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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 06.08.2021

Der Star ist das Opfer

Ich bin nicht tot
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Auf den ersten 200 Seiten war ich hin und weg von der großartigen Idee, die Protagonistin, mit der ein Roman bekanntlich steht und fällt, als Opfer eines grauenvollen Verbrechens zu zeigen. Jude muss neu ...

Auf den ersten 200 Seiten war ich hin und weg von der großartigen Idee, die Protagonistin, mit der ein Roman bekanntlich steht und fällt, als Opfer eines grauenvollen Verbrechens zu zeigen. Jude muss neu lernen, ihren Alltag zu bestreiten, muss mit Ängsten und Erinnerungen kämpfen.

Darin liegt auch die größte Stärke des Thrillers: Jude in ihrem neuen alten Leben zu begleiten, das sich anders anfühlt und in dem sie keinen Platz mehr zu finden scheint. Ob die schwierige Beziehung zu ihrer Familie, das Wiedersehen mit ihrem Ex oder die Wiederaufnahme ihrer Arbeit, Jude muss an allen Fronten mit ihrem Trauma kämpfen.

Bei dem Fall, mit dem sie und ihr neuer Partner Uriah Ashby betraut werden, sieht es anders aus. Die Morde, die die beiden Detectives aufdecken müssen, nehmen nie richtig Fahrt auf, wirken zu konstruiert und wollen keine richtige Spannung aufkommen lassen. Weder sind die Handlungen des Killers noch der Fortlauf der Handlung stets nachvollziehbar. Da kann “Ich bin nicht tot” nicht mit den großen Vertretern des Genres mithalten.

Hinzu kommt, dass im Grunde Jude und ihre Geschichte der Star des Thrillers sind; in diesen besonderen Momenten, wenn Jude allein ist und mit sich um jede alltägliche Handlung kämpfen muss oder Menschen aus ihrem persönlichen Umfeld begegnet, ist der Roman richtig gut. Der Rest wirkt eher wie schmückendes Beiwerk. Und ich persönlich empfand die überraschende Wendung am Schluss als zu gewollt.

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Veröffentlicht am 16.08.2021

Tolle Idee mit viel Leerlauf

Mitten in der Nacht
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Liebesromane waren noch nie so mein Ding. Trotzdem versuche ich mich hin und wieder an einem – ihr kennt ja den Spruch mit dem blinden Huhn … Eine Büchernärrin empfahl mir, etwas von J.D. Robb zu lesen, ...

Liebesromane waren noch nie so mein Ding. Trotzdem versuche ich mich hin und wieder an einem – ihr kennt ja den Spruch mit dem blinden Huhn … Eine Büchernärrin empfahl mir, etwas von J.D. Robb zu lesen, das ist ein Pseudonym der bekannten Autorin Nora Roberts. Die Bücher unter Pseudonym seien besser. Trotzdem griff ich erst mal zu einem Roman unter ihrem eigenen Namen, nämlich zu „Mitten in der Nacht“.

Hätte ich geahnt, dass Roberts unter ihrem Pseudonym J.D. Robb in die Krimirichtung geht, hätte ich wohl auf meine Bekannte gehört und „Mitten in der Nacht“ nicht gelesen. Andererseits schnuppere ich immer mal wieder gerne in Genres, die sonst nicht so mein Fall sind. Manchmal ändert sich der eigene Geschmack ja auch. Und die Thematik mit dem „Geisterhaus“ und einer dunklen Vergangenheit hat mich ziemlich neugierig gemacht.

Aber es passiert einfach nichts. Nichts! Einige der aufregendsten Ereignisse sind der Besuch von Angelinas zwielichtiger Mutter und der Kauf einer antiken Uhr, die mit dem Haus in Verbindung steht. Nicht zu vergessen die Einkäufe, die Declan für sein neues Zuhause tätigt. Oder die Renovierungsarbeiten, die er durchführt. Nicht zu vergessen die zwei, drei erotischen Szenen zwischen Declan und Angelina. Aber ganz ehrlich? Kaum eins dieser Ereignisse ist spannend oder bringt tatsächlich neuen Verve in die Story.

