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Veröffentlicht am 09.09.2021

Ein Tag, der das Leben zweier Freundinnen prägte - die Geschichte, die rückblickend erzählt wird, enthielt mir zu wenig Dramatik und Spannung.

Der Weg nach Hause
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Am 12. August 2019 erhält die 80-jährige Viola auf Gotland einen Anruf von ihrer ehemals besten Freundin Lily. Diese verabschiedet sich in kurzen Worten von ihr, da sie sterben werde. Seit mehreren Jahrzehnten ...

Am 12. August 2019 erhält die 80-jährige Viola auf Gotland einen Anruf von ihrer ehemals besten Freundin Lily. Diese verabschiedet sich in kurzen Worten von ihr, da sie sterben werde. Seit mehreren Jahrzehnten hatten die beiden keinen Kontakt mehr zu einander. Lilly hatte Schweden zusammen mit ihrem Bruder Alvin in den 1960er-Jahren verlassen und hat in Frankreich Karriere als Jazzsängerin gemacht, während Viola heiratete und Mutter zweier Töchter geworden und inzwischen sogar Uroma ist.
Viola hat Lilly all die Jahre vermisst und nicht verstanden, warum der Kontakt so abrupt abgebrochen ist. Sie hofft, dass es noch nicht zu spät ist und beschließt nach Paris zu reisen, um Lilly noch einmal zu sehen.

Der Roman handelt rückblickend von den frühen 1950er- bis in die späten 1960er-Jahre und schildert die Kindheit, Jugend und die ersten Schritte der Karriere von Lilly. Dabei wird in jedem Jahr jeweils der 12. August beschrieben, der für Lilly eine besondere Bedeutung hat. Auch in der Gegenwart wird nur der Verlauf diese Tages im Jahr 2019 geschildert.

Während die Jahre der Kindheit noch detailreich erzählt werden und deutlich zu spüren ist, welche enge Freundinnen Viola und Lilly doch sind, sind die Jahre danach nur noch fragmenthaft. Das Geheimnis, das die beiden Freundinnen trennte, ist für den Leser leicht zu durchschauen, was dem Roman die Dramatik und Spannung nimmt. Auch wenn man als Leser ahnt, warum sich Lilly nach Frankreich abschottet und nie wieder nach Schweden zurückkehrte, ist nicht wirklich nachvollziehbar, warum sie damit die innige Freundschaft zerstörte und erst im hohen Alter den Mut aufbrachte, die Wahrheit zu sagen. Der Zeitpunkt für ihre Reue scheint rein willkürlich gewählt.

Der Roman enthält viele berührende Momente. Die Lebenswege der beiden Frauen empfand ich jedoch als zu knapp umrissen, was dem Ein-Tages-Erzählstil geschuldet ist. Auch ihre Verhaltensweisen konnte ich nicht immer nachvollziehen, weshalb es der Geschichte für mich an Glaubwürdigkeit fehlte.
Die beiden Romane "Das rote Adressbuch" und "Ein halbes Herz" von Sofia Lundberg konnten mich dagegen mehr überzeugen.

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Veröffentlicht am 03.09.2021

Geschichte der leisen Töne über Familienbande, Verantwortung, Geschwisterliebe und inneren Zusammenhalt - monoton und spannungsarm erzählt.

Die letzten Romantiker
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Im Jahr 2079 hält die Schriftstellerin Fiona Skinner eine Lesung und wird dabei von einer jungen Frau namens Luna zu einem ihrer Gedichte befragt, nach deren Protagonistin sie benannt ist. Fiona erinnert ...


