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Veröffentlicht am 03.09.2021

Atmosphärischer Urlaubsschmöker und Selbstfindungsroman in einem, mit viel Humor gewürzt.

Kaputte Herzen kann man kleben
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Die alleinerziehende Hebamme Luisa, liebt ihre Tochter Amelie sehr. Doch Amelie hat große Probleme in der Schule und Luisa fehlt einfach die Zeit, sich neben ihrem anstrengenden und stressigen Job auch ...

Die alleinerziehende Hebamme Luisa, liebt ihre Tochter Amelie sehr. Doch Amelie hat große Probleme in der Schule und Luisa fehlt einfach die Zeit, sich neben ihrem anstrengenden und stressigen Job auch noch, rund um die Uhr, um ihre Tochter kümmern zu können. So hält sie sich, langsam aber sicher, für eine Rabenmutter. Besonders wenn sie mit anderen Müttern von Kindern, mit denen Amelie in einer Klasse geht, zusammenkommt. Diese Mütter umsorgen ihre Kids mit selbstgemachten Brot, biologisch und glutenfrei natürlich und finden auch noch ausreichend Zeit dafür, sich mit den Lehrern liebkind zu machen, damit die Kids eine bessere Note bekommen.

Seit der Trennung von Amelies Vater, der noch nicht reif war für eine Beziehung, sich nun eher sporadisch meldet, noch das er regelmäßig Unterhalt für Amelie bezahlt, versucht Luisa alles, um ihrer Tochter dennoch ein schönes Leben zu bieten.
Doch leider ist das alles andere als einfach, die Rechnungen stapeln sich, denn München ist ein teures Pflaster und zudem hat sie seit einiger Zeit dermaßen schlimme Rückenprobleme, dass sie jetzt, nach einem tragischen Vorfall in der Geburtsklinik, in der sie arbeitet, die Reißleine ziehen musste.

Für mehrere Wochen ist sie nun krank geschrieben und beschließt der Einladung ihrer Tante Mimi zu folgen, die in St. Peter Ording lebt und dort einen kleinen Bauernhof bewirtschaftet. Doch sie reist mit eher gemischten Gefühlen dorthin, denn beide hatten sich im Streit getrennt. Ganz im Gegensatz zu Amelie, die sich auf einen Tapetenwechsel freut. In St. Peter Ording angekommen, muss Louisa sich nicht nur für schwierige Gespräche wappnen, sondern auch zu sich selbst finden und begreifen, was sie wirklich will.
Doch sie ist nicht allein- eine Gruppe von einheimischen Frauen, die sich mit ihr befreunden und der attraktive Physiotherapeut Tom, wollen ihr dabei helfen…

Kristina Günaks aktueller Roman führt seine Leser ins malerische St. Peter Ording und was mir besonders gefällt in ihren Geschichten, sind die lebendigen, manchmal auch ein bisschen knorrigen Akteure, die die Storys perfekt abrunden. Dies und auch der Humor, der immer wieder durchblitzt und mich ein bisschen an die Romane von Autorin Petra Hülsmann erinnert. „Kaputte Herzen kann man kleben“, spielt nicht nur am Meer, der Autorin ist es dazu perfekt gelungen, den Ort und die Menschen dort so bildhaft zu beschreiben, dass man schon bald das Gefühl hat, man schaue Louisa, Amelie, Mimi und Fiete direkt über die Schulter.
Ich fand den Roman sehr atmosphärisch geschrieben und in diesen Zeiten, in denen man sich, dank Corona, zweimal überlegen muss, ob man überhaupt verreist, ist es wunderbar, dass man das zumindest imaginär machen kann.

