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Veröffentlicht am 23.08.2021

Ein beeindruckendes Debüt

Greta und Jannis
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„Greta und Jannis - Vor acht oder in einhundert Jahren“ ist das Debüt der Autorin Sarah Kurate, die mich mit ihrem wundervollem Schreibstil zutiefst beeindruckt hat.

Als Kinder hatten Greta und Jannis ...

„Greta und Jannis - Vor acht oder in einhundert Jahren“ ist das Debüt der Autorin Sarah Kurate, die mich mit ihrem wundervollem Schreibstil zutiefst beeindruckt hat.

Als Kinder hatten Greta und Jannis ein freundschaftlich-geschwisterliches Verhältnis zueinander, das irgendwann dem der ersten Verliebtheit wich, die nicht gewünscht war und nicht sein durfte. Jannis zieht in die Stadt und Greta lebt mit ihrer Großtante Serverine in einem schwer erreichbaren Gebirgsdorf. Dort kümmern sie sich gemeinsam um unerwünschte Kinder.

Die Handlung beginnt mit der Reise in das Gebirge und endet mit dem Reise aus dem Gebirge. Die Kapitel dazwischen beziehen sich zeitlich immer auf einen Zeitpunkt nach der Apfelernte bzw. handeln vor acht Jahren. Zunächst fand ich das ein wenig verwirrend, aber im Nachhinein gut durchdacht, um dem Roman noch atmosphärischer zu gestalten.

Greta und Jannis sind sympathische Protagonisten, man erfährt aber ebenso viel über den Nachbarn Cornelio und die Kinder, um die sich Greta und Serverine kümmern.

Viel mehr als die Handlung hat mich jedoch der schöne poetische und melodische Schreibstil der Autorin für sich eingenommen. Die Beschreibungen sind nicht nur bildgewaltig, so dass beim Lesen direkt Bilder vor meinen Augen entstanden sind, sondern auch voller Düfte und Gerüche, so dass ich im Wechsel den Duft von Zimt, Frühling und Lavendel, den Geruch von Natur, Kühen und Kälbern und den Gestank von verwesenden Tieren in der Nase hatte. Ich denke, dass dies das erste Buch war, in dem mich der Schreibstil dermaßen beeindruckt hat, dass ich der Handlung weniger Bedeutung beigemessen habe als der Art wie diese transportiert wurde.

Das ist kein Buch für schnelle Leser, sondern für solche, die Sprache lieben und sich gerne ein wenig Zeit zum Lesen nehmen.

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Veröffentlicht am 22.08.2021

Was bleibt nach 30 Jahren Ehe ?

Der Brand
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„Der Brand“ ist ein vielschichtiger Roman der Autorin Daniela Krien.

Rahel und Peter wohnen in Dresden, sind Mitte 50, seit fast 30 Jahren verheiratet und haben zwei erwachsene Kinder und zwei Enkelkinder. ...

„Der Brand“ ist ein vielschichtiger Roman der Autorin Daniela Krien.

Rahel und Peter wohnen in Dresden, sind Mitte 50, seit fast 30 Jahren verheiratet und haben zwei erwachsene Kinder und zwei Enkelkinder. Im Laufe der Zeit ist die Liebe im Alltag untergegangen. Ein gemeinsamer Sommerurlaub soll eine Bestandsaufnahme ihrer Beziehung und für ihre Zukunft werden. Aber ihr Ferienhaus brennt ab. Stattdessen ergibt sich kurzfristig die Möglichkeit in die Uckermark zu fahren, um sich um den Hof einer Freundin von Rahels verstorbenen Mutter zu kümmern, die ihren Mann nach einem Schlaganfall zu einer Reha begleiten soll.

Das Buch ist nur ein kurzer Auszug aus dem Leben von Rahel und Peter, aber man erfährt eine Menge über ihre Vergangenheit und ihre Familie. Da ist ihre Tochter, mit ihren beiden recht wenig erzogenen Kindern, die ebenfalls Eheprobleme hat, die früh an Krebs verstorbene Mutter von Rahel, ihr unbekannter Vater und viele andere. Rahel und Peter geht es von außen betrachtet sehr gut. Peter ist Literaturprofessor und Rahel ist Psychologin. Sie führen ein gesellschaftlich angesehenes Leben und sind gut aufgestellt.

Die Geschichte ist sehr einfühlsam geschrieben. Der Schreibstil von Daniela Krien lässt sich angenehm leicht lesen. Obwohl die Situation zwischenzeitlich recht bedrückend ist, gibt es auch immer wieder humorvolle Stellen. Die Charaktere sind allesamt sehr vielschichtig und die Atmosphäre der Uckermark wird bildhaft und lebendig beschrieben. Besonders interessant fand ich, dass die Autorin immer wieder Bezug auf aktuelle Themen wie z. B. die Coronakrise und die Genderdebatte nimmt und gleichzeitig auch leichte Gesellschaftskritik einfließen lässt, die zum Nachdenken anregt.

Mir hat das Buch gut gefallen und ich freue mich auf weitere Bücher der Autorin.

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Veröffentlicht am 22.08.2021

Fantasievoll, magisch und bewegend

Wie man einen Tiger fängt
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„Wie man einen Tiger fängt“ ist ein sehr fantasievoller Roman von der Autorin Tae Keller für junge Leser ab elf Jahren, bei dem eine Menge zwischen den Zeilen steckt.

Die Protagonistin Lily fährt mit ...

„Wie man einen Tiger fängt“ ist ein sehr fantasievoller Roman von der Autorin Tae Keller für junge Leser ab elf Jahren, bei dem eine Menge zwischen den Zeilen steckt.

