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Veröffentlicht am 27.08.2021

Erschreckend realistisch

Heimatsterben
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Wenn man sich in unserer Welt umschaut und sich bewusst macht, welche politischen Gruppierungen immer mehr nach vorne drängen, dann kann einem angst und bange werden. Haben wir aus der Vergangenheit nichts ...

Wenn man sich in unserer Welt umschaut und sich bewusst macht, welche politischen Gruppierungen immer mehr nach vorne drängen, dann kann einem angst und bange werden. Haben wir aus der Vergangenheit nichts gelernt?
Die Journalistin Hanna Ahrens lebt und arbeitet in den USA. Doch als ihre Großmutter im Sterben liegt, reist sie sofort nach Deutschland. Ihre Oma Tilda legt ihr noch eine schwere, wenn gar unmögliche Bürde auf, denn Hanna soll ihre Familie zusammenhalten. Doch die Mitglieder ihrer großen Familie sind sehr unterschiedlich. Als Hannas Schwager Felix Graf von Altdorff als Kanzlerkandidat der nationalistischen Partei BürgerUnion die Wahl gewinnt, bittet er sie um Unterstützung bei seiner Arbeit. Eigentlich will Hanna gleich ablehnen, doch dann sagt sie zu, da sie glaubt, mit ihrer Einstellung etwas bewirken zu können, damit die Radikalen nicht zu stark werden. Doch sie war wohl zu blauäugig und so zieht sie sich zurück.
Tilda musste seinerzeit aus Schlesien fliehen und hat viel Schweres erlebt. Das hat nicht nur sie geprägt, sondern auch ihre Kinder, die so unterschiedlich sind. Auch wenn ich das Handeln jedes Einzelnen aufgrund seiner Prägung nachvollziehen konnte, gutheißen konnte ich vieles natürlich nicht. Niemand aus dieser verzweigten Familie (der Stammbaum im Buch war hilfreich) war mir sympathisch
Dieser fiktive Roman kommt einem beim Lesen sehr real vor und ist beängstigend. Die Familiengeschichte wird zunehmend zu einem Polit-Thriller. Er macht deutlich, dass wir gut bedenken sollten, wen wir wählen und wem wir damit die Macht geben. Mit einer Wahl verändert sich nicht alles schlagartig, aber die Änderungen kommen und sie werden nicht gefallen.
Ein erschreckender, aber lesenswerter Roman.

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Veröffentlicht am 26.08.2021

Der Sohn des Odysseus

Der Sohn des Odysseus
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Odysseus ist König von Ithaka und der Held von Troja. Doch sein Sohn Telemachos kennt seinen Vater kaum. Der Trojanische Krieg ist vorbei und der Elfjährige wartet auf die Rückkehr seines Vaters. Während ...

Odysseus ist König von Ithaka und der Held von Troja. Doch sein Sohn Telemachos kennt seinen Vater kaum. Der Trojanische Krieg ist vorbei und der Elfjährige wartet auf die Rückkehr seines Vaters. Während dieses Wartens überlegt Telemachos, ob sein Vater wirklich all die abenteuerlichen Dinge erlebt hat, die erzählt werden. Er fragt, ob sein Vater überhaupt zurückkommt. Natürlich ist Telemachos davon angetan, dass sein Vater als Held betrachtet wird. Er will ihm nacheifern und macht sich auf die Suche, nach Verbündeten, nach Odysseus und nach sich selbst.
Der Schreibstil lässt sich sehr angenehm lesen. Besonders begeistert aber haben mich das Tolle Cover und die Illustrationen im Buch, die das Erzählte sehr schön unterstreichen.
In diesem wundervollen Buch wird die Geschichte des Odysseus neu und anders erzählt und doch bleibt der wesentliche Kern erhalten. Die unterschiedlichen Perspektiven sorgen dafür, dass man das Heldenepos einmal anders betrachtet und neue Eindrücke gewinnt.
Odysseus ist der, an dem sich alles orientiert. Doch es ist interessant, wie Telemachos mit dem Vorbild seines Vaters lebt, davon fasziniert ist, aber auch hinterfragt und dann zu einer eigenständigen Persönlichkeit wird.
Aber auch das Thema Krieg wird behandelt. Der Krieg bringt Helden hervor, aber er bringt auch Not und Tod und verändert die Menschen. Telemachos Kinderfrau fasst es Knapp zusammen: „Krieg ist das Schlimmste“.
Ein interessantes und spannendes Buch, dass ich sehr empfehlen kann.