Im Jahr 2079 hält die Schriftstellerin Fiona Skinner eine Lesung und wird dabei von einer jungen Frau namens Luna zu einem ihrer Gedichte befragt, nach deren Protagonistin sie benannt ist. Fiona erinnert sich daraufhin an ihre Kindheit in den 1980er-Jahren und beginnt zu erzählen.
1981 starb der Vater der vier Geschwister Renee, Caroline, Joe und Fiona und ihre Mutter fiel daraufhin in ein tiefes Loch, aus dem sie erst drei Jahre später wieder erwachte. Die Geschwister kümmerten sich in der "Großen Pause" um sich selbst und schweißten eng zusammen. Auch wenn sich ihre Weg später trennten, hielt das Band fest und in schwierigen Situationen waren sie stets für einander da. 20 Jahre nach dem Verlust des Vaters ereignet sich jedoch eine weitere Tragödie, die ihre Bindung auf eine harte Probe stellt und die Geschwister endgültig zu trennen droht.
Der Roman wird überwiegend aus der Perspektive der über 100-jährigen Fiona geschildert, die auf ihr Leben zurückblickt. Bei dem Wechsel in die Vergangenheit wechseln die Sichtweisen häufig und abrupt, so dass man Einblicke in die Leben aller vier Geschwister erhält, selbst als jedes seiner eigenen Wege geht.
Das Buch ist in vier Abschnitte untergliedert, wobei der erste Teil, als die Geschwister heranwachsen und unter der Vernachlässigung der Mutter leiden, am eindringlichsten geschildert ist. Anschließend ereignet sich nicht viel und durch die in kurzen Abständen aufeinanderfolgenden Perspektivwechsel ist es schwierig, den Romanfiguren nahe zu kommen. Es ist offensichtlich, dass die Geschwister gelitten haben und von dem Verlust und der Einsamkeit in ihrer Kindheit geprägt sind und deshalb auch als Erwachsene mit Schwierigkeiten zu kämpfen habe, aber ihre persönlichen Wege bleiben sehr vage. Erst nach einem weiteren einschneidenden Erlebnis für die ganze Familie, wird der Roman nach einem zähen Mittelteil wieder interessanter.
Erzählt wird eine knapp 100-jährige Familiengeschichte, die überwiegend von negativen Gefühlen wie Angst, Wut, Trauer, Einsamkeit und Enttäuschungen geprägt ist, weshalb die Atmosphäre durchweg melancholisch ist. Eindrücklich wird geschildert, dass durch ein fehlendes Glied alles ins Wanken gerät. Es ist eine Geschichte der leisen Töne über Familienbande, Verantwortung, Geschwisterliebe und inneren Zusammenhalt. Der Schatten der Vergangenheit ist dabei allgegenwärtig und stellt die Liebe untereinander immer wieder auf eine harte Probe. Die Charaktere bleiben auf Distanz und nicht wirklich greifbar, die Geschichte verläuft insgesamt zu monoton und spannungsarm. Schade fand ich zudem, dass ein Roman, der so weit in die Zukunft reicht, für die dystopische, bedrohliche Stimmung im Jahr 2079 keine Erklärung liefert. Am Ende bleibt nur die (unromantische) These, dass das Schönste an der Liebe die Vorstellung davon ist und die Realität ganz anders aussieht.

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Veröffentlicht am 28.08.2021

Etwas langatmige Geschichte mit gedrückter Stimmung, von der ich mir eine größere Rolle und mehr Magie um das Notizbuch gewünscht hätte.

Für immer und ein Wort
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Bei einem Kurzurlaub im magischen Dartmoor findet Annie in einer Letterbox ein Buch mit Notizen eines Unbekannten. Die poetischen, nachdenklichen und ehrlichen Worte berühren sie, denn sie fühlt mit dem ...