Und gerade das, worauf ich mich am meisten gefreut hatte, wurde zwar ständig erwähnt, aber völlig ohne jede Spannung abgenudelt. Das schreckliche Verbrechen, das sich einst in Manet Hall ereignet hatte, wird gleich im ersten Kapitel verraten. Es folgen ein paar Spukhaus-typische Szenen mit zuschlagenden Türen und ähnlichem, Schlafwandlereien und ausufernde Diskussionen über das Thema – aber aufregend ist anders.

Wären da nicht die Dialoge, ich weiß nicht, ob ich nicht sogar abgebrochen hätte. Denn wenn mir etwas an „Mitten in der Nacht“ gut gefallen hat, waren es die Dialoge, egal ob zwischen Declan und Angelina, Declan und seinem besten Freund Remy oder zwischen anderen Charakteren. Authentisch, unterhaltsam und mit einem Spritzer Humor unterhalten sich die Figuren in Roberts’ Roman. Es fallen so gut wie keine platten Phrasen und die Charaktere bekommen dadurch eine Tiefe, die ich nicht erwartet hätte.

Und auch die Liebesgeschichte zwischen Declan und Angelina ist in Ordnung. Auch wenn Declan viel zu perfekt beschrieben wird (gutaussehend, reich, intelligent, charmant, tiefgründig und was weiß ich noch alles, ganz abgesehen davon, dass er große Teile des Hauses problemlos selbst renovieren kann), war mir Angelina ziemlich sympathisch. Sie hat Temperament und ihren eigenen Kopf.

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Veröffentlicht am 14.08.2021

Nicht mein Fall

Bollywood
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Nee, das war so gar nicht meins. Ich bin sowieso kein Bollywood-Fan und habe keinen Bezug zu dieser indischen Filmfabrik. Es hat mir nicht völlig widerstrebt, den Roman zu lesen (wie das ja oft mit Schul- ...

Nee, das war so gar nicht meins. Ich bin sowieso kein Bollywood-Fan und habe keinen Bezug zu dieser indischen Filmfabrik. Es hat mir nicht völlig widerstrebt, den Roman zu lesen (wie das ja oft mit Schul- und Uniliteratur so ist), aber gepackt hat er mich auch nicht.

Das Buch zeigt viele Elemente, die perfekt zum Filmgenre passen. So ist das Inhaltsverzeichnis zum Beispiel in Drehbuchform verfasst, es gibt Kolumnen einer Filmreporterin und Redewendungen, die man aus der Filmsprache kennt, wie „Du hast mich aus deinem Drehbuch gestrichen“ oder „hat dir jemand einen falschen Text gegeben“. Auch das Thema selbst – Ashoks Aufstieg zum Bollywood-Star – und seine Zeit am Filmset zeigen tolle Verknüpfungen von Literatur und Film.

Darüber hinaus konnte ich dem Roman aber kaum etwas abgewinnen. Ashok ist ein selbstverliebter Mistkerl, der sich selbst als Hauptdarsteller seines Lebens sieht, in dem sich alles, aber auch wirklich alles um ihn drehen muss. Auch keiner der anderen Charaktere kann in irgendeiner Weise Sympathie erzeugen.

Und die Erzählweise – Ashok erzählt in der Ich-Form, andere Figuren erzählen in der Du-Form an Ashok gewandt – mag kreativ sein. Ich konnte mich aber nicht damit anfreunden. Es ließ mich einfach vollkommen kalt, was passiert, und das ist immer ein sehr schlechtes Zeichen. Hinzu kommt eine Art von Tragikomik, der eher anstrengend als witzig ist.

Kleiner Funfact am Rande: Shashi Tharoor, der zu Indiens bedeutendsten Autoren der Gegenwart zählt, ist genau wie sein Protagonist in die Politik gegangen. Allerdings ist der Inder auch vor seiner Schriftstellerkarriere als Jurist und Diplomat tätig gewesen.

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Veröffentlicht am 13.08.2021

Zu beliebig und seicht

Begierde des Blutes
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Klar, wenn ich Sex und Erotik in einem Roman möchte, brauche ich nicht auch noch eine tiefgründige Story und komplexe Charaktere. Dafür gibt es andere Bücher, oder?

Aber ja, doch, ehrlich gesagt hätte ...

Klar, wenn ich Sex und Erotik in einem Roman möchte, brauche ich nicht auch noch eine tiefgründige Story und komplexe Charaktere. Dafür gibt es andere Bücher, oder?

