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Veröffentlicht am 12.08.2021

Deine Zeit läuft ab...

Die Karte
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In Hamburg wird die junge Anwältin Eva beim abendlichen Joggen brutal ermordet, ihre Partnerin, die Ärztin Laura Windmüller, erhält während deren Todeskampf eine Nachricht, dass ihrer Freundin die Zeit ...

In Hamburg wird die junge Anwältin Eva beim abendlichen Joggen brutal ermordet, ihre Partnerin, die Ärztin Laura Windmüller, erhält während deren Todeskampf eine Nachricht, dass ihrer Freundin die Zeit davon läuft. Der Täter filmt zudem alles für die Polizei und stoppt die Zeit bis zum Eintritt des Todes. Im Laufe der nächsten Tage und Wochen kommt es zudem zu weiteren Morden an Läuferinnen, die anscheinend einzige Gemeinsamkeiten ist, dass diese ihre Laufstrecken tracken und in Foren öffentlich teilen. Hauptkommissar Jens Kerner und seine Kollegin Rebecca Oswald versuchen, unterstützt durch einen IT-Forensiker, dem Täter auf die Spur zu kommen und weitere Morde zu verhindern.

Der Thriller widmet sich auf jedem Fall einem wichtigen Thema und macht dem Leser bewusst, dass man nicht jeden seiner Schritte öffentlich im Internet teilen sollte. Die Spannung, wer der Täter ist, bleibt auf jeden Fall bis quasi zum Schluss erhalten, wobei mir manche Zusammenhänge dann doch etwas zu konstruiert waren. Da hätte ich lieber auf die eine oder andere Nebenperson und ihre Geschichte verzichtet. Die Morde sind brutal, weil sie doch realitätsnah sind, werden aber gerade noch so beschrieben, dass es mir nicht zu extrem war beim abendlichen Lesen. Die beiden Ermittler:innen Jens Kerner und Rebecca Oswald sind mir sympathisch und ich finde es gut, dass auch ihr Privatleben eine gewisse Rolle spielt, was sie nahbarer macht. Der Erzählstil mit verschiedenen Perspektiven förderte auf jeden Fall die Spannung, war aber dennoch gut verständlich und nicht verwirrend.

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  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 11.08.2021

Etwas schräger Liebesroman mit liebenswerten Charakteren

Dich hab ich nicht kommen sehen
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Die Juristin Mari Thaler tritt nach einer Fehlgeburt einen neuen Job in Berlin an und braucht deshalb schnell eine neue Wohnung. Schon die Besichtigung gestaltet sich recht unkonventionell und so ist dann ...

Die Juristin Mari Thaler tritt nach einer Fehlgeburt einen neuen Job in Berlin an und braucht deshalb schnell eine neue Wohnung. Schon die Besichtigung gestaltet sich recht unkonventionell und so ist dann auch ihre etwa gleichaltrige Vermieterin samt Bruder, Freund und kleinem Sohn. Aber alle nehmen sie sehr herzlich auf und behandeln sie eher als Freundin als als Mieterin und sorgen sich auch um Mari, die nach den harten Zeiten ziemlich dünn geworden ist. Besonders Alexandras Bruder Leo lässt nicht locker und scheint Mari sehr zu mögen (und sie ihn auch), macht im entscheidenden Moment aber dann meist einen Rückzieher.

Mir gefiel der erste Teil der Geschichte mit den etwas skurrilen, aber total liebenswerten Protagonist:innen am Schauplatz Berlin, der auch immer wieder erkennbar war, sehr gut. In Mari konnte ich mich gut hineinversetzen, wie sie die Fehlgeburt verkraften muss und zugleich auch in ihrem Beruf nicht wirklich glücklich ist. Zugleich ist sie aber auch sehr kreativ und denkt sich liebenswerte Phantasietiere für Toby aus, den sie für den Sohn ihrer Vermieterin hält. Man muss sie einfach mögen, genau wie die anderen Hauptpersonen. Ich finde es auch schön, dass es sich hier um keine allzu kitschige Liebesgeschichte handelt, sondern andere Dinge wichtiger sind und auch eine gute Dosis Tiefgang vorhanden ist. Es ist auch schön mitzuerleben, welchen Wandel Mari im Laufe der Handlung durchmacht und privat und beruflich mehr Selbstbewusstsein entwickelt. Gegen Ende wurde mir aber alles etwas zu wirr und unrealistisch mit zusätzlich dazu konstruierten Problemen und ich fand es auch eher unnötig, dass das Essverhalten von Mari so sehr thematisiert wurde.

