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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.08.2021

Fulminantes und kraftvolles Debüt!

Der Verdacht
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Auf den ersten 50 Seiten musste ich mich ein wenig an den Stil gewöhnen. Denn der Roman ist als eine Art Brief der Ich-Erzählerin Blythe an ihren Mann verfasst. Dadurch spricht sie ihn in der Du-Form an ...

Auf den ersten 50 Seiten musste ich mich ein wenig an den Stil gewöhnen. Denn der Roman ist als eine Art Brief der Ich-Erzählerin Blythe an ihren Mann verfasst. Dadurch spricht sie ihn in der Du-Form an – eine im Präteritum selten genutzte Form. Das liest sich anfangs sehr ungewohnt, aber wenn man erst einmal in die Geschichte gefunden hat, ist diese besondere Form schnell vergessen.

Denn Ashley Audrain serviert ihren Lesern hier eine kraftvolle, emotional aufwühlende Geschichte mit einem großen Tabuthema. Es ist ein Familiendrama über drei Generationen hinweg, es geht um Mutterschaft und die Unzulänglichkeiten als Mutter. Psychische Probleme und um Partnerschaften im Alltagstrott werden angesprochen. Die Probleme einer traditionellen Familie, in der der Vater der Geldverdiener ist und die Frau als Hausfrau und Mutter in ihre Rolle gezwungen wird, rücken ebenfalls in den Fokus. Und letztlich geht es auch um die Frage, ob ein Kind von Natur aus bösartig sein kann oder diese Bösartigkeit nur durch Erziehung und Erfahrung entsteht.

Es sind schwierige Themen, die Audrain in ihrem Roman bespricht. Aber sie setzt jedes einzelne davon sensibel, behutsam und ohne erhobenen Zeigefinger um. Dabei liest sich das Drama beinahe so spannend wie ein Thriller: Nicht nur Blythes Leben wird unter die Lupe genommen, es gibt auch immer wieder Rückblicke in Cecilias und Ettas Leben. Unbarmherzig werden die Verfehlungen dieser drei Mütter aufgezeigt, und gleichzeitig deutet Audrain Erklärungen und Begründungen an.

Und über allem steht diese toxische Mutter-Tochter-Beziehung zwischen Blythe und Violet, erzählt in einem wunderbar fesselnden, leichten Stil, der in krassem Kontrast zu den schwierigen Themen steht. Es ist faszinierend, wie die Figuren psychologisch durchleuchtet werden – dem Roman geht es weniger darum, Schuldige zu finden, sondern Verhaltensmuster aufzuzeigen, die einen Sog entwickeln und aus denen man sich nur schwer lösen kann.

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Veröffentlicht am 14.08.2021

Der Beginn einer großartigen Reihe

Die Farben der Magie
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„Die Farben der Magie“ entführt seine Leser in eine seltsame, groteske, schräge Fantasywelt, die für mich bis heute unerreicht ist. All die Ideen, die vor Kreativität nur so sprühen, sind erstaunlich. ...

„Die Farben der Magie“ entführt seine Leser in eine seltsame, groteske, schräge Fantasywelt, die für mich bis heute unerreicht ist. All die Ideen, die vor Kreativität nur so sprühen, sind erstaunlich. Da gibt es den Tod, der nur in Großbuchstaben spricht – den Roman „Gevatter Tod“ habe ich hier auf dem Blog schon vorgestellt –, die Struktur der Scheibenwelt, die Götter, die einzelnen Charaktere …

Vielleicht braucht es beim ersten Lesen eines Scheibenwelt-Romans ein bisschen, bis man sich in dieser außergewöhnlichen Welt zurechtgefunden hat. Aber dann wird man ziemlich schnell eingefangen von dem lockerflockigen Schreibstil und von dem Humor, der aus einem guten Buch ein richtiges Leseerlebnis macht. Was soll ich sagen: Als ich bei einem meiner letzten Vor-Corona-Urlaube „Die Farben der Magie“ am Strand las (zum wiederholten Mal übrigens), musste ich mehrfach so laut loslachen, dass die Leute ringsum schon geguckt haben, was mit der Verrückten los ist …

Mit Rincewind gibt es eine Hauptfigur, die in zahlreichen anderen Scheibenwelt-Romanen auftaucht und die man einfach nur ins Herz schließen kann. Ein feiger, unsicherer, mürrischer Zauberer ohne Talent, der regelmäßig Selbstgespräche führt und mehr Glück als Verstand hat … So eine Figur kann man doch nur mögen! Und auch die anderen Charaktere glänzen mit verschrobenen Eigenschaften en masse. Dabei gelingt es Pratchett immer wieder, charmante kleine Seitenhiebe auf unsere Gesellschaft zu verteilen, in anderen Scheibenwelt-Romanen sogar noch deutlicher.

Eine kleine Vorwarnung: Zusammen mit dem zweiten Band der Reihe, „Das Licht der Fantasie“, bildet dieser Roman eine fortlaufende Geschichte. Ihr solltet also sicherstellen, dass ihr den zweiten Band griffbereit habt, damit ihr direkt weiterlesen könnt. Denn „Die Farben der Magie“ endet mitten in der Geschichte, also mit einem Cliffhanger.

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Veröffentlicht am 13.08.2021

Wunderbare „Verbuchung“

Das Labyrinth des Fauns
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Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Gleich vorweg: Die „Verbuchung“ des Films hat wunderbar funktioniert! Cornelia Funke erzählt ein dunkles Märchen für Erwachsene, das noch eine ganze Weile nachhallt.

Vor ...

Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Gleich vorweg: Die „Verbuchung“ des Films hat wunderbar funktioniert! Cornelia Funke erzählt ein dunkles Märchen für Erwachsene, das noch eine ganze Weile nachhallt.