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Veröffentlicht am 24.08.2021

Eine spannende Spurensuche

Das letzte Bild
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Wie kann es sein, dass das Bild einer getöteten unbekannten Frau ihrer Mutter so ähnlich ist? Als die Autorin Eva Berghoff dieses Bild in der Zeitung entdeckt, weiß sie gleich, dass sie der Sache auf den ...

Wie kann es sein, dass das Bild einer getöteten unbekannten Frau ihrer Mutter so ähnlich ist? Als die Autorin Eva Berghoff dieses Bild in der Zeitung entdeckt, weiß sie gleich, dass sie der Sache auf den Grund gehen muss.
Anja Jonuleit nimmt den Fall der Isdal-Frau, die 1970 gefunden wurde und deren Identität und Todesumstände bis heute nicht geklärt sind, als Grundlage für ihren Roman. Der Schreibstil ist etwas emotionslos, lässt sich aber gut und flüssig lesen. Die Geschichte wird auf unterschiedlichen Zeitebenen erzählt. So können wir Evas Recherche mitverfolgen und gleichzeitig miterleben, wie es der kleinen Margarete ergangen ist.
Es gibt Menschen, die haben zu Kriegszeiten so viel Schreckliches erlebt, dass sie nicht mehr zurückschauen wollen und schon gar nicht über Vergangenes reden wollen. Auch Evas Mutter blockt da ab. Doch Eva lässt sich nach dem Blick auf das Bild der unbekannten Frau nicht aufhalten. Sie will erfahren, wieso es diese frappierende Ähnlichkeit gibt. Dann erfährt sie, dass ihre Mutter eine Zwillingsschwester hatte, die im Krieg verloren ging. Eva reist nach Norwegen. Auch wenn es Menschen gibt, die ihre unrühmliche Vergangenheit vergessen wollen und Nachforschungen als Bedrohung betrachten, so kommt doch nach und das Familiengeheimnis ans Licht.
Es ist eine spannende und bewegende Geschichte, die zeigt, dass die Vergangenheit auch Folgen für die nachkommenden Generationen hat.

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Veröffentlicht am 23.08.2021

Ein interessanter und erschreckender historischer Roman

Ritchie Girl
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In Camp Ritchie war das Ausbildungslager der US-Armee. Hier wurden auch die Ritchie Boys ausgebildet. Es handelte sich um junge Deutsche – nicht nur Boys -, die gegen die Nazi-Diktatur arbeiten sollten. ...

