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Veröffentlicht am 27.02.2022

Eine Verbeugung vor einer besonderen Frau

Elizabeth II.
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Thomas Kielinger kennt das britische Königshaus sehr genau. Jahrelang war er Korrespondent der Zeitung „Die Welt“ in London. Nun legt er zum 70-jährigen Thronjubiläum der Queen eine Biografie vor. Ich ...

Thomas Kielinger kennt das britische Königshaus sehr genau. Jahrelang war er Korrespondent der Zeitung „Die Welt“ in London. Nun legt er zum 70-jährigen Thronjubiläum der Queen eine Biografie vor. Ich bin keine Royalistin und verfolge nur am Rande, was so im Umkreis des britischen Königshauses passiert. Interessant war dieses Buch für mich dennoch.

Der Autor widmet den Skandalen und persönlichen Befindlichkeiten des Adels recht wenig Zeit. Stattdessen beleuchtet er die Veränderung des Königshauses im Laufe der Zeit (logischerweise vor allem während der Regentschaft Elisbeths II.) und spricht auch an, welche zukünftigen Entwicklungen die Monarchie nehmen könnte.


Kielinger berichtet beispielsweise darüber, dass die erst 25-jährige Königin durch das Erlernen von absoluter Selbstkontrolle, Beachtung von Traditionen und Wahrung von Distanz erfolgreich als öffentliche Person wurde, doch genau diese Distanz und das Zurückhalten von Gefühlen zu schweren Verwerfungen in der Familie führte, beispielsweise beim Umgang mit Prinzessin Diana oder auch in neuerer Zeit Meghan und Harry.

Man merkt dem Autor an, wie sehr er die Queen schätzt und bewundert. Das Buch ist eine Verbeugung vor dieser besonderen Frau, auch wenn durchaus kritische Töne aufkommen. So wirklich tief eingegangen wird auf die Skandale gerade jüngster Zeit nicht, da sollte man nicht zu viel erwarten. Es ist eher als historische Einordnung und auch teilweise politische Analyse zu sehen. Dabei ist die Schreibweise so angenehm, dass man es gut in kleinen Happen nebenbei lesen kann. Für mich als Person, die so gar nichts mit dem britischen Königshaus zu tun hat, war recht viel Namedropping dabei, mit dem ich nicht viel anfangen konnte. Der Autor wollte sich wohl auf das Wichtigste beschränken. 285 Seiten für 70 Jahre Regentschaft bedeutet Einiges an Verdichtung.

Kurz gesagt: Keine erschöpfende Biographie, sondern eher historisch-politische Einordnung der Person und des Regierungsstils. Lesenswert besonders für diejenigen, die sich schon auskennen, aber auch für den Rest (mich zum Beispiel ;) ) interessant.

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Veröffentlicht am 31.01.2022

Die Geister der Vergangenheit

Die Gespenster von Demmin
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Wie vermutlich bei vielen anderen, hat auch bei mir das Buch vor allem durch seinen Handlungsort Interesse geweckt. Demmin, ein Ort, der vor allem dafür bekannt ist, dass es 1945 vor dem Einmarsch der ...

Wie vermutlich bei vielen anderen, hat auch bei mir das Buch vor allem durch seinen Handlungsort Interesse geweckt. Demmin, ein Ort, der vor allem dafür bekannt ist, dass es 1945 vor dem Einmarsch der Roten Armee zu einem Massenselbstmord vor allem von Frauen und ihren Kindern kam.

Die Autorin folgt zwei sehr unterschiedlichen Protagonistinnen in dieser Stadt. Die 15-jährige Larry absolviert verbissen ein von ihr selbst erdachtes Überlebenstraining, um endlich aus Demmin rauszukommen und ist ganz versessen darauf ihre Zukunft zu gestalten.

Ihre Nachbarin Frau Dohlberg muss ihren letzten Gang ins Altenheim gehen und sortiert schweren Herzens ihre Sachen aus. Dabei erinnert sie sich an die Vergangenheit und eben den Tag 1945, an dem auch ihre Familie Selbstmord beging, aber sie selbst es nicht konnte.

Die Autorin zeichnet Demmin als einen Ort, der geprägt ist von den unzähligen Toten. Larry verdient sich auf den Friedhof mit Aufräumarbeiten etwas zu ihrem Taschengeld hinzu und immer wieder wird thematisiert, wie die vielen Leichen im Fluss schwammen. Szenenweise kommen Erinnerungen bei Frau Dohlberg hoch.

Larry und ihre große Klappe haben mir gleich gefallen. Sie ist ruppig, hat aber ein gutes Herz. Dagegen bleibt Frau Dohlberg und gerade gegen Ende hin der historische Hintergrund eher blass. Larry hat für Coming of Age Romane typische Probleme. Konflikte mit der Mutter und Trauer über die Trennung der Eltern, Freundschaft, die erste Liebe und Versuche sich selbstständig zu machen und den Platz in der Welt zu finden.
Sehr gut gefallen hat mir, wie ernst die Autorin ihre jugendlichen ProtagonistInnen nimmt und auch die Freundschaften. Sie alle haben so ihr Päckchen zu tragen und nehmen Bürden aus den Elternhäusern mit und trotzdem bleibt die Stimmung trotz Melancholie und teilweise morbider Themen heiter.

Insgesamt habe ich nicht so viel über Demmin gelernt wie erhofft, da war eine kurze Recherche auf wikipedia ergiebiger. Wahrscheinlich hat die Autorin mehr Wissen gesammelt, aber es passte dann doch nicht so sehr in den Roman. Enttäuscht bin ich aber trotzdem nicht, denn Larry habe ich doch sehr gern begleitet bei einem Stück ihres Weges zum Erwachsensein.

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Veröffentlicht am 28.11.2021

In kleinen Schritten die Welt retten

Stell dir vor ...
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Wer die Nachrichten liest, dem kommt es oft vor, als wäre alles verloren. Klimawandel, Terror, Kriege, Hass, Pandemie... Unlösbare Probleme überall.
Rob Hopkins setzt sich dafür ein, im Kleinen ...

Wer die Nachrichten liest, dem kommt es oft vor, als wäre alles verloren. Klimawandel, Terror, Kriege, Hass, Pandemie... Unlösbare Probleme überall.
Rob Hopkins setzt sich dafür ein, im Kleinen Lösungen zu finden.
Er plädiert dafür, die menschliche Phantasie zu nutzen und berichtet aus sehr unterschiedlichen Projekten, die er besucht oder selbst mitinitiiert hat.
Sehr gut gefallen hat mir, dass er viele verschiedene Denkanstöße gibt. Wichtig ist seiner Meinung nach nur, sich zu trauen seine Phantasie zu nutzen, Nähe zur Umwelt herzustellen und offen im Kontakt mit anderen Menschen zu sein. So könnte durch viele kleine, lokale Projekte die Welt ein klitzekleines bisschen besser werden.
Und das ist schon viel besser, als angesichts der riesigen Probleme den Kopf in den Sand zu stecken.
Vom Layout her hat mich das Buch nicht so ganz überzeugt. Die Schrift ist recht klein und es gibt wenige Abschnitte. Für mich ist es eher ein Buch, dass man häppchenweise zur Inspiration liest und bei dem man auch mal nicht so Interessantes überspringt. Das ist nicht immer einfach gewesen. Auch so manche Auflistung von alarmierenden Statistiken hätte es nicht gebraucht.
Ein schönes Buch, um sich Inspiration, Bestärkung und eine positive Herangehensweise an Probleme zu holen. Wird nicht jeden komplett überzeugen, ist aber ein schöner Anfang.

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Veröffentlicht am 27.10.2021

Der Preis der Unsterblichkeit

Das Zeitalter der Drachen
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Drachen fressen Menschen, Zwerge und Elfen die von Geisterschatten gekennzeichnet sind. Das Wissen darum, woher die Geisterschatten und die Drachen kommen, ist verloren gegangen. Manche Gemeinschaften ...

Drachen fressen Menschen, Zwerge und Elfen die von Geisterschatten gekennzeichnet sind. Das Wissen darum, woher die Geisterschatten und die Drachen kommen, ist verloren gegangen. Manche Gemeinschaften opfern die von Geisterschatten Gezeichneten, andere leben unter der Erde, um den Drachen keine Gelegenheit zu geben anzugreifen.

Nireka macht sich auf, um ihre Angehörigen und Freunde zu schützen und trifft auf Aylen, die einst Wissen über Magie sammelte.

Der Ansatz ist sehr spannend. Ich will nicht zu viel verraten, aber die Autorin schafft so einige Dilemmata. In diesem Buch hat Magie immer einen Preis und es ist nicht so leicht auszumachen, wer böse ist und eine Bestrafung verdient hat.

Die Beschreibungen der Landschaft und auch der Magie sind gut gelungen. Man kann gut in dem Buch versinken. Teilweise zieht es sich ein bisschen, da sehr lange Aylens Vorgeschichte erklärt wird und die Handlung in der Gegenwart stagniert.

Am Ende war ich dann sogar etwas traurig, dass es schon zu Ende war. Die Ideen hätte ich gern etwas ausgebaut gesehen. Ein empfehlenswertes Buch für alle, die auch ruhigere, nachdenklichere Fantasy mögen.

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Veröffentlicht am 15.08.2021

Sportsgeist

Julius oder die Schönheit des Spiels
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Julius kommt aus einer adligen Familie, die auf einer Burg im Rheinland lebt. Seine Leidenschaft ist das Tennisspielen. Seine Familie unterstützt ihn darin. Besonders der Vater vermittelt ihm, dass es ...

Julius kommt aus einer adligen Familie, die auf einer Burg im Rheinland lebt. Seine Leidenschaft ist das Tennisspielen. Seine Familie unterstützt ihn darin. Besonders der Vater vermittelt ihm, dass es nicht um das Gewinnen geht, sondern um Fairplay und Repekt. Dies soll zu Julius Markenzeichen werden.

Der Roman ist inspiriert vom Leben von Gottfried Freiherr von Cramms, dem „Tennis-Baron“, der 20er und 30er Jahre. Da der Autor sich gerade zu Beginn der Geschichte einige Freiheiten nimmt, hat er den Namen der Hauptfigur und einige Fakten geändert. (Schön beschrieben in einem Interview am Ende) Trotzdem ist sehr viel wiederzuerkennen und die Lebensgeschichte Cramms sehr interessant. Gerade die historischen Hintergründe von der separatistischen Bewegung im Rheinland bis zum späteren Umgang des nationalsozialistischen Regimes mit (unliebsamen) Sportlern sind sehr interessant. Tennis interessiert mich eher nur am Rande, deswegen konnte ich nicht alle Aspekte des Buches so zu 100 Prozent nachvollziehen, gerade wenn es um bestimmte Matches geht. Insgesamt ist es jedoch bildhaft und flott geschrieben, lässt sich also gut lesen.
Ein absolut empfehlenswertes Buch also vor allem für geschichtsinteressierte Tennisfreunde.

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