Die Geschichte über Louisa ist in erster Linie ein Selbstfindungsroman. Freilich einer der unterhaltsameren Sorte, aber doch keine reine Romance. Zwar verguckt sich Louisa in den attraktiven Tom, doch auch der hat seelische Altlasten, die er mit sich herum trägt und obwohl ich schon fand, dass die Autorin beiden Tiefgang auf den Leib geschrieben hat, hätte ich mir die Entwicklung der Liebesgeschichte doch ein wenig ausführlicher geschildert gewünscht. Auch die Aussprache zwischen Louisa und ihrer Tante kam mir ein wenig zu kurz und Louisas Sinneswandel, nachdem sie wirklich viel zu lange auf der sprichwörtlichen Leitung stand, fand ich auch nicht so glaubwürdig und vor allem kam auch er zu hopplahopp daher.

Wunderbar fand ich dagegen die Szenen mit Louisas neuen Freundinnen, deren witzige Dialoge, den Zusammenhalt und nicht zu vergessen, Louisas knuffige und sehr lebhafte Tochter, die in St. Peter Ording richtig auflebt. Und auch dass die Autorin an passender Stelle erwähnt, wie wichtig eine gute und gerechte Bezahlung für Menschen in Pflegeberufen oder die in Krankenhäusern lange Dienste schieben müssen, ist. Ebenfalls, dass es nicht gerecht ist, dass Frauen immer noch weniger verdienen, als Männer und dass sich endlich etwas ändern muss. Wir haben also einen unterhaltende Geschichte, eine ernste Botschaft, eine Heldin, die sich selbst finden muss und eine kleine Liebesgeschichte.
„Kaputte Herzen kann man kleben“, ist die perfekte Lektüre für den Urlaub oder auch um einfach für zwei Stunden abzuschalten. Und die Grundstory, nebst Botschaft, traf auch meinen Nerv, aber alles in allem gesehen fand ich schon, dass noch Luft nach oben gegeben war. Daher habe ich einen Punkt bei meiner Bewertung abgezogen.

Kurz gefasst: Atmosphärischer Urlaubsschmöker und Selbstfindungsroman in einem, mit viel Humor gewürzt.

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Veröffentlicht am 31.08.2021

Franziska, Florence und Lilli- Drei Frauen müssen ihren Weg finden. Atmosphärischer, wunderbarer dritter Teil der Australiensaga

Im Tal der silbernen Pferde
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Amber’s Joy, Australien, Gegenwart:

Franziska, hat die große Farm „Amber’s Joy“ von ihrer verstorbenen Großtante geerbt. Doch ein Passus in dem Testament, bringt die junge Frau, ihren Lebensgefährten ...

Amber’s Joy, Australien, Gegenwart:

Franziska, hat die große Farm „Amber’s Joy“ von ihrer verstorbenen Großtante geerbt. Doch ein Passus in dem Testament, bringt die junge Frau, ihren Lebensgefährten Riley, dessen Vater und Angestellte der Farm in Bedrängnis. Ein Mann meldet sich bei ihrem Rechtsanwalt, der angeblich ein Verwandter ist und nun verlangt, dass Amber’s Joy verkauft und der Erlös zwischen ihm und Franziska aufgeteilt wird. Franziska ist fassungslos, denn eigentlich hatte sie gerade ein Rettungsprojekt für Wildpferde ins Leben gerufen und das geerbte Geld zu großen Teilen in eine Stiftung fließen lassen, die den indigenen Völkern Australiens zugute kommen sollte. Doch ihr findiger Rechtsanwalt rät dazu, zunächst abzuwarten. So stürzt sich Franziska auf alte Alben, Schriftstücke und andere Familienaufzeichnungen, um herauszufinden, ob der Anspruch ihres angeblichen Verwandten rechtens ist. Auch ihre Freundinnen helfen ihr bei der Recherche, doch die Zeit drängt. Der Staat hat bereits weitere Abschüsse von Wildpferden erlaubt und wenn die Frauen die Tiere noch retten und ihnen auf Amber’s Joy ein neues Zuhause geben wollen, müssen sie nicht nur tiefgründig forschen, sondern dazu auch schnell sein.

