Cover-Bild Der Besuch der alten Dame
Band der Reihe "detebe"
(14)
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11,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Diogenes
  • Themenbereich: Biografien, Literatur, Literaturwissenschaft - Drama, Theaterstücke, Drehbücher
  • Genre: keine Angabe / keine Angabe
  • Seitenzahl: 160
  • Ersterscheinung: 30.09.1998
  • ISBN: 9783257230451
Friedrich Dürrenmatt

Der Besuch der alten Dame

Eine tragische Komödie
Claire Zachanassian kehrt als Milliardärin nach Güllen zurück, ihr Heimatdorf, in dem ihr einst das Herz gebrochen und die Ehre geraubt wurde. Nun will sie sich rächen und bietet der Güllener Bevölkerung eine Milliarde dafür, dass ihr damaliger Liebhaber Ill für sein einstiges Vergehen mit dem Tod bestraft wird. Ein Angebot, das die Bürger entrüstet zurückweisen. Zunächst.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.01.2017

…dass auch zu uns einmal eine alte Dame kommen wird…

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INHALT:

Claire Zachanassian kehrt als steinreiche Frau in ihr Heimatdorf Güllen zurück, wo ihr einst das Herz gebrochen und die Ehre geraubt wurde. Nun will sie sich rächen und bietet der Güllener Bevölkerung ...

INHALT:

Claire Zachanassian kehrt als steinreiche Frau in ihr Heimatdorf Güllen zurück, wo ihr einst das Herz gebrochen und die Ehre geraubt wurde. Nun will sie sich rächen und bietet der Güllener Bevölkerung eine Milliarde dafür, dass ihr damaliger Liebhaber Ill für sein Vergehen mit dem Tod bestraft wird. Ein Angebot, das die Bürger entrüstet zurückweisen. Zunächst.



EIGENE MEINUNG:

Auch hier der Original-Klappentext. Auf meiner Ausgabe im Diogenes-Verlag von 1998 besteht die Buchbeschreibung auf der Rückseite aus Kommentaren von Friedrich Torberg/Neuer Kurier, Wien und The New York Times. Das Coverbild ist ein Detail aus Turmbai VI: Versuch eines Neubaus von Friedrich Dürrenmatt und zeigt ein Gerüst bzw. eine Frau.

„Der Besuch der alten Dame“ ist eine Tragische Komödie – und das bringt es für mich auch wirklich auf den Punkt! Ich war beim Lesen entsetzt, nur um kurz darauf wirklich wieder Lachen zu müssen. Das Ganze hat drei Akte und ist in meiner Ausgabe als Bühnenstück geschrieben, was mir das Lesen gerade zu Beginn schon etwas schwer gemacht hat. Allerdings kann man sich alles auch wirklich toll vorstellen und zum Teil war ich einfach nur begeistert vom Einfallsreichtum des Autors z. B. beim Gestalten des Waldes durch die „Bäume“ etc. Schauplatz ist ein kleiner Ort in Mitteleuropa in den 50er Jahren. Verfasst wurde es 1955, die Endfassung erschien 1980.

Ob ich die reiche alte Dame mag kann ich selbst nach Beenden des Buches nicht sagen. Manchmal erscheint sie wie ein Witz, dann wie das verletze Mädchen, dann wieder wie eine irre Alte. Sie hat in ihrer Jugend schlimmes erleben müssen. Wie sie jetzt allerdings damit umgeht ist schon ein Ding. Sie will mit ihrer Vergangenheit abschließen und das kann wohl jeder nachvollziehen, sie will sicher auch Rache und wurde von den Ereignissen in der Vergangenheit geprägt. Hinzu kommt, dass sie reich ist und es sich leisten kann ihre Forderung zu stellen. Aber z. B. ihr Umgang mit ihren diversen Ehemännern lässt sie mir entweder vollends krank durch ihre Erfahrungen oder einfach irr erscheinen. All dies und die Gedanken die man sich darüber macht lassen einen jedoch nicht übersehen wie überaus klug ihr Handeln auf eine wahnwitzige Art und Weise ist. Sie kann zusehen wie alles zerbricht, vielleicht so wie sie damals zerbrochen ist. Und das im Grunde ohne einen Finger zu rühren – ihr Angebot hat gereicht. Den Rest erledigen die Bürger und wie die sich von Anfang des kurzen Stückes bis zum Ende verändern und vor allem wie sie sich vor sich selbst rechtfertigen ist oft einfach nur erschreckend. Erschreckend, weil so menschlich…

