Profilbild von Runenmaedchen

Runenmaedchen

Lesejury Star
offline

Runenmaedchen ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Runenmaedchen über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.09.2021

Die Geschichte ist eine Mischung aus Angst und Hoffnung, erzwungener Selbstständigkeit und verlorener Kindheit.

Uns zusammenhalten.
0

Cover und Klappentext spiegeln den Inhalt des Romans sehr gut wider. Insbesondere die minimalistische Gestaltung gefällt mir unheimlich gut.

Der Roman katapultiert den Leser zunächst zurück in die 90er ...

Cover und Klappentext spiegeln den Inhalt des Romans sehr gut wider. Insbesondere die minimalistische Gestaltung gefällt mir unheimlich gut.

Der Roman katapultiert den Leser zunächst zurück in die 90er Jahre, genauer gesagt beginnt die Geschichte 1997 und reicht schlussendlich mit einem kurzen Kapitel bis ins Jahr 2014.

Es ist die Geschichte zweier Schwestern: Kine und Nico. Sie leben bei ihrer alkoholkranken, tablettenabhängigen und manisch-depressiven Mutter Eleonora/Nora, die vom Vater der Mädchen getrennt lebt. Die vernachlässigten und allein gelassenen Mädchen wissen sich durch Routine und selbst aufgestellten Regeln zu helfen. Zum Beispiel ist jedem Wochentag ein bestimmter Pullover zugeordnet. Die oberste Regel heißt nämlich: n i c h t auffallen. Aber auch ihre Mutter haben sie relativ gut (dem Kindes-/Jugendalter angemessen) durchschaut und diese in „3 verschiedene Mütter“ kategorisiert. Dadurch können die Mädchen, je nachdem welche Mutter „da“ ist, ihr eigenes Verhalten anpassen und auf das Verhalten der Mutter reagieren.

Es wird explizit und äußerst authentisch dargestellt, was es für die Mädchen bedeutet, unter diesen Umständen zu leben. Es ist eine Mischung aus Angst und Hoffnung, erzwungener Selbstständigkeit und verlorener Kindheit. Die Schwestern wünschen sich Geborgenheit und umsorgt zu werden. Stattdessen verbringen sie ihre Zeit alleine im Einkaufszentrum und richten abends im Bett zusammen eine Wohnung mit den Sachen ein, die sie im Einkaufszentrum entdecken. Die Mädchen geben dennoch nicht auf, halten an Träumen und Hoffnung fest. Ein Selbstschutz!
Doch schlussendlich werden sie erwachsen und sind somit in ihrer eigenen von der Vergangenheit geprägten Realität angekommen.

Spannend zu verfolgen ist, wie unterschiedlich sich die beiden Schwestern entwickeln und wie sie zu ihrer Mutter und sich selbst stehen (werden).
Ebenfalls gut dargestellt sind die surrealen Vorstellungen seitens der Mutter über das Verhältnis zu ihren Töchtern. Denn den inneren Konflikt, den die Schwestern schon immer durchstehen mussten, stehen in keinem Verhältnis zu den Erwartungen der Mutter.

Die Worte, die die Autorin Mirthe van Doornik insbesondere in den ersten Kapiteln gefunden hat, sind eindringlich, emphatisch, berührend und echt! Es ist ein Roman, den ich sehr gerne weiterempfehlen kann.

Vielen Dank an den Haymon Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 30.08.2021

Ein gesellschaftskritischer Roman mit einer wichtigen Botschaft

Das Mädchen mit der lauternen Stimme
3

Gestaltung
Für Cover und Titel spricht, dass sie aus dem Originalen übernommen wurden. Perfekt! Ich befürworte es sehr, wenn der Titel durch die Übersetzung nicht geändert wird, schließlich dürfte sich ...