Die Protagonistin Lily fährt mit ihrer großen Schwester Sam und ihrer Mutter zu ihrer kranken Großmutter, ihrer Halmoni. Dort begegnet sie einem Tiger, einem magischen Tiger, der sprechen kann und der Lily einen Vorschlag macht.

In einer sehr schönen eingängigen Sprache erzählt die Autorin, dass Lily über die Geschichten, die ihre Halomi ihr erzählt hat, wächst. In diesen werden sehr unterschiedliche Themen behandelt. Liebe, Verbundenheit, Verlust, Abschied, Freundschaft, Hoffnung, Vertrauen und vieles mehr werden ebenso thematisiert wie die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft. Mit 46 Kapiteln auf 350 Seiten sind die Kapitel alle recht kurz, was sich zum Einen gut für junge Leser eignet aber zum Anderen auch die Möglichkeit bietet über das Gelesene in Ruhe nachzudenken ohne an einer ungünstigen Stelle zu unterbrechen.

Dieses Buch hat wirklich etwas Magisches und ist unglaublich vielseitig. Meiner Meinung nach ist es ein wunderschönes Buch, das junge Leser wohl erst nach und nach in Gänze erfassen können, was aber auch vollkommen okay ist, da es zum teil auch um sehr komplexe Themen geht.

Mich hat dieses Buch begeistert und ich kann es nur empfehlen.

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Veröffentlicht am 20.08.2021

Emotional, erschütternd und bewegend

Engelspost
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„Engelspost – Die Geschichte eines Betrügers“ ist ein sehr eindringlicher Roman der Autorin Iris Muhl über die Waisenkinder, die zu Beginn des 20 Jahrhunderts per Post verschickt wurden.

Eliott White ...

„Engelspost – Die Geschichte eines Betrügers“ ist ein sehr eindringlicher Roman der Autorin Iris Muhl über die Waisenkinder, die zu Beginn des 20 Jahrhunderts per Post verschickt wurden.

Eliott White hat sein Leben als erfolgreicher Unternehmer und Betrüger verbracht. Ohne Skrupel hat er jeden übervorteilt und sein Wissen als Einheimischer New Yorks den Einwanderern gegenüber ausgenutzt. Inzwischen ist er ein alter Mann und will bei einem Interview beim New Yorker Radio sein Gewissen erleichtern. Er beginnt von einer schicksalshaften Begegnung im Jahr 1913 zu berichten. Bei einer seiner Zugreisen trifft er auf ein kleines verwahrlostes Waisenmädchen, das - wie es damals üblich war - per Post, wie ein Paket mit Briefmarke beklebt, versendet wurde. Das Mädchen hat eine ganz besondere Wirkung auf Eliott und sorgt dadurch dafür, dass er sich seiner Vergangenheit stellt.

Der Schreibstil der Autorin ist angenehm zu lesen und die Umgebung und die Charaktere werden schnell lebendig. Schnell werden die realen historischen Hintergründe, die die Autorin in ihren Roman eingebunden hat deutlich und haben bei mir für Entsetzen und eine Gänsehaut gesorgt. Mir war zuvor nicht bekannt, wie man vor gut 100 mit unerwünschten Kindern umgegangen ist und ich war entsprechend fassungslos.

In dem Buch geht es um Schuld, die Auseinandersetzung mit dieser, inneren Konflikten, Moral, Wiedergutmachung und vieles mehr.

Ich kann dieses Buch nur empfehlen, da es unterhaltsam ist, zum Nachdenken anregt und die historischen Hintergründe gut eingearbeitet wurden. Mich hat dieser kurze Roman nachhaltig erschüttert und ich werde ihn noch lange in Erinnerung behalten.

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Veröffentlicht am 15.08.2021

Zwischen den Fronten

Schach mit dem Tod
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„Schach mit dem Tod“ ist ein spannender Roman des dänischen Autors Steffen Jacobsen.

Die Handlung ist während und nach dem Zweiten Weltkrieg angesiedelt. Der Elektroingenieur David Adler arbeitet als ...

„Schach mit dem Tod“ ist ein spannender Roman des dänischen Autors Steffen Jacobsen.

Die Handlung ist während und nach dem Zweiten Weltkrieg angesiedelt. Der Elektroingenieur David Adler arbeitet als Assistent des dänischen Physiker Niels Bohr an einer gefährlichen Waffe, sitzt aber zwischen den Stühlen, da er als Spion für die Sowjetunion tätig ist.

Das Buch beginnt mit einer kurzen Einführung, in der es interessante Fakten zum Manhattan-Projekt gibt. Somit wir schnell deutlich, dass dieser Roman nicht rein fiktiv ist, sondern Steffen Jacobsen sich ausgiebig mit den damaligen Forschungen im Bereich der Physik beschäftigt hat. Auch seine Charaktere sind ein Mischung aus bekannten Physikern – wie Niels Bohr, Robert Oppenheimer – und fiktiven Charakteren. David Adler ist ein interessanter Charakter, dessen innerer Zwiespalt sehr gut dargestellt wird. Der Handlungsort wechselt zwischen London, New Mexico und Washington.

Nachdem ich einmal mit dem Buch angefangen hatte, konnte ich es nur schwer aus der Hand legen. Die Mischung aus Fiktion und Fakten ist dem Autor ausgesprochen gut gelungen. Die historischen Details sind so gut mit der Handlung verflochten, das es nur gut ist, dass in dem Nachwort nochmals deutlich wird, dass es sich um einen fiktiven Roman handelt, da hier alles so gut passt, dass ich mir direkt vorstellen konnte, dass sich alles genau so wie beschriebenen, abgespielt hat.

Das Buch ist ein spannender historischer Politthriller, den ich nur empfehlen kann.

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