Amber’s Joy 1920:

Florence, die Tochter von Victoria und Billy, benötigt dringend einen Tapetenwechsel, denn die Beziehung zwischen ihr und ihrer Mutter ist ziemlich angespannt, seitdem Billy tot ist. So begibt sie sich in die Stadt, nach Brisbane, um dort eine Weile bei ihrer Cousine Lilli und deren verwitweten Vater zu bleiben, der ein Kaufhaus betreibt.
Schon bald nach ihrer Ankunft dort, lernt sie den attraktiven Brian kennen, der im Gegensatz zu vielen anderen Weißen in ihrem nahen Umfeld, keine Vorbehalte gegenüber Mixed People zeigt. Hals über Kopf verliebt sie sich in ihn, obwohl Lilli sie jedoch eindringlich davor warnt. Denn Brian ist der Bruder von Lillis Erzfeindin, die Lilli bereits seit Kindesbeinen an das Leben schwer macht. Florence schlägt jedoch sämtliche Vorbehalte und Warnungen ihrer Cousine in den Wind und genießt stattdessen die Ausflüge mit ihm in der Stadt.
Doch dann erhält sie einen folgenschweren Brief ihrer Mutter, in dem diese um Hilfe bittet. Denn „Amber’s Joy“ ist in Gefahr. Um eine große Geldsumme aufbringen zu können, damit die Farm gerettet werden kann, lässt sich Florence einen wagemutigen Plan einfallen. Sie will Wildpferde einfangen und mit einem von ihnen bei einem Rennen gegen den diesjährigen Gewinner des Brisbane Cup’s antreten…

In „Im Tal der silbernen Pferde“, erzählt Christiane Lind nun, wie es weiter geht, mit Franziska, der Erbin von „Amber’s Joy und ihrem Riley. Für spannende Momente sorgt ein rätselhafter Mann, der auf der Bildfläche erscheint und sich als weiterer Erbe der Farm ins Spiel bringt. Man kann sich gut in Franziska hineindenken und mit ihr mitleiden. Denn in diesem Roman bekommt sie es mit allerhand Schwierigkeiten zu tun. Zum einen ist da die drohende Vertreibung von Amber’s Joy, zum anderen muss Riley aus beruflichen Gründen, für eine Weile fortziehen. Eine wahre Belastungsprobe für das Paar!
Ich fand es wunderbar zu lesen, was für ein großes Herz sie hat und wie tierlieb sie ist. Ihr Einsatz für die Brumbys, (Wildpferde, die von zahmen Pferden abstammen, die einst von Siedlern ins Land gebracht wurden) geht einem sehr nahe und man kann es so gar nicht fassen, dass die Australier tatsächlich heute noch Brumbys zum Abschuss freigeben und zu Tierfutter verarbeiten, wie man im Nachwort der Autorin nachlesen kann.
Ein wenig schade fand ich es allerdings, dass Riley nur so wenige Auftritte in diesem Roman hat und das Paar, daher nur wenige gemeinsame Dialoge miteinander austauschen kann. Als kleiner Romantiker hätte ich mir diesbezüglich mehr erhofft.

Im Handlungsstrang, der in der Vergangenheit spielt, lernen wir nun die Töchter der Geschwister Catherine und Victoria besser kennen. Und beide zeigen ähnliche Charaktereigenschaften wie ihre Mütter. Während Florence eher ruhig und besonnen ist, schlägt Lilli in Sachen Wagemut und Abenteuerlust eher nach Catherine. Beide sind sympathische junge Frauen, müssen sich aber erst noch finden. Lilli weiß noch nicht wirklich, was sie mit ihrem Leben anfangen will, ist verliebt in einen jungen Mann, der bei der Zeitung arbeitet und mag es eigentlich gar nicht, im Laden ihres Vaters zu helfen. Sie will ihr Leben zunächst genießen. Florence dagegen leidet darunter, dass sie von vielen Weißen so schlecht behandelt wird, diese sie aufgrund ihrer dunkleren Haut ablehnen. Doch die Bekanntschaft mit einem Ureinwohner bringt sie schließlich ins Grübeln.

Ich fand auch diesen Handlungsstrang spannend erzählt, mochte den weisen Neville, der den Weg von Florence kreuzt, doch einen Punkt konnte ich nicht nachvollziehen.
Würde eine Frau, die sich gesellschaftlich sowieso schon ausgegrenzt fühlt, dazu hinreißen lassen mit einem fremden Mann zu schlafen, der ihr schon vorher klar macht, dass er ihr keine Ehe anbieten kann und dabei eine Schwangerschaft in Kauf nehmen? Heutzutage sicherlich, aber im Australien der 20er Jahre? Und auch Florence und Nevilles gemeinsame (romantische) Momente fand ich zu knapp gehalten. Ich fand einfach, obwohl ich auch diesen Australienroman im Großen und Ganzen wunderbar fand, dass viele Dialoge zwischen den Akteuren länger hätten sein können oder noch ein wenig mehr in die Tiefe hätten gehen können. Aussprachen etwa, zwischen Franziska und Riley oder auch zwischen Lilli und Matthew. Abgesehen von diesen kleinen Kritikpunkten, habe ich das Lesen des dritten Teils der Australiensaga wieder sehr genossen und empfehle ihn gerne weiter.

Kurz gefasst: Franziska, Florence und Lilli- Drei Frauen müssen ihren Weg finden. Atmosphärischer, wunderbarer dritter Teil der Australiensaga.

Australiensaga:

1. Teil: Im Schatten der goldenen Akazie
2. Teil: Im Bann der Traumzeit
3. Teil: Im Tal der silbernen Pferde


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Veröffentlicht am 29.08.2021

Die Geschichte einer Avon- Kosmetikberaterin- Gelungenes Sittengemälde und unterhaltsamer Roman in einem. Kristina Engel erzählt ein interessantes Stück deutscher Nachkriegsgeschichte

Ein Koffer voller Schönheit
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Lüneburg, Ende der 50er Jahre:

Anne hat einst in Benno Jensen ihre große Liebe gefunden und ihn auch direkt nach dem Krieg geheiratet. Mittlerweile haben die beiden zwei Kinder im Teenageralter, die Zwillinge ...

Lüneburg, Ende der 50er Jahre:

Anne hat einst in Benno Jensen ihre große Liebe gefunden und ihn auch direkt nach dem Krieg geheiratet. Mittlerweile haben die beiden zwei Kinder im Teenageralter, die Zwillinge Lili und Leo und könnten eigentlich glücklich sein. Doch Benno, der sich kürzlich zusammen mit einem alten Schulkollegen selbstständig gemacht und ein Möbelgeschäft eröffnet hat, macht sich neuerdings rar. Selbst an den Wochenenden bekommt Anne ihren Benno kaum noch zu Gesicht. Dazu gibt es Seiten an Benno seit Kriegsende, die ihr Angst machen. Immer verschlossener gibt er sich und so kommt es zu Spannungen in ihrer gemeinsamen Ehe. Als dann auch noch eine junge und attraktive Verkäuferin im Möbelladen eingestellt wird, fürchtet Annes Schwiegermutter Margarethe, die einen Friseursalon betreibt, dass ihr Sohn womöglich auf dumme Gedanken kommen könnte und versucht alles, um Anne aus ihrem biederen Schneckenhaus hervorzulocken. Obwohl Anne sich durchaus einige Jahre damit zufrieden gegeben hat, Hausfrau und Mutter zu sein, deren oberstes Ziel es ist, den Ehegatten glücklich zu machen, spürt aber auch sie tief in ihrem Inneren brodelnde Unzufriedenheit.

Margarethe schlägt der verdutzten Anne vor, sich bei der amerikanischen Kosmetikfirma Avon als Verkaufsberaterin zu bewerben. Und obwohl Anne erst Bedenken hat, lässt sie sich doch dazu überreden. Als Benno von Annes Vorhaben erfährt, will er es ihr verbieten. Er fürchtet um den guten Ruf der Familie, doch als sich seine und Annes Ehekrise immer mehr zuspitzt, gibt er nach.
Was keiner ahnt, Benno hat eigene Probleme, die ihn umtreiben. Obwohl er es nicht für möglich gehalten hätte, überrascht ihn seine Frau, denn sie ist überaus erfolgreich in ihrem neuen Job als Kosmetikberaterin. Kann Benno über seinen Schatten springen und zugeben, dass er im Unrecht war? Oder wachsen ihm seine Probleme dermaßen über den Kopf, dass er auch in ihrer Ehe versagen wird?

„Ein Koffer voller Schönheit“, von Kristina Engel, alias Brigitte Kanitz/Janson, erzählt die Geschichte einer jungen Frau und Mutter Ende der 50er Jahre, die als eine der ersten Avon-Kosmetikberaterinnen in Lüneburg, von Haus zu Haus zieht, um andere Hausfrauen und Damen zu verschönern.
Die Autorin stellt jedoch nicht unbedingt Annes Job in den Fokus des Geschehens, sondern vor allem erzählt sie die Geschichte einer Ehe im Laufe einiger Jahre. Die Höhen und Tiefen, die Anne und Benno dabei durchleben, werden wohl vielen Ehepaaren der damaligen Zeit nicht unbekannt gewesen sein. Durch die schrecklichen Kriegserlebnisse, kehrten viele Ehemänner mit PTBS zurück und für viele Ehefrauen wird es wohl auch eine Belastungsprobe gewesen sein. Zudem waren sich viele Ehepartner fremd, hastig geschlossene Ehen gab es zuhauf und selbst wenn man dann plötzlich feststellen musste, dass man überhastet geheiratet hatte, ließ man sich zur damaligen Zeit trotzdem nicht scheiden, aus Sorge um den guten Ruf.
Anne und Benno haben aber eigentlich aus Liebe geheiratet und lieben sich immer noch. Doch Benno ist, nicht nur wegen seiner PTBS, ein schwieriger Mensch. Er ist sehr traditionell eingestellt. Dazu gehört, dass er der Meinung ist, dass eine Frau ihren Platz kennen sollte.
Zugegeben, obwohl ich fand dass Benno sehr unsympathisch wirkte, muss man Kristina Engel zugute halten, dass sie ihn lediglich so geschaffen hat, wie Männer der damaligen Zeit halt gestrickt waren. Sicherlich ist es heutzutage schwer zu verstehen, dass sich Frauen zu Männern hingezogen fühlten, die ein solch vorsintflutliches Gedankengut verinnerlicht hatten und lebten. Dennoch muss man sich überlegen, dass es den Frauen von damals bereits von Kindesalter an eingetrichtert wurde, ihr einziger Lebenszweck wäre es, ihren Gatten glücklich zu machen- was man ja auch an der Werbung von einst gut sehen kann.
Und trotzdem gab es durchaus auch wenige Frauen, die eine andere, modernere Einstellung hatten. Wie etwa Annes Schwiegermutter Margarete. Warum sie ihren Sohn nicht besser erziehen konnte, bleibt allerdings ein Rätsel, obwohl sie ihm durchaus oft den Kopf wäscht.
In einer Sache agiert Benno allerdings dermaßen daneben, dass er ab diesem Moment sämtliche noch vorhandene Sympathiepunkte bei mir verspielt hatte und ich mir gewünscht hätte, dass Anne sich lieber einen anderen Mann sucht.

Gelungen fand ich das historische Flair, das diese Geschichte umwebt. Man fühlt sich nach wenigen Seiten bereits direkt in die damalige Zeit versetzt und Kristina Engel versäumt es dazu auch nicht, wichtige politische oder kulturelle Ereignisse, ganz natürlich, einzustreuen.
Ich gebe es zu, ich hätte mir ein wenig mehr „Avon-Beratungsgespräche“ zwischen Anne und ihren Kundinnen gewünscht, denn die wenigen, die in diesem Roman zu finden sind, mochte ich sehr. Das lag vor allem daran, dass Annes Kundinnen „frei von der Leber weg“ quasseln. Für mich gehörten sie zu den Highlights in „Ein Koffer voller Schönheit“.
Die Geschichte lässt sich, dank des flüssigen, wie immer ansprechenden Schreibstils, gut lesen und weckt zudem auch Erinnerungen an Erzählungen aus dem eigenen Familienkreis. Ein paar Rezensenten bemängelten das etwas offene Ende. Ich vermute allerdings, dass es womöglich noch weitergehen könnte mit Anne und Benno in einem zweiten Teil. Denn vieles würde dafür sprechen. Benno hat es mir sehr schwer gemacht, genauso hätte ich mir Anne ein wenig aufgeschlossener gewünscht, aber zumindest konnte man Annes Verhalten, dass mit ihrer schwierigen Jungendzeit zu tun hatte, nachvollziehen. Trotzdem fand ich „Ein Koffer voller Schönheit“ lesenswert und empfehle ihn sehr gerne weiter.

Kurz gefasst: Die Geschichte einer Avon- Kosmetikberaterin- Gelungenes Sittengemälde und unterhaltsamer Roman in einem. Kristina Engel erzählt ein interessantes Stück deutscher Nachkriegsgeschichte.

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Veröffentlicht am 19.08.2021

Lesenswerter erster Teil der neuen Historical Romance Reihe, über außergewöhnliche Damen und ihren Kampf für Frauenrechte

Die Rebellinnen von Oxford - Verwegen
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Kent 1879:

Mit List und einer gehörigen Portion Glück, gelingt es der verwaisten Tochter eines Pfarrers, ihren Cousin dazu zu bringen, ihr ein Studium an der Universität von Oxford zu erlauben. Annabelle ...

Kent 1879:

Mit List und einer gehörigen Portion Glück, gelingt es der verwaisten Tochter eines Pfarrers, ihren Cousin dazu zu bringen, ihr ein Studium an der Universität von Oxford zu erlauben. Annabelle Archer hofft somit, zumindest für eine Weile, den haushaltlichen Pflichten entkommen zu können, die ihr in ihrem Elternhaus, das nun von ihrem Cousin und dessen Familie bewohnt wird, aufgezwungen werden. In Oxford angekommen, muss Annabelle schnell begreifen, dass sie selbst hier keine freie Hand hat. Da sie ein Stipendium erhalten hat, musste sie sich im Gegenzug dazu verpflichten, sich für die Suffragettenbewegung einzusetzen. Obwohl sie der Sache durchaus zugetan ist, fürchtet sie bei jeder Aktion, bei jedem Protestmarsch jedoch, dass der, sehr auf seinen Ruf bedachte Cousin, womöglich Wind von der Sache bekommen und sie zurückbeordern könnte.

Beim Verteilen von Flugblättern, gerät sie eines Tages an den einflussreichen Aristokraten Sebastian Deveraux. Er gilt als einer der politischen Favoriten der Königin höchstpersönlich und gehört auch in der Sache der Suffragettenbewegung, nicht zu den Befürwortern der Engagierten. Somit wird Annabelle direkt auf Sebastian angesetzt. Bei einer Hausparty seines jüngeren lebenslustigen Bruders, ist auch Annabelle mit ihren Freundinnen mit von der Partie. Doch Sebastian kehrt früher zurück als gedacht und stellt sie erzürnt zur Rede. Annabelle reagiert ebenfalls erbost, als sie begreift, dass er sie für ein leichtes Mädchen hält und beide liefern sich ein hitziges Wortduell, dass ihnen schnell klar macht, dass sie ebenbürtige Gegner sind. Als Annabelle, trotz schwieriger Wetterlage, gen Dorf, wütend von dannen stapft, setzt Sebastian ihr nach und entschuldigt sich zähneknirschend bei ihr.
Er bittet sie darum als sein Gast zurückzukehren und Annabelle bleibt nichts anderes übrig, als diese Einladung anzunehmen. Schon bald bemerkt der ansonsten so beherrschte Adlige, dass die junge, intelligente Frau ihm beginnt unter die Haut zu gehen. Doch er weiß genau, dass er ihr nicht mehr anbieten kann, als seine Mätresse zu werden. Wird sich Annabelle darauf einlassen?

Evie Dunmores erster Teil ihrer neuen Histo-Romance Reihe, über ungewöhnliche und starke Frauen die sich für die Sache der Suffragetten stark machen, hat zunächst einmal ein spannendes Thema zu bieten. Doch ich fand es etwas schade, dass es irgendwann zur Nebensache degradiert wurde, während die Liebesgeschichte immer mehr in den Fokus rückte. Zugegeben, es ist Meckern auf hohem Niveau, denn Evie Dunmore hat hier nicht nur interessante, facettenreiche Figuren zu bieten. Ihr Schreibstil und ihre Ausdrucksweise sind einfach nur wunderbar. Die Dialoge der Figuren sprühen vor Intelligenz und Witz und auch die Nebenfiguren sind sympathische Akteure, die dem Roman Lebendigkeit verleihen.

Aber es ist leider auch so, dass die Liebesgeschichte mich nicht ganz so überzeugen konnte, was vor allem daran lag, dass die Romanheldin in vielen Situationen sehr unüberlegt handelt. Und bedenkt man ihre Hintergrundgeschichte, müsste sie eigentlich doppelt so vorsichtig agieren, was nicht ganz passte zu ihrem Verhalten.
Außerdem macht sie es Sebastian ein wenig zu leicht, der ja von Anfang an klar macht, dass er ihr nicht mehr bieten kann, als seine Geliebte zu werden, während sie in diesem Fall, würde sie auf sein Angebot eingehen, alles verlieren würde. Ihren guten Ruf, ihr Studium und sämtliche berufliche Chancen.
Ich konnte Sebastians Haltung zwar durchaus verstehen, aber dass er erst so spät und aufgrund eines bestimmten Zwischenfalls begreift, was ihm wirklich wichtig ist, fand ich nicht so gut gelöst. Zudem wies die Story leichte Längen auf, da die Figuren lange auf ihren jeweiligen Standpunkt beharren und ansonsten nicht viel geschieht.

Bei meiner Bewertung bin ich daher hin und hergerissen. Einerseits gibt es nicht so viele Autorinnen, die sich dermaßen gut und gehoben zugleich ausdrücken können ( nicht zu modern, so dass das historische Flair gewahrt bleibt ) und dazu fand ich den Roman wirklich unterhaltsam und die Liebesszenen prickelnd und ansprechend geschildert. Andererseits waren da halt auch meine angebrachten Kritikpunkte, so dass ich mich letztendlich für vier von fünf Punkten entschieden habe.

Kurz gefasst: Lesenswerter erster Teil der neuen Historical Romance Reihe, über außergewöhnliche Damen und ihren Kampf für Frauenrechte.

Die Rebellinnen von Oxford:

1. Teil: Verwegen
2. Teil: Unerschrocken
3. Teil: Furchtlos

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Veröffentlicht am 10.08.2021

Erotische, leichte und freche Romance, die mir viel Lesespaß bereitet hat

Candy Kings: Scott & Christine
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Christine ist ein absoluter Workaholic. Sie arbeitet gerne rund um de Uhr und stellt auch gerne mal ihr Privatleben hintenan. Denn sie erhofft sich schon bald eine Professorenstelle, sobald ihr Vorgesetzter ...

Christine ist ein absoluter Workaholic. Sie arbeitet gerne rund um de Uhr und stellt auch gerne mal ihr Privatleben hintenan. Denn sie erhofft sich schon bald eine Professorenstelle, sobald ihr Vorgesetzter aufhört. Sie arbeitet in einem Labor für Lebensmittelchemie und geht völlig auf in ihrem Job.
Als jedoch ihre kleine Schwester einen Junggesellinnenabschied in Las Vegas mit Freundinnen feiern möchte, ist auch Chris mit von der Partie. Nur einmal möchte sie sich so unbeschwert fühlen, wie die Frauen um sie herum. Nach einer enttäuschenden Beziehung will sie Ablenkung vom schnöden Alltag.
Und die Vorstellung der „Candy Kings“, lässt Chris Herz höher schlagen. Obwohl sie doch genau weiß, dass die strippenden Männer zwar hot sind und gerne flirten, doch alles nur reine Show ist. Dennoch, als sie zu späterer Stunde in einem Club ausgerechnet von dem Stripper zum Tanzen aufgefordert wird, der ihr bei der Show zuvor bereits aufgefallen war, lässt sie sich darauf ein. Scott entpuppt sich als unglaublich netter unkomplizierter Typ und so landen beide schließlich miteinander im Bett.

Da Chris sich nicht vorstellen kann, dass Scott mehr von ihr will, verlässt sie ihn am nächsten Morgen unbemerkt und reist zurück an ihren Wohnort.
Niemals hätte sie jedoch gedacht, dass Scott nur wenige Tage später erneut vor ihr steht. Und mehr noch, ausgerechnet ihr One Night Stand ist ihr neuer Kollege im Labor…

Mit der Geschichte über Scott und Chris legt Felicity D’Or den ersten Teil ihrer neuen erotischen Buchreihe über die strippenden Candy Kings vor. Die „Jungs“ sind ein quirliger, frecher Haufen und es macht viel Spaß ihre witzigen Dialoge zu verfolgen, denn sie sind sich auch freundschaftlich sehr zugetan.
Doch Scott nimmt schon bald seinen Abschied. Ausgerechnet an seinem letzten Tag als Stripper, lernt er Chris kennen.

Ich fand es klasse, wie die Autorin mit den Klischees spielt, die in den Köpfen von vielen Leuten vorherrschen und auch dass sie den Punkt aufgreift, dass Frauen oftmals gar nicht so anders ticken als Männer.
Dass Scott viel mehr Tiefe besitzt, als Chris ihm aufgrund seines Berufes zugetraut hatte, muss sie schon bald feststellen. Und mit Scott hat Felicity D’Or dann auch eine bodenständige Romanheldenfigur geschaffen, die man einfach mögen muss. Er ist offen, freundlich, und hilfsbereit, hat ein großes Herz für Freunde und Familie, aber er weiß auch, seine Grenzen zu ziehen, wenn er von aufdringlichen Fans umlagert wird.
Chris ist, auch aufgrund ihrer letzten gescheiterten Beziehung, ein wenig unsicher. Und ich fand es sehr witzig, wie sie zunächst denkt, sie wäre zu alt für Scott, obwohl sie doch nur wenige Jahre trennen.

Die Geschichte liest sich locker flockig von der Leber weg, sozusagen und die erotischen Liebesszenen sind prickelnd geschrieben. Deutlich ausformuliert, aber dennoch geschmackvoll.
Ich mochte den ersten Teil der Candy Kings sehr und empfehle ihn allen Leserinnen, die Lust auf einen beschwingten erotischen Roman haben, gerne weiter. Die bunte Welt in die die Autorin ihre Leser entführt, macht Spaß und ich bin schon sehr gespannt auf die Story über Bobby und Emily.

Kurz gefasst: Erotische, leichte und freche Romance, die mir viel Lesespaß bereitet hat.


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