Witzig, emotional, bewegend, kurzweilig
Ich heiße Billy PlimptonBilly Plimpton ist zwölf Jahre alt und steht kurz vor dem Schulwechsel! Anders als fast alle anderen aus seiner Klasse wählt er eine andere Schule, mit chicer Uniform aus. Eine wunderbare Chance für den ...
Billy Plimpton ist zwölf Jahre alt und steht kurz vor dem Schulwechsel! Anders als fast alle anderen aus seiner Klasse wählt er eine andere Schule, mit chicer Uniform aus. Eine wunderbare Chance für den Fan von Witzen, ganz von vorne anzufangen, er muss sich nur überlegen, wie er es anstellt, dass niemand merkt, dass er stottert! Die ganzen Ferien über legt er sich einen Plan zurecht, wie er möglichst unbemerkt bleibt und auch beim Reden nicht auffällt, obwohl er doch so gerne Witze erzählt! Aus der Sprachschule kennt er auch schon so einige Tricks, die zwar helfen, das Stottern aber leider noch nicht abgestellt haben. Dummerweise sitzt da einer in der Klasse, dem man schon von Weitem ansieht, dass er keinen Ärger scheut und schwächere terrorisiert. Dafür scheint sein Sitznachbar nett zu sein und auch Skylar, die einzige von seiner alten Schule, scheint ihm gegenüber wohlgesonnen, obwohl sie sein Geheimnis kennt. Wird er es schaffen, das Stottern nach all den Jahren los und der coolste Junge der Schule zu werden, ehe sein Geheimnis auffliegt?
Jedes Jahr suchen wir nach einem geeigneten Hörbuch für die ganze Familie inkl. Pubertier und den fantasyfeindlichen Vater für den Urlaub. Dass der Lehrer von der Sprachförderschule das Thema interessant findet, war vorhersehbar, aber das Pubertier und seine Schwester? Tatsächlich hat unsere Jüngste (12) immer wieder nach Taschentüchern im Auto gesucht, weil Billy Plimpton eine hochsensible Geschichte ist, so wunderbar erzählt und vertont, dass Lachen und Weinen oft ineinander übergehen. Obwohl die Geschichte ab 9 Jahren ist und somit eigentlich nichts mehr für Mangagirls (14) war ganz schnell klar, dass Billy Plimpton mit seinen Schulerlebnissen, ganz besonderen Mitschülern, seiner umwerfenden Oma, pardon Großbutter und seinem Pausenmentor uns alle gepackt hat! Julian Greis vertont diesen Kampf mit den störrischen Silben unglaublich nachvollzieh- und -spürbar. Diese verflixten Silben wollen einfach nicht aus dem Mund raus und versauen jede noch so gute Pointe. Ja, einige Witze sind echt gut und die Jüngste hat sich viel Mühe gegeben, sich besonders viele für Oma und Opa zu merken.... zum Glück kann man einige in der Hülle noch mal schnell nachlesen!
Viele bekannte Stotterer haben dem Stottern mit Hilfe von Musik den Garaus gemacht und so stellt auch Billy fest, dass er den Beat hat, als Drummer ist er echt nicht schlecht! Ob das reicht, um der coolste Junge der Schule zu werden? Bei seinem hochgesteckten Ziel stellt er sich nicht immer geschickt an. Dabei ist er eigentlich ein feiner Kerl, auch wenn seine jüngere Schwester Chloe, der alles zuzufliegen scheint, davon wenig mitbekommt. Er ist halt ein echter Junge und kein Abziehbild und so hat er nicht nur sympathische Seiten, sondern kann auch mal fies sein. Das bereut er dann aber ziemlich schnell wieder. Den Fehler wieder auszubügeln wird dann leider etwas schwieriger. Er reagiert da ganz normal, wie andere Gleichaltrige auch. Dabei erweist er ein unglaubliches Gespür für seine Mitschüler, für die, die auf seiner Seite sind und die, die ihn in seinen Träumen unterstützen können. Julian Greis lässt wunderbar seine verletzlichen und auch entschlossenen Seiten gleichermaßen durchklingen. Mit seiner sympathischen, jungen Stimme, nimmt man ihm den Zwölfjährigen im Alltagskampf absolut authentisch ab.
Nach den einzelnen Kapiteln gibt es bisweilen recht lange Pausen, in denen man sich wundert, was denn jetzt los ist und man über den Fortgang beginnt zu grübeln und zack, geht es weiter, mit einem harten Szenenwechsel oder einem neuen Witz.
Die Sprache ist unglaublich detailfreudig, wobei der Ich-Erzähler unglaublich lebensnah, aber ohne zu stottern erzählt. Klar, in seinem Kopf, kann er das ja alles, nur wenn man mit ihm die Situation live miterlebt, spürt man seine Wut, Resignation und Verzweiflung über diese blöden, unwilligen Silben. Seine Mutter sagt ihm immer wieder, dass alles was er sagt wichtig ist, aber mal ganz ehrlich, wäre es nicht furchtbar, wenn wir nie mal was Banales sagen würden?
So haben wir Billy durch das wahrscheinlich aufregendste Jahr seines Lebens begleitet, das Jahr seines größten Glücks, der größten Trauer und den höchsten Zielen. Ganz schön bewegend diese Achterbahn der Gefühle, aber auch unglaublich witzig, schön und traurig. So, wie das Leben eben spielt! Dabei trieft die Geschichte aber nicht rührselig vor sich hin, sondern ist stets unterhaltsam und macht neugierig, wie es mit Billy weitergeht!