Für Zwischendurch
Das Auktionshaus (Die Auktionshausserie 1)London 1910. Sarah Rosewell wächst unter ärmlichsten Bedingungen im Londoner Armenviertel Soho auf. Gemeinsam mit ihrer Mutter arbeitet sie als Näherin im Modesalon von Mrs. Weaver zu einem Hungerlohn. ...
London 1910. Sarah Rosewell wächst unter ärmlichsten Bedingungen im Londoner Armenviertel Soho auf. Gemeinsam mit ihrer Mutter arbeitet sie als Näherin im Modesalon von Mrs. Weaver zu einem Hungerlohn. Als Lady Sudbury im Salon ihre Brosche vergisst, läuft Sarah ihr hinterher, um ihr diese zurückzugeben. Sie erhält als Dank ein Geldstück, das ihr der Vater jedoch sofort abnimmt. Doch Lady Sudbury ist auch weiterhin von der liebenswerten Sarah angetan und nimmt sie in ihrem Haus als Gesellschafterin auf. Sie erkennt in ihr ein junges Mädchen voller Wissbegierde und Liebe zu schönen Dingen. Die anderen Dienstboten sind über den Neuzugang nicht erfreut und machen Sarah das Leben schwer. Trotz ihrer standesgemäß niedrigen Herkunft erhält sie durch ihre Gönnerin eine gute Ausbildung und wird in die bessere Gesellschaft eingeführt. Durch Lady Sudbury lernt Sarah auch die Welt der Auktionshäuser kennen und lieben. Jahre später erhält sie ein lukratives Jobangebot bei einem der prestigeträchtiges Auktionshäuser, dem Varnham's. Hier trifft sie auf den Fotografen Philipp Manyard, der ihre große Liebe wird. Diese steht jedoch unter keinen guten Stern....
Das erste Viertel hat mir gut gefallen und ich habe mich mit Sarah sehr schnell angefreundet. Die Londoner Armenviertel, Sarah's alkoholkranker Vater, der den Lohn versäuft und Sarah's Geschwister, die jedes Jahr mehr werden, hatte ich lebhaft vor Augen. Im Hause Sudbury versucht Sarah aus diesem Elend zu fliehen und etwas Geld für ihre Mutter und die Geschwister zu sparen. Die Anfeindungen der anderen Dienstboten fand ich fast übertrieben, denn ich konnte nicht verstehen, dass ihr wirklich alle schlecht gesinnt sind. Im Gegensatz dazu hatte ich aber auch Schwierigkeiten damit, dass Sarah mit kaum einer erhaltenen Schulbildung plötzlich - nur durch die Hilfe von Lady Sudbury - in nur drei Jahren einige Sprachen lernt, Kunstkennerin wird und sich auch in der gehobenen Gesellschaft perfekt bewegen kann. Für mich passte das irgendwie nicht richtig zusammen.
Mit dem ersten großen Zeitsprung hat mich die Autorin dann leider verloren. Ich konnte mich nicht mehr richtig in Sarah hineinfühlen und hatte oftmals das Gefühl nur an der Oberfläche zu schweben. Ich hätte mir mehr Tiefgang gewünscht. Interessant fand ich noch die Arbeit im Auktionshaus und die Abläufe einer Versteigerung. Hier lässt die Autorin ihr eigenes Sachwissen einfließen. Als der Erste Weltkrieg beginnt ist Sarah's Aufstieg bei Varnham's nicht zu stoppen. Sie wird Expertin und darf aufs Land zu diversen Landsitzen reisen, um den Wert der dargebotenen Artefakte zu schätzen. Doch ihr Erfolg bringt ihr auch Neider...
Trotz des guten Schreibstils, den ich von der Autorin aus anderen Romanen unter ihrem Klarnamen kenne, konnte mich die Geschichte nicht komplett überzeugen. Außerdem waren mir besonders in der ersten Hälfte die Zeitsprünge zu groß. Diese sind zwar notwendig um die Handlung voranzutreiben, aber meiner Meinung nach waren sie nicht immer glücklich gewählt. Sie haben mich oftmals wieder aus der Geschichte gerissen, in die ich danach schwer wieder hinein fand. ich hatte auch das Gefühl, dass wenn Spannung aufgebaut wurde, sich vieles zu schnell in Wohlgefallen auflöste. Obwohl Sarah viele schwere Schicksalsschläge erleiden musste, fand ich ihre Charakterbildung etwas schwach. Sie hatte mir zu wenig Ecken und Kanten und war mir einfach zu sehr Gutmensch.
Am Ende gibt es einen Cliffhanger, der einen kleinen Ausblick auf den weiteren Verlauf der Geschichte wirft, die in Wien spielen wird.
Fazit:
Für mich war der Roman zwar vom Thema her interessant, aber es fehlte mir an Spannung und Tiefgang. Ich habe es vermisst völlig in die Geschichte eintauchen und mitfiebern zu können. Im Großen und Ganzen ein netter Roman für Zwischendurch, der mich allerdings nicht komplett überzeugen konnte und vielfach austauschbar ist.