Gestaltung
Für Cover und Titel spricht, dass sie aus dem Originalen übernommen wurden. Perfekt! Ich befürworte es sehr, wenn der Titel durch die Übersetzung nicht geändert wird, schließlich dürfte sich der Autor bzw. die Autorin etwas dabei gedacht haben. Wenn dann auch noch der Sinn des Titel geändert wird, bin ich raus… Deswegen möchte ich das gerne in die Bewertung einbeziehen.

Inhalt
In diesem Roman geht es um die 14-jährige Adunni, die sich nach Bildung sehnt, von ihrem Vater jedoch als Drittfrau an einen Mittfünfziger verkauft wird. Und hier beginnt Adunnis Tortur- ein langer Leidensweg, den sie irgendwie aushält und trotzdem nie die Hoffnung auf Bildung und ein besseres Leben verliert.

Charaktere
Die Protagonistin Adunni habe ich von Beginn an ins Herz geschlossen. Sie wurde von Daré facettenreich genug ausgearbeitet, um sympathisch, liebenswürdig, wissbegierig, hilfsbereit, verantwortungsvoll und interessant genug zu wirken, um den Leser in ihren Bann zu ziehen. Adunni ist ein starkes Mädchen. Vielleicht kommt die Stärke auch teilweise dadurch, dass sie es nicht anders kennt, nicht bestraft, nicht wertgeschätzt, nicht beachtet zu werden. Mag sein, jedoch ruht in ihr auch eine Kämpferin, die ihr eindeutiges Zukunftsbild klar kommunizieren kann und daran fest hält.
Auch die Nebencharaktere sind äußerst markant, viele auch sehr facettenreich gezeichnet worden, was mir richtig gut gefallen hat, denn das ist keine Selbstverständlichkeit. Jeder Charakter in diesem Buch macht Sinn und genau dadurch kann eine Vielfalt von Themen behandelt werden.

Sprache
Der Sprache wird ein besonderer Stellenwert eingeräumt. Adunnis Ausdruck weist anfangs deutliche Fehler auf. Es gibt am Ende des Buches ein Nachwort der Übersetzerin, indem die von ihr gewählte Sprache näher erläutert wird. Adunni spricht immerhin zwei Sprachen ohne ausreichende Schulbildung- und je mehr sie lernt, desto besser wird auch ihr Ausdruck. Die Autorin lässt die Leserschaft an diesem Prozess teilhaben, was sich gewinnbringend auswirkt.

Erzählweise
Und nebst dieser Entwicklung hat Daré mich auch auf anderen Ebenen überzeugt.
Insbesondere auch, weil sie mit Leichtigkeit Beschreibungen der Umgebung, sowie z.B. Politik, Kultur, Kulinarik und Historie einfließen lässt. Außerdem passt die gewählte Erzählperspektive des Ich-Erzählers perfekt, sie macht Adunni nahbar und lässt die Geschichte intensiv nachhallen.

Fazit
Es ist ein gesellschaftskritischer Roman mit einer wichtigen Botschaft, der mich vollkommen überzeugt hat. Er zeigt einige Missstände Nigerias auf und ich finde es sehr wichtig, darüber zu sprechen. Denn es ist ja nicht nur in Nigeria so. Alleine schon die „moderne“ Sklaverei ist in etlichen Ländern ein brandaktuelles Thema. Und neben der Vielzahl an Unterdrückungen, den Misshandlungen und Vergewaltigungen gibt es so tolle Menschen, die Mädchen wie Adunni Kraft geben. Sehr schön beschrieben! Dieser Roman zählt zu meinen wenigen Highlights dieses Jahres!

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Thema
Veröffentlicht am 13.08.2021

Klare Leseempfehlung!

Ein erhabenes Königreich
0

In diesem Roman geht es um die introvertierte Gifty, ihren Lebensweg und die Gratwanderung zwischen Religion und Wissenschaft: Denn sie wuchs (tief) gläubig auf, hat sich aber dennoch der Neurowissenschaft ...

