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Veröffentlicht am 23.10.2021

Ein subtiler Thriller mit Sogwirkung

Wer das Feuer entfacht - Keine Tat ist je vergessen
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Auf einem Londoner Hausboot wird die Leiche eines jungen Mannes gefunden, der brutal ermordet worden ist. Erste Ermittlungen führen die Kriminalbeamten zu Laura, die sich nach einem One-Night-Stand mit ...

Auf einem Londoner Hausboot wird die Leiche eines jungen Mannes gefunden, der brutal ermordet worden ist. Erste Ermittlungen führen die Kriminalbeamten zu Laura, die sich nach einem One-Night-Stand mit dem Toten gestritten hat. Doch nicht nur sie steht unter Verdacht, etwas mit dem Mord zu tun zu haben. Auch eine neugierige Nachbarin und die Tante des Opfers geraten schnell in das Visier der Ermittler, da jede von ihnen in der Nähe war. Und während eine Lüge nach der anderen enttarnt werden kann, nimmt ein verhängnisvoller Rachefeldzug seinen Lauf.

„Wer das Feuer entfacht – Keine Tat ist je vergessen“ ist ein subtiler Thriller, der von Britta Steffenhagen mit viel Gespür für drei völlig unterschiedlichen und der Tat verdächtigen Frauen gelesen wird. Da ist zum einen Laura, die ihren Teilzeitjob in einem Waschsalon kurz nach dem Mord verliert und deren sperrige und labile Art gut nachvollziehbar zum Ausdruck kommt. Zum anderen lernt der Hörer Miriam kennen, eine gut betagte Nachbarin, die regelmäßig beobachtet, was um sie herum geschieht. Und zu guter Letzt spielt die Tante des Toten eine Rolle, die von Beginn an undurchsichtig erscheint und vor kurzem erst, einen weiteren Angehörigen verloren hat.

Die Handlung wird durch ein geschickt gestricktes Geflecht aus Geheimnissen, vergangenem Unrecht und dem Wunsch nach Vergeltung geprägt und birgt eine ganze Reihe an Motiven und Verdachtsmomenten in sich. Dadurch bewegt sich die Spannung auf einem guten Level, weil immer wieder etwas Neues geschieht, mal die eine und mal die andere Person verdächtigt wird und die Ermittlungen Unerwartetes offenbaren. Zudem kochen die Emotionen hoch und gefährliche Momente gibt es auch. Ein gut durchdachter Plot, der tief in das schicksalhafte Leben aller Beteiligten blicken lässt und bis zum Schluss die Identität des Mörders nicht verrät.

Fazit und Bewertung:
Ein subtiler Thriller mit Sogwirkung und einem Verdächtigentrio, das sich nicht gerne in die Karten blicken lässt.

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Veröffentlicht am 16.10.2021

Eine amüsante, aber auch kritische Betrachtung unseres pandemiegeprägten Alltags

Die Wellenreiter
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Im ersten Coronaherbst ging es Wladimir noch gut. Seine Lesereisen fanden mit Maske, Desinfektionsmittel und Abstand statt. Gefährdeten Städte schaffte er, zu verlassen, bevor sie zum Risikogebiet erklärt ...

Im ersten Coronaherbst ging es Wladimir noch gut. Seine Lesereisen fanden mit Maske, Desinfektionsmittel und Abstand statt. Gefährdeten Städte schaffte er, zu verlassen, bevor sie zum Risikogebiet erklärt worden sind. Und die ihm drohende Quarantäne bezwang er mühelos. Doch irgendwann war auch seine Glückssträhne vorbei. Plötzlich schaute Wladimir vom heimischen Wohnzimmer zu, wie der Kampf gegen die unsichtbare Virenbedrohung immer verrückter wurde und das ganze Land in einen kontaktarmen Winterschlaf verfiel.

Bereits in der „verlorene Sommer“ hat Wladimir Kaminer den Alltag der Coronauten beschrieben und ist dabei mit viel Witz und Herz zu Werke gegangen. Diesmal setzt er noch eine Schippe drauf und berichtet von Infektionszahlen und Hygienekonzepten, von Impfpriorisierungen und Anwesenheitsdokumentation. Und wie es ist, nicht mehr niesen zu dürfen, ohne gleich ein Aussätziger zu sein. Ein Kampf wie David gegen Goliath. Nur, dass neben einst gut funktionierenden Familien auch ganze Brachen in den Ruin getrieben werden, in der Hoffnung, den unsichtbaren Feind besiegen zu können.

Mit einer guten Beobachtungsgabe, dem Gespür für erzählenswerte Details und einer ordentlichen Portion Humor gelingt es Wladimir Kaminer, die Änderungen in unserem pandemiegeprägten Leben so darzustellen, dass sich jeder in seinen Geschichten wiederfindet. Sei es als Hypochonder, der sämtliche Coronasymptome durchlebt, in der heimischen Küche bei Homeoffice und Onlineunterricht oder in der Rolle des folgsamen Bürgers, der in der Öffentlichkeit brav den rot markierten Pfeilen folgt.

Fazit und Bewertung:
„Die Wellenreiter: Geschichten aus dem neuen Deutschland“ ist eine amüsante, aber auch kritische Betrachtung unseres pandemiegeprägten Alltags, in dem ein Lockdown den nächsten jagt und die Coronastatistik die Nachrichten bestimmt.

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Veröffentlicht am 11.09.2021

Ein Krimi der etwas anderen Art mit einem liebenswerten Mörder und viel schwarzem Humor.

Mein Wille geschehe
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Pastor Benedikt Theves ist in seiner Gemeinde wenig beliebt. Seinen Predigten fehlt der nötige Schwung, um gehört zu werden und auch sonst ist nicht viel in seiner Kirche los. Bis zu dem Tag, als er sich ...

Pastor Benedikt Theves ist in seiner Gemeinde wenig beliebt. Seinen Predigten fehlt der nötige Schwung, um gehört zu werden und auch sonst ist nicht viel in seiner Kirche los. Bis zu dem Tag, als er sich von seinen Gefühlen übermannt, zu einer frevlerischen Tat hinreißen lässt. Mit einem silbernen Altarkreuz schlägt einen gewalttätigen Ehemann nieder und anstatt zutiefst entsetzt über seine Verfehlung zu sein, fühlt er sich seltsam befreit. Ein Wandel, den er sich nicht erklären kann, der ihn aber zu einem anderen Menschen macht. Von nun an predigt er im Gottesdienst voller Begeisterung, spricht ungewohnt heikle Themen an und bricht mit dem begangenen Mord nicht nur das 5. Gebot. Er fängt auch mit der Frau des Toten eine heimliche Liebschaft an und tischt dem ermittelnden Kommissar René Wilmers eine Notlüge nach der anderen auf.

„Mein Wille geschehe“ ist ein unterhaltsamer, tiefgründiger und humorvoller Kriminalroman, in dessen Mittelpunkt Pastor Benedikt Theves steht. Ein evangelischer Geistlicher, der angenehm menschlich ist und durch einen heftigen Gefühlsausbruch eine vollkommene Veränderung durchlebt. Vorstellen kann man sich als Leser eine solch heftige Tat durch einen Gottesdiener nicht. Aber sei es drum. Es ist geschehen und wird erstaunlich wenig bereut. Im Gegenteil. Das Leben des sündigen Pastors und seiner kleinen Gemeinde wird plötzlich von gegenseitiger Achtung und einem regen Austausch geprägt, was nicht zuletzt der Umsichtigkeit der lange Zeit gepeinigten Ehefrau zu verdanken ist.

Der überwiegende Teil der Handlung wird aus der Sicht von Pastor Theves erzählt, der neben den sonderbaren Vorkommnissen rund um seine Person, einen umfassenden Einblick in seine Tätigkeit gewährt. Manchmal sind die Ausführungen sehr umfangreich und intensiv geraten, aber interessant sind sie allemal. Dazu kommen weitere Einblicke von anderen Beteiligten, wie vom Hauptkommissar René Wilmers, vom Nachwuchstheologen Christian von Wagner oder vom Erzbischof Antonius Kluge, die das Geschehen angenehm untermauern. Ein lesenswerter Krimi, der von Bernd Schwarze mit einem flüssigen Schreibstil und authentischen Figuren erzählt worden ist und ein Augenzwinkern, vielleicht auch von höherer Seite, ist ebenfalls mit dabei.

Fazit und Bewertung:
Ein Krimi der etwas anderen Art mit einem liebenswerten Mörder und viel schwarzem Humor.

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Veröffentlicht am 13.08.2021

Ein spannender Thriller, die dunklen Seiten der Hypnose an den Pranger stellt.

Tief wirst du schlafen
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Der Gerichtspsychiater Professor Doktor Kerber wird nach einem folgenschweren Gutachten von dem angeklagten rumänischen Clanmitglied niedergestochen. Fast zur gleichen Zeit rammt eine Frau ihrem schlafenden ...

Der Gerichtspsychiater Professor Doktor Kerber wird nach einem folgenschweren Gutachten von dem angeklagten rumänischen Clanmitglied niedergestochen. Fast zur gleichen Zeit rammt eine Frau ihrem schlafenden Freund den rotierenden Knethaken eines Mixers ins Auge. Der Gerichtspsychiater kommt mit einer leichten Fleischwunde davon, der Freund der Frau stirbt. Zwei seltsame Vorfälle, die dem Professor zu denken geben. Bis in den sozialen Medien ein Hypnosevideo auftaucht, das die negativen Gefühle seiner Betrachter immens verstärkt und ungemein gefährlich ist.

„Tief wirst du schlafen“ ist ein spannender Thriller, der sich mit dem freien Willen des Menschen beschäftigt und die dunklen Seiten der Hypnose an den Pranger stellt. Eine interessante und gleichermaßen erschreckende Thematik, die Christian Kraus in seinem Buch aufgreift und für seine Geschichte rund um den Gerichtspsychiater Professor Doktor Kerber und einer Reihe von unerklärlichen Gewaltausbrüchen in dessen Umgebung nutzt. Dabei weiß er genau, worüber er schreibt. Denn als Psychiater, Psychoanalytiker und Psychotherapeut beschäftigt er sich tagtäglich mit der Psyche seiner Patienten und weiß, wie beeinflussbar diese ist.

Kurze Kapitel, überraschende Wendungen und spannende Szenen prägen den Thriller, wie auch Figuren, die intrigant und undurchsichtig sind. Wobei diese eher am Rande agieren. Vorwiegend begleitet der Leser auf seinem Weg durch das temporeiche Geschehen den Gerichtsgutachter Professor Doktor Christoph Kerber, der authentisch und nahbar ist und eine Vergangenheit offenbart, die eine große Bedeutung für die Entwicklung der Story hat. Ein Buch, das fesselt und nachdenklich werden lässt und mit interessanten Überraschungen aufwarten kann. Nur die Idee für die Auflösung des Falls ist nicht neu, was ein wenig schade ist.

Fazit und Bewertung:
Ein spannender und tiefgründiger Thriller, der nicht nur einmal in dunkle Abgründe blicken lässt.

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Veröffentlicht am 01.08.2021

Kurzweilige Geschichten mitten aus der Pandemie mit viel Herzblut und Humor erzählt.

Der verlorene Sommer
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Das Coronavirus hat von einem Tag auf den anderen unser Leben verändert. Hochzeitsfeiern und Geburtstagspartys fanden nicht mehr statt, Gaststätten und Friseure wurden dicht gemacht und Quarantänemaßnahmen ...

Das Coronavirus hat von einem Tag auf den anderen unser Leben verändert. Hochzeitsfeiern und Geburtstagspartys fanden nicht mehr statt, Gaststätten und Friseure wurden dicht gemacht und Quarantänemaßnahmen zogen in unseren Alltag ein. Eine Zeit, die für alle schwierig ist und doch hat Wladimir Kaminer in seiner neuen Geschichtensammlung „Der verlorene Sommer: Deutschland raucht auf dem Balkon“ mit einem Augenzwinkern auf Lockdown und Homeschooling geblickt. Dabei ist er selbst beruflich betroffen von den Folgen der Pandemie, nutzt aber seine gute Beobachtungsgabe und seinen unerschütterlichen Humor für eine ganz eigene Sicht auf Mundschutz und Ausgehverbot.

Gelobt sei das stille Leben in Brandenburg meint der Neubürger im Landkreis Ostprignitz-Ruppin. Durch eine niedrige Bevölkerungsdichte gibt es kein Problem mit Mindestabstand und Einreisebeschränkungen, so wie in Bayern, wo der Fassbierausschank verboten ist oder in Niedersachsen, in dem Campingplätze nur für Einheimische zur Verfügung stehen. Doch trotz regionaler Unterschiede ist aus Wladimirs Sicht eines überall gleich. Mehl und Klopapier mutieren zur Mangelware, wer hustet, wird rigoros ausgegrenzt und Home Office auf Küchenstühlen führt dazu, dass der Kauf neuer Hosen überflüssig wird. Auch Familien dürfen sich dank Homeschooling endlich besser kennenlernen und eine neue Sprache rund um Coronanews, Inzidenzzahlen und Risikogruppen gibt es auch.

Es macht einfach Spaß, die kurzweiligen Geschichten zu hören, die sich anfangs nur um unsere neue Corona-Welt drehen, später aber auch einen Einblick in Wladimirs ehemalige Heimat gewähren. Denn auch Russland bleibt von dem neuen Virus nicht verschont, obwohl der Präsident mit seinem Zweckoptimismus die Lage schön reden will. Und prompt schwelgt er in Erinnerungen, spricht von einem Frühstück mit seiner Mutter, von Eierdurchleuchtungsgeräten und einer Welt in den Farben schwarz und weiß. Selbst gelesen mit seinem unverwechselbaren Akzent trifft Wladimir immer wieder ins Schwarze und spiegelt auf humorvolle Weise wider, wie anders das Leben geworden ist, seit ein heimtückischer Virus uns alle bedroht.

Fazit und Bewertung:
Kurzweilige Geschichten mitten aus der Pandemie mit viel Herzblut und Humor und einigen kritischen Anmerkungen erzählt.

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