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Veröffentlicht am 14.08.2021

Ein wirklich großartiges Portrait der Hebamme Marta Kristine Andersdatter Nesje

Die Hebamme
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„Die Hebamme“ von Edvard Hoem verfasst ist 2021 im Verlag Urachhaus erschienen und umfasst in der gebundenen Ausgabe 300 Seiten.

Gleich zu Beginn möchte ich anmerken, dass es sich hier um ein wirklich ...

„Die Hebamme“ von Edvard Hoem verfasst ist 2021 im Verlag Urachhaus erschienen und umfasst in der gebundenen Ausgabe 300 Seiten.

Gleich zu Beginn möchte ich anmerken, dass es sich hier um ein wirklich sehr lesenswertes, tiefsinniges und berührendes Buch handelt, das ich schon jetzt zu meinen persönlichen Highlights 2021 wähle.

Marta Kristine Andersdatter Nesje war eine wirklich unglaublich mutige und starke Frau, die sich zu Beginn des 19. Jahrhunderts zur Hebamme ausbilden ließ und trotz vieler Widrigkeiten ihren Beruf für 50 Jahre in Norwegen ausübte. Marta Kristine Andersdatter Nesje hatte einen starken Willen und für sie war ihr Beruf eine wirkliche Berufung. Sie meisterte aber nicht nur ihn, sondern auch ihren Alltag mit ihrem geliebten Mann Hans und deren elf Kindern. Der Hebamme wurde viel Misstrauen und Anfeindungen entgegengebracht und sie lebte in ärmlichen Verhältnissen. Ihren starken Willen und ihren Glauben an sich selbst gab sie jedoch niemals auf.

Edvard Hoem recherchierte das Leben seiner Ururgroßmutter Marta Kristine Andersdatter Nesje auf beeindruckende Art und Weise und erzählt davon sehr authentisch, klar und detailliert, flüssig, unterhaltsam, tiefsinnig, fast poetisch, berührend… Ach, ich mag gar nicht aufhören, davon zu schwärmen, denn der Schreibstil hat mir einfach so sehr zugesagt und ich habe die ganze Geschichte einfach sehr genossen. Der Autor hat es von der ersten Seite an geschafft, dass ich das Buch eigentlich nicht mehr aus der Hand legen wollte, ich war einfach so sehr in der Welt von Marta Kristine Andersdatter Nesje gefangen und es hat mich wirklich tief berührt. Ich konnte mich wunderbar in die starke Protagonistin hineinversetzen und mit ihr mitfühlen.
Man merkt, dass Edvard Hoem viel Herzblut in sein Buch gesteckt hat und jedes Wort sehr bewusst und voller Gefühl und dem sehr gut recherchierten Wissen geschrieben hat.
Ich habe durch dieses Buch viel über den Beruf der Hebamme vor 200 Jahren erfahren und auch zum Leben auf dem Land in Norwegen zur damaligen Zeit. Dies hat mich sehr bereichert und dieses Buch wird sicherlich noch lange in mir nachwirken.

Fazit: Ich empfehle dieses Buch sehr gerne weiter. Es hat mich wunderbar unterhalten, hat mich schmunzeln lassen, nachdenklich gestimmt.
Ein toller Roman, ein wunderbares Leseerlebnis. Vielen lieben Dank hierfür!

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Veröffentlicht am 11.08.2021

Ein authentischer Generationenroman auf dem Lande

Wildtriebe
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Der Generationenroman „Wildtriebe“ von Ute Mank ist im Juli 2021 in der dtv Verlagsgesellschaft erschienen und umfasst in der gebundenen Ausgabe 288 Seiten.

Drei Generationen von Frauen leben auf dem ...

Der Generationenroman „Wildtriebe“ von Ute Mank ist im Juli 2021 in der dtv Verlagsgesellschaft erschienen und umfasst in der gebundenen Ausgabe 288 Seiten.

Drei Generationen von Frauen leben auf dem Bethches-Hof: Lisbeth, die alte Großbäuerin, Marlies, die Schwiegertochter, und Joanna, die Enkelin von Lisbeth und Tochter von Marlies. Diese drei Frauen treffen mit ihren unterschiedlichen Angewohnheiten, Lebenseinstellungen und Ansichten, Werten und Vorstellungen aufeinander, reiben sich aneinander und leben letztendlich Seite an Seite miteinander.

Ute Mank gelingt es in ihrem Roman den Leser durch ihren feinfühligen und fesselnden Schreibstil in den Bann zu ziehen. Ich als Leserin fühlte ab der ersten Seite sowohl was die Höhen als auch die Tiefen von Lisbeth, Marlies und Joanna anbelangt mit und konnte mich gut in die Protagonistinnen hineinversetzen und ihre Gefühle und Gedanken nachvollziehen. Alle drei Frauen sind starke Charaktere und ich habe es sehr genossen in deren Gedanken einzutauchen. Die Gedanken eröffnen zwar dem Leser die jeweilige Welt der drei Personen, aber leider öffnen sie sich nicht genügend untereinander in der Geschichte, indem sie ihre Gedanken aussprechen, sich ihrem gegenüber öffnen. Und so bleibt das ungesagte Wort auch oft zwischen Marlies, Lisbeth und Joanna stehen und erzeugt eine große Distanz untereinander und oft eine bedrückende Atmosphäre für den Leser. Aber genau so war früher das Leben auf dem Land: die Schwiegertochter hatte sich unterzuordnen und die Älteren hatten das Sagen und so kam es eben auch oft zu Konflikten und Zwistigkeiten bis dann eine Generation die andere ablöste. Über Gefühle wurde nicht bzw. wenig gesprochen und es galt, seiner Arbeit nachzugehen.

Besonders gefallen hat mir, das Ute Mank so authentisch und auch tiefgründig vom Leben auf dem Land erzählt hat und manches habe ich selbst schon so miterlebt bzw. anderweitig erzählt bekommen. Dies hat für mich eine ganz persönliche Nähe mit den Figuren in ihrem Buch erzeugt.

Fazit: Ein eindrücklicher und authentischer Roman mit drei starken Protagonistinnen im Spannungsfeld von Tradition und Moderne.

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Veröffentlicht am 21.06.2021

Eine berührende, wunderschön geschriebene, faszinierende jüdische Familiengeschichte

Viktor
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In Geertjes Familie wird über das Vergangene nicht gesprochen, es wird geschwiegen, verschwiegen und Geertje, ein neunjähriges Mädchen, fühlt dies – laut und heftig! Sie will wissen und beschafft sich ...

In Geertjes Familie wird über das Vergangene nicht gesprochen, es wird geschwiegen, verschwiegen und Geertje, ein neunjähriges Mädchen, fühlt dies – laut und heftig! Sie will wissen und beschafft sich Informationen in einer nahegelegenen Bibliothek über die Gräueltaten, die ihren Verwandten wiederfahren sind. Nur mit einer Person kann sie sprechen, mit Esther, die ebenso zwischen den Bücherregalen sitzt. Hier werden Ahnungen und Gedanken zu Wörtern.
Mit 20 Jahren hält Geertje das Unausgesprochene in der Familie nicht mehr aus. Sie flieht als Judith nach Nimwegen und begibt sich auf die Suche nach ihrer Identität, ihrer Familiengeschichte und nach dem toten Viktor, dem einst so großherzigen, lebenslustigen Bruder des Großvaters.

Judith Fanto gelingt es in ihrem Debütroman den Leser durch ihren feinfühligen, ehrlichen, auch humorvollen und immer eindrücklichen Schreibstil in den Bann zu ziehen. Sie erzählt den Familienroman vor ihrem autobiografischen Hintergrund.
Judith Fanto wechselt ihre Geschichte mithilfe zweier Handlungssträngen ab: das Leben von Geertje und das von Viktor.

Fazit: Ein feinfühliger, manchmal harter, ehrlicher, aber auch humorvoller, interessanter und sehr lesenswerter Roman. Er hat mich sehr berührt und bereichert und klingt stark in mir nach. Ich empfehle das Buch sehr gerne weiter!

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Veröffentlicht am 07.05.2021

Ein schockierender und gleichzeitig faszinierender Roman

Der Verdacht
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„Der Verdacht“ von Audrey Audrain ist 2021 im Penguin Verlag erschienen. Der Roman umfasst in der gebundenen Ausgabe 320 spannungsgeladene Seiten.

„Ich war so enttäuscht, dass sie mein Kind war“ - mit ...

„Der Verdacht“ von Audrey Audrain ist 2021 im Penguin Verlag erschienen. Der Roman umfasst in der gebundenen Ausgabe 320 spannungsgeladene Seiten.