In diesem Roman geht es um die introvertierte Gifty, ihren Lebensweg und die Gratwanderung zwischen Religion und Wissenschaft: Denn sie wuchs (tief) gläubig auf, hat sich aber dennoch der Neurowissenschaft verschrieben. Warum Gifty die Religion hinterfragt hat und genau diesen Lebensweg eingeschlagen hat, wird durch Rückblicke auf ihre Kindheit und ihre frühe Jugend anschaulich erläutert. Ihre Entscheidungen und berufliche Motivation sind nämlich stark durch ihre Familie geprägt worden. Diese Rückblicke bzw. Gedankengänge werden durch Giftys Mutter ausgelöst, die erneut in eine schwerwiegende Depression abgerutscht ist und deshalb vorübergehend bei Gifty wohnt.

Die Autorin Yaa Gyasi erzählt die Geschichte aus der Ich-Perspektive der Protagonistin Gifty. Durch diesen Blickwinkel können wir LeserInnen tief in die Gedankenwelt Giftys eintauchen, wenn auch nur langsam. Aber gerade das macht es sehr interessant und es wirkt sich schlussendlich gewinnbringend aus. Giftys Gedanken sind intensiv und reflektiert beschrieben worden, sie ficht zudem einen ständigen, kleinen Kampf zwischen Wissenschaft und Religion aus, sowohl in ihren Rückblicken als auch in ihren gegenwärtigen gedanklichen Monologen.

Insgesamt betrachtet finde ich es sehr spannend, dass die Autorin viele komplexe Themen in Giftys Gedankenwelt eingearbeitet hat. Gyasi behandelte diese Themen nicht akribisch bis zum Ende. Vielmehr sind es Denkanstöße, die die Autorin der Leserschaft vermittelt.

Yaa Gyasis Schreibstil hat in mich des Öfteren tief berührt. Sie lässt Giftys Gedankengängen vollkommen natürlich und ganz selbstverständlich wirken. Ich habe es genossen, Gyasis Worten zu folgen.

Ich fühlte mich gut unterhalten und mag Gyasis Erzählweise, weil sie Vieles anspricht und es der Leserschaft überlässt, sich eigene Gedanken zu machen. Klare Leseempfehlung!


——————
Yaa Gyasis Buch “Heimkehren“ habe ich mir übrigens auch schon bestellt. Freu mich drauf!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 02.08.2021

Abenteuerlich erzählt

Flüsterwald - Das Abenteuer beginnt (Flüsterwald, Staffel I, Bd. 1)
0

Der Autor Andreas Suchanek überzeugt mit diesem Abenteuerroman auf allen Linien. Er hat eine fantastische Welt aufgebaut, die es zu erkunden gibt, interessante Charaktere und Figuren erschaffen, die es ...

Der Autor Andreas Suchanek überzeugt mit diesem Abenteuerroman auf allen Linien. Er hat eine fantastische Welt aufgebaut, die es zu erkunden gibt, interessante Charaktere und Figuren erschaffen, die es kennenzulernen gilt und vor allem hat er ein Gespür für Situationskomik, über die nicht nur Kinder lachen können. Es würde mich stark wundern, wenn in den jungen LeserInnen kein Abenteuergeist geweckt würde!

Aber worum geht es überhaupt? Zu Beginn lernen wir den Protagonisten Lukas und seine Familie kennen. Lukas ist weniger gut drauf. Sie ziehen gerade in eine andere Stadt, seine kleine Schwester ist nervig und zu allem Überfluss wird sein Vater in Lukas‘ neuer Schule unterrichten. Doch dann ändert sich alles für ihn, denn er entdeckt ein koboldartiges Wesen, dass er verfolgt und schlussendlich in einer für ihn neuen, fantastischen Welt landet. Das Abenteuer beginnt…

Das Cover ist sehr kreativ gestaltet worden, es bekommt durch die Farbauswahl einen leicht schaurigen Charakter.

Die Erzählweise des Autors habe ich bereits oben gelobt. Sie ist fesselnd, abenteuerlich und setzt die Figuren perfekt in Szene.

Ich habe übrigens das Hörbuch gehört. Da es hier noch nicht aufgeführt ist, hefte ich meine Rezension ans Buch.

Das Hörbuch wurde von Timo Weisschnur eingesprochen. Es ist angenehm seiner Stimme zu folgen, er unterstützt die Figuren sprachlich sehr gut und verleiht mit seiner Stimmfarbe jeder Figur etwas Besonderes. Ich kenne den Sprecher bereits aus anderen Hörbüchern und finde seine (professionelle) Arbeit hier tatsächlich am Besten.

Es gibt mittlerweile schon Fortsetzungen. Ich vermute, dass diese Fortsetzungen unheimlich viel Potenzial mit sich bringen. Denn ich kann mir bei dieser Geschichte kaum vorstellen, dass dem Autoren die Fantasie ausgegangen ist.

Ich kann dieses Hörbuch empfehlen!

Herzlichen Dank an den Leonine Audio Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars in Form einer Audiodatei.

Und eine Anmerkung am Rande, die für die Geschichte spricht: Das Buch erscheint bereits in der 5. Auflage!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 29.07.2021

Wahrlich ein Hörgenuss!

Das Dschungelbuch
0

Wer kennt es nicht? In irgendeiner Fassung kennt es (fast) jeder: Das Dschungelbuch von Rudyard Kipling. Von daher brauche ich zur Story nichts schreiben.

Ich möchte mich viel lieber auf Christian Brückner ...

Wer kennt es nicht? In irgendeiner Fassung kennt es (fast) jeder: Das Dschungelbuch von Rudyard Kipling. Von daher brauche ich zur Story nichts schreiben.

Ich möchte mich viel lieber auf Christian Brückner und das wilde Jazzorchester konzentrieren. Denn er und sein Team sind während der andauernden Pandemie kreativ geworden und dieses Hörbuch ist das Resultat. Ich bin begeistert von dem Ergebnis und sind wir mal ehrlich, der Part Kultur ist einer der Bereiche, der es sehr schwer hat/hatte. Und so können wir Zuhörer dankenswerterweise in den Genuss von Kultur kommen, auch wenn es live bestimmt mehr Gänsehaut verursachen dürfte.

Eingelesen wurde das 1:16 Std. lange Hörbuch von Christian Brückner, der deutschen Synchronstimme Robert De Niros. Begleitet wird er von einem (wie ich herausgefunden habe) 11-köpfigen Orchester:

- Christian Brückner, Sprecher
- Rüdiger Ruppert, Drummer
- Sebastian Krol, Posaunist
- Martin Auer, Jazztrompeter und Komponist der Dschungelmusik
- Karola Elßner – Duduk, Bass-Saxofon, Altflöte, Bassklarinette
- Kai Brückner - Gitarren, Tambura, Sarod
- Monia Rizkallah - Violine 1
- Anna Matz - Violine 2
- Leslie Riva-Ruppert - Violoncello
- Julius Peter Nitsch - Kontrabass
- Björn Matthiessen - Marimbafon, Percussion
- Sebastian Trimolt – Gongs, Glockenspiel, Percussion

Jede Figur aus dem Dschungelbuch wird bei oder vor ihrem Auftritt musikalisch begleitet und zwar mit ihrer eigenen, durchdachten Tonfolge respektive einem zugewiesenen Instrument. Wer „Peter und der Wolf“ kennt, weiß, was ich meine!

Ich höre in meiner Freizeit zumeist Jazz und Klassik. Kombiniert mit einer solchen Geschichte wie „Das Dschungelbuch“ war es für mich also das perfekte Hörerlebnis. Ich würde dieses Hörbuch jedoch auch LeserInnen empfehlen, die zwar mit der Musik wenig anfangen können, dafür aber gerne in Geschichten eintauchen. Denn das kann man sehr gut, die Musik untermalt die Geschichte zusätzlich.

Ich danke Sauerländer Audio für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars in Form einer Audiodatei.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere