Eine sehr detailreiche Biografie
Helmholtznlässlich des 200. Geburtstags von Hermann von Helmholtz bringt der Verlag WBG-Theiss diese knapp 1.000 Seite dicke, sehr ausführliche Biografie heraus.
Geboren 1821 als Sohn eines preußischen Gymnasialprofessors ...
nlässlich des 200. Geburtstags von Hermann von Helmholtz bringt der Verlag WBG-Theiss diese knapp 1.000 Seite dicke, sehr ausführliche Biografie heraus.
Geboren 1821 als Sohn eines preußischen Gymnasialprofessors und erklärtem Franzosenhassers in der Garnisonsstadt Potsdam, stellt sich schon früh sein Interesse an den Naturwissenschaften heraus.
In drei Teilen beleuchtet der Autor das Leben Hermann von Helmholtz‘:
Teil 1 - Die Geburt eines Wissenschaftlers
Teil 2 - Der Weg zu wissenschaftlichem Renommee
Teil 3 - Ein großer Wissenschaftler
Die Stationen seines (Privat)Lebens und seiner wissenschaftlichen Karriere werden sehr ausführlich und akribisch dargestellt. Der Leser erfährt, dass Hermann von Helmholtz vielseitig interessiert war. So hält er zum Beispiel Vorträge zu Johann Wolfgang von Goethes „Farbenlehre“.
Wir lesen von seiner Liebe zu Musik, zur Malerei sowie zu Theater und Literatur. Er pflegte intensive Freundschaften zu zahlreichen Kapazitäten wie Werner von Siemens (seine Tochter Ellen wird Arnold von Siemens heiraten), Johann Georg Halske oder dem Staatswissenschaftler Robert von Mohl, dem Vater seiner zweiten Ehefrau, seiner Zeit.
Hermann von Helmholtz ist so etwas wie ein Universalgelehrter, der anders als andere, auch über den Tellerrand seiner eigenen wissenschaftlichen Disziplin hinausschaut.
Was ist von ihm geblieben? Am bekanntesten ist wohl die Erfindung des Ophtalmometers zur Bestimmung des Krümmungsradius der Augenhornhaut. Auch in der Physik („Helmholtz-Spule“, „Helmholtz-Resonator“) und Mathematik („Helmholtz-Differentialgleichung“).
In zahlreichen erkenntnistheoretischen Diskussionen setzt sich Helmholtz mit den Problemen des „Zählens und Messens“ auseinander. Auch das „Vier-Phasen-Modell des kreativen Prozesses“ geht auf Beobachtungen von Helmholtz (1884) zurück.
Meine Meinung:
Der Autor ist ein echter Spezialist für Hermann von Helmholtz. Das ist zugleich Segen und Fluch. Der Leser erfährt unzählig viele Details aus Helmholtz‘ Leben, was manche bestimmt überfordert. Nicht alles, was ein Autor selbst weiß, muss dem Leser nahegebracht werden.
Der Schreibstil ist einem Sachbuch angemessen. Dazu gibt es zahlreiche Abbildungen, die das Buch auflockern. Der Epilog und der Anhang umfassen gleich noch einmal 200 Seiten.
Leider hat das Lektorat gleich auf Seite 30 einen groben Schnitzer übersehen: Napoleons Truppen haben Potsdam 1796-1798 besetzt gehalten und nicht wie angegeben 1896-1898. Da war Napoleon schon lange bei Waterloo (1815) endgültig geschlagen, auf Sankt Helena verbannt und 1821 verstorben. Solche Fehler dürfen einem wissenschaftlichen Verlag einfach nicht passieren. Das kostet jedenfalls einen Stern.
Fazit:
Wer sich für die Naturwissenschaft im 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts in den Fachgebieten wie Medizin, Physik und Chemie interessiert, und sich von den 992 Seiten nicht abschrecken lässt, wird hier viele Informationen erhalten. Gerne gebe ich hier 4 Sterne.