Frauenblut klang im Vorfeld wie ein lehrreicher, aufschlussreicher, ganz „normaler“ Ratgeber zum Thema Menstruation. Es wurde geteasert, man bekommt Einblicke in die Historie der Periode, mythologische und wissenschaftliche Hintergründe, etwas zum Zyklus an sich, Hilfsmittelchen bei Beschwerden und auch eine Übersicht und Bewertung von Produkten zur „Monatspflege“ wie es hier genannt wird. Klang soweit alles sehr gut für mich, denn auch wenn ich nicht unter starken Schmerzen leide, so sah ich dennoch Potenzial nach oben, was mein Befinden während meiner Tage angeht, und erhoffte mir von diesem Ratgeber ein paar hilfreiche Informationen.
Leider musste ich schon nach wenigen Kapitel feststellen, dass das Buch und ich uns wie zwei Züge verhielten, die in komplett verschiedene Richtungen unterwegs sind. Ich hätte mir einen sachlichen, nüchternen Schreibstil gewünscht, bekommen habe ich ausschweifende und teils recht sprunghafte Aussagen. Ich hatte klare, wissenschaftlich belegte Fakten erwartet, bekommen habe ich stark spirituell und alternativ-naturheilkundliche Ausführungen, die zu jeder Zeit die starke Tendenz der Meinung der Autorin wiedergeben.
Neutral und differenziert wird hier kaum etwas betrachtet, überall schwingt die Abneigung der Schreibenden gegen hormonelle Verhütung, gegen die herkömmlichen Hygieneprodukte (und ja, ich sage das böse Wort „Hygiene“) und generell gegen die jetzige Haltung der Menschen zur Periode mit.
Was mir wirklich gut gefiel, ist, dass intensiv und wiederholt gefordert wird, die Einstellung zur Menstruation müsse sich ändern. Das unterstütze ich, das Thema sollte enttabuisiert und als normal angesehen werden. Frauen sollten sich nicht für ihren Körper und seine natürlichen Vorgänge schämen müssen. Auch wird deutlich klargestellt, dass es für die Periode keine Norm gibt, jede Frau ist anders. Und doch mochte ich nicht, wie das Ganze hier im Ratgeber angepackt wurde.
Wenn man hormonell verhütet und dazu noch Tampons benutzt während seiner Tage, bekommt man schnell das Gefühl, man würde während des Lesens von oben herab böse angestarrt werden, und das kann und werde ich nicht gutheißen. Mir hat sehr der neutrale, weniger emotionale Stil, der meiner Meinung nach in einen Ratgeber gehört, gefehlt.
Dazu kommt, dass das in meinen Augen beleidigende Nachwort allem, was man im Vorfeld gelesen hat, einen noch bitteren Beigeschmack verleiht. Ich denke, ich verrate nicht allzu viel, wenn ich sage, dass ein fiktives Zukunftsszenario dargestellt wird, in dem alles, was bereits während der vorangegangenen Kapitel schlechtgeredet wurde, quasi verteufelt wird. Absolut unprofessionell, deplatziert und der Gipfel der Frechheit, die Leser so anzuprangern und niederzumachen.
Ich bin leider einfach nicht der Typ, der offen für spirituelle Praktiken und Sichtweisen oder die traditionelle chinesische Medizin ist, welche in diesem Buch oft zur Rate gezogen wird. Dieser Zug von mir ist mir durchaus vorher bekannt gewesen und hätte ich um die Art des Inhaltes in diesem Ratgeber gewusst, hätte ich definitiv einen Bogen darum gemacht. Leider wurde in meinen Augen nicht ausreichend deutlich gemacht, was einen konkret erwartet, in welche Richtung das Buch und seine Ausführungen gehen.
Hätte man das bei der Werbung kenntlich gemacht, wären sowohl dem Verlag als auch der Autorin viel negatives Feedback erspart geblieben. Jetzt zu sagen, mir gefällt der Inhalt nicht, ist, als würde ein eingefleischter Liebesromanleser einem Krimiautor sagen, dass der Krimi ihm nicht gefällt, weil es eben das falsche Genre ist. Das ist Feedback, aus dem keiner etwas lernen und mitnehmen kann, und daher tut es mir umso mehr leid, nun genau diese Art von Kritik üben zu müssen.
Mein Fazit:
Das Buch und ich sind keine Freunde geworden. Ich hatte etwas komplett anderes erwartet und gehöre einfach nicht zur Zielgruppe des Buches. Menschen, die offen für Sichtweisen alternativer Medizin sind, werden sicher eine Menge aus diesem Ratgeber mitnehmen können.
Es tut mir im Herzen weh, aber mehr als 2 von 5 Sternen kann ich leider nicht vergeben, und das auch nur dank einiger ganz interessanter Ansätze.