„Ich war so enttäuscht, dass sie mein Kind war“ - mit diesem Satz beschreibt Blythe ihr Gefühl, als sie ihr erstes Baby namens Violet auf die Welt bringt. Blythe ist mit Fox verheiratet und die Geburt von Violet stellt ihre Welt auf den Kopf. Blythe fällt es schwer, eine Bindung zu Violet aufzubauen und ihr gelingt es nicht, sie zu lieben. Dies ist sicherlich auch der Tatsache geschuldet, dass sie selbst eine tiefe Mutter-Kind-Bindung niemals kennen lernen durfte. Blythe macht sich selbst große Vorwürfe, hadert mit sich, ist enttäuscht, zweifelt an sich selbst, ist sehr einsam und wird auch von angstvollen und mörderischen Gedanken getrieben und dabei sollte sie doch eine glückliche und zufriedene junge Mutter sein.
Audrey Audrain nimmt den Leser offen und schonungslos ehrlich mit auf die Reise in die Abgründe von Blythe’s Welt. Die Rolle als junge Mutter wird bis in die tiefsten Tiefen beleuchtet. Dies ist auf der einen Seite faszinierend, auf der anderen Seite aber auch zutiefst schockierend und verstörend. Und ich denke, dass es gerade diese Wechselseitigkeit so fesselnd macht. Ich persönlich bin in einen absoluten Sog des Buches geraten.
Die Sprache von Audrey Audrain im Buch ist kurz und prägnant, teilweise hart und auch dies trägt sicherlich zu der kaum auszuhaltenden Spannung bei.
Ich habe dieses Buch sehr gerne gelesen, aber es ist sicherlich nichts für weiche Gemüter.

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Veröffentlicht am 08.04.2021

Ein nordische angehauchtes Fantasy-Epos der Extra-Klasse - was für ein unglaublich gutes Buch!

Vardari - Eisenwolf (Bd. 1)
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„Vardari - Eisenwolf“ ist der grandiose Auftakt der nordischen Vardari-Reihe von Siri Pettersen.
Es umfasst in der gebundenen Ausgabe 544 Seiten und ist im Arctis Verlag 2021 erschienen.

Siri Pettersen ...

„Vardari - Eisenwolf“ ist der grandiose Auftakt der nordischen Vardari-Reihe von Siri Pettersen.
Es umfasst in der gebundenen Ausgabe 544 Seiten und ist im Arctis Verlag 2021 erschienen.

Siri Pettersen schafft es wieder einmal, eine unfassbar spannende Geschichte in einer fantastischen Welt zu erschaffen. Sie schreibt flüssig, auf jeder Seite absolut spannend, sehr bildhaft und wortgewaltig. Man kann sich fast nicht vom Buch losreißen und ist regelrecht süchtig nach mehr. Siri Pettersens Schreibstil lässt den Leser nicht mehr aus ihren Fängen. Was auf der einen Seite noch felsenfest geglaubt wurde, wird - aus einer neuen Perspektive beleuchtet - plötzlich angezweifelt und zieht den Leser absolut und gekonnt in den Bann. Der Spannungsbogen ist durchgehend hoch und der Handlungsverlauf überrascht immer wieder durch die unvorhersehbaren Wendungen und durch den unfassbaren Ideenreichtum.
Ich habe dieses Buch so sehr geliebt, wie bereits auch schon die Rabenring-Trilogie und hoffe, dass die Fortsetzung bald erscheinen wird.
Meine Erwartungen an das Buch wurden mehr als erfüllt. Über den Inhalt möchte ich gar nicht so viel verraten: Im Mittelpunkt des Buches steht die starke weibliche Protagonistin Juva. Sie ist 19 Jahre alt, stammt aus einer Blutleser-Familie und hat als Kind scheinbar den Teufel gesehen. Dieses Erlebnis hat sie sehr geprägt. Jetzt steckt sie mitten in den Verstrickungen der Seidagilde der Blutleserinnen und den Ewigwährenden, den sogenannten Vardari…

Fazit: Ich kann dieses Buch jedem Fantasy-Fan nur richtig ans Herz legen. Es bietet auf jeder Seite Spannung pur und man möchte es einfach nicht mehr aus der Hand legen.
Für mich ist es ein absolutes Buch-Highlight und ich hoffe sehr, dass es eines Tages verfilmt wird.

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