Vor dem Lesen habe ich einige Kritiken gelesen, die sich darüber empört haben, der Roman sei angeblich zu brutal. Und da muss ich ganz klar sagen: Leute, informiert euch vorher! Nur weil Cornelia Funke für ihre fantastischen Kinder- und Jugendbücher bekannt ist, muss doch nicht jedes ihrer Bücher für jüngere Leser geeignet sein.

Denn wenn „Das Labyrinth des Fauns“ eines ist, dann definitiv ein Buch für Erwachsene. Sowohl der Hintergrund des Spanischen Bürgerkriegs als auch die Melancholie, die in nahezu jeder Szene spürbar ist, sprechen eine deutliche Sprache. Apropos Sprache! Was Cornelia Funke hier zaubert, ist einfach bewundernswert. In einem poetischen, sehr bildhaften Stil zieht sie ihre Leser unweigerlich in diese Geschichte.

Auf eine ganz bittersüße Weise hofft und fiebert man auf dem Weg der jungen, naiven Ofelia mit. Einzelne Kapitel erzählen jeweils ein Märchen, die alle irgendwie mit der Haupthandlung verwoben sind. Und diese Mischung aus bitterer, grausamer Realität und wundersamem, manchmal auch grausamem Fantasiereich, die auch im Film perfekt funktioniert, ist wie geschaffen für einen Roman.

Und als wäre der Inhalt nicht schon bezaubernd genug, setzt die Aufmachung noch einen drauf. Das Cover ist wunderschön, selbst ohne den Schutzumschlag, und atmosphärische Illustrationen bebildern hier und da die Geschichte.

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Veröffentlicht am 10.08.2021

Horrorkost vom Feinsten

Bird Box - Schließe deine Augen
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Wow. Einfach nur wow! Vielleicht lag es an meinen niedrigen Erwartungen, aber ich war von „Bird Box“ hin und weg. Die ersten 30 Seiten musste ich mich noch in dieser Welt zurechtfinden, in die man ohne ...

Wow. Einfach nur wow! Vielleicht lag es an meinen niedrigen Erwartungen, aber ich war von „Bird Box“ hin und weg. Die ersten 30 Seiten musste ich mich noch in dieser Welt zurechtfinden, in die man ohne lange Vorreden geworfen wird, aber dann! Josh Malerman kreiert ein unfassbar großartiges Szenario. Denn wie lässt sich eine Welt, in der man nichts sehen darf, besser als mit Sprache ausdrücken?

Die Geschichte wird auf zwei Zeitebenen erzählt. Zum einen begleitet man Malorie mit ihren Kindern auf der gefährlichen Reise in eine hoffnungsvolle, aber möglicherweise gefährliche Zukunft. Und zum anderen erfährt man, was zuvor passiert ist und wie Malorie an den Punkt kommt, an dem sie nun ist.

Beide Ebenen sind durchgängig spannend und machen den Roman zu einem absoluten Pageturner. Dazu trägt auch Malermans schnörkelloser Stil bei, der sich auf das Wesentliche konzentriert und einen total mitreißt. Diese namenlose, nicht sichtbare Bedrohung ist allgegenwärtig und verursacht durchgehendes Gänsehaut-Gefühl. Dabei ist es aber weniger wichtig, wer oder was diese Bedrohung nun ist, sondern vielmehr, wie die Menschen damit umgehen – oder wie sie daran scheitern.

Ich habe schon lange keinen Roman mehr gelesen, der mir von Anfang bis Ende ein so unwohles Gefühl beschert hat. Chapeau!

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Veröffentlicht am 07.08.2021

Ein Muss für jeden Horrorfan

Die Saat
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„Die Saat“ musste nicht viel anstellen, um mich zu überzeugen. Schon nach den ersten paar Seiten war ich vollkommen drin: in der Atmosphäre, in der Story, in diesem unheilvollen Gefühl kurz vor einer riesigen ...

„Die Saat“ musste nicht viel anstellen, um mich zu überzeugen. Schon nach den ersten paar Seiten war ich vollkommen drin: in der Atmosphäre, in der Story, in diesem unheilvollen Gefühl kurz vor einer riesigen Katastrophe. Selten habe ich ein Buch in so kurzer Zeit zu Ende gelesen, selten habe ich die Fortsetzung so ungeduldig herbeigesehnt. Und selten kann ich mich an so viele Details eines Romans auch nach Jahren noch so gut erinnern wie bei „Die Saat“.

Denn Guillermo del Toro, den viele eher als Regisseur von Filmen wie „Pans Labyrinth“ oder „Hellboy“ kennen, und sein Mitautor Chuck Hogan, seines Zeichens Schriftsteller und Drehbuchautor, eröffnen „Die Saat“ so dermaßen mitreißend, spannend und unheimlich, dass beinahe kein Weg daran vorbeiführt, die ersten 200 Seiten in einem Rutsch zu lesen.

Es kommt nicht von ungefähr, dass beide Autoren in Hollywood arbeiten, denn die Szenen des Romans werden geschildert, als sehe man einen Film. Und zwar einen ziemlich spannenden. Und einen teilweise verdammt gruseligen. Toll! Dabei lebt die Handlung vor allem von der schaurigen Atmosphäre. Horrorfans werden schnell ahnen, wo der Hase lang läuft, aber das ändert nichts daran, dass den Autoren hier ein großartiger Roman gelungen ist.

Dabei können auch die Charaktere überzeugen, die – allen voran Ephraim Goodweather – sympathisch und glaubwürdig gezeichnet sind. Man fiebert atemlos mit ihnen mit und fragt sich insgeheim, ob und wann der Erste der dunklen Bedrohung erliegen wird.

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