Warum wir regelmäßig eine Kreditkarte essen und andere Fragen des Lebens
Mensch, Erde! Wir könnten es so schön habenGesundheit – für sich und die Liebsten. Ist das nicht ein Wusch, den viele Menschen im Herzen tragen? Sicher und vergnügt aufwachsen können, im Wald spazieren, auf der Wiese Fußball spielen oder sich mit ...
Gesundheit – für sich und die Liebsten. Ist das nicht ein Wusch, den viele Menschen im Herzen tragen? Sicher und vergnügt aufwachsen können, im Wald spazieren, auf der Wiese Fußball spielen oder sich mit einem Picknick oder einem Buch entspannen. Für mich klingt das traumhaft.
In dem Haus, in dem ich aufgewachsen bin, konnte man mit etwas Glück ein Reh sehen, wenn man aus dem Fenster blickte.
Rebhühner auf den Feldern, ein riesiger Kirschbaum im Garten, mit dem Vater Johannisbeeren pflücken. Wenn ich dieses Haus heute besuchen gehe, steht es inmitten eines Neubaugebietes, als wäre es nicht einst mitten in der Natur gestanden. Als Kind war diese Natur und alles, was sie zu bieten hatte, jedoch ein riesengroßer Spielplatz, den es zu entdecken galt.
Vermutlich muss man nicht so aufwachsen, um den Zauber zu kennen, der von Wäldern, Mooren, blühenden Feldern oder schimmernden Flüssen ausgeht. Als Kinder hatten wir überall Lager. Entweder um dort unseren Kastanienvorrat zu verstecken oder um Pläne für den Tag zu schmieden. Vielleicht kommt einem als Kind die Natur in der Nachbarschaft noch größer vor, aber es waren glückliche Tage. Und hätte man mir als Kind gesagt, dass mein Kastanienlager verschwinden würde, wenn ich ständig Rindfleisch aß, hätte ich mich definitiv für mein Lager entschieden.
Es gibt viele Gründe, sich zu wünschen, dass die Natur nicht kaputt geht. Sich zu wünschen, dass die eigenen Kinder vielleicht auch mal ein Kastanienlager haben können, ist einer davon. Neben Wünschen, die sich an zukünftige Generationen richten, gibt es jedoch auch die, die uns selbst, unseren Körper und unsere Seele betreffen. Eckart von Hirschhausen hat es sich zur Aufgabe gemacht, begreifbar zu machen, wie stark die eigene Gesundheit und die Gesundheit des Planeten zusammenhängen.
»Vielmehr muss ich die Möglichkeit nutzen, Menschen darauf hinzuweisen, welche Risiken die Klimakrise für unsere Gesundheit in sich birgt. Und dass unsere Gesundheit nicht nur an Arztpraxen, Kliniken und Tabletten hängt, sondern auch an einem gesunden Planeten.«
Hirschhausen plädiert für einen anderen Blick auf viele Aspekte, die mit der Klimakrise zusammenhängen. Denn sollte bei der Reduktion des eigenen Fleischkonsums wirklich von ›Verzicht‹ gesprochen werden, wenn wir damit uns selbst zugleich so viel Gutes tun? Sollte bei einem weniger an Autofahren und einem mehr an Radfahren wirklich von Verzicht gesprochen werden, wenn wir uns und unserer Gesundheit damit so viel Gutes tun? Wenn dies auf so viele Aspekte unseres Lebens einen positiven Effekt haben kann? Und atmen wir nicht alle lieber frische Luft als uns mit einem Skateboard vor einen Auspuff zu schnallen?
›Mensch, Erde!‹ versammelt Wissen und Gedanken zu den vielseitigsten Gebieten. Vom Trinken, über das Essen, schlechte Luft, Hitze, Konsum, Tiere und vieles mehr. Wer sich auf ›Mensch, Erde!‹ einlässt, hat eine spannende Reise vor sich. Dabei warten auf die Leser:innen spannende Fakten, interessante Gedanken und eine ordentliche Portion Humor.
»Geld kann man bekanntlich nicht essen. Aber wann haben sie zuletzt eine Kreditkarte gegessen? Ich behaupte: letzte Woche. Woher ich das weiß? Ich habe auch eine gegessen. Also nicht am Stück, sondern in kleinsten Teilchen als sogenanntes Mikroplastik.«
›Mensch, Erde!‹ ist durchgehend 4-farbig gedruckt und mit jeder Menge toller Fotografien und Illustrationen geschmückt. Eine meiner liebsten Illustrationen des Buches hat mich beispielsweise gelehrt, dass die Süßwasserschnecke für den Menschen insgesamt gefährlicher sein kann, als Wölfe, Schlangen und Krokodile zusammen. Zwar habe ich in meinem Alltag mit keiner der vier Tierarten zu tun, doch ist es spannend zu sehen, wie sehr sich die eigene Wahrnehmung irren kann.
Zusätzlich versorgt Hirschhausen in ›Mensch, Erde!‹ die Leser:innen mit jeder Menge Links und Empfehlungen, um tiefer in das Thema einzusteigen oder interaktiv zu werden, z.B. bei der Berechnung des eigenen globalen Fußabdrucks.
»Klimaschutz, Artenschutz, Gesundheitsschutz – ohne zu Verschwörungstheorien zu neigen: Da gibt es einen Zusammenhang! Daher ist dieses ›subjektive Sachbuch‹ der Versuch, einen Teil der Grenzen, in denen Themen oft verhandelt werden, aufzuheben.«
›Mensch, Erde!‹ ist ein wunderbares Buch. Vor allem für all jene, die sich gerne mehr mit den Themen auseinandersetzen wollen und noch einen Anschub brauchen. In dem Buch steckt so viel Wissen und Recherche, dass das Buch durch sein Gewicht nach dem Lesen problemlos als Waffe zur Selbstverteidigung verwendet werden könnte. Aber Hirschhausen wäre wohl nicht Hirschhausen, wenn er die Themen nicht mit einer ordentlichen Prise Humor und jeder Menge Anschauungsmaterial aufbereitet hätte.
Wem ›Mensch, Erde!‹ gefallen hat, der sollte vielleicht mal einen Blick in ›Wir sind das Klima!‹ von Jonathan Safran Foer werfen. Das Buch hatte mich zu seiner Zeit für das Thema gewinnen können und gehört definitiv zu meinen Lieblingen.