Zu konventionell geraten
Die Chroniken von Alice - Finsternis im Wunderland„Finsternis im Wunderland“ ist für mich wahnsinnig schwer zu bewerten, gerade weil ich das Original so liebe. Vor allem durch die erste Hälfte des Romans musste ich mich ziemlich quälen. Die Beschreibungen ...
„Finsternis im Wunderland“ ist für mich wahnsinnig schwer zu bewerten, gerade weil ich das Original so liebe. Vor allem durch die erste Hälfte des Romans musste ich mich ziemlich quälen. Die Beschreibungen sind sehr oberflächlich und die Geschichte stolpert ohne erkennbares Ziel vor sich hin. Das mag bei „Alice im Wunderland“ von Carroll vielleicht auch manchmal so erscheinen. Trotzdem ist das Original wesentlich origineller, kreativer, verrückter, bizarrer und stilistisch besser.
Es ist keine simple Nacherzählung der Geschichte, die Christina Henry präsentiert. Sie hat sich viel Mühe gegeben, zahlreiche Elemente der ursprünglichen Story in eine neue Handlung einzubetten. Da taucht die Grinsekatze als Unterweltboss auf, die Raupe ist ein Mädchenhändler – und Alice eine Verrückte im Irrenhaus.
Zwischendurch war ich richtig begeistert, wenn ich vor allem die versteckteren Hinweise auf „Alice im Wunderland“ entdeckt habe, die clever eingebaut sind. Andererseits war ich ziemlich enttäuscht von dem Gebotenen. Die Handlung hat mich nicht gefesselt und die Beschreibungen waren mir zu knapp. Und auch wenn einige sehr düstere Elemente zu finden sind, kratzt das Ganze nur an der Oberfläche. Etwas mehr „Show, don’t tell“ hätte hier Wunder gewirkt. Und das völlig unabhängig von „Alice im Wunderland“.
Was mir noch am besten gefallen hat, ist diese großartige Aufmachung: Penhaligon hat die gesamte Reihe in wunderschöne Hardcover gebunden, die ein Blickfang in jedem Bücherregal sind. Allein wegen dieser tollen Cover werde ich wohl doch noch in den einen oder anderen Band der „Dunklen Chroniken“ schauen.