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Veröffentlicht am 29.09.2021

Vanitas

Die Hüter der fünf Jahreszeiten, Band 1: The Lie in Your Kiss (Romantische Fantasy - So aufwühlend wie der Herbstwind, so unvergesslich wie ein Sommerabend.)
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Mein erstes Buch von Kim Nina Ocker hat mir ganz wunderbare Lesestunden bereitet. Passend zum Herbstbeginn wurde mir ein ganz neuer und ziemlich magischer Blickwinkel zum Wechsel der Jahreszeiten ...

Mein erstes Buch von Kim Nina Ocker hat mir ganz wunderbare Lesestunden bereitet. Passend zum Herbstbeginn wurde mir ein ganz neuer und ziemlich magischer Blickwinkel zum Wechsel der Jahreszeiten eröffnet.

Bloom ist ein Wintermädchen. Hineingeboren in eine der vier mächtigen Wächterfamilien, welche über die Jahreszeiten herrschen, führt Bloom ein Leben voller Geheimnisse. Denn niemand darf erfahren, was es mit dem Kreislauf der Jahreszeiten auf sich hat. Nicht einmal Bloom selbst ist in die Aufgaben ihrer Familie involviert. Ohne magische Fähigkeiten und als Kind aus einer verbotenen Liaison wird Bloom eher ausgegrenzt. Das ändert sich schlagartig als Blooms Cousin, der amtierende Hüter des Winters, stirbt. Als nächstgeborene wird Bloom nun das wichtige Amt zuteil in einer Zeremonie den Winter zu verabschieden und den Frühling einzuläuten. Doch auf dem Jahreszeitenball kommt alles ganz anders und ein einziger Kuss bringt den Kreislauf der Jahreszeiten gewaltig ins Wanken.

Kim Nina Ocker hat mit ihrer Jahreszeiten-Dilogie einen wirklich spannenden und faszinierenden Mythos geschaffen. Die Idee hinter den Hüterhäusern und wie wichtig diese für die Aufrechterhaltung des Gleichgewichtes sind, konnte mich total fesseln. Und dann ist da auch noch die mysteriöse, vergessene, fünfte Jahreszeit, die ich genau genommen am genialsten finde.

Die Autorin hat ihr Jahreszeitthema wirklich unglaublich gut durchdacht. Es wirkt alles in sich stimmig. So zum Beispiel das Magiesystem, welches sich an der Natur und der jeweiligen Jahreszeit orientiert.
Wirklich passend fand ich auch die Gedankenspiele zum Klimawandel, dem Schmelzen der Polarkappen und Naturkatastrophen wie Hurrikans. Kim Nina Ocker hat damit ihrer Romantasy einen realitätsnahen Anstrich verpasst.

Bloom mochte ich als Protagonistin recht gerne, vorallem weil sie nicht auf den Mund gefallen ist. Zudem ist sie einfach erfrischend normal. Keine Superwoman, die alles auf Anhieb schafft. Bloom entwickelt sich sehr authentisch, sie macht Fehler und lernt daraus. Und sie verliebt sich, was weitreichende Konsequenzen hat. Neugierig geworden? Dann lest es selbst. Allen Romantikerinnen verspreche ich, dass Love Interest Kevo wirklich nicht zu verachten ist. Er ist geheimnisvoll, ein bisschen gefährlich, gleichzeitig aber auch sehr fürsorglich und hilfsbereit. Und er steht auf der falschen Seite. Ich denke man kann sich ganz gut vorstellen wie das ganze endet. Ziemlich gemein!

Sosehr mich die Geschichte letztlich mitreißen konnte, einen kleinen Kritikpunkt habe ich dennoch. Der Einstieg war nämlich doch mit ziemlichen Längen verbunden. Die Autorin hat sich in unnötigen Wiederholungen und Erklärungen verrannt und das Tempo leider dadurch sehr gedrosselt. Ich empfehle allerdings dringend durchzuhalten, denn nach dem ersten Drittel nimmt die Geschichte Fahrt auf. Es wird schlagartig rasant, mitreißend und wendungsreich. Man fragt sich durchwegs wem man vertrauen kann und wem nicht. Und ich kann sagen, dass mich die Autorin teilweise sehr überraschen konnte.

Fazit:

Ein junges Mädchen, das ungeahnte Kräfte entfaltet, die Magie der Jahreszeiten, und eine junge Liebe entzweit durch eine Rebellion.

Kim Nina Ocker konnte mich mit ihrem lockeren und leichten Schreibstil und dem Jahreszeiten-Thema nach einem etwas langwierigen Start doch noch mitreißen.
Die Hüter der fünf Jahreszeiten ist ein packender und magischer Dilogieauftakt, an dessen Ende mein Herz kurz zum Schlagen aufgehört hat.

Ich kann das Buch all jenen empfehlen, die gerne leichte Romantasy lesen.

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Veröffentlicht am 24.09.2021

Eine schöne Bescherung

Morgen, Klufti, wird's was geben
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Kultkommissar Kluftinger ist mir schon länger ein Begriff. Bislang habe ich aber noch keinen Allgäu-Krimi mit ihm gelesen. Die weihnachtliche Kurzgeschichte ist mir fürs erste Kennenlernen perfekt ...

Kultkommissar Kluftinger ist mir schon länger ein Begriff. Bislang habe ich aber noch keinen Allgäu-Krimi mit ihm gelesen. Die weihnachtliche Kurzgeschichte ist mir fürs erste Kennenlernen perfekt vorgekommen, auch wenn es vielleicht noch ein bisserl früh dafür war. Aber lachen kann man ja bekanntlich das ganze Jahr über, also habe ich mich jetzt schon auf dieses irrwitzige Abenteuer eingelassen.

Bei den Kluftingers wird alles fürs frohe Fest vorbereitet. Ausgerechnet zwei Tage vorm Heiligabend stürzt die Erika beim Aufputzen vom Christbaum von der Leiter und muss zur Beobachtung ins Krankenhaus. Ein Umstand, der dem Herrn Kommissar gar nicht passt. Wer soll denn jetzt alles vorbereiten? Und dann kündigt sich auch noch der Schwiegerpapa vom Sohnemann Markus aus Japan an und das Chaos nimmt seinen Kauf.

Was für ein herrlicher Spaß kann ich euch sagen. Ich hab wirklich Tränen gelacht. Das grantelnde Urgestein lässt nichts anbrennen und stapft von einer Misere in die nächste. Vom großen Stromausfall übers sehr gewöhnungsbedürftige Glühweinkochen (ich wundere mich jetzt noch, dass keiner eine Lebensmittelvergiftung hatte) ist alles dabei, was an Weihnachten schief gehen kann. Natürlich wird dabei ganz schön übertrieben, aber sonst wärs ja auch langeweilig. Das Buch hat ein bisschen was von "Eine Schöne Bescherung" gewürzt mit einer Prise "Mundl".

Und auch auch sprachlich ist der Klamauk toll umgesetzt. Herrliche Dialoge im Allgäuer Dialekt gemixt mit Kluftis Kauderwelsch-Englisch. Durch die Verwendung der Umgangssprache haben die Charaktere, allen voran Kluftinger, eine richtig authentische Note bekommen.

Theoretisch könnte man das Buch sogar als Adventskalender lesen, praktisch habe ich die 24 Kapitel aber in einem Zug durchgesuchtet. Es ist ja doch eine zusammenhängende Geschichte. Als Kalender hätte es meines Erachtens besser funktioniert, wenn es 24 Einzelepisoden gewesen wären.

Als Klufti-Neuling kann ich das Buch wirklich empfehlen. Es hat sich sich ohne Vorkenntnisse super und leicht lesen lassen. Und ich bin mir sicher, dass auch eingefleischte Fans begeistert sein werden.

Fazit:

Herrlich chaotisch, urkomisch und wahnsinnig übertrieben! Das grantelnde Urgestein Kluftinger zeigt vor wie es nicht geht.

"Morgen, Klufti, wirds was geben" ist ein stilechter Klamauk mit spritzigen Dialogen im Allgäuer Dialekt und einem tollpatschigen und kautzigen Protagonisten. Ich hatte unglaublich viel Spaß beim Lesen der Weihnachtsgeschichte und kann das Buch sowohl Klufti-Neulingen, als auch eingefleischten Fans empfehlen.

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Veröffentlicht am 12.09.2021

Historische Fantasy mit Steampunk-Elementen und einer technikbegabten Protagonistin

Florance Bell und die Melodie der Maschinen
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Zugegeben, Florance Bell und die Melodie der Maschinen musste ich in erster Linie wegen des grandiosen Covers lesen. Dieses schreit nach Streampunk und damit nach mir. Und ich habe das Buch auch ...

Zugegeben, Florance Bell und die Melodie der Maschinen musste ich in erster Linie wegen des grandiosen Covers lesen. Dieses schreit nach Streampunk und damit nach mir. Und ich habe das Buch auch wirklich gerne gelesen. Der erhoffte Wow-Effekt ist allerdings ausgeblieben.

Dabei habe ich mit ziemlich großer Begeisterung in die Geschichte gestartet. Carsten Steenbergen hat nämlich ein wirklich spannendes Szenario geschaffen. Eine alternative Vergangenheit Anfang des 19. Jahrhunderts. Napoleon ist am Höhepunkt seiner Macht und hat England eingenommen Die Industrialisierung und der Maschinenbau werden immer bedeutungsvoller. Die 15-jährige Waise Florance ist ebenfalls sehr technikbegabt und verfolgt den großen Traum ein Technikstudium zu beginnen. Doch als Engländerin bleibt ihr dieser Wunsch versagt. Ihre Begeisterung und ihr Talent fürs Basteln und Schrauben kann Florance allerdings bei ihrem Gönner, dem Meistermechaniker Monsieur Pignon auf Birch Manor ausleben. Als eine Gruppe Rebellen das Anwesen stürmt und eine von Pignos Konstruktionen stiehlt, wird versehentlich auch Florance entführt, die gerade an der Maschine gearbeitet hat. Von einem Moment auf den nächsten ist Florance selbst Teil der Revolution.

Bis zu diesem Punkt konnte mich das Buch auch so richtig fesseln. Das historische Setting, die Steampunk-Elemente und ein junges Mädchen, dass sich gegen eine Bande Rebellen behaupten muss, bilden eine unglaublich gute Vorlage für ein rasantes und actionreiches Abenteuer. Leider hat sich allerdings nach und nach eher eine gewisse Langatmigkeit breit gemacht, die auch dazu geführt hat, dass ich den roten Faden hin und wieder verloren habe. Für meinen Geschmack hat der Autor einfach zuviel auf einmal gewollt, vorallem wenn man die Altersgruppe ab 12 Jahren bedenkt, ist die Geschichte doch sehr komplex konstruiert. Der politische Hintergrund und die gesellschaftskritische Message kommen zwar durchaus bei mir an, gingen aber zu sehr zu Lasten der Handlung, die mich dann doch teilweise sehr verwirrt hat.

Man muss auch tatsächlich eine gewisse Vorliebe für Technik mitbringen, um die Geschichte komplett genießen zu können. Der Autor blüht bei den durchaus anspruchsvollen Beschreibungen der Maschinen regelrecht auf. Dieses gewisse Etwas hat mir wieder den notwendigen Aufschwung verliehen am Ball zu bleiben. Und es hat sich für mich auch gelohnt.

Wirklich toll finde ich an dieser Stelle auch die Tatsache, dass mit Florance ein Mädchen ins Rennen geschickt wird, würde man als Maschinenbauer doch eher einen Jungen erwarten. Aber warum eigentlich? Auch Mädchen sollten sich für Technik begeistern dürfen!

Florance ist die wirklich toughe, kluge und mutige Heldin der Geschichte. Sie verfolgt zielstrebig ihre Träume, lernt mit den Ereignissen, denkt nach und wächst über sich hinaus. Leider wurde mit Florance auch der einzige Charakter geschaffen, der mir wirklich ans Herz gewachsen ist. Der Autor hat ihr sämtliche Authentizität verliehen und hatte für die restlichen Charaktere dann keine mehr übrig. Zumindest wirken die weiteren Protagonisten ziemlich blass neben Florance.

Die zum Teil fehlende Charakterstärke hat mich aber nicht wirklich gestört. Das Buch lebt einfach durch Florance und die tolle Steampunk-Atmosphäre.

Fazit
Florance Bell und die Melodie der Maschinen kann mit einer interessanten alternativen Vergangenheit, einer tollen Steampunk-Atmosphäre und einer toughen Heldin punkten. Die Handlung selbst ist doch sehr anspruchsvoll und leider teilweise auch verwirrend. Zudem zieht sie sich zwischendurch immer wieder mal in die Länge. Nichts desto trotz habe ich das Buch sehr gerne gelesen.

Leseempfehlung gibt's allerdings dieses Mal nur eingeschränkt. Man sollte nämlich schon eine gewisse Technikvorliebe mitbringen.

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Veröffentlicht am 15.08.2021

Brutaler Historischer Krimi

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Als eine übelst verstümmelte Leiche aus der Stadtkloake Stockholms gefischt wird, wird der sterbenskranke Jurist Cecil Winge hinzugezogen. Zusammen mit dem Veteranen Jean Michael Cardell, dem Finder der ...

Als eine übelst verstümmelte Leiche aus der Stadtkloake Stockholms gefischt wird, wird der sterbenskranke Jurist Cecil Winge hinzugezogen. Zusammen mit dem Veteranen Jean Michael Cardell, dem Finder der menschlichen Überreste, macht er sich auf die Suche nach dem Täter.
⭐⭐⭐⭐
Was sich zunächst "nur" wie ein Krimi anhört, ist soviel mehr. Der Autor vereint gekonnt historisches Wissen mit kriminalistischen Elementen. Er zeichnet ein ehrliches und brutales Bild eines Stockholm des 18. Jahrhunderts. Zart beseitet sollte man beim Lesen nicht sein. Selbst mir als erfahrene Thriller-Leserin und Horrorjunkie ist an so mancher Stelle des Buches dezent übel geworden. Daher habe ich auch einen Stern bei der Bewertung abgezogen.
⭐⭐⭐⭐
Wer sich auf eine spannende Zeitreise einlassen will und vor so mancher Abscheulichkeit nicht zurück schreckt, sei dieses Buch ans Herz gelegt. Es wurde nicht umsonst mit dem schwedischen Krimipreis ausgezeichnet

Veröffentlicht am 14.08.2021

Mörderjagd am Maskenball

Die sieben Tode der Evelyn Hardcastle
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Der Titel hat mich neugierig gemacht und ich wurde nicht enttäuscht.

Handlung:

Auf dem altehrwürdigen Anwesen Blackheath Manor findet der alljährliche Maskenball der Familie Harscastle statt, zu dem ...

Der Titel hat mich neugierig gemacht und ich wurde nicht enttäuscht.

Handlung:

Auf dem altehrwürdigen Anwesen Blackheath Manor findet der alljährliche Maskenball der Familie Harscastle statt, zu dem die bessere Gesellschaft geladen ist. Unter den Gästen befindet sich auch ein junger Mann namens Aiden, der den Tag immer wieder neu durchlebt. Er kann die Endlosschleife erst beenden, wenn er den als Selbstmord getarnten Mord an Evelyn Hardcastle aufklärt.

Meine Meinung :

Stuart Turton ist ein Geniestreich gelungen. Er ist in die Fußstapfen von Agatha Christie getreten und hat die Atmosphäre, die schon in deren Werken spürbar war, wieder aufleben lassen. Gleichzeitig hat er auch was ganz Neues geschaffen. A la "Und tägliche grüßt das Murmeltier" gilt es einen Mordfall zu lösen. Dafür hat unser Protagonist 8 Tage Zeit. Und an dieser Stelle wird es auch etwas kompliziert. Wir springen beim Lesen nämlich die ganze Zeit zwischen den Tagen hin und her. Hier kann man schon mal leicht den Faden verlieren. Man sollte also Zeit und Geduld beim Lesen aufbringen.

Stuart Turton's Schreibstil würde ich als klassisch bezeichnen. Mir hat er gut gefallen. Er hat schöne Bilder in meinem Kopf gezaubert.
Seinen Charakteren hat der Autor Leben eingehaucht. Jeder einzelne wird richtig gut beschrieben und das nicht nur optisch. Sämtliche guten und schlechten Eigenschaften werden vermittelt. Die Liebe zum Detail ist auch wichtig, da viele verschiedene Akteure auftreten. Man kann sie aber Dank Stuart Turton's Beschreibungen gut auseinanderhalten.

Einen Negativpunkt hab ich dann aber doch. Dadurch, dass sich wie schon erwähnt die Tage immer wieder wiederholen, zieht sich die Geschichte stellenweise etwas in die Länge. 500 statt 600 Seiten hätten es wohl auch getan.

Fazit:

Wer sich gerne in die Irre führen lässt und Spaß am Rätseln hat, dem sei dieses faszinierende Werk ans Herz gelegt. Ich vergebe 4 von 5 Sternen.