Roman | Drei Frauen, ein alter Hof, drei Lebenswege: die literarische Entdeckung
Drei Frauen auf einem Hof – im Kampf um Selbstbestimmung, Anerkennung und Freiheit
Für die alte Großbäuerin Lisbeth gibt es nichts Wichtigeres als den Hof, sein Erhalt ist ihr Lebenssinn. Nie hat sie die damit verbundenen Pflichten hinterfragt.
Doch mit Schwiegertochter Marlies kommt eine neue Frau ins Haus, die keineswegs klaglos und ohne eigene Wünsche das Leben einer Bäuerin führen will. Das Kaufhaus in der nächsten Stadt wird für Marlies zum Sehnsuchtsort im Wirtschaftswunderdeutschland, arbeiten möchte sie dort, einen Jagd- und Traktorführerschein machen, das Leben soll doch mehr zu bieten haben.
Die beiden Frauen tragen fortan stille Kämpfe aus, um Haushaltsführung, um Kindererziehung. Doch eigentlich werden viel größere Dinge verhandelt: Lebensmodelle, Vorstellungen vom Frausein, vom Muttersein. Und doch ist da ein verbindendes Element: Marlies’ Tochter Joanna, die ihren ganz eigenen Weg geht und nach dem Abitur nach Uganda aufbricht …
Meinung:
Dieses Buch hat mich unheimlich sehr angesprochen und ich habe aus meinem Bekanntenkreis auch nur positive Leserstimmen gehört. Umso überrechter war ich, dass mich dieses Buch nicht völlig begeistern ...
Meinung:
Dieses Buch hat mich unheimlich sehr angesprochen und ich habe aus meinem Bekanntenkreis auch nur positive Leserstimmen gehört. Umso überrechter war ich, dass mich dieses Buch nicht völlig begeistern konnte. Zunächst einmal hat die Autorin einen sehr eigenen, literarisch wirklich interessanten Schreibstil, der mir eigentlich sehr gut gefiel. Doch irgendwie machte es mir die Eigenart dessen schwer zu den Charakteren eine wirkliche Binding aufbauen zu können, da der Schreibstil eher schlicht und sehr abstrakt gehalten war, blieben diese eher fern und unpersönlich.
Dennoch hat mit dir Raffinesse, mit der die Autorin diese Geschichte erzählt durchaus Begeisterung abgewonnen, sie versteht es Probleme zwischen Generationen in Kleinigkeiten wiederzuspielen, ohne es zu sagen, sie zeigt es, mit allen Missverständnissen und in jeder Komplexität.
Manches Mal hatte ich das Gefühl, dass ich noch zu jung bin, um die Thematik in voller Ganzheit zu verstehen und dass ich deshalb dieses Buch als weniger grandios empfanden habe, als es so viele anderen getan haben.
Wer in einem kleinen Dorf den größten Hof hat, ist sich seiner Pflicht gegenüber Nachbarn, Tieren und der Tradition bewußt. Lisbeth und Karl bewirtschaften so einen Hof, gemeinsam mit ihrem Sohn Konrad. ...
Wer in einem kleinen Dorf den größten Hof hat, ist sich seiner Pflicht gegenüber Nachbarn, Tieren und der Tradition bewußt. Lisbeth und Karl bewirtschaften so einen Hof, gemeinsam mit ihrem Sohn Konrad. Als sich dieser in eine Frau verliebt, die keine Bäuerin ist, zieht mit Marlies eine Schwiegertochter auf den Hof, die vieles anders machen will und die ihren eigenen Kopf hat. Lisbeth tut sich schwer mit Marlies und umgekehrt. Zu unterschiedlich sind ihre Auffassungen von Tradition, Leben und Glück. Als Marlies und Konrad eine Tochter bekommen, wächst mit Joanna die nächste Generation auf dem Bethches-Hof heran. Die Probleme werden aber nicht kleiner.
Ute Mank hat einen Drei-Generationen-Roman geschrieben, der geprägt ist von den unterschiedlichen Lebensentwürfen der drei Frauen. Der Bethches-Hof ist das Zentrum, um das sich alles dreht. Lisbeth würde gerne alles fortführen wie bisher, aber das ist nicht möglich. Die EU und die Milchquote sind nur zwei Aspekte, die von außen auf den Mikrokosmos einwirken, die modernen Ansichten von Marlies kommen quasi von Innen.
Die Konflikte zwischen Schwiegermuttern und -tochter machen die beiden zu den Hauptpersonen des Romans. Allerdings waren weder die beiden noch die anderen Charaktere für mich besonders sympathisch. Für Karl und den Großknecht Alfred konnte ich mich noch am ehesten erwärmen.
Marlies war mir als Charakter zu unentschlossen. Sie hat oft beharrlich ihren eigenen Willen durchgesetzt, so hat sie z.B. Treckerfahren gelernt, auf der anderen Seiten war sie oft sehr zaghaft, hat ständig mit ihrem Schicksal gehadert und war unzufrieden. Sie wusste selbst nicht genau was sie wollte.
Der Schreibstil ist stellenweise ungewöhnlich. Hier werden sehr oft Sätze nur angedacht und nicht zu Ende geführt, das Verb kann man sich dann ... (dazudenken). Im weiteren Textverlauf hat es mich dann aber nicht mehr gestört. Es gibt einige schöne sprachliche Vergleiche, so die vielen Trachten, die Lisbeth besitzt und immerzu trägt, für jede Lebenslage eine, von der Taufe bis zum Tod. Ihr Leben, das der Tradition gewidmet ist, spiegelt sich in diesen Trachten, die sie aber auch einengen und nichts anderes zulassen.
Wildtriebe, so wird im Roman erklärt, sind "dünne Ästchen, die mitten aus dem Stamm herauswuchsen. Entfernte man sie nicht, ließ man sie wachsen, konnten sie den Baum mit der Zeit sogar zum Absterben bringen." (S. 113)
Wer oder was für den Baum und für die Wildtriebe steht, sollte jede*r für sich aus dem Roman herauslesen.
Ich habe den Roman ganz gerne gelesen, vor allem, weil ich viele Details "wiedererkannt" habe, z.B. das Drama um die Aussteuer, die man als junges Mädchen jahrelang geschenkt bekam und dann doch nicht gebraucht hat. Schade fand ich den durchweg traurigen Unterton, manchmal hat mir ein bisschen Schwung in der Handlung gefehlt und dass ich keinen der Hauptcharaktere als sympathisch empfunden habe (muss man aber ja auch nicht). Dreieinhalb Sterne und eine Leseempfehlung für alle, die gerne Mehrgenerationen-Romane lesen.
Nachdem Elisabeth’s Brüder nicht aus dem zweiten Weltkrieg wiederkamen, wird sie die Erbin des Bethches-Hofes. Den Erhalt und den Fortbestand des Hofes sieht sie als ihr Lebenswerk an. Seit Generationen ...
Nachdem Elisabeth’s Brüder nicht aus dem zweiten Weltkrieg wiederkamen, wird sie die Erbin des Bethches-Hofes. Den Erhalt und den Fortbestand des Hofes sieht sie als ihr Lebenswerk an. Seit Generationen geprägt von Traditionen, festen Regeln, im Rhythmus des Jahresverlaufes und der Versorgung der Tiere. Als nun Konrad, ihr einziger Sohn und Hoferbe, Marlies heiratet, ist Lisbeth nicht sehr angetan von der modernen jungen Frau, die keine Bäuerin ist. Dies soll sich unter Lisbeth’s Führung ändern. Doch Marlies kann es ihrer Schwiegermutter nicht recht machen. Sie möchte sich nicht immer unterordnen, sondern ihr Leben selbst bestimmen. Sie nimmt wieder ihren Beruf im Kaufhaus auf, macht den Jagdschein und den Traktorführerschein. Lisbeth ist in ihren Traditionen und Wertvorstellungen so verankert, dass die stillen Kriege tagtäglich zu spüren sind, denn es wird nicht miteinander gesprochen, jeder macht das mit sich allein aus.
Als Marlies Tochter Joanna geboren wird, ist Lisbeth ganz stolze Oma, endlich hat der Hof eine Nachfolgerin. Doch die stillen Kämpfe bleiben, um Mützen, Kinderwagen oder Erziehung. Zwischen Lisbeth und Joanna entwickelt sich eine ganz besondere Beziehung. Doch auch Joanna hat ihren ganz eigenen Lebensentwurf.
Die Männer in dieser Geschichte bleiben sehr im Hintergrund.
Dieser Roman ist sehr schön und atmosphärisch geschrieben, wobei der Schreibstil bzw. das Stilmittel mit den unvollendeten Sätzen für mich das ein oder andere Mal etwas gewöhnungsbedürftig war.
Die Geschichte spiegelt die Generationsunterschiede und die Lebensmodelle der drei Protagonistinnen, sowie die Landwirtschaft im Wandel der Zeit sehr schön wider.
Das sehr schön gestaltete Cover mit den drei Blumen kann man gut den drei Frauen zuordnen. Der Bezug gefällt mir sehr.
Es geht um drei Generationen und das Leben auf dem Land. Auf einem Hof steht Arbeit an erster Stelle. Joanna reist nach Afrika, weil sie in Uganda Freiwilligendienst leisten möchte. Ihre Mutter Marlies ...
Es geht um drei Generationen und das Leben auf dem Land. Auf einem Hof steht Arbeit an erster Stelle. Joanna reist nach Afrika, weil sie in Uganda Freiwilligendienst leisten möchte. Ihre Mutter Marlies will sich nicht den Pflichten des Bauernhofs unterordnen. Die alte Bäuerin Lisbeth gibt das Kommando vor, immer nur zum Wohle des Hofs. Sie hat auch ein Geheimnis. Ihr Sohn Konrad will von seiner Frau Marlies 7 Kinder und wäre auch noch mit 5 einverstanden. Dann gibt es die ersten Streitereien, weil Marlies nur 1Kind möchte. Den Traktor Führerschein und in den Schießverein will sie.
Das Leben der drei Protagonisten verhält sich fast so ähnlich wie der Titel des Buches aussagt. Es wird viele gedacht aber nichts wirklich ausgesprochen. Erst mit der Schwangerschaft von Joanna ändert es sich etwas. Nur Mutter und Tochter haben ein engstirniges Verhältnis. Joanna vertraut sich zuerst der Bäuerin Lisbeth an, was wiederum ihre Mutter wütend macht. Ich fand es sehr berührend wie Lisbeth und Joanna miteinander harmonierten. Und Lisbeth bricht ihr Geheimnis, sie hat keine Angst mehr vor dem Getratsche im Dorf. Das hat mir gefallen.
Konrad und Marlies verstehen sich immer weniger, ich hab schon bei den ersten Diskrepanzen gemerkt was sich da entwickelt zum Ende hin. Mit zunehmendem Alter wird auch die alte Bäuerin ausgeglichener, aber mit der Mutter ihrer Enkelin wird sie sich nie anfreunden.
In Frau Manks Schreibstil bildet man sich schließlich die Worte ein, die nie gesagt wurden. An manchen Stellen fand ich es sehr betrüblich. Gefühle kommen selten vor, ich frage mich, war dass das wirkliche Leben in der Landwirtschaft zur damaligen Zeit. Die heutige Generation genießt mit Sicherheit sehr viel mehr Freiheiten.
Das Buch hat mir gefallen, die Charaktere wurden realistisch dargestellt. Empfehle das Buch gerne weiter. Es regt zum Nachdenken an.
Ganz unter dem Motto "eigene Lebenspfade bestreiten" beginnt Ute Manks Debutroman mit der Abreise von Joanna ins ferne Uganda.
Dass das bei den restlichen Familienmitgliedern zunächst einmal eine Schockstarre
hervorruft, ...
Ganz unter dem Motto "eigene Lebenspfade bestreiten" beginnt Ute Manks Debutroman mit der Abreise von Joanna ins ferne Uganda.
Dass das bei den restlichen Familienmitgliedern zunächst einmal eine Schockstarre
hervorruft, lässt die frisch gebackene Abiturientin kalt.
Denn der hessische Bauernhof "Bethches-Hof" ist sowohl ihr Zuhause, also auch der Ort von dem sie erst einmal unbedingt wegwill. Das Leben ihre Großmutter Lisbeth und Mutter Marlies möchte sie auf keinen Fall führen.
Wie jede der drei Frauen mit ihren Werten, Traditionen und ihren individuellen Entscheidungen umgeht, beschreibt Mank auf gut 280 Seiten.
Stimmungsvoll und zugleich zum Nachdenken anregend geht sie auf jede der drei Frauen und deren Lebensumstände ein.
Man stellt sich eigentlich beim Lesen permanent die Fragen: Wie würde ich handeln? Würde ich mich in ähnliche Situationen hineinziehen lassen?
Zentrales Thema hier ist immer die Selbstverwirklichung rund um einen Schauplatz mit konservativen Traditionen.
Fazit: Wildtriebe überzeugt nicht nur mit seiner Hülle, sondern auch in der Fülle ;)