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  • Gefühl
Veröffentlicht am 01.08.2021

Gehen oder bleiben?

Dreieinhalb Stunden
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Am 13.August 1961 verlässt der Interzonenzug D-151 die München in Richtung Ostberlin. Zeitgleich beginnt in der DDR der Mauerbau und diese Informationen dringen irgendwann auch bis zu den Passagieren im ...

Am 13.August 1961 verlässt der Interzonenzug D-151 die München in Richtung Ostberlin. Zeitgleich beginnt in der DDR der Mauerbau und diese Informationen dringen irgendwann auch bis zu den Passagieren im Zug und zum Personal des Zuges durch und stellen sie vor eine Entscheidung, die ihr ganzes Leben verändert. Sollen sie die vielleicht letzte Chance nutzen, die DDR zu verlassen, dafür aber auch Dinge und Menschen dort zurücklassen, die ihnen wichtig sind? Lange können sie sich für die Entscheidungsfindung nicht Zeit lassen, denn der Zug nähert sich über Nürnberg und Bamberg Ludwigsstadt und damit dem letzten Halt in der BRD.

Der Roman erzählt quasi in Echtzeit und aus der Perspektive verschiedener Beteiligter im und auch außerhalb des Zuges, was ihnen in dieser Zeit durch den Kopf geht. Da sind unter anderem eine Band, die in der DDR erste Erfolge feiern durfte, aber in der BRD weitgehend unbekannt ist, eine Familie, bei der beide Elternteile ganz unterschiedliche Vorstellungen vom Leben haben, eine Spitzensportlerin, eine Lokführerin und ein hohes Tier im DDR-Polizeiapparat in Ost-Berlin, das auf die Rückkehr seiner Tochter aus dem Westen hofft.

Mir hat die Idee hinter dem Roman sehr gut gefallen, diese Menschen dabei zu begleiten, wie sie diese extreme Entscheidung treffen müssen. Durch die verschiedenen Perspektiven kann man sich auch gut in die einzelnen Personen hineinversetzen. Mir persönlich wäre es aber noch etwas lieber gewesen, wenn man auf 1-2 Protagonisten und die Aufarbeitung ihrer Vorgeschichte, verzichtet und stattdessen noch etwas intensiver das Gefühlschaos der restlichen Reisenden in den Mittelpunkt gestellt hätte. Der Schluss ist mir dann auch etwas zu abrupt.

Insgesamt wirkt der Roman aber sehr authentisch, man kann sich gut vorstellen, dass viele Menschen an diesem Tag wirklich in einer ähnlichen Situation steckten und sich schnell entscheiden mussten, in welchem Teil Deutschlands sie den Rest ihres Lebens verbringen wollen. Der Schreibstil ist trotz der historischen Begriffe gut nachvollziehbar. Ich empfehle den Roman gerne allen weiter, die sich für deutsche Zeitgeschichte und die damit verbundenen Schicksale interessieren.

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  • Cover
  • Erzählstil
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Veröffentlicht am 05.07.2021

Die Retterin der verschmähten Manuskripte

Dein Herz in tausend Worten.
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Millie hat mit 16 ihre Eltern verloren und es fällt ihr eher schwer, sich auf andere Menschen wirklich einzulassen, nur zu ihrem Bruder hat sie ein richtig enges Verhältnis. Sie arbeitet als Assistentin ...


Millie hat mit 16 ihre Eltern verloren und es fällt ihr eher schwer, sich auf andere Menschen wirklich einzulassen, nur zu ihrem Bruder hat sie ein richtig enges Verhältnis. Sie arbeitet als Assistentin bei einem kleinen Buchverlag in Notting Hill und soll unter anderem abgelehnte Manuskripte entsorgen, die sie aber lieber liest. Dabei stößt sie auf eine Liebesgeschichte mit tragischem Ausgang, die sie in ihren Bann zieht. Sie beschließt, Textstellen, die sie besonders beeindrucken, in der Stadt zu verteilen oder anderen Menschen zukommen zu lassen. So wird auch der Verfasser der Geschichte zufällig darauf aufmerksam, dass jemand Ausschnitte aus seinem Roman in Umlauf bringt und will mehr über die Hintergründe erfahren.