In Camp Ritchie war das Ausbildungslager der US-Armee. Hier wurden auch die Ritchie Boys ausgebildet. Es handelte sich um junge Deutsche – nicht nur Boys -, die gegen die Nazi-Diktatur arbeiten sollten. Auch Paula Bloom kehrt nach ihrer Ausbildung dort als Besatzungsoffizierin zurück nach Deutschland, dass sie vor Jahren Hals über Kopf verlassen hatte. In Nürnberg werden die Prozesse gegen Kriegsverbrecher geführt und die Amerikaner arbeiten pragmatisch mit den Deutschen zusammen, auch wenn diese nicht unbescholten sind. Paula wird auf den österreichischen Juden Johann Kupfer angesetzt, der behauptet, der größte Spion während des Zweiten Weltkrieges gewesen zu sein.
Ich habe schon einige Bücher des Autors Andreas Pflüger gelesen und wollte auch diesen Roman unbedingt lesen. Es ist keine leichte Kost, die uns der Autor hier serviert.
Paula Bloom ist eine sympathische junge Frau, die als Tochter einer deutschen Mutter und eines amerikanischen Geschäftsmannes in Berlin aufgewachsen ist. Nach ihrer Flucht in die USA stellte sie fest, dass ihr Leben eine einzige Lüge war. Sie ist innerlich zerrissen und empfindet Scham und Schuldgefühle. Mit diesen Gefühlen ist sie allerdings nicht alleine, auch ihr Kamerad Sam empfindet so. Paula sieht die verheerenden Auswirkungen des Krieges. Die pragmatische Art der Amerikaner mit der Aufarbeitung der Vergangenheit umzugehen, bringt Paula zur Verzweiflung. Niemand will gewusst haben, was geschehen ist. Keiner zeigt Reue und alle betrachten sich als Opfer. Paula kann den Deutschen nicht verzeihen, aber genauso wenig sich selbst, denn ihr Verhalten hat auch zu Verhaftung und Deportation geführt, ohne dass sie sich dessen bewusst war. Nun versucht sie ihre große Liebe und muss erkennen, dass sie sich auch in Georg getäuscht hatte.
Vieles was hier geschildert wird, ist schwer zu ertragen. Trotzdem hat mich die Geschichte von Anfang an gepackt und ich konnte Paulas Gefühle gut nachvollziehen. Es ist ein Roman, der einen noch lange beschäftigt.
Absolute Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 14.08.2021

Auf der Suche nach den Wurzeln

Viktor
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Wien, 1914. Viktor ist der Sohn einer wohlhabenden jüdischen Familie. Er ist kein angepasster Typ, aber er ist empathisch und fühlt nicht nur mit anderen, sondern setzt sich auch für sie ein. Allerdings ...

Wien, 1914. Viktor ist der Sohn einer wohlhabenden jüdischen Familie. Er ist kein angepasster Typ, aber er ist empathisch und fühlt nicht nur mit anderen, sondern setzt sich auch für sie ein. Allerdings interessiert er sich wenig dafür, etwas aus seinem Leben zu machen, wie es die Familie erwartet.
Nimwegen, 1994. Geertje weiß nicht viel über ihre Vorfahren, doch sie möchte wissen, warum ihre Familie mit dem Judentum ihre Schwierigkeiten hat. Es ist ein Thema, über das nicht gesprochen wird. Doch Geertje will mehr über ihre Wurzeln erfahren. Je tiefer sie in die Vergangenheit eindringt, umso mehr verbindet sie mit ihren jüdischen Wurzeln und sie nennt sich fortan Judith.
Die Autorin erzählt sehr feinfühlig und interessant, wobei sie durch ihre eigene Familiengeschichte inspiriert wurde. Auch wenn viele so leicht erzählt ist, gibt es doch auch immer wieder Abschnitte, die furchtbar sind.
Was mit den jüdischen Menschen vor und während des zweiten Weltkrieges geschah, wissen wir alle zur Genüge. Das ist auch an Viktor und Geertjes Familie nicht vorbeigegegangen. Das Thema wird aber nicht nur totgeschwiegen, Geertjes Eltern praktizieren ihren Glauben nicht mehr. Doch Geertje kann so nicht leben, sie muss wissen, was geschehen ist, um zu sich selbst zu finden. Mehr noch aber hat mich Viktor beeindruckt, der früh erkannt hat, was auf die Juden zukommt und Widerstand geleistet hat. Da sein Aussehen so gar nicht jüdisch ist, nutzt er dies, um zu helfen. Er ist eine wirklich interessante Persönlichkeit, der mit einer unvergleichlichen Nonchalance seinen Weg geht.
Es ist ein berührender, wundervoller Roman, der einen nicht so schnell loslässt.

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