Auch Alfred ist eine unheimlich gute Figur. Zu Beginn erschien er mir nur gierig, dann böse, dazwischen wahnsinnig wie er sich seinen Mitbürgern gegenüber verhält um am Schluss Recht zu behalten und unter dem Deckmantel der Gerechtigkeit gerichtet zu werden. Besonders hart hat mich auch das Verhalten seiner Familie getroffen…

Manche Szenen wirken einfach nur übertrieben, andere so tiefgründig und wahr, dass es einen schaudert… Die Geschichte dreht sich um ein Klischee und ist doch so einprägsam und zugleich auf seine skurrile Art und Weise unterhaltsam. Die Komik im Buch macht einen empfänglicher für die Tragik der Geschichte habe ich einmal gelesen. Ich selbst habe bei mir auf jeden Fall bemerkt, dass mir oft erst einen Moment später die Tragweite der Worte bewusst wurde. Manche verfolgen mich noch jetzt in ihrer Einfachheit und doch Treffsicherheit. Viele Sätze im Buch habe ich markiert. Wenn ich jedoch andere Rezensionen lese merke ich schon auch, dass ich ein einfacher Leser bin, der sicher nicht jede Andeutung, jeden Vergleich oder jeden Parallelismus in der Geschichte entdeckt hat.



FAZIT:

Ich verstehe warum dieses Buch ein Klassiker geworden ist! Es ist nicht nur die Frage nach Schuld, Unschuld oder Gerechtigkeit, sondern der Weg bis das Urteil darüber gefällt wird… Und zum Schluss bleibt vielleicht schon auch die Frage wie man selbst entschieden hätte…

Veröffentlicht am 15.09.2016

Geniale schwarze Komödie mit skurrilen Gestalten und einer Rachegöttin die diese Gestalten lenkt. Absolut empfehlenswert!

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Claire Zachanassian, eine amerikanische Multimillionärin, kehrt in ihr Heimatdorf Güllen zurück, um sich zu rächen: Vor Jahrzehnten hat sie aus dem Dorf fliehen müssen, denn sie bekam ein Kind von Ill, ...

Claire Zachanassian, eine amerikanische Multimillionärin, kehrt in ihr Heimatdorf Güllen zurück, um sich zu rächen: Vor Jahrzehnten hat sie aus dem Dorf fliehen müssen, denn sie bekam ein Kind von Ill, ihrem Geliebten, und dieser Ill hat damals Zeugen bestochen, die beschworen, daß auch sie etwas mit Claire gehabt hätten. Sie bietet der Stadt eine Milliarde, wenn man ihr den noch lebenden Ill tot vor die Füße legt.

Autor:
Friedrich Dürrenmatt wurde als Sohn eines Pfarrers am 5. Januar 1921 im Schweizer Kanton Bern geboren. Dürrenmatt studierte Philosophie und Naturwissenschaften sowie Germanistik in Bern. Außerdem interessierte er sich leidenschaftlich für expressionistische Malerei. Als Autor von Weltgeltung starb er am 14. Dezember 1990 in Neuenburg.

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In dieser tragischen Komödie geht es um Korruption, Versuchung, menschliche Gier und Selbstjustiz.
Eine Kritik an der Wohlstandsgesellschaft in der Geld auch Macht bedeutet.

Die Tragödie äußert sich im Grund des Handelns der reichen, alten Dame. In Jugendjahren wurde ihr übel mitgespielt und machte sie zu dem was sie nun ist - zwar sehr reich, aber immer noch traumatisiert und nicht fähig mit dem Vergangenen abzuschließen.
Zitat: "Die Welt machte mich zu einer Hure, nun mache ich sie zu einem
Bordell!"
Sie steigt als "Rachegöttin" herab, um den Übeltäter dafür bezahlen zu lassen und manipuliert dafür eine gesamte Gemeinde.
Die Komödie liegt im Handeln der Bürger dieser Gemeinde. Zuerst noch entrüstet über diese ach so üble Bedingung, die dann aber doch der Versuchung des Geldes unterliegen. Jeder der Gemeinde legt auf einmal auf großem Fuß und nimmt Kredite auf, der festen Überzeugung, dass irgendeiner von ihnen den Schuldigen schon um die Ecke bringen wird und somit der Reichtum in der Gemeinde Einzug hält.
Das Bühnenstück wimmelt nur so von lächerlichen, skurrilen Figuren, Lügnern und Betrügern. Man möchte meinen der Übeltäter Ill wäre der einzig Normale in dieser Runde.

Fazit:
Trotzdem es als Bühnenstück geschrieben ist, ist es in einfacher Sprache und flüssig zu lesen.
Ich wurde sehr gut unterhalten und daher für mich absolut empfehlenswert!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Sollte man gelesen haben

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Nach vielen Jahren kehrt Claire Zachanassian in ihren Heimatort Güllen zurück, verlassen hat sie ihn mehr oder weniger unfreiwillig, jetzt als Milliardärin könnte sie den sehr heruntergekommenen Ort retten. ...

Nach vielen Jahren kehrt Claire Zachanassian in ihren Heimatort Güllen zurück, verlassen hat sie ihn mehr oder weniger unfreiwillig, jetzt als Milliardärin könnte sie den sehr heruntergekommenen Ort retten. Der Empfang ist deshalb auch großartig geplant, doch Claire stellt Bedingungen.

Es handelt sich hier nicht um einen Roman, sondern um ein Theaterstück, der Text ist daher auch entsprechend aufgebaut, jedoch liest man sich, vor allem, wenn man bereits öfter solche Stücke gelesen hat, schnell ein. Faszinierend finde ich die Anweisungen des Autors, z. B. zum Bühnenbild, dieses entsteht dadurch sehr gut vor dem geistigen Auge, überhaupt kann man sich das ganze Stück sehr gut auf der Bühne gespielt vorstellen.

Die Charaktere sind zum Teil recht überzeichnet, vor allem Claire, die u. a. alleine während des Stückes drei Ehemänner verschleißt. Viele der anderen Güllener Charaktere werden nicht beim Namen genannt, sondern nur bei ihrer Funktion „Polizist“, „Pfarrer“, „Kunde“ oder einfach durchnummeriert, sie stehen damit nicht für einen Einzelnen sondern für bestimmte Typen, für die Menge.

Friedrich Dürrenmatt hat ein sehr bissiges Stück geschrieben, das dem Zuschauer einen Spiegel vor Augen hält. Was würde man selbst für so viel Geld tun? Trotz des im Grunde sehr ernsten Themas gibt es auch immer wieder die Möglichkeit zu schmunzeln und zu lachen, nicht umsonst handelt es sich um eine „tragische Komödie“. Das Lachen bleibt einem aber auch manches Mal im Hals stecken. Das Ende ist gelungen und, wenn auch vielleicht nicht ganz so erwartet, absolut passend.

Mir liegt der 5. Band der Werkausgabe von Diogenes vor, enthalten ist hier noch ein interessanter Anhang, der u. a. Randnotizen des Autors enthält, mit einigen Bonmots bzw. Bösartigkeiten, lesenswert!

„Der Besuch der alten Dame“ gehört für mich zu den Theaterstücken, die jeder kennen sollte, das Lesen ist zu empfehlen, aber genauso gut könnte man sich das Stück auf der Bühne ansehen oder die Verfilmung mit Elisabeth Flickenschildt, die man auch auf youtube findet. Ich vergebe für diesen Klassiker eine Lesempfehlung und verdiente volle Punktzahl.

Veröffentlicht am 15.01.2023

Welchen Preis hat unsere Moral?

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Nach Jahrzehnten kehrt die Milliardärin Claire Zachanassian in ihr verarmtes Heimatdorf Güllen zurück in dem ihr einst ein großes Unrecht zuteil geworden ist. Um ihre Rache zu bekommen, verspricht sie ...

Nach Jahrzehnten kehrt die Milliardärin Claire Zachanassian in ihr verarmtes Heimatdorf Güllen zurück in dem ihr einst ein großes Unrecht zuteil geworden ist. Um ihre Rache zu bekommen, verspricht sie den Einwohnern Güllens eine Milliarde unter der Bedingung, dass Alfred Ill, ihr ehemaliger Liebhaber, für sein Verbrechen an ihr mit dem Tod bestraft wird. Ein Angebot, dass zu verlockend ist, um unbeachtet zu bleiben.

Friedrich Dürrenmatts Klassiker „Der Besuch der alten Dame“ ist bereits mehrfach verfilmt und in vielen Klassenzimmern zur Lektüre geworden. Das Theaterstück entstand bereits 1955 kann jedoch nahtlos auch in unsere heutige Zeit übertragen werden, was dieses Werk umso beeindruckender macht. Im Zentrum der Geschichte steht Claire Zachanassian, die Gerechtigkeit/Rache für eine Ungerechtigkeit fordert, die ihr in der Jugend zuteilwurde. Sie selbst ist ein sehr exzentrischer Charakter, wirkt beinahe distanziert und allen anderen übergeordnet, die ohne zu Fragen und beinahe selbstverständlich nach ihrer Pfeife tanzen. Die Güllener, die zunächst versuchen an ihrer Moral festzuhalten, können dem Angebot der Dame jedoch nicht lange widerstehen. Die Rache der Claire Zachanassian, wird zur Gerechtigkeit für das ihr zugefügte Unrecht verdreht und ein Mord somit gerechtfertigt. Der schwarze Humor, der fast unangemessen erscheint, bedenkt man das doch heikle Thema dieses Buches, hat mich wirklich unterhalten. Ein großartiges Stück, dass ich gerne mal auf einer Bühne sehen würde.

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Veröffentlicht am 17.11.2016

In Würzburg trägt die alte Dame pink. *

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In Güllen, einer einstigen Kulturstadt, geht man in die Suppenküche, denn das vermeintliche Wirtschaftswunder ist ausgeblieben. Als die Multimillionärin Clair Zachanassian, eine ehemalige Bürgerin der ...

In Güllen, einer einstigen Kulturstadt, geht man in die Suppenküche, denn das vermeintliche Wirtschaftswunder ist ausgeblieben. Als die Multimillionärin Clair Zachanassian, eine ehemalige Bürgerin der Stadt, dem Ort dann einen Besuch abstattet, bietet sie der Stadt Güllen ihre Unterstützung in Form von einer Milliarde an. Geknüpft an die Voraussetzung, dass Alfred Ill umgebracht wird, denn er hatte einst eine Beziehung mit ihr, aus der ein Kind hervorging, zu dem er jedoch nicht stand bzw. das er verleugnen lies. Mit seinem Tod möchte sie sich ein Stück weit rächen...

Die Geschichte klang sehr spannend - und da wir diese als Ballettstück ansehen wollten, wollte ich vorab wissen, worum es da genau geht, etc., denn Ballett ist manchmal ja schon sehr Interpretationssache, wie ich finde...

Dass die Geschichte in Dialog-Form geschrieben ist (wie bei einem Schauspiel eben bzw. wie für Schauspieler), macht einem das Lesen nicht gerade leichter, aber man gewöhnt sich mit der Zeit daran. Man merkt natürlich auch, dass das Buch nicht in der heutigen Zeit spielt, wobei das der guten Unterhaltung beim Lesen keinen Abbruch tut.

Generell ist es einfach schwerer zu lesen, die Sprache früher war einfach eine andere als sie es heute ist, außerdem muss man sich mit der Dialog-Form eben vertraut machen.

Die Geschichte ist generell sehr interessant, es ist teilweise ein wenig verworren, weil doch recht viele Personen im Buch vorkommen, aber man kann den Überblick behalten. Für mich war es vorm Ballettbesuch wirklich sehr gut, dass ich das Buch gelesen habe, so hatte ich einen Einblick, was mich im Ballettstück erwartet, denn dort hätte ich sonst recht viel Phantasie haben müssen, so war dies kein Problem und ich wusste bei den entsprechenden Szenen, was damit gemeint ist.

Wer mal etwas Klassisches lesen möchte, für den ist "Der Besuch der alten Dame" von Friedrich Dürrenmatt sicher was, für mich war es wieder mal ein interessanter literarischer Ausflug, den ich gut und unbeschadet überstanden habe. Ich vergebe hier 4 von 5 Sternen und spreche eine Empfehlung aus.
* Zumindest im Ballett am Mainfranken Theater.