Ein raffinierter Fälschungs-Schachzug
RochadeDer Roman "Rochade" von Reinhard Tötschinger erscheint im Picus Verlag Wien.
Jan Vermeers berühmtes Gemälde "Die Malkunst" wird Opfer eines Attentats, die Restauration fällt Clemens Hartmann zu, der diese ...
Der Roman "Rochade" von Reinhard Tötschinger erscheint im Picus Verlag Wien.
Jan Vermeers berühmtes Gemälde "Die Malkunst" wird Opfer eines Attentats, die Restauration fällt Clemens Hartmann zu, der diese Aufgabe mit großer Fachkenntnis und sehr gründlich und penibel angeht. Das Kunstwerk galt einst als Lieblingsbild Hitlers und auch der aktuelle Kanzler Österreichs möchte das Gemälde als Aushängeschild seiner Amtsräume für sich gewinnen. Deshalb dringt er auf eine schnelle Restaurierung, was für Hartmann nicht mit dem perfekten Zustand des Bildes zu schaffen ist. Was also tun? Sein Mitarbeiter Hubert und er entwickeln einen raffinierten Plan, als fähige Maler kopieren sie das Gemälde. Nun darf die Kopie nur nicht als Fälschung auffliegen.
Wer sich für Kunst interessiert, für den stellt dieses Buch ein ganz besonderes Vergnügen dar. Mit dem Kunstbezug hat dieser Roman sofort meine Aufmerksamkeit gewonnen, Jan Vermeer gehört zu meinen Lieblingsmalern aus der Zeit des Barock, er kommt im Laufe der Handlung auch selbst zu Wort.
Mit den Vorgängen des Attentats auf das weltberühmte Gemälde Vermeers "Die Malkunst" startet der Roman. Die umfangreichen Schäden des Bildes müssen fachgerecht behoben werden, mit der Aufgabe der Restaurierung wird Professor Clemens Hartmann beauftragt, er geht mit akribischer Sorgfalt und großem Fachwissen an die Arbeit.
Tötschinger lässt uns in Rückblenden historische Zeitgenossen und auch das private Leben des Restaurators kennenlernen und ihm bei seiner Arbeit über die Schulter blicken und damit eintauchen in die Vorgänge der Untersuchung der Schäden und in die Welt der Malerei mit Farbauswahl, Pinselführung und die Geschichte des Gemäldes mit seiner künstlerischen Aussage. Sehr sorgfältig und mit pathologischer Genauigkeit geht Hartmann ans Werk und möchte das Bild auf die qualitativ perfekte Weise wiederherstellen, das ist er diesem Gemälde und seinem Erschaffer einfach schuldig. Seine Gedanken schweifen während der Arbeit ab zu der Nazivergangenheit des Großvaters,
Brisant wird die Handlung als der junge aufstrebende Kanzler sich für das Gemälde interessiert und es schnellstmöglich für sein Kanzlerbüro gewinnen will. Es entsteht ein Gerangel um das Bild, die Forderung nach Restaurierung in Rekordzeit kann Hartmann nicht in der von ihm gewohnten perfekten Weise nachkommen, was der Politiker nicht akzeptieren will und auf einen frühen Termin der Herausgabe besteht. In seiner Not entwickelt Hartmann einen raffnierten Plan, er will dem Kanzler eine Fälschung unterjubeln, die Arbeit am Original möchte er in Ruhe beenden.
Ab wann sind Fälschungen auch Kunst und wie wurde Naziraubkunst betrieben? Diesen Fragen wird im Roman in Gesprächen und Gedanken nachgegangen.
Ein sehr interessanter und gut zu lesender Roman mit Kunstbezug, gesellschaftlicher Kritik und politischen Forderungen, die Fragen am Allgemeinwohl zulassen.