Mehr Krimi denn Thriller
Ich denke, es kann kaum etwas Schlimmeres für Eltern geben, als dass das einzige Kind spurlos verschwindet! In dieser Situation befinden sich Jens und Anne Sophie Bjerre; ihr 10jähriger Sohn Lukas ist ...
Ich denke, es kann kaum etwas Schlimmeres für Eltern geben, als dass das einzige Kind spurlos verschwindet! In dieser Situation befinden sich Jens und Anne Sophie Bjerre; ihr 10jähriger Sohn Lukas ist nicht auffindbar. Die Suche beginnt in der Nyholm-Schule, wo Lukas zuletzt gesehen wurde.
Neben den Einsatzkräften sind der Lehrerstab sowie besorgte Eltern mit ihren Kindern auf dem Schulhof, als der leitende Kommissar Erik Schäfer eintrifft. Dort trifft er auf seine gute Freundin, Heloise Kaldan, Journalistin, welche zufällig und privat vor Ort ist.
Nach einem irritierenden, beängstigenden Prolog entwickeln sich mehrere Handlungsstränge, welche sich nur gelegentlich überschneiden, so dass Heloise und Erik nicht gemeinsam ermitteln, was ich eigentlich angenommen hatte. Allerdings erhält Kaldan in der Redaktion aufgrund ihrer Verbundenheit zum Kommissar den Auftrag, ihre aktuelle Recherche ruhen zu lassen und im „Fall Lukas“ für Berichte und infolgedessen steigende Quoten zu sorgen.
„Narbenherz“ hat mich direkt an die Hand und mit nach Dänemark genommen. Der Autorin gelingt es, die ProtagonistInnen sowie die Handlungsstränge interessant auszugestalten, dass ich immer weiter voran strebe, um den Täter „zuerst zu finden“. Geschickt werden Spuren gelegt, Personen rücken in den Fokus oder auch in den Hintergrund und ich bekomme die Lösung nicht zu fassen. Hancock verschleiert die Lösung so gut, dass ich im Finale völlig überrascht bin, wie sich das Blatt wendet.
Dieses Buch hat mich sehr gut unterhalten. Es ist jedoch für mich eher ein Kriminalroman denn ein Thriller, da es zwar solide Ermittlungsarbeit, sowohl auf Seiten der Polizei als auch der Presse gibt, aber so richtige Spannung für mich nicht aufkommt. Die Nebenschauplätze, auch im Privatleben der Hauptakteure, bereichern die Handlung und wirken schlüssig.
Dies ist der zweite Fall aus der Feder von Anne Mette Hancock, in dem Heloise und Erik aufeinandertreffen. Dass ich den ersten Band nicht gelesen habe, bereitete mir für das Verständnis evtl. Zusammenhänge keinerlei Schwierigkeiten.
Das Cover gefällt mir sehr gut; hat jedoch für mich keine direkte Verbindung zum Inhalt des Buches.
Lese-Empfehlung für Hobby-Ermittler*Innen in nordischen Gefilden!
Anne Mette Hancock, Narbenherz, Thriller, flexibler Einband, Fischer-Scherz Verlag, 15,0 €, 384 Seiten, Erscheinungstermin 28.07.2021