Aber ja, doch, ehrlich gesagt hätte ich gern alles: Erotik, Story und Charaktere. Ersteres liefert mir „Begierde des Blutes“ zur Genüge: Die Erotikszenen kommen häufig vor und sind abwechslungsreich, zudem sind sie nicht zu platt beschrieben. Dabei sind die Szenen eher deftig als unterschwellig erotisch – der eine oder andere wird das vielleicht als zu plakativ empfinden, für mich persönlich war es okay.

Bei den zwei anderen Punkten sieht das ein bisschen anders aus. Die Story ist in Ordnung, schöpft allerdings ihr Potenzial nicht aus. Der Stil ist recht seicht, was aber gut passt – in einem Erotikroman braucht es keine hochliterarische Ausdrucksweise. Nur stört es ein bisschen, dass ein jahrhundertealtes Tagebuch in genau dem gleichen Stil gestaltet ist wie der übrige Text. Da hätte man mehr Sorgfalt an den Tag legen können.

Die Charaktere konnten mich aber so gar nicht überzeugen. Das fängt schon bei Tamara an; sie wird zwar als tough und stark beschrieben, aber letztlich ist sie die meiste Zeit verunsichert, von Zweifeln geplagt und bei Dorian sogar unterwürfig. Das will nicht recht passen. Zudem verliert sie sich immer wieder in seitenlangen Reflexionen, die aber so gar keine neuen Erkenntnisse liefern. Umgekehrt ist es bei Sophie, die eigentlich jung und unschuldig dargestellt wird, sich aber gänzlich anders verhält. Und Dorian? Hey, Vampire sollten doch ein bisschen mehr sein als erotische Spielzeuge!

Fazit: Die Erotikszenen haben es in sich und sind deftig, wie man es im Genre erwartet. Man sollte meinen, das müsste für einen Erotikroman doch reichen. Aber bei dem Potenzial, das das Thema geboten hat, hinkt die Umsetzung etwas hinterher. Die ästhetischen Vampire werden hier relativ beliebig und seicht beschrieben und deshalb bleibt „Begierde des Blutes“ weit unter seinen Möglichkeiten.

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Veröffentlicht am 07.08.2021

Schöne Idee schwach umgesetzt

Gefährten des Zwielichts
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Die Idee, die klassischen Fantasy-Konventionen mal umzudrehen und die Bösewichte zu den „Helden“ des Romans zu machen, ist eigentlich klasse und bietet wahnsinnig viele Möglichkeiten. Der Leser begleitet ...

Die Idee, die klassischen Fantasy-Konventionen mal umzudrehen und die Bösewichte zu den „Helden“ des Romans zu machen, ist eigentlich klasse und bietet wahnsinnig viele Möglichkeiten. Der Leser begleitet die bunt zusammengewürfelte Truppe aus Bösewichten und Fieslingen auf ihrer gefahrvollen Mission. Diese führt sie mitten durch die Länder der „Guten“ – durch die umgekehrte Perspektive also in diesem Fall die „Bösen“.

Leider wird viel zu wenig aus diesem tollen Ansatz gemacht. Vor allem die Gnome sind zu nett und sympathisch, um zu überzeugen, und auch die übrigen Charaktere zeigen nur selten, dass sie fiese, blutrünstige Bösewichte sind. Da fehlt es dann einfach an Glaubwürdigkeit.

Dass dem geneigten Fantasyleser viele Versatzstücke aus anderen Romanen (Tolkien lässt grüßen!) bekannt vorkommen, ist noch nicht schlimm. Aus bekannten Elementen etwas Neues zu formen oder diese ironisch zu betrachten, kann ja sehr spaßig sein. Aber dafür fehlt es an der richtigen Portion Humor. Zu simpel, zu platt, zu wenig selbstironisch.

Auch die Charaktere können das Ganze nicht retten. Hey, wir haben es hier mit einer Gruppe von Nachtalben, Goblins, Trollen usw. zu tun! Da darf es ruhig wesentlich deftiger zugehen. Hinzu kommen flache Dialoge zwischen den Figuren. Was Lohmann allerdings gelingt, ist die sprachliche Ausarbeitung: Stilistisch gibt es nichts zu meckern, vor allem die Beschreibungen machen die Welt lebendig.

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