Zu viel Unruhe im gut durchdachten Plot
Frühsommer in Ahrenshoop - das sind normalerweise schöne Tage mit Erdbeersorbet und Spargel, Sonnenschein und dem ganz besonderen Flair zwischen Darß und Bodden. Doch die Idylle wird getrübt, als eine ...
Frühsommer in Ahrenshoop - das sind normalerweise schöne Tage mit Erdbeersorbet und Spargel, Sonnenschein und dem ganz besonderen Flair zwischen Darß und Bodden. Doch die Idylle wird getrübt, als eine Leiche gefunden wird, die kunstvoll verschnürt in einer Grabstätte drapiert wurde. Aber damit nicht genug, denn es tauchen immer mehr Opfer des "Mumienmörders" auf und sorgen für Unmut und Aufregung. Nur Robert Aaron Zimmernann scheint sich nicht an der allgemeinen Aufregung zu beteiligen, denn er muss mit seinen eigenen Dämonen aus der Vergangenheit kämpfen...
Ich mag Krimis, die an Schauplätzen spielen, die normalerweise Urlaubsidylle pur versprechen und hier die Möglichkeit bekommen, ihre dunkle Seite zeigen dürfen. Mit "Ahrenshooper Spinnenweg" kehrt auf Ahrenshoop eine Vergangenheit zurück, die zum dunkelsten Kapitel deutscher Geschichte gehört und die hier für Szenen sorgt, die unter die Haut gehen. Leider halten sich die hirnverbrannten Ideologien eines einzelnen Fantasten bis heute hartnäckig und es gibt so unglaublich viele Anhänger, die sein verzerrtes Weltbild hochhalten und ihn immer noch verehren.
Tilman Thiemig nutzt die falschen Ideale des braunen Sumpfes, um hier die Grundlage für seinen gut durchdachten Plot zu spinnen, der dem Leser einiges abverlangt. Der Einblick ist grausam, menschenverachtend und wirkt lange nach - so auch bei Robert Aaron Zimmermann, der noch schwer an seinen Erinnerungen zu knabbern hat.
Leider komme ich mit dem Schreibstil des Autors nicht ganz so gut klar, denn seine Sätze sind manchmal extrem abgehackt, wirken durch das Stakkato wie Peitschenhiebe und der Lesefluss gerät bei mir ins Stocken. Auch findet sich viel Mundart und Plattdeutsch wieder, was ich an und für sich nicht schlecht finde, weil dadurch regionale Authentizität entsteht. Es ist jedoch recht schwer zu lesen und wer sich in den Dialekten nicht auskennt, hat ein paar Schwierigkeiten, um sich die Wörter zusammenzureimen. Was mir aber extrem gut gefällt - der Schreibende nutzt viele Metaphern, um Gesagtes in Bilder zu übersetzen.
Auch wird der Krimi durch die unglaublich viele Auftritte unterschiedlicher Protagonisten sehr unruhig, was zu Lasten der Spannung geht. Zwar kann man schön Mitraten und eigene Vermutungen anstellen, aber irgendwie bleibt man nicht wirklich am Ball, um die eigenen Ermittlungen mit Nachdruck voranzutreiben, um dem Täter auf die Spur zu kommen.
Alles in allem ein solider Ostsee-Krimi, der den Sand rund um den Küstenort Ahrenshoop ordentlich aufwirbelt, aber in meine Augen wird viel Potenzial verschenkt.