Hochspannung trotz oder wegen totalen Internetausfalls
Das Buch „Systemfehler“ von Wolf Harlander ist ein hoch-spannender, leicht dystopischer Thriller, der sich mit dem interessanten Szenario auseinandersetzt, was bei einem europaweiten Ausfall des Internets ...
Das Buch „Systemfehler“ von Wolf Harlander ist ein hoch-spannender, leicht dystopischer Thriller, der sich mit dem interessanten Szenario auseinandersetzt, was bei einem europaweiten Ausfall des Internets eintreten könnte. Die Fragestellung des „Was wäre, wenn tatsächlich das Internet von einem zum nächsten Moment ausfallen würde?“ wird dabei so authentisch und realitätsnah beschrieben, dass sich der Leser unmittelbar in die Handlung hinein versetzt fühlt und durchweg am Puls dieser Geschichte verbleibt.
Protagonist Daniel Faber ist IT-Experte in einer Spielesoftware-Entwickler-Firma. Als Marketing-Manager hat er Zugriff auf die Spiele-Software bereits lange vor der offiziellen Veröffentlichung. Details zur neuesten Spiele-Entwicklung „Cyber Nation War“ unterliegen allerdings höchster Geheimhaltung und so darf Sohnemann Ben ausnahmsweise dieses Brand-aktuelle Online-Spiel nicht vorab installieren und kennenlernen, wie sonst üblich. Unerlaubt verschafft sich Ben dennoch Zugang zum Spiel und verbreitet vermutlich dadurch ein äußerst übles Virus im Internet. Das verschärft einerseits Daniels Eheprobleme mit seiner Frau Isabelle und kostet ihn seinen Job, andererseits ruft es den BND auf den Plan, der fortan Daniel im Nacken sitzt. Exemplarisch an Daniels Familie - neben Daniel und Ben gehören auch Daniels Frau Isabelle, seine beiden Töchter Carolin und Sophie, seine Schwester Claudia, die Ärztin in einem Hamburger Krankenhaus ist, und seiner Mutter in Nürnberg zu den Protagonisten – demonstriert Wolf Harlander, welche Konsequenzen ein solcher Totalausfall des Internets nach sich zieht. Der BND wird in erster Linie durch die Protagonisten Nelson Carius und seine Kollegin Diana vertreten. Es entspinnt sich ein Horrorszenario, in welchem Flugzeuge abstürzen, Patienten auf Intensivstationen sterben, Wasser- und Lebensmittelversorgung zusammenbrechen, Bus- und Bahnverkehr lahmgelegt sind und vieles mehr. Und natürlich machen sich politische Gruppierungen die Situation zu Nutzen und suchen ihren Vorteil.
Der Schreibstil von Autor Wolf Harlander ist unkompliziert und sehr flott, wodurch der Spannungspegel stets sehr hoch gehalten wird. Auch der ständige Perspektivenwechsel, bei dem die Handlung aus Sicht diverser Protagonisten erzählt wird, trägt erheblich dazu bei, dass beim Leser nie das Gefühl von Langeweile auch nur im Entferntesten aufkeimen könnte. Kleines Manko ist für mich, dass Wolf Harlander wohl die Zahl der Charaktere überschaubar halten wollte und der Plot somit representativ auf Daniels Familie zurecht gezimmert wurde. Hier kommen eine Menge Zufälle natürlich zusammen, sodass alle Familienmitglieder die relevanten Berufe, notwendigen Charakteristika und Interessen haben. Andererseits wäre die Handlung erheblich komplexer geworden und die Anzahl an Charakteren zusammen mit dem Buchumfang immens angestiegen, wenn Wolf Harlander dies auf weitere Charaktere verteilt hätte. Das Cover des Buches ist grandios und fantastisch passend zur Handlung des Buches ausgewählt. Die Hörbuchversion wird hervorragend von Uve Teschner gelesen.
Fazit: Wolf Harlander hat mit seinem Thriller „Systemfehler“ ein zwar hypothetisches, dafür aber überaus realitätsnahes Szenario darüber geschildert, welche katastrophalen Folgen ein Ausfall des Internets in unserer modernen Gesellschaft unmittelbar nach sich ziehen würde. Der Leser befindet sich immer mitten in der Handlung und wird in Zeiten von Hackerangriffen zum darüber nachdenken angeregt, was in solch einer Situation alles passieren könnte und wie abhängig unsere Gesellschaft von der modernen Computerwelt und von einem intakten Internet geworden ist. Viel besser als in „Systemfehler“ lässt sich das kaum vor Augen führen.