Bei einem Kurzurlaub im magischen Dartmoor findet Annie in einer Letterbox ein Buch mit Notizen eines Unbekannten. Die poetischen, nachdenklichen und ehrlichen Worte berühren sie, denn sie fühlt mit dem Verfasser mit und fühlt sich auch von ihm verstanden. Annie ist geschieden und hat die Trennung von ihrem Ex-Mann Finley, der gerade erneut geheiratet hat, noch nicht verwunden. Ihre Eltern, die hohe Ansprüche an eine beruflich und privat erfolgreiche Tochter haben, machen sie für die Scheidung verantwortlich und sind zudem enttäuscht, dass Annie nicht promoviert hat. Ihre beste Freundin Hoola ist dagegen an ihrer Seite und versucht Annie zu helfen, endlich über Finley hinweg zu kommen. Als Annie herausfindet, wem das Notizbuch gehört, bringt sie es ihm zurück, denn sie möchte den Verfasser unbedingt persönlich kennenlernen. Der erste Eindruck ist allerdings enttäuschend. Jack ist im Umgang mit gesprochenen Worten ganz anders als mit geschriebenen, doch je näher sie Jack kennenlernt, desto angenehmer findet sie seine Gesellschaft und kann es sogar genießen, zusammen mit ihm zu schweigen. Sie ahnt allerdings nicht, dass Jack ihr gegenüber nicht ganz ehrlich ist und immer mehr Hemmungen entwickelt, ihr die Wahrheit über das Notizbuch zu sagen.

Der Roman beginnt mit dem Fund des Buches, als sich Annie in einer seelischen Ausnahmesituation befindet. Die Worte, die sie liest, sind voller Emotionen, voller Liebe, Wut, Enttäuschung und Melancholie und berühren sie deshalb sehr. Auch als Leserin ist dies nachvollziehbar, denn der Verfasser hat ein Talent, mit Worten umzugehen und mit kurzen und prägnanten Sätzen zum Nachdenken anzuregen. Es ist deshalb nicht verwunderlich, dass sich Annie in die Worte verliebt und den Verfasser kennenlernen möchte.

Die Perspektive wechselt zwischen Annie und Jack, so dass man auch in Jacks verwundete Seele blicken kann. Sein Bruder ist vor kurzem an einer Erbkrankheit gestorben und seine Ex-Frau hat gerade die Entscheidung getroffen, mit der gemeinsamen Tochter ins 200 km entfernte Bath zu ziehen.

Durch die Rückgabe des Notizbuches lernen sich die beiden kennen. Im weiteren Verlauf des Romans findet der Inhalt des Büchleins und der Hintergrund, warum es geschrieben und ausgerechnet in einer Letterbox versteckt wurde, kaum mehr Beachtung. Im Fokus steht vielmehr das (Selbstmit-)leid der beiden Protagonisten. Während Annie durch den Fund des Notizbuches jedoch ein wenig aufblüht und ihr Leben neu anpackt, ist die Stimmung bei Jack weiterhin düster. Dass er ihr lange die Wahrheit verschweigt, sorgt zwar für eine gewisse Spannung, dabei ist jedoch absehbar, dass Annie sich früher oder später enttäuscht von ihm abwenden wird.
Der Roman ist durch die Briefe und Nachrichten sowie die Ausschnitte aus dem Notizbuch abwechslungsreich gestaltet, die Hauptfiguren bleiben allerdings unnahbar und distanziert. Bis auf die Enttäuschungen, die sie in ihren Leben mitgemacht haben, erfährt man wenig über sie und ihren Alltag. Dass die beiden sich aufgrund erlebter Verletzungen und ähnlicher Situationen annähern, ist nachvollziehbar, romantische Gefühle sind allerdings kaum spürbar.

Ich hatte andere Erwartungen an den Roman, hatte mir eine größere Rolle des geheimnisvollen Notizbuches und mehr Magie davon erhofft und fand es sehr schade, so wenig über den Verfasser zu erfahren. Auch konnte mich die Liebesgeschichte aufgrund der durchgehend gedrückten Stimmung nicht ganz überzeugen. Die Geschichte trat mir zu lange auf der Stelle. Erst als Jack es schafft, sich zu öffnen und endlich Worte findet, wurde der Roman wieder so schön emotional wie zu Beginn und sorgte durch eine unerwartete Wendung sogar noch für Spannung in Bezug auf Annies Liebesleben und die Fragen: Kann man sich in Worte verlieben? Kann man sich in die Vorstellung einer Person verlieben? Und wie viel Verletzungen kann eine Liebe aushalten?

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Veröffentlicht am 17.08.2021

Anschauliche Atmosphäre auf der Reicheninsel in den 1950ern/ 1960ern, viel Dramatik und Leidenschaft, aber auch etwas langatmig.

Unser Traum von Freiheit
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Im Sommer 1951 kommt Miranda Schuyler im Alter von 18 Jahren anlässlich der Hochzeit ihrer Mutter nach Winthrop Island, wo die Reichen und Schönen der Neuenglandstaaten die Sommer verbringen. Mirandas ...

Im Sommer 1951 kommt Miranda Schuyler im Alter von 18 Jahren anlässlich der Hochzeit ihrer Mutter nach Winthrop Island, wo die Reichen und Schönen der Neuenglandstaaten die Sommer verbringen. Mirandas Vater ist im Krieg gefallen und ihre Mutter hat auf der Insel mit Hugh Fisher eine neue Liebe gefunden.
In diesem Sommer taucht Miranda, begleitet von ihrer impulsiven Stiefschwester Isobel in die Lebenswelt der High Society ein und verliebt sich dabei in den Hummerfischer Joseph Vargas. Doch bevor sich ihre junge Liebe entfalten kann, geschieht ein schreckliches Unglück, was Miranda dazu zwingt Winthrop Island zu verlassen.
Erst 18 Jahre später kehrt Miranda im Sommer 1969 als berühmte Schauspielerin auf die Insel zurück, wird dort jedoch nicht von allen willkommen geheißen.

"Unser Traum von Freiheit" ist der fünfte Band der East-Coast-Reihe, nimmt aber keinerlei Bezug auf die vorangehenden Bände und kann deshalb unabhängig von ihnen gelesen werden.
Der Roman handelt auf drei Zeitebenen: im Jahr 1931, 1951 und 1969, wobei vor allem die Sommer 1951 und 1969 mit Miranda Schuyler bzw. Miranda Thomas im Fokus stehen. Alle drei Erzählstränge handeln von dramatischen Liebesgeschichten, von unglücklich verliebten Frauen und selbstgerechten Männern, die sich nehmen, was sie haben möchten. Der Mikrokosmos der kleinen Luxusinsel, auf der jeden jeden kennt und in der mächtige Seilschaften herrschen, trägt dazu bei, dass in der Zwei-Klassen-Gesellschaft Neid, Eifersucht und Geheimnisse entstehen.

Die Atmosphäre auf Winthrop Island ist bildhaft geschildert. Die Unterschiede zwischen den reichen Country Club-Mitgliedern, die dort ihre Sommerresidenz haben und den hart arbeitenden portugiesischen Fischern werden eindrücklich dargestellt. Miranda steht genau zwischen diesen beiden unterschiedlichen Welten und hätte für ihre große Liebe Joseph auf alle Privilegien verzichtet, wäre es 1951 nicht zu der alles verändernden Katastrophe gekommen.
Der Roman erzeugt zu Beginn Spannung, denn erst im Verlauf der Schilderungen auf den drei (eigentlich zwei) Zeitebenen wird klar, was sich ereignet hat, wobei bis zum Schluss unklar ist, warum es dazu gekommen ist. Bis das Geheimnis am Ende gelüftet wird, zieht sich der Roman in die Länge. Auch wenn interessant ist, wie die Erzählstränge zusammenhängen und was die Charaktere miteinander verbindet, empfand ich die Geschichte als zäh.
Die Autorin versteht es, die Atmosphäre auf dem Kleinod eindrucksvoll zu vermitteln und auch mit Dramatik, Emotionen und Leidenschaft wird nicht gespart, aber aufgrund der letztlich überschaubaren Handlung, hätte der Roman etwas straffer erzählt werden können.

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Veröffentlicht am 15.08.2021

Ein Sommer auf dem Campingplatz zur Selbstreflexion - autobiographisch, aber für den Leser wenig erhebend, spannend oder berührend.

