorantreibt. Ich denke, dass der Altersunterschied nicht das Problem ist, sondern dass die beiden unterschiedlich mit Konflikten umgehen. Während Kosta eine Lösung sucht, zieht Nico sicht zurück. Langfristig kann das zum Problem werden.
Konflikte
Altersunterschied: Besonders Tina und Nicos Freunde nutzen dieses Argument. Ich habe nie verstanden, warum Nico das wichtig ist. Ich habe das Gefühl, dass das nur ein Weg ist, die Beziehung nicht eingehen zu müssen, weil sie denkt, dass sie keine neue Beziehung wert ist - denn sie wurde verlassen. Der Text begründet nachvollziehbar, welche Probleme durch den Altersunterschied auftreten können. Das fand ich gut. Trotzdem hoffe ich, dass sich jemand in Nicos Situation zu wehren weiß. Denn wenn sich alle Freunde darüber lustig machen und die Beziehung als Bettgeschichte abtun, ist das verletzend. Auf mich wirkte es, als wollen die Freunde mit dem Lästern ihrem langweiligen Leben entkommen und sich über Nico stellen. Obwohl sie wissen, dass auch sie gern ausbrechen würden. Für mich wäre das ein Grund, eine Freundschaft abkühlen zu lassen und trotz einer Entschuldigung würde das einen Kratzer auslösen, den nur die Zeit heilt. Gibt es solche Situationen in der Realität? Oder will uns das Buch mit diesem Extrem zeigen, dass wir anders handeln sollen?
Das Alter: Das Buch zeigt eine Clique, die sich am Scheideweg befindet. Während Nicos Freunde, allen voran Tina, Anfang 30 eine Familie gründen wollen, ist nicht klar, ob Nico das auch will. Auf mich wirkt sie wie jemand, der sich noch finden will. Das ist ein Prozess, der auch in der Realität schwierig ist und der wahrscheinlich manche Freundschaft zerbrechen lässt: Die Zeit, in der man gemeinsam Spaß hat und das Leben erkundet, ist vorbei. Stattdessen nehmen Kinder mehr Raum ein oder man entscheidet sich, noch einmal zu studieren. Oder weiter Karriere zu machen. Die Präoritäten verändern sich und damit die Beziehungen. Ich finde es schade, dass das Thema nicht tiefer ausgebaut wird.
Dramaturgie und Schreibstil
Die große Stärke des Romans. Er wirkt weder dramaturgisch noch stilistisch verkrampft, alles hat seinen Platz.
Nach der Einleitung entsteht die Beziehung zwischen Nico und Kosta und diese wird, auf dem Weg in die Katastrophe, von vielen Steinen getroffen. Ich habe stetig gehofft, dass irgendetwas den Fall bremst, dass sich Nico wehrt. Das dauert. Diese Hoffnungslosigkeit treibt den Roman voran, was wehtut. Nebenfiguren wie Kostas Freund Pius oder seine Ex-Freundin Clara sowie Nicos Vater ergänzen das Kollektiv, drängen sich jedoch nicht in den Vordergrund. Die Handlung bleibt sehr geradelinig.
Die Argumentationen sind nachvollziehbar, die Dialoge fließend, die Gags logisch. Alles wirkt gut aufeinander abgestimmt und... passend.
Der Schreibstil ist fließend und es gibt einige amüsante Passagen.
Spoiler: Nicht so gut finde ich das Ende. Es ist zu schnell und letzlich hat Nico nur wenig gelernt. Sie traut sich nicht, ihren Freunden die Meinung zu sagen, sie schreibt ein Buch (Klischee!), schickt ihnen das und hofft, dass sie sie verstehen. Nico ist am Ende des Buches ähnlich abhängig von ihren Freunden wie am Anfang.
Fazit
"Wenn Funken..." ist ein sehr gut geschriebenes Buch über ein intressantes Thema. Aber es zeigt ein Extrem. Ich weiß nicht, ob man den Lesern zeigen sollte, wie man es nicht macht, damit sie etwas lernen. Oder ob man dem Leser einen möglichen Ausweg zeigt.
Dennoch: Stilistisch und dramaturgisch toll geworden
Das Cover von „Pretty“ (im Original „The Regulars“ = die Üblichen/Stammgäste) ist rosa und erinnert an einen süßen Frauenroman. Dennoch reizte mich der Klappentext, weil ich mich mit „Schönheitsidealen“ ...