Der Roman hat eine nicht ganz gewöhnliche, fast etwas märchenhafte Handlung. Die Geschichte ist interessant, die Hauptperson Millie sehr liebenswürdig, richtig identifizieren konnte ich mich mit ihr aber nicht und auch beim männlichen Protagonisten, dem Autor William Winter konnte ich nicht alle Verhaltensweisen nachvollziehen, auch wenn er sympathisch wirkt. Der Schauplatz London, insbesondere Notting Hill, wird sehr reizvoll beschrieben, den würde ich auch gerne einmal selbst erkunden.

Der Schreibstil der Autorin ist gut lesbar und anschaulich, die Covergestaltung passt zu einem Liebesroman, hätte aber noch etwas mehr auf die konkrete Handlung bezogen sein können.
Millie hat mit 16 ihre Eltern verloren und es fällt ihr eher schwer, sich auf andere Menschen wirklich einzulassen, nur zu ihrem Bruder hat sie ein richtig enges Verhältnis. Sie arbeitet als Assistentin bei einem kleinen Buchverlag in Notting Hill und soll unter anderem abgelehnte Manuskripte entsorgen, die sie aber lieber liest. Dabei stößt sie auf eine Liebesgeschichte mit tragischem Ausgang, die sie in ihren Bann zieht. Sie beschließt, Textstellen, die sie besonders beeindrucken, in der Stadt zu verteilen oder anderen Menschen zukommen zu lassen. So wird auch der Verfasser der Geschichte zufällig darauf aufmerksam, dass jemand Ausschnitte aus seinem Roman in Umlauf bringt und will mehr über die Hintergründe erfahren.

Der Roman hat eine nicht ganz gewöhnliche, fast etwas märchenhafte Handlung. Die Geschichte ist interessant, die Hauptperson Millie sehr liebenswürdig, richtig identifizieren konnte ich mich mit ihr aber nicht und auch beim männlichen Protagonisten, dem Autor William Winter konnte ich nicht alle Verhaltensweisen nachvollziehen, auch wenn er sympathisch wirkt. Der Schauplatz London, insbesondere Notting Hill, wird sehr reizvoll beschrieben, den würde ich auch gerne einmal selbst erkunden.

Der Schreibstil der Autorin ist gut lesbar und anschaulich, die Covergestaltung passt zu einem Liebesroman, hätte aber noch etwas mehr auf die konkrete Handlung bezogen sein können.

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  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 14.05.2021

Culture Clash und ein hartnäckiger Verehrer

Laudatio auf eine kaukasische Kuh
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Olga, Tochter griechisch-georgischer Eltern ist angehende Ärztin und mit Felix, ebenfalls Mediziner zusammen, wovon ihre Familie aber erstmal noch nichts wissen soll. Sie sieht sich selbst eigentlich auch ...

Olga, Tochter griechisch-georgischer Eltern ist angehende Ärztin und mit Felix, ebenfalls Mediziner zusammen, wovon ihre Familie aber erstmal noch nichts wissen soll. Sie sieht sich selbst eigentlich auch als Deutsche und hat wenig mit ihren Wurzeln am Hut. Während einer Zugfahrt wird Jack, ein Agrarwissenschaftler, der sein Geld aber als Ghostwriter verdient, auf sie aufmerksam und versucht anschließend hartnäckig, den Kontakt zu ihr aufrecht zu erhalten. Als Olga mit ihrer Familie in deren Heimat reist, taucht er sogar dort auf und sorgt für zusätzliche Aufregung und Verwirrung.

Ich fand die Thematik des Buches sehr interessant. Olga ist Tochter von Einwanderern, die sehr erfolgreich ihren Weg gefunden hat, aber dennoch nicht genau weiß, wo sie hingehört und die wegen ihrer Herkunft und ihres Namens auch weiterhin Vorurteilen ausgeliefert ist. Gleichzeitig hat ihre Familie andere Erwartungen an sie, als deutsche Eltern, so steht sie irgendwie immer zwischen zwei Welten, geht aber recht souverän damit um. Jack wäre mir prinzipiell eigentlich auch sympathisch, aber es stört mich, dass er Olga zunächst regelrecht stalkt und es macht die Geschichte dann irgendwie auch etwas unglaubwürdig, weil ich mir nicht vorstellen kann, dass man so jemanden dann trotzdem noch an sich heranlässt.
Über Georgien wusste ich bisher noch kaum etwas, da bot der Roman so einge Informationen über Land und Leute. Manches wirkte dabei schon recht skurril, aber das passt zur Geschichte. Bis auf einige Längen ließ sich der Roman gut lesen und der Schreibstil der Autorin ist sehr anschaulich.

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