Profilbild von Buecherbaronin

Buecherbaronin

Lesejury Profi
offline

Buecherbaronin ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Buecherbaronin über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.08.2021

Blutarmer Horror

Kinder der Nacht
0

Dan Simmons’ Roman betrachtet das Thema „Vampire“ mal von einer erfrischend anderen Seite. Mit Kate als Ärztin wird das Ganze aus medizinischer Sicht verarbeitet. Das ist sehr interessant, manchmal aber ...

Dan Simmons’ Roman betrachtet das Thema „Vampire“ mal von einer erfrischend anderen Seite. Mit Kate als Ärztin wird das Ganze aus medizinischer Sicht verarbeitet. Das ist sehr interessant, manchmal aber auch zu medizinisch, etwa wenn Kate und eine Kollegin über mehrere Seiten hinweg mit Fachausdrücken nur so um sich werfen. Das passiert nicht zu oft, aber wenn, dann ist der Grat zwischen informativ und langatmig sehr schmal. Trotzdem ist es mal etwas anderes als die romantische Weichei-Version des Vampirs, wie sie leider nur allzu oft zu finden ist.

Die Story selbst hat mich nicht vollends überzeugt. Einerseits fand ich die Idee prima, vor allem die beiden Perspektiven: einmal Kates Sicht und einmal die Erinnerungen von Dracula. Aber nach den ersten 200 Seiten dachte ich, das Ganze entwickelt sich in eine komplett andere Richtung. Wie die Handlung dann tatsächlich verlief, war okay, aber so richtig glücklich war ich auch nicht damit.

Und was mir sehr gefehlt hat, war das Blut. Blutrünstige, mordende, bestialische Vampire. Düsterer Grusel mit Gänsehautfaktor. Obwohl Simmons ganz offensichtlich sehr intensiv für seine Geschichte recherchiert hat, ist dadurch der Horror ein bisschen auf der Strecke geblieben.

Kate als Protagonistin ist eine gute Wahl: Sie ist stark, selbstbewusst, verbissen und kämpft für das, was ihr wichtig ist. Unterstützt wird sie dabei von dem undurchsichtigen Rumänen Lucian und dem Priester Michael O’Rourke (wer „Sommer der Nacht“ gelesen hat, wird sich hier ganz besonders freuen). Aber wem kann man trauen und wer ist vielleicht ein Verräter?

Stilistisch zeigt Dan Simmons auch in „Kinder der Nacht“ sein ganzes Können. Das Vampirthema wird erfrischend anders präsentiert, was ihn wohltuend von der breiten Masse an romantischen Vampir-Romanen abhebt. Aber mir persönlich war es zu blutarm und zu ungruselig.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 14.08.2021

Verrückt oder nicht verrückt, das ist hier die Frage

Trauma
0

Von der Thematik her hat mich „Trauma“ direkt begeistert. Eine Frau, eine Mörderin sogar, in der Psychiatrie – aus diesem Stoff lässt sich doch prima was anstellen. Das Setting ist top, und durch Leilas ...

Von der Thematik her hat mich „Trauma“ direkt begeistert. Eine Frau, eine Mörderin sogar, in der Psychiatrie – aus diesem Stoff lässt sich doch prima was anstellen. Das Setting ist top, und durch Leilas Ich-Perspektive findet man sich schnell in die ungewöhnliche Situation. Es gibt auch keine Perspektivwechsel, so dass die Leser gemeinsam mit Leila herausfinden müssen, was wirklich passiert ist.

Neben Leila lernt man auch andere Patienten auf der Station, die behandelnde Ärztin sowie Leilas Familie kennen. Rasch verdächtigt Leila ihren Ehemann Nicolai, die Tat begangen zu haben. Doch durch ihren begrenzten Spielraum kann sie nur mit dem arbeiten, was sie während der Therapie herausfindet – nämlich das, was in ihrem Kopf unter Trauma und Angst verborgen liegt.

Wo Leilas Ich-Perspektive für die Thematik eigentlich großartig ist, gelangt die Geschichte dadurch jedoch auch schnell an ihre Grenzen. Denn Leila verliert sich zu oft in sich wiederholenden Überlegungen, die wieder und wieder durchgekaut werden. Im Lauf des Romans und mit zunehmendem Wissensstand wandeln sich diese Überlegungen zwar immer wieder ab, aber hier offenbart „Trauma“ einige Schwächen.

Und so kommt es durch den interessanten Aufbau auch dazu, dass die Auflösung im Finale einfach nicht überzeugen kann und sich sehr konstruiert liest. Da stellt sich der Roman mit seiner Perspektive selbst ein Bein.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 14.08.2021

Schauergeschichte mit einem Schuss Horror

Der Spuk von Beacon Hill
0

Madenmutter – wie ekelhaft! Es gibt wirklich wenige Dinge, die mich so sehr ekeln wie Maden. Zum Glück spielen die Maden in „Der Spuk von Beacon Hill“ keine so prominente Rolle, wie man bei dem Namen der ...

Madenmutter – wie ekelhaft! Es gibt wirklich wenige Dinge, die mich so sehr ekeln wie Maden. Zum Glück spielen die Maden in „Der Spuk von Beacon Hill“ keine so prominente Rolle, wie man bei dem Namen der dunklen Widersacherin denken sollte.