Prima Aussicht
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Judith ist Mutter eines kleinen Sohnes und möchte nicht, dass dieser ein Dasein als Einzelkind fristen muss. Ihr Freund Bruno gibt ihr jedoch zu verstehen, dass er kein zweites Kind möchte. Als Ausgleich ...

Judith ist Mutter eines kleinen Sohnes und möchte nicht, dass dieser ein Dasein als Einzelkind fristen muss. Ihr Freund Bruno gibt ihr jedoch zu verstehen, dass er kein zweites Kind möchte. Als Ausgleich für diese Misere kauft Judith spontan einen alten Wohnwagen, um auf einem Campingplatz in Brandenburg die Wochenenden zu verbringen. Völlig unbedarft renoviert Judith und richtet den Wohnwagen ein, um eine heimelige Atmosphäre zu schaffen. Von maroden Stellen, Rost oder eindringenden Mäusen lässt sie sich dabei so schnell nicht unterkriegen. Die kleine Familie fügt sich in die Campinggemeinschaft ein und auch ihr Sohn fühlt sich in der Natur und am See wohl. Doch selbst nach den unbeschwerten Sommermonaten lässt Judith der Wunsch nach einem zweiten Kind nicht los, als sie in Brandenburg die Zelte vor dem kommenden Winter abbrechen. Eine "prima Aussicht" ist jedoch die Zusage für die Verlegung eines Buches und die Hoffnung, dass sich damit ihr Traum eines Schriftstellerinnen-Daseins realisiert.

Vor dem Lesen war mir nicht wirklich bewusst, dass es sich bei "Prima Aussicht" um einen autobiographischen Roman handelt und Judith Poznan über ihr eigenes Leben schreibt. Zumindest ist die Berlinerin Mutter eines Sohnes, Besitzerin eines Wohnwagens und hat sich mit ihrem Debütroman einen Traum erfüllt. Ob Teile des Romans fiktiv sind, erschließt sich nicht, da es keine Erklärung durch ein Nachwort gibt.

Judith Poznan erzählt frei von der Leber, wechselt dabei sprunghaft zwischen Gegenwart und Vergangenheit, wenn Erinnerungen an ihre Kindheit und insbesondere an ihre Oma Karin hochkommen, die eine große Rolle in ihrem Leben gespielt haben muss. Die Verbindung zu ihren Eltern scheint nicht so eng gewesen zu sein. Ihren Sohn, der namenlos bleibt, liebt sie über alles und würde alles für ihn tun. Die Beziehung zu ihrem Freund Bruno scheint dagegen nicht so innig. Was die beiden außer dem gemeinsamen Kind verbindet, ist nicht zu erkennen. So entsteht der Eindruck, das der Wunsch nach einem zweiten Kind möglicherweise daher rührt, die fragile Beziehung zu festigen.

In dem Roman werden Fragmente aus einem Sommer geschildert, Episoden, die - außer für Judith selbst - weder sonderlich außergewöhnlich noch aufregend sind. Judith hat ihre Gedanken einfach so unstrukturiert aufgeschrieben, wie sie ihr gekommen zu sein scheinen.
Die Sorgen einer jungen Mutter und das Bestreben für eine glückliche Kindheit des Nachwuchses sowie um die finanziell unsichere Situation als Schriftstellerin mit bisher nur abgelehnten Manuskripten, sind greifbar, jedoch für den Leser eher belanglos, fesseln und berühren nicht.
Ihre geschilderten Episoden sind zumal ganz unterhaltsam, aber letztlich geben Judith Poznans Memoiren nicht so viel her, um einen ganzen Roman interessant zu gestalten. Dass Prominente Autobiographien veröffentlichen, um sich ins rechte Licht zu rücken oder Bilanz über ihr Leben zu ziehen, ist nicht weiter ungewöhnlich. Warum jedoch eine Frau wie du und ich Teile ihres Lebens in Form eines Romans mit der Öffentlichkeit teilt, wurde mir bis zum Ende nicht klar. Vermutlich hätte mir eine fiktive Geschichte der jungen Autorin besser gefallen.

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