Das Cover von „Pretty“ (im Original „The Regulars“ = die Üblichen/Stammgäste) ist rosa und erinnert an einen süßen Frauenroman. Dennoch reizte mich der Klappentext, weil ich mich mit „Schönheitsidealen“ auseinandersetzen wollte und die Frage interessant finde, was passiert, wenn man dieses Ideal erreicht hat. Letztlich war der Roman sehr gut zu lesen, manchmal sehr berührend, manchmal zu lang und leider zu oberflächlich, manchmal zu „feministisch“. Aber ein rundes Buch, das ich gern gelesen habe.
Worum geht es?
Korrektorin Evie, Schauspielerin Krista und Künstlerin Willow sind Freundinnen und Anfang 20. Leider sind sie nur wenig erfolgreich und beneiden die Schönen & Reichen. Zufällig trifft Krista auf Penny, die ihr aus Nettigkeit eine Flasche mit einer lilanen Flüssigkeit gibt. Ein Tropfen daraus sorgt dafür, dass die Verdauungsorgane rebellieren und man danach für eine Woche hübsch ist. Die drei ergreifen die Chance und schlüpfen in die Rollen ihrer fiktiven Freundin/Mitbewohnerin/Cousine. Ein spannendes Abenteuer beginnt.
Die Charaktere
Evie – die Feministin: Evie ist bisexuell (oder lesbisch) und arbeitet als Korrektorin beim Frauenmagazin „Salty“ Obwohl ihr die oberflächlichen Artikel nicht gefallen, ist sie auf den Job angewiesen und betreibt in ihrer Freizeit einen Blog. Als eine Video-Ausgabe von „Salty“ produziert werden soll, ergreift sie als „Chloe“ die Chance, erfolgreich zu sein UND der Oberflächlichkeit zu trotzen. Evie bemerkt jedoch, dass manche Menschen Make-up nutzen, um sich schöner zu fühlen, um etwas für sich zu tun, weniger, um den Idealen anderer zu entsprechen. Aus Evies Sicht beginnt und endet die Geschichte, daher empfand ich sie als sehr prägnant. Ich schätze sie als klar denkend, manchmal impulsiv ein. Ich glaube, Evie fühlt sich ihren Freudinnen überlegen, weil ihr Kampf für den „Feminismus“ wichtiger ist als andere. Umso interessanter ist es, dass auch Evie sich von Oberflächlichkeit blenden lässt. Die Schlussbotschaft, die Evie bekommt, fand ich sehr schön: Es kommt nicht darauf an, wie man aussieht. Sondern dass man für sich einsteht.
Mich hat ein Evie gestört, dass ihrem Kampf die Substanz fehlt. Sie setzt sich für Feminismus ein, aber ich habe ihre persönlichen Motive nicht verstanden. Ihre Liebesgeschichte fand ich aber sehr lebensnah!
Krista – die Lebendige: Krista hat indische (?) Wurzeln und soll gemäß des Wunsches ihrer Eltern Jura studieren. Sie mag jedoch die Schauspielerei und hat das Studium abgebrochen. Als Schauspielerin hat sie nur wenig Erfolg. Krista genießt das Leben und schläft mit Männern, ist aber enttäuscht, weil ihre Karriere nicht vorankommt und ihre Eltern sauer sind. Krista ist unordentlich und mag Fettnäpfchen. Daher ist sie ein guter Gegensatz zu Evie. Kristas Handlungsstrang ist ungewöhnlich, aber sehr spritzig. Ich fand ihn aber etwas konstruiert.
Willow – die Emotionale: Willow ist die Tochter eines berühmten Schauspielers und lebt bei ihm. Sie fotografiert, aber ihre Selbstzweifel behindern sie. Mit Mark hat sie einen netten Freund gefunden, lässt diesen aber emotional nicht an sich heran. Willows Handlungsstrang war krass und ich fand ihn berührend. Während Evie und Krista ihr neues Ich nutzen, um Karriere zu machen, nutzt Willow es zur Selbstzerstörung. Es tat weh, aber es war gut zu lesen. Außerdem fand ich die Fragen „Wann ist Kunst authentisch?“ und „Wer ist der Künstler als Person? Und wer ist er, wenn er schafft?“ sehr interessant!
Aufbau, Spannung und Schreibstil
Das Buch konzentriert sich auf die drei Hauptfiguren, die Hintergründe von „Pretty“ werden wenig erläutert. An einer Stelle wird gezeigt, dass „Pretty“ selbst nicht abhängig macht, aber der Wunsch nach Schönheit. Und dass dieser Wunsch manipulierbar macht. Dennoch fehlte mir manchmal das Krimi-Element.
Der Text ist aus den personalen Perspektiven von Evie, Krista und Willow geschrieben, der Stil ist jedoch ähnlich: Klar, gut lesbar, ein bisschen poetisch-schwärmerisch.
Das Buch ist in 4 große Teile unterteilt, die nach Schritten beim Schminken des Gesichts benannt sind (Foundation, Shadow, Concealer, Blush = Grundierung, Schattierung, Abdeckung, Rouge). Mir ist das jedoch kaum aufgefallen, weil das Buch mit ca. 450 Seiten relativ lang ist. Dank 78 Kapitel liest man jedoch nur kurze Abschnitte und hat das Gefühl, schnell voranzukommen.
Wie geht das Buch mit „Schönheitsidealen“ um?
Oberflächlich. Das liegt einerseits daran, dass die Figuren wenig beschrieben werden und dass es schwer ist, ein Buch über das Aussehen von Menschen zu schreiben, wenn Buchstaben fast immer gleich aussehen Es fiel mir schwer, mir vorzustellen, dass die Hauptfiguren (nicht) hübsch sind. Ein weiteres Problem ist, dass Hollywood eine große Rolle spielt. Oft werden Namen berühmter (echter) Persönlichkeiten genannt, was voraussetzt, dass der Leser sie kennt.
Außerdem denke ich, dass sich das Problem von roten Teppichen ins Internet verlagert hat. Frauenzeitungen bewerten (noch) die Kleidung von Promis auf Award-Verleihungen etc. Aber Blogger/Influencer sorgen für eine stärkere Bindung zum Zuschauer und vermitteln diese Ideale (unbewusst) intensiver. „Pretty“ wirkt für mich an diesen Stellen „altmodisch“.
Gut funktioniert hat, dass die Autorin die Figuren vorführt und sie am Ende feststellen, dass Schönheit nicht so wichtig ist.
Mich hat das Buch zum Denken darüber angeregt, wie Medien mit „Schönheit“ umgehen und ob es wirklich wichtig ist, wer auf einer Preisverleihung welches Kleid trägt. Und ich mag eine Botschaft, die im ersten Drittel zu kommt und zum Schluss plump ausgeführt wird: Schminke und schöne Kleidung sind nicht böse. Man kann sie bewusst tragen und sich gut fühlen.
Fazit
„Pretty“ ist ein Abenteuer-Buch mit (fast) 3 sehr interessanten Handlungssträngen, die mich stetig fesseln konnten. An einigen Stellen wirkte das Buch etwas lang und nicht knackig genug und ich hätte mir gewünscht, dass die Freundinnen als Gemeinschaft stärker im Vordergrund stehen. Trotzdem hatte ich viel Spaß. „Pretty“ ist für mich kein Buch, das mein Denken über „Schönheit“ verändert hat, aber es war sehr unterhaltsam!
Manchmal habe ich Appetit auf Fastfood - lecker, fettreich, bequem zu kauen; kurz gegessen, kurz vergessen. In dieser Stimmung entdeckte ich "Bet me" im Netgalley-Katalog. Liebesromane reizen mich selten, ...
Manchmal habe ich Appetit auf Fastfood - lecker, fettreich, bequem zu kauen; kurz gegessen, kurz vergessen. In dieser Stimmung entdeckte ich "Bet me" im Netgalley-Katalog. Liebesromane reizen mich selten, weil sie zu klischeehaft sind. In diesem Fall interessierte mich die Wette und dass die Geschichte, Tinder sei Dank, sehr modern wirkt. Was ich nicht erwartet hatte: Dass ich diesem Buch wehmütig und mit Tränen in den Augen hinterherweinen würde. Denn es ist gut geschrieben. Sehr flüssig, die Handlung vorantreibend, trotz der Ich-Perspektiven nicht so ich-bezogen und mit selbstbewussten, selbst-ironischen Hauptfiguren. Umso deutlicher erscheint mir der erklärende, verkrampfte Stil anderer Werke, der mich in eisigen Gefilden zurücklässt.
Was passiert?
Lizzie ist stellvertretenden Kuratorin des MET und darf ihre eigene Ausstellung über die Rolle des Films in der Entwickung romantischer Narrative und dessen Wechselwirkungen mit konservativen Traditionen des Liebenswerbens, bezogen auf die Nachkriegszeit atmen zusammenstellen. Helfen soll ihr dabei Jake, der den Ruf hat, alles beschaffen zu können. Denn Lizzie möchte wertvolle und schwer auffindbare Filmrequisiten in der Ausstellung verwenden. Doch Lizzie hat ein weiteres Problem: Nach der Trennung von Freund Todd hat sie nur unbefriedigende Dates ohne Romantik. Als sie ihrer Schwester davon erzählen will, landet ihr Wut-Video versehntlich im Internet. Und plötzlich steht sie vor Frage: Soll sie tatsächlich streiken, bis ein Mann sie zu einem wirklich romantischen Date ausführt?
Die Figuren
Lizzie ist die Hauptfigur und aus ihrer Sicht wird der Text überwiegend geschildert. Sie ist schüchtern, etwas nativ, aber sexuell aufgeschlossen. Was die Figur auszeichnet, ist ihr Sinn für Romantik und alte Filme, vor allem den fiktiven Film "Bring me the stars". Lizzie ist so besessen, dass Jake und andere Männer nebensächlich sind. Bei einem Date landet sie früher oder später bei diesem Thema. Das macht sie sehr erfrischend.
Jake ist ein Mann, den seine Schwächen natürlich machen. Er kann sich nach einem One-Night-Stand nicht an Lizzie erinnern, was ihm unangenehm ist. Er ist charmant, geheimnisvoll und ein bisschen arrogant, aber wahrhaft. Er neckt Lizzie gern, aber es ist weder sein Ziel, sie zu erobern, noch von ihr "gerettet" zu werden. Ich fand ihn nett.
Themen
Romantik: Was bedeutet Romantik? Was ist Sicherheit? Lizzie strebt nach einem Ideal, aber was passiert, wenn es erreicht ist? Ihr Wunsch nach Romantik wird durch ihre Kindheit ausgelöst, aber was hat sie damals WIRKLICH vermisst? Leider behandelt der Roman das Thema nicht so tief, sondern funktioniert stärker auf der emotionalen Ebene. Aber er regt zum Denken an. Ein gutes Pendant dazu ist "Tote Dichter küsst man nicht" - das Thema ist ähnlich, die Prämisse das Gegenteil.
Das Versprechen: Erinnerte mich das Szenario anfangs an "Lysistrata", reflektiert es sich zunehmend selbst. Denn Lizzie fragt sich, ob sie ihre Vorgabe umsetzen soll. Sie will nicht enthaltsam sein, bis der "richtige" Mann kommt, entschließt sich aber, es das umzusetzen, nachdem sie merkt, dass sich viele Frauen von ihr unterstützt fühlen. Sie fordert Männer heruas, behält die Kontrolle. Und weiß nicht, wie sie das findet. Die Idee, das Thema weniger auf die Gesellschaft als auf den Einzelnen zu beziehen, finde ich gut. Trotzdem fehlten mir die Tiefe, die Konsequenzen. Ich hatte mir von der Wette mehr erwartet.
Spannung
Bevor die Wette als Hauptkonflikt auftritt, gibt es eine "Vorgeschichte", eine Einleitung, in der wir Lizzie und ihre misslungenen Dates sehen und ihre Gefechte mit Jake. Dadurch wirkt es nicht, als ob es nur um die beiden Figuren geht und die Frage, wann sie zusammen kommen. Stattdessen lernt man Lizzie als Figur kennen und merkt, wie stark ihr Wunsch nach Romantik ist. Das ist sehr gut gelöst.
Ansonsten ist der Aufbau ähnlich wie in anderen romantischen Geschichten: Man mag sich, nähert sich an, will sich, bekommt sich nicht, grübelt, verletzt usw. Es gibt ein paar Elemente, die auflockern, aber getragen wird der Text von seinen Figuren. Mich erinnerte das stark an eine Screwball-Komödie.
Schreibstil
Ich weiß nicht, woran es liegt, aber der Text ließ sich für mich sehr leicht lesen. Vielleicht ist es die Chemie der Figuren, vielleicht der gute Schreibstil und die gute Übersetzung. Der Text fließt sehr gut!
In meiner Version waren ein paar Tippfehler und Stolpersteine in der Übersetzung. Letzteres ist jedoch Geschmackssache.
Fazit
"Bet it" wirkte gekonnt geschrieben und besticht mit guten Figuren. Das Grundthema wird nicht besonders tief behandelt, aber die Idee ist kreaitv. Ich hatte viel Spaß damit!
Ich hatte schon vieles über die Serie gehört, habe sie aber bisher nicht gesehen. Trotzdem freute ich mich, dass das Buch bei Netgalley als Rezensionsexemplar verfügbar war. Ich wollte wissen, was hinter ...
Ich hatte schon vieles über die Serie gehört, habe sie aber bisher nicht gesehen. Trotzdem freute ich mich, dass das Buch bei Netgalley als Rezensionsexemplar verfügbar war. Ich wollte wissen, was hinter dem "Hype" steckt. Für mich war es ein Buch, durch das ich flott durchgekommen bin, es war ein dramaturgisch gut gestalteter Schmöker. So aufregend, wie er in den Medien dargestellt wurde, fand ich den Text aber nicht.