„Der Spuk von Beacon Hill“ erfindet das Genre nicht neu und steuert auch nichts total Außergewöhnliches bei. Aber es liest sich flott, ist unterhaltsam und kurzweilig. Das Medium, das Spukhaus, der böse Geist – bei mir jedenfalls funktioniert das so gut wie immer. Wer also diese Art von Schauergeschichten mag, macht mit Ibsens Roman nichts verkehrt.

Der größte Kritikpunkt, den ich habe: Hier und da liest sich der Roman eher, als würde ein Horrorfilm beschrieben werden – da fehlt noch der letzte stilistische Schliff, um das Grauen nicht nur simpel aufzuschreiben, sondern es im Kopf der Leser entstehen zu lassen. Aber ich glaube, Ibsen hat das Talent, um irgendwann mit den Großen im Horrorzirkus mitzumischen.

Mit Sadie gibt es eine sympathische, auf den ersten Blick ganz normale Protagonistin, die sich ständig im inneren Zwiespalt befindet und gegen ihre eigenen Ängste ankämpfen muss, um einem unschuldigen Mädchen zu helfen. Sidekick August hat gute Züge, ist aber zu wenig ausgearbeitet und als Charakter zu funktional. Er hilft Sadie, übernimmt die Aufgaben, die sie nicht selbst erledigen kann, oder ist Stichwortgeber zu bestimmten Themen. Das geht noch besser!

Das Ende bietet dann auch noch mal einen typischen Horrorfilm-Effekt. Ich will nicht zu viel verraten, aber hier war noch mal richtig Pfeffer drin und hat verraten, dass es Folgebände gibt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 14.08.2021

Kurzweilige Genre-Unterhaltung

Das Heiligenspiel
0

Mit Anna begleiten die Leser ein sympathisches, junges Mädchen auf seinem Weg zum Erwachsenwerden und darüber hinaus. Häufig wird Anna leichtsinnig, naiv und unsicher beschrieben, man traut ihr nur wenig ...

Mit Anna begleiten die Leser ein sympathisches, junges Mädchen auf seinem Weg zum Erwachsenwerden und darüber hinaus. Häufig wird Anna leichtsinnig, naiv und unsicher beschrieben, man traut ihr nur wenig zu. Zwar widerlegt sie diese Vorurteile immer wieder und stellt auch ihre Klugheit unter Beweis, aber es ergibt sich kein ganz stimmiges Bild ihres Charakters.

Abgesehen davon erwartet den Leser ein lebendiges Bild der damaligen Zeit, vor allem im Hinblick auf die Stellung der Frau in diesem Kapitel der Geschichte. Aber auch das alltägliche Leben, verwoben mit historischen Fakten, wird plastisch beschrieben. Das ist eine gute Grundlage für einen soliden, genretypischen Roman.

Und auch wenn sich hier und da stilistische Schwächen einschleichen und die Sprache nicht immer perfekt passt, ist die Geschichte rund um Anna durchweg interessant und lädt zum Weiterlesen ein. Man will wissen, wie es mit der jungen Frau weitergeht und wie sie die Herausforderungen ihres Lebens meistert.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 13.08.2021

Kurzweilig und charmant

Die Legende von Sleepy Hollow
0

Tatsächlich ist „Die Legende von Sleepy Hollow“ neben „Rip Van Winkle“, ebenfalls von Washington Irving, eine der ersten Kurzgeschichten der amerikanischen Literatur und ihre Wurzeln liegen offenbar in ...

Tatsächlich ist „Die Legende von Sleepy Hollow“ neben „Rip Van Winkle“, ebenfalls von Washington Irving, eine der ersten Kurzgeschichten der amerikanischen Literatur und ihre Wurzeln liegen offenbar in einem deutschen Märchen (danke, Wikipedia). Sie hat also einen besonderen historischen Stellenwert.

Wer Angst hat, bei einem so alten Text auch eine behäbige Ausdrucksweise vorzufinden, den kann ich beruhigen: Natürlich liest sich die Geschichte anders als moderne Werke, aber Irving hat einen angenehmen, kurzweiligen Stil.

Was gleich zu Beginn auffällt, ist der charmante, subtile Humor. Vor allem Protagonist Ichabod Crane ist „Opfer“ dieses Humors. Er wird unvorteilhaft beschrieben, sowohl äußerlich als auch charakterlich, aber doch immer mit einem Augenzwinkern.

Von Anfang an ist „Die Legende von Sleepy Hollow“ stimmungsvoll. Man springt als Leser direkt in die damalige Zeit, erlebt den Alltag und lernt einige der Einheimischen näher kennen. Viel Story gibt es bei nicht einmal 50 Seiten natürlich nicht; die ersten 40 Seiten bestehen quasi aus Einleitung, bevor die Geschichte auf den Punkt kommt.

Und das ist letztlich der Grund, warum diese klassische Schauergeschichte nicht mehr Punkte bekommt. Das eigentliche Thema wird derart knapp gehalten, dass ich nach der Lektüre enttäuscht war. Natürlich habe ich keine schriftliche Fassung von Tim Burtons Film erwartet, aber etwas mehr Schauer hätte der Geschichte gut getan.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere