Der Schatten der Vergangenheit
Soko mit Handicap: Aktion Licht„...Ihre Hoffnung, dauerhaft zur Mordkommission wechseln zu können, konnte sie begraben. Wut, Enttäuschung und Frustration strahlten aus all ihren Knopflöchern, als sie ihre alte Dienststelle betrat und ...
„...Ihre Hoffnung, dauerhaft zur Mordkommission wechseln zu können, konnte sie begraben. Wut, Enttäuschung und Frustration strahlten aus all ihren Knopflöchern, als sie ihre alte Dienststelle betrat und dort einige belanglose Aufgaben zugeteilt bekam...“
Lina ist sauer. Kommissar Seidel hat für ihre Theorie nichts übrig. Sie ist raus. Trotzdem möchte sie erst einmal ihren Bruder Theo aus der Schusslinie bringen und verordnet ihm einen Urlaub mit ihrer Mutter und ihrer Oma auf dem Darß.
Der Autor hat erneut einen spannenden Krimi geschrieben. Die Geschichte schließt zeitnah an den ersten Band an. Ohne Kenntnis von Band 1 macht es deshalb wenig Sinn, das Buch zu lesen.
Theo hat eine Muskelerkrankung und lebt in einer WG für Menschen mit Behinderung.
Seine Mitbewohner werden in Band 1 ausführlich vorgestellt.
Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen. Theo und seine Freunde nehmen den Fall selbst in die Hand. Sie wollen wissen, warum Mike sterben musste, was der Unbekannte gesucht hat und wer hinter der Geschichte steckt. Gegenüber seiner Mutter erklärt Theo:
„...Meine Mitbewohner und ich haben Lina ein wenig bei den Ermittlungen unterstützt und aus irgendwelchen Gründen ist sie der Ansicht, dass man diese Arbeit besser der Polizei überlassen sollte...“
Gleichzeitig begegne ich den Obdachlosen aus dem ersten Teil wieder. Der nutzt die Chance, die ihm die neurologische Abteilung des Krankenhauses bietet, um seine Erinnerungen wieder zu bekommen. Seine Erinnerungen lesen sich wie ein Puzzlebild, bei dem nach und nach ein neues Teil eingefügt wird. Dabei können die Puzzle an völlig verschiedene Stellen gehören, will heißen, dass Orte und Zeiten in den Erinnerungen wechseln und das Ganze kein systematischer Aufbau ist. Trotzdem wird das Bild immer klarer.
„...Er betrachtete die Gesichter der Menschen, die geschäftig an ihm vorbei hasteten. Jeder schien genau zu wissen, wohin er wollte und was als Nächstes zu tun war. Vor allem wussten all diese Leute zweifellos, wer sie waren...“
Die Geschichte zeichnet sich durch einen hohen Spannungsbogen aus. Den Tätern scheint die Zeit davonzulaufen, um das zu bekommen, was sie verzweifelt suchen. Natürlich wird ab und an auch das ganz alltägliche Leben beschrieben.
Helene und Paula aus der WG sorgen für humorvolle Szenen im Geschehen.
„...Er seufzte. „Freunde, wollt ihr mir jetzt allen Ernstes sagen, dass ihr mir gerade einen Paketboten beschrieben habt?“ „Wattn, erst fragste uns, wie der Typ aussah, und dann beschwerste dir, wenn wa dir dit erklärn?“...“
Zu den beeindruckendsten Stellen des Buches gehört die Rede von Theo zu Mikes Beerdigung. Jedes Zitat, was sich hier nur in als kurzer Ausschnitt wiedergeben ließe, würde der Gesamtaussage nicht gerecht.
Die Geschichte mit ihren so unterschiedlichen Facetten und den liebenswerten Akteuren lässt am Ende keine Fragen offen. Selbst für Lina ergibt sich die erhoffte Perspektive.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es zeigt, wozu Menschen im positiven Sinne fähig sind, wenn man sie lässt und sie so nimmt, wie sie sind.