Rezi enthält Spoiler.
Worum geht es?
Beht verliert bei einem Autounfall ihre Mutter und kommt ins Waisenhaus. Sie knüpft Kontakt zum Schwarzen Mädchen Jolene - eine zwiespältige Beziehung. Einerseits kommen die beiden gut aus und respektieren sich. Dieses Vertrauen spielt später eine wichtige Rolle. Andererseits übertritt Jolene Grenzen und kritisiert sie. Einen Ausweg aus dem streng durchgetakteten, öden Alltag, in dem die Kinder mit Beruhigungsmitteln betäubt werden, bietet sich Beth, als sie den Hausmeister beim Schachspielen beobachtet. Und dadurch entfacht eine Leidenschaft, die ihrem Leben eine Richtung gibt.
Meine Meinung
Mich hat fasziniert, dass Beth ein Wunderkind, aber bodenständig ist. Während Schachspieler, reale und fiktive, in den Medien oft als Sonderlinge dargestellt werden, die außer Schach wenig andere Themen kennen und/oder unter psychischen Krankheiten leiden, verleiht der Autor seiner Figur menschliche Züge. Beth hat ihre Periode, sie verliebt sich und hat ein gutes Verhältnis zu ihrer Adoptivmutter Alma. Diese symbolisierte für mich auch Kritik am Frauenbild der 60er Jahre, in der die Hausfrau von ihrem Mann erst ignoriert, dann verlassen wird und die schließlich an einem gebrochenen Herzen (oder anderen Krankheiten) stirbt, weil sie sich nicht aufraffen konnte, ihre Wünsche zu erfüllen. Alma nutzt Beths Talent, um beider Leben zu finanzieren, aber sie ist nicht herrisch, sondern resigniert. Beth muss arbeiten, muss Partien studieren und wird auf manche Tuniere sogar von ihren Schachfreunden vorbereitet.
Das Einzige, womit sie nicht umgehen kann: dem Verlust. Im Schach und der Realität.
Die Sucht ist im Buch ein Teil der Figur, aber sie dominiert sie nur phasenweise. Beth hat, besonders bei Alkohol, eine hohe Toleranz - wenn sie konsumiert, dann benötigt sie viel, um vergessen zu können. Aber sie weiß auch, dass die Nachwirkungen der Tabletten ihre Leistungsfähigkeit beeinträchtigen und nimmt sie mit Bedacht. Einen Absturz erlebt Beth nach dem Tod Almas, weil sie traurig und überfordert ist. Sie kämpft sich aber aus diesem Tief heraus.
Beth hat wenig eigene Meinung, sie isst gern gut und weiß den Luxus, der ihr als Kind verwehrt blieb, zu schätzen. Aber sie interessiert sich nur wenig für Politik und Gesellschaft. Das Thema Feminismus wird nur erwähnt, als eine Reporterin mit ihr über Mode und Männer sprechen möchte und als Beth später erklärt, es solle keine Rolle spielen, dass sie eine Frau ist.
Letztlich zeichnet "Queen's Gambit" auch ein Portrait des Amerika der 50er und 60er Jahre - mit Fertiggerichten, Kaltem Krieg und einer beginnenden Bürgerrechtsbewegung. Und Frauen.
Auch die Spannung funktioniert im Buch: Wir verfolgen den Aufstieg unserer Heldin mit all den Spolpersteinen, sehen sie später fallen und wieder aufstehen. Bis zum versöhnlichen Ende. Das war sehr gekonnt.
Die Schachnotationen im Buch habe ich übersprungen, weil ich kein Schach spielen kann. Ich habe die Handlung trotzdem verstanden und konnte gut mitfühlen. Für mich waren sie ein Bonus-Level, denn zwischen den Zügen transportiert der Text Gefühle - sie sind mehr als eine Sachinformation, sondern stimmig eingebunden.
Fazit
"Das Damengambit" war für mich ein kleiner Glanzpunkt, weil es mit wenigen Klischees auskommt und nicht übertrieben dramatisch ist. Es zeichnet eine Frau, der ich mich gut annähern konnte, weil sie ein Genie, aber nicht "abgehoben" ist. Beth ist eine Heldin, die den Umgang mit Gefühlen lernen muss, aber sie weiß, was sie will. Ob Schach jedoch der Ausweg aus der Sucht oder das stärkere Suchtmittel ist, darüber